46 | sunrise
Sie lagen auf der Rückbank des Autos, bis die Sonne langsam aufging und orangerotes Licht durch die leicht beschlagenen Fensterscheiben schickte.
Der Nebel hing dicht über den Feldern und mischte sich mit dem Licht der Morgensonne und den zarten, grünen Blättern der Bäume, die den Rand der Landstraße säumten.
„Ich bin froh, dass es so passiert ist. Und nicht nachdem wir uns gestritten haben."
„Ich auch. Es hat... es hat sich auch besser angefühlt."
„Bist du müde?"
„Ein wenig."
Taehyung hob den Kopf von Jeongguks Brust und fing an zu lächeln, als Jeongguk den Mund weit aufriss, um zu gähnen.
„Ein wenig?", fragte er neckend, doch statt zu lachen, brachte Jeongguk nur ein mattes Lächeln heraus und legte den Kopf wieder auf seinem Pullover ab.
„Wie wär's... ich bring uns nach Hause und wir schlafen uns richtig aus?"
„Nein, bleib hier", murrte Jeongguk und schlang seine Arme um Taehyungs Oberkörper, um ihn festzuhalten, doch er lächelte nur, löste sich aus seiner Umklammerung und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Ich bleib bei dir", versprach er leise und spürte, wie sein Herz einmal aussetzte, als Jeongguk noch einmal gähnte und sich seine Gesichtszüge langsam entspannten. „Versprochen."
„Wehe wenn nicht", nuschelte Jeongguk noch, ehe er ganz einschlief. So vorsichtig wie möglich stand Taehyung von ihm auf und deckte ihn mit seiner Jacke zu. Dann zog er sich selbst wieder an und kletterte auf den Fahrersitz, um den Motor zu starten.
Sie standen noch immer auf der kleinen Lichtung. Die Uhr im Auto zeigte halb sechs an und wenn Taehyung selbst nicht so müde gewesen wäre, hätte er gern noch ein wenig dagesessen und den traumhaften Sonnenaufgang beobachtet.
Doch dann wären sie vermutlich nie mehr nach Hause gekommen, weshalb er widerwillig den Wagen startete und langsam zurück auf die Landstraße rollte.
Die Nebelschwaden über den Feldern lösten sich nach und nach auf und er fuhr sehr langsam, aus Angst mit Jeongguk auf dem Rücksitz einen Unfall zu bauen.
Alle zwei Minuten sah er durch den Rückspiegel zurück, um sich zu vergewissern, dass er noch immer dort lag und schlief, doch die ganze Fahrt über verlief alles reibungslos.
Taehyung badete geradezu in den kribbelnden Glücksgefühlen, wenn er an die letzten drei Stunden zurückdachte. Tatsächlich hatte er seit Montag mehrmals darüber nachgedacht, wie es wäre mit Jeongguk zu schlafen, aber wie es tatsächlich gewesen war, kam nicht einmal im Ansatz an alle seine Vorstellungen heran, die er sich deswegen gemacht hatte.
Es war nicht so, als wäre alles perfekt gewesen. Das war es so gut wie nie, nicht einmal mit Bogum. Doch trotzdem war die Spannung, die währenddessen zwischen ihnen geknistert hatte, ein Gefühl, das er um alles in der Welt noch einmal spüren wollte.
Während er seinen Gedanken nachhing, schien die Zeit zu rasen und er wunderte sich ein wenig, als er bereits nach einer halben Stunde auf dem sandigen Hof einbog und den Motor abstellte. Die Sonne hing nun nur noch knapp über den Baumwipfeln und ihm fiel erst jetzt auf, dass Jeongguk angefangen hatte leise zu schnarchen.
Lächelnd angelte er seine Schuhe vom Rücksitz, zog sie sich an und stieg aus dem Auto aus. Tief holte er Luft und ließ die kalte Morgenluft einmal seine Gedanken durchpusten.
Gerade jedoch, als er sich zurück zu Yeontan drehen wollte, um Jeongguk aufzuwecken, rief jemand seinen Namen.
„Taehyung? Was zum Geier machst du hier? Um diese Uhrzeit..."
Erschrocken wirbelte Taehyung herum und sah Yoongi und Namjoon zusammen auf einer der Bänke in dem ersten Licht des Tages sitzen. Namjoon mit einem Buch in der Hand und Yoongi mit einer Zigarette. Verwirrt hob er die Augenbrauen. Er hatte lang nicht mehr geraucht.
