-(5)- Holla die Waldfee!
Birdy - Wild horses
Harry
Zugegeben: eigentlich habe ich wirklich besseres zu tun als mit ihr in diese dumme Nachuntersuchung zu gehen, aber irgendwie fühle ich mich einfach dazu verpflichtet. Ich meine, sie muss das ja eigentlich nur wegen mir machen, nicht wahr?
Mein Blick ist auf den Boden gesenkt, meine Hände stecken in den Hosentaschen und mein rechtes Augenlid zuckt wirklich ekelhaft herum.Ich fühle mich wie ein durchgeknallter Psycho der sein Augenproblem nicht unter den Griff bekommt.
Emma hingegen wirkt als würde sie nicht gerade in einem Krankenhaus eine wahnsinnig lange Zeit verbracht haben. Sie läuft gelassen den Gang vor mir entlang, pfeift etwas herum und grüßt hier und da ein paar Mirarbeiter und andere Patienten.
Sie wirkt nicht wirklich wie die Emma, die ich kennen gelernt habe, viel freundlicher. Aber vielleicht liegt das ja auch eher an mir.
Als ich Chase entgegelaufe nicke ich ihm kurz zu. Hoffentlich funktioniert alles auch so, wie wir es geplant haben.
Meine Füße fühlen sich wackelig an als ich Emma in das Behandlungszimmer folge und mich in den Stuhl setze, der zugegebenermaßen etwas zu schmal für meinen Hintern ist. Nicht, dass ich einen dicken Hintern hätte, der Stuhl ist einfach nur zu schmal.
"Anscheinend bist du wohl zu fett", kommentiert sie mein komisches hin- und hergerutsche um eine gemütliche Position zu finden. Ich gaffe sie nur kurz an. Auf ihrer Liege hat sie schließlich allen Platz auf Erden.
Dumme Kuh.
Emma öffnet ihren Mund und beginnt wieder diese komische Melodie zu pfeifen, als eine mollige Krankenschwester das Zinmer betritt und etwas notiert. Sie ignoriert uns erst einmal komplett. Erst nachdem sie fertig geschrieben hat, wendet sie sich uns zu.
"Wie geht's dir Emma?", fragt sie. Diese nickt nur und unterbricht ihr Gepfeife nicht einmal. Es macht mich irgendwie nervös. Sie soll damit aufhören.
"Okay, letzte Untersuchung. Wir werden zuerst deine Gehirnstöße kontrollieren und dir dann anschließend Blut abnehmen um die Werte lesen zu können. Wenn alles stimmt kannst du morgen endlich gehen."
Wow, bitte nicht so motiviert!, denke ich nur, als die Frau schlecht gelaunt das Zimmer wieder verlässt. Mit hochgezogenen Augenbrauen blicke ich ihr hinterher und denke wirklich darüber nach, warum sie hier arbeitet, wenn sie doch anscheinend keinen Bock hat.
"Guck, was ich nicht verstehe", beginnt Emma plötzlich. Ihre Hände hat sie unter ihre Oberschenkel geschoben und da ihre Beine den Boden nicht berühren schaukeln sie vor uns zurück. Ich schaue sie an.
"Wieso hat meine Mutter mich noch nicht besucht?", fragt sie dann und irgendwie höre selbst ich die Trauer dahinter heraus. Die Momente, in denen ich Emma traurig gesehen habe, sind zählbar und ebenso übersichtlich. Es ist komisch sie so zu sehen, da sie mir einerseits leid tut ... aber irgendwie auch nervt. Okay, in diesem Moment nervt sie mich nicht, aber ich kann sie ja schlecht einfach so in den Arm nehmen. Sie würde mir vermutlich die Eier einschlagen.
"Ich... Ich habe doch noch eine Mutter, nicht wahr?", fragt sie dann vorsichtig. Schnell nicke ich bevor sie beginnt sich irgendwelche unnötigen Gedanken zu machen. Wenn sie anfangen würde jetzt vor mir in Tränen auszubrechen wäre ich nicht nur überfordert sondern auch sichtlich hilflos. Ich bin nicht wirklich gut darin Leute zu trösten. Ich bringe sie eher zum weinen.
