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-(39)- Auf nimmer wieder sehen!

Es ist mitten in der Nach, als ich am Hauptbahnhof in London ankomme. Ich bin hundemüde und meine Haare stehen in alle Richtungen von dem ungemütlichen Schlaf ab, den ich mir die letzten Stunden reingezogen habe. Nachdem ich noch einmal irgendwo umsteigen musste, ich habe den Namen der Stadt schon wieder vergessen, war die Fahrt eigentlich ziemlich entspannt.

Aber diese eine Stange hat sich die ganze Zeit in meinen Rücken gepresst. Ich glaube ich kriege einen Hexenschuss, ich schwöre es.

Gähnend nehme ich meinen Koffer dem Busfahrer entgegen, während ich meinen Rucksack gleichzeit auf meinen Rücken hieve.

Einerseits fühlt es sich komisch an wieder in London zu sein, nach alldem was passiert ist. Andererseits bin ich offen für das, was jetzt kommen wird.

Eine Zukunft komplett ohne die Jungs. Zugegeben: Ich freue mich darauf.

Ich spiele einen Moment mit dem Gedanken Alex zu besuchen, allerdings wird mir klar, dass auch er mir nicht die Wahrheit gesagt hat.

Alle meine vermeintlichen Freunde haben mich angelogen, damit ich nicht vor ihnen abhaue.

Das haben sie jetzt eben davon. Jetzt haue ich ganz sicherlich ab.

Mein Hintern wacht langsam wieder auf, und so kommt es, dass es immer weniger komisch aussieht. Also, das Laufen von mir. Denn mit einer kribbelnden Pobacke ist das gar nicht so einfach.

Ich beschließe mich auf den Weg zum Heathrow Flughafen zu machen, allerdings habe ich keine Ahnung wie ich dahin kommen soll.

"Entschuldigung, können Sie mir sagen, wie ich zum Flughafen kommen kann?", frage ich also einen Mann neben mir, der gerade in seinem Handy herumtippt. Er winkt nur nebenbei ab.

"Keine Ahnung, kauf dir 'nen Stadtplan oder frag' bei der Touristenzentrale. Ich habe keine Zeit!"

Etwas überrascht nicke ich mich einfach nur ab und rege mich hinter seinem Rücken über ihn auf. Eingebildetes Arschloch.

Da ich keine weiteren Personen mehr auf dem Bussteig sehen kann, gehe ich auch in das Gebäude und gucke mich darin nach einem Infostand um. Arbeitet überhaupt jemand um Mitternacht dort?

Ich bezweifle es ehrlich gesagt.

Aber da ich sowieso keine andere Option offen habe, tappse ich den Bahnhof entlang und versuche nicht auf die vielen Typen einzugehen, die mich immer mal wieder dumm anmachen.

Nichts gegen Obdachlose, aber diese hier machen mir schon ziemlich Angst.

Liegt wohl auch daran, dass gerade ziemlich wenig los ist. Immerhin ist es unter der Woche. Viele Arbeiten ja morgen früh wieder.

Als ich vor der Halle ankomme, werden meine Befürchtungen wahr: Es ist niemand da. Nur ein elektronischer Schalter, aber der lässt sich von japanisch weder auf Englisch noch auf Deutsch umstellen. Und Japanisch kann ich nicht.

Also bleibt mir nichts anderes übrig als auf die vielen Pläne zu gucken, die immer mal wieder an den Wänden hängen. Ich muss wohl mit der Underground ein paar Stationen fahren.

Nachdem ich erst einmal in die flasche Richtung eingestiegen bin, sitze ich, hoffentlich, eine gute halbe Stunde später in richtiger Richtung auf dem Weg zum Flughafen. Zugegeben: Eigentlich hätte ich gleich sehen müssen in welche Linie ich einsteigen muss, denn das kann man eigentlich nicht übersehen.

Habe ich aber. So ein Pech.

Ich lehne mich zurück und warte einfach. Meines Wissens sind es noch sieben Stationen bis ich wieder zurück am Hauptbahnhof bin. Und dann nocheinmal acht. Während die Bahn fährt mache ich mir Gedanken darüber wohin ich fahren soll.

Irgendwie habe ich Lust auf vieles, aber entscheiden kann ich mich nicht.

Was, wenn ich mir dadurch nur noch mehr Ärger verschaffe? Ich meine, ich bin immer noch ich. Chaos ist in meinem Leben wohl vorprogrammiert.

Hawaii? Ich könnte mir auch ein One-Way Ticket nach Kanada kaufen und mich eine weile im Wald mit Bären prügeln, die auch wirklich dort in der Natur leben. Oder vielleicht Thailand? Ich könnte sicherlich schnell einen Job dort finden. Und dann kaufe ich mir einen eigenen Elefanten und reite mit ihm durch das ganze Land. Oder ich könnte in den Regenwald und Tierschützern helfen.

Auf die Philipinen und den Menschen Licht geben? Vermutlich würde ich allerdings noch alles abfackeln, bevor ich ihnen etwas Gutes tun kann.

Russland ist mir zu kalt, ebenso alles weitere da oben.

Ahnungslos lege ich meinen Kopf gegen meinen Arm. Ich habe einfach keine Ahnung was ich machen soll.