„Oh, ich wollte zu Jeongguk", grinste Taehyung und lief zu den beiden rüber. Ob Yoongi schon aufgefallen war, dass ihr Schützling ausgebrochen war?
Vermutlich nicht, sonst würde er nicht so entspannt hier sitzen.
„Du musst uns nicht testen, Kleiner. Wir wissen, dass ihr gestern Abend zusammen abgehaut seid", antwortete Yoongi seelenruhig und nahm einen tiefen Zug. „Man, wie sehr ich das Zeug vermisst hab..."
Enttäuscht ließ Taehyung die Schultern hängen und sah zurück zu seinem Wagen.
„Aber wir haben beschlossen, dass du bestimmt weißt, was du tust. Deswegen sind wir euch nicht hinterher...", erklärte Namjoon entschuldigend und klappte sein Buch zu.
„Und so wie du aussiehst, scheint ja doch alles glatt gelaufen zu sein", fügte Yoongi hinzu und grinste diabolisch. „Dein Hosenstall ist offen."
„Ich hab eine Jogginghose an, Yoongi. Das zieht nicht", seufzte Taehyung und verschränkte die Arme vor der Brust. Um ein Haare hätte er runtergesehen. Glücklicherweise kannte er den Mann mittlerweile schon viel zu gut. Doch Yoongi ließ sich davon nicht verunsichern.
„Aber du bist trotzdem rot geworden. Ihr habt's getan, oder? Oder? Pennt er hinten auf der Rückbank? Man, ich freu mich so für dich. Die ganze Geschichte wird noch so herrlich kompliziert werden..."
Er verstummte, als Namjoon ihn in die Seite stieß und aufstand. In seinem Gesichtsausdruck spiegelte sich Müdigkeit und Sorge wieder, als er Taehyung eine Hand auf die Schulter legte.
„Pass auf dich auf, Kumpel", meinte er jedoch nur leise, klopfte ihm auf den Rücken und ließ sie beide allein. Verwirrt sah Taehyung ihm hinterher.
„Weißt du, was mit ihm los ist in letzter Zeit?", fragte er schließlich an Yoongi gewandt.
„Ja."
„Und... willst du es mir sagen?"
„Nee, lieber nicht."
„Hat es was mit Jeongguk zu tun?"
„Vielleicht."
„Also ja."
„Ich halt meine Klappe. Er soll es dir wenn dann selbst sagen. Ihr seid Sandkastenfreunde...", verteidigte Yoongi sich und nahm abwehrend beide Hände hoch.
Taehyung seufzte noch einmal in der Hoffnung Yoongi würde so wie immer nachgeben und rausrücken, doch dieses Mal blieb sein Sicherheitschef stur und rauchte entspannt seine Zigarette zu Ende.
„Was stehst du hier eigentlich noch rum? Wenn ihr die ganze Nacht auf deinem Rücksitz gevögelt habt, müsstest du eigentlich fix und fertig sein", meinte Yoongi irgendwann und versuchte Taehyung zu verscheuchen, doch er bewegte sich keinen Zentimeter.
„Ihr würdet es mir doch sagen, wenn es etwas ernstes wäre."
„Wir sind dafür verantwortlich, dass dir nichts passiert. Warum sollten wir dich mit jemandem allein lassen, der potenziell eine Gefahr für dich sein könnte?"
„Joon mag ihn gar nicht."
„Dafür mag ich ihn", versicherte Yoongi und zeigte auf den Hyundai. „Und jetzt hol ihn da raus. Der Arme kriegt sonst noch Rückenschmerzen."
„Okay", murmelte Taehyung und machte ein paar Schritte auf das Auto zu, bevor er sich wieder zu Yoongi umdrehte, der auch gerade im Begriff war wieder reinzugehen. „Und wir haben nicht die ganze Nacht lang gevögelt."
„Siehst aber so aus", kam die trockene Antwort, worauf Taehyung zum ersten Mal an diesem Tag einen Blick in die Außenspiegel seines Wagens warf und zusammenzuckte.
Er sollte wirklich besser schlafen gehen.
Ruhe in Frieden, Dynamite...
Songempfehlung des Tages:
Butter [BTS]
♡
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