"Ja ... sie hat nur viel zu tun", antworte ich dann. Soweit ich weiß ist ihre gerade geschäftlich irgendwohin verreißt. Da alles abgesprochen ist und sie sich tatsächlich hat überreden lassen, meinte sie, wieder arbeiten zu können.
"Viel zu tun", wiederholt sie mich schnaubend und dann ist sie nicht mehr traurig sondern eher wütend. Ich hoffe das Krankenhaus steht heute Abend immernoch so wie es ist.
Ich öffne meinen Mund und will ihre Mutter verteidigen, aber mir fällt nicht ein womit und zweitens betritt Chase gerade den Raum. Somit halte ich wohl lieber meine Klappe.
"Hey Emma, hey Harry", begrüßt er uns kurz und setzt sich auf seinen Stuhl. Er tippt etwas im Computer herum und dreht sich dann zu uns herum.
"Also, beginnen wir mit einem kurzen Check und dann geht's weiter mit den Gehirnströmen. Klingt spaßig oder?", versucht er ihre Laune etwas hochzuziehen. Funktioniert nur leider nicht wirklich. Gelangweilt reicht sie ihm ihren Arm, so wie er es von ihr verlangt, und bekommt den Puls gemessen.
Ich beobachte das Ganze eher gelangweilt. Und auch als sie diese komische Geleartige Masse auf ihren Kopf bekommt, damit diese Haube nicht herunterrutscht lache ich nur kurz. Ihr Blick ist einfach viel zu gefährlich und bringt sogar mich zum Schweigen.
Stumm gucke ich zu wie diese komische Maschiene ihre Gehirnströme misst und sie sich lauthals über diese klebrige Masse beschwert, die ihr anscheinend überall zwischen den Haaren klebt. Ich will nicht wirklich an ihrer Stelle stehen. Ihre Haare hängen ihr eher weniger attraktiv ins Gesicht und versperren ihr fast die komplette Sicht. Immer wieder höre ich nur ein gelangweiltes Schnauben, das ausdrückt wie wenig Lust sie auf das Ganze hier hat.
Mir geht es ja ähnlich.
Nach endlosen zehn Minuten erlaubt Chase dass sie das Gerät von ihrem Kopf nehmen darf. Es ähnelt einer Schüssel mit wahnsinnig vielen Löchern. Überall in ihren Haaren sind Gelartige Kugeln zu sehen, über die sie sich wahnsinnig beschwert.
"Sollen wir noch einen Ultraschall machen?", fragt Chase dann. Ich glaube eher er hat mich sich selbst geredet, dennoch übernimmt Emma die Antwort.
"Seh' ich aus als wäre ich schwanger?", fragt sie pampig und zieht sich die Kugeln aus den schwarzen Haaren. Ihre Augen funkeln.
Chase sieht sie undeutbar an.
"Ich werde nicht deinen Bauch mit Gel einreiben, zumindest noch nicht. Wer weiß was da noch alles passiert, ihr zwei Hübschen", sagt er, wackelt mit den Augenbrauen und räuspert sich danach schnell als könne er selbst nicht so glauben, was er gerade gesagt hat. Mein Blick fällt ähnlich aus. Ich habe wirklich kein Interesse daran mit Emma ... kleine nervtötende Kinder in die Welt zu setzen.
Nein!
"Der war witzig Chase", meint Emma nur und wirkt dabei selbst etwas peinlich berührt.
"Ich meinte eigentlich ob wir ein Röntgenbild von deinem Gehirn machen sollen", sagt er dann.
"Ist nicht nötig. Da ist sowieso nur Luft drinnen", sage ich lachend. Den Kommentar kann ich mir dann doch nicht verkneifen, so böse Emma's Blick auch ist.
"Ha ha", gibt sie sarkastisch dazu. "Ich muss mein Gehirn nicht unbedingt sehen. Es reicht wenn ich weiß dass alles okay ist."
"Hier geht es aber nicht darum was du willst, sondern was das Beste für dich ist."
"Und das Beste ist, wenn ich ein Bild meines Gehirns an meine Wand hängen kann?", will sie herausfordernd wissen. Warum kann sie nicht einfach dieses dumme Bild machen? Je schneller das läuft, desto schneller kann ich mich hier verziehen. Vielleicht schaffe ich es ja noch zur Happy Hour im Dönerladen hier um die Ecke.
Chase saugt genervt Luft ein. "Hör zu Johnson", beginnt er herausfordernd. Sie lehnt sich ebenso nach vorne und stützt sich auf ihren Oberschenkeln ab. Sie sehen so zerbrechlich aus. "Wir werden jetzt ein verdammtes Bild von deinem viel zu kleinen Gehirn machen, ob du willst oder nicht, und danach werde ich Blut aus deinem Körper ziehen, das du nie wieder zurückbekommen wirst, ist das klar?"
Für einen Moment halte ich die Luft an. Sowohl Chase als auch sie sehen so aus als würden sie jeden Moment auf einander losgehen. Sollte ich einschreiten? Mich in ihr Konflikt einmischen?
Emma's Mundwinkel ziehen sich nach oben, ebenso wie die von Chase. Warte mal, machen die das öfter?
Total verwirrt wechselt mein Blick zwischen Emma und ihm hin und her. Beide stehen fast gleichzeitig auf und verlassen lachend den Raum. Und mich lassen sie verwirrt hier sitzen.
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Meine Zeit, in der ich auf dieses nervige Mädchen warte, verplämpere ich mit Twitter. Die letzten Wochen war ich kaum auf Social Networks. Den ganzen Schlagzeilen wollte ich mich einfach noch nicht stellen, zumal zu viel unwahres Zeug geschrieben wurde.
Scheint so, als wären Schlagzeilen nicht wirklich etwas für mich. Waren sie noch nie.
Ich habe nur Angst dass unser Plan daran scheitern wird, dass sie diese ganzen Medien sehen wird. Hier im Krankenhaus ist sie noch ziemlich isoliert. Sie darf kein Tv schauen und ihr Handy bekommt sie auch nicht. Ich glaube Niall hat es. Niall.
Wie sollen wir ihr alles, was wir falsche gemacht haben, sagen? Ich kann es selbst ja kaum aussprechen. Und das liegt nicht an meinem gekränkten Ego sondern einfach daran, dass ich das alles am liebsten vergessen würde. Stattdessen muss ich jemanden wieder genau daran erinnern, was alles passiert ist. Was ist, wenn ihre Erinnerungen schnell wieder zurückkommen? Sie würde uns vermutlich mit den nächsten Brettern erschlagen.
Ich weiß dass es unfair ist ihren Gedächtnisverlust als einen Vorteil zu nutzen, aber ich habe keinen Plan B. Niemand hat das.
Was sollte ich auch anders machen? Ihr die Wahrheit in's Gesicht knallen?
Vermutlich würde ich nichts mehr überleben, was danach passiert.
So schwer ich mich auch tue meine Gedanken wertvoll ein zu ordnen, so merke ich gar nicht wie meine Finger immer noch über diese Timeline scrollen, die mir auf einmal so fremd erscheint - also zwinge ich mich dazu damit aufzuhören. Meine Hände wirken auf einmal so schwer, also lege ich mein Handy komplett weg und starre einfach nur an die Wand.
Und ich stelle mir vor, was jetzt wäre, wäre dieser dumme Unfall erst gar nicht passiert.
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Meine Gedanken werden tatsächlich erst dann unterbrochen als ich einen hysterischen Schrei aus dem Gang höre. Sofort fahre ich zusammen und weiß nicht so recht ob ich nach gucken sollte. Ich meine, es kann ja irgendein verrückter Typ sein, der sich über sein Mittagessen beschwert.
Es ist nicht einmal Mittag. Ich Dummkopf.
Ich stehe auf und will gerade einen Schritt nach draußen wagen um eventuell etwas sehen zu können, da fliegt mir die Türe mit einer wahnsinnigen Wucht in mein Gesicht und vernebelt mir für ein paar Momente die Sicht. Strauchelnd versuche ich mich irgendwó fest zu halten.
"Emma! Verdammt, bleib doch endlich einmal stehen!", höre ich Chase rufen, wie durch einen Tunnel hindurch. Ich glaube er steht etwas weiter weg. Auf jeden Fall nicht in diesem Zimmer.
"Du kannst mich mal! Ich werde mir das nicht bieten lassen!", ruft sie ziemlich laut. Ich erkenne langsam wieder, wie sie auf dem Schreibtisch von Chase irgendetwas sucht.
"Es ist eine verdammte Spritze! Stell dich nicht so wahnsinnig dämlich an!", ruft nun wieder Chase. Er ist näher gekommen, steht nun im Türrahmen, aber Emma ist vorbereitet und hält ihm angespannt einen Metallstab entgegen. Woher hat sie den denn nur?
Ich glaube meine Nase beginnt zu bluten.
Verdammt, was hat dieses Mädchen denn bitte für eine Kraft? Ich dachte sie hätte sich in letzter ZEit kaum bewegt!
"Dann kann ich dir ja auch eine Spritze in den Arsch stecken um dir dein letztes Bisschen Würde abzunehmen. Wie wäre es?", entgegnet sie aufgebracht. Chase's Augen verdrehen sich theatralisch.
"Du bist so eine Pussy!"
"Und du ein perverser Arzt, der sich nach Blut sehnt. Ist das der Grund, warum du diesen Beruf ausgewählt hast? Oh, ich werde Arzt, dann kann ich endlich meine Blutsammlung erweitern?"
"Die Proben gehen in's Labor, du Trottel!", sagt er nur aufgebracht.
"Dann nimm' seines! Da schießt ja schon ein Wasserfall aus Blut aus seiner Nase!"
Ich bemerke erst, dass sie mich meint, als ich meinen 'Wasserfall' selbst bemerke. Oh mein Gott, das ist aber nicht gerade wenig Blut!
"Geb' mir jetzt dein beschissenes Blut! Ansonsten muss ich wirklich die Betäubungsspritze benutzen!", warnt er sie, doch ihre einzige Antwort ist ein lächerliches Schnauben. Ohne es ahnen zu können stürzt sie los und quetscht sich neben Chase hinaus aus den Gang. Mit einem Indianerruf rast sie den Gang entlang und versucht vermutlich zu verschwinden.
"Holla die Waldfee", murmelt Chase nur, schüttelt unverständlich seinen Kopf und beschließt wohl, sich um mich zu kümmern. Er geht zum Waschbecken, nimmt ein paar Tücher und befeuchtet diese. Anschließend reicht er sie mir, damit ich sie in meinen Nacken legen kann. Ein paar Taschentücher wären auch nicht gerade schlecht!
Von draußen ertönt ein Scheppern. "Also, bei manchen Leute ist es ja wirklich schlimm, die Sache mit dem Blutabnehmen, aber ich habe noch nie jemanden gesehen, der so wahnsinnig ausrastet", sagt er dann.
Ich nicke nur, da ich befürchte das Blut könnte mir in den Mund laufen. Als ich dabei denke, wie sie ausgerastet ist, da muss ich einfach trotzdem lachen. Das war die Emma, die ich in letzter Zeit verloren hatte.
Ich hoffe wirklich sie ist wieder zurück.
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Hallo Guys :)
Hoffe eure Woche war gut, meine war wahnsinnig stressig, aber das ist hier ja nicht so wichtig, haha.
Jaja, die feelings, die hier entstehen sind ja eine reine Achterbahnfahrt!
Eine Frage an euch ( und bitte, antwortet mir auch wirklich):
WAS HALTET IHR VON EINER LESENACHT HIER?
Also, für die, die das nicht kennen: Ich werde eine Nacht alle ein/zwei/drei Stunden ein Update dieser Story, die ganze Nacht durch. Währenddessen können wir alle chatten wo auch immer. na? So als 100k special wegen VT? :)
Alina xx
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