Ich muss wohl wirklich auf den letzten Drücker entscheiden. Vielleicht treffe ich ja auch einer netten Gruppe, der ich mich anschließen kann. Das wäre doch ideal!

Aber wahrscheinlich gibt es dann da gar keine Flugtickets mehr!

Verdammt! Ich mache mir wohl viel zu viele Gedanken.

Ich habe nicht einmal gemerkt, dass mich die Person gegenüber von mir die ganze Zeit penetrant anstarrt.

Richtiger Gangster. Augenverdrehend frage ich mich warum man sich die Kapuze so stark ins Gesicht ziehen muss, dass man schon fast wie ein Verbrecher aussieht? Ich meine, unauffällig ist das ja überhaupt nicht. Würde mich nicht wundern wenn dieser Heini auf dem Weg ist eine Bank auszurauben.

Und dann dieser intensive Blick. Meine Haut an den Armen ist schon mit Gänsehaut überschüttet. Er hat wirklich ein intensives grün.

Meine Augen weiten sich und so schnell ich kann springe ich von meinem Platz auf, reiße meinen Koffer mit mir und renne das Kabinenteil des Zuges entlang, hauptsache weg von ihm. Für kurze Zeit hoffe ich noch, dass er mich vielleicht gar nicht gesehen hat, aber auch er ist aufgesprungen und dicht hinter mir.

Ich fluche laut ein paar verzweifelte Ausdrücke und reiße meinen Koffer so schnell es geht hinter mir her. Das Ding muss aber auch eine Menge mitmachen.

Was habe ich denn bitte für ein imenses Pech? Da muss gerade dieser Vollidiot im gleichen Zug sitzen wie ich! Wieso schläft der denn nicht? Warum ist er überhaupt in London? Und wieso verdammt endet der Wagon schon da vorne?!

Ich muss mir leider eingestehen, dass ich verloren bin. Ich habe keine Chance auszusteigen, da der Zug noch eine Weile bis zur nächsten Station fährt. Und da vorne geht es nicht weiter. Ich habe keine Ausweichsmöglichkeit.

"Emma!", höre ich ihn leise meinen Namen sagen, aber dennoch klingt sein Ruf scharf und drängend.

Oh, der soll mir ja weg bleiben. Ich bin in der Öffentlichkeit. Ich kann schnell auf ihn aufmerksam machen. Da hilft auch seine dämliche Verkleidung nichts!

"Lass mich sofort in Ruhe du imenses Arschloch!", fauche ich über meine Schulter zurück. Die Dame, an der ich in diesem Moment vorbeilaufe, blickt mich empört an. Entschuldigend winke ich ihr zu, bin aber schon am Weiterrennen.

Er weiß nicht, dass ich alles weiß. Er war nicht da. Außer Niall hat es ihm gesagt. Das könnte sein.

Allerdings scheint es zwischen den Beiden ja sowieso dicke Luft zu geben. Mir ist der Streit zwischen ihnen in den letzten Wochen schon stark aufgefallen. Ich meine, das kindische Treten unter den Tischen hat auch mich das ein oder andere Mal erwischt.

Ich sitze in der Falle - vor mir geht es nicht weiter. Ich kann nicht weg. Scheiße.

Und als ich mich umdrehe steht Harry auch schon vor mir und blickt mich schluckend an. Es scheint, als weiß er nicht, was er sagen soll. Aber verfolgen, ja das kann er dann doch!

"Was machst du hier?", ignoriert er meine Anweisung und will direkt etwas anderes wissen. Ich antworte nicht, starre ihn nur an.

Ich fasse es nicht. Wieso muss er mir gerade jetzt über den Weg laufen?

Kann mich mal einer kneifen? Vielleicht träume ich das ja gerade nur.

"Emma?", fragt er noch einmal, als ich nicht antworte. Ich hebe meine Hand in seine Richtung in der Hoffnung er hält dadurch seine Klappe und redet nicht weiter, allerdings verwirrt ihn das wohl nur noch mehr.

"Was soll das?", redet er weiter.

"Das heißt du sollst deine Fresse halten! Als ob du das nicht kennst!", meine ich genervt und verdrehe gleichzeitig meine Augen.

Ich sehe, wie er etwas nach hinten zuckt. Jedoch nur mit seinem Oberkörper. Die Beine bleiben an Ort und Stelle stehen. Etwas zu nahe, wie ich finde.

Sowieso ist mir das peinlich. Ein paar Leute gucken schon komisch. Ist ja auch total normal mit einem Koffer wie eine Verrückte durch einen Zug zu rasen. Mitten in der Nacht.

Ja, richtig unauffällig.

"Wieso bist du in London?", fragt er erneut.

"Das geht dich überhaupt nichts an!", stelle ich sofort klar.

Eine seiner Augenbrauen wird von ihm nach oben gezogen. "Was?", lacht er leicht. "Natürlich. Ich bin dein Freund-"

"Nein, das bist du eben nicht!", unterbreche ich ihn schnell. "Du hast nicht das Recht zu sagen wir wären befreundet!"

Sein Blick wird immer verwirrter. Wahrscheinlich weiß er es wirklich noch nicht.

"Was?", fragt er nach.

Ich erwidere nichts, blicke ihn nur böse an. Ich bin ihm immerhin keine Erklärung schuldig. Absolut nicht.

"Was ist denn?", fragt er wieder, fast etwas verzweifelt, als ich nichts antworte.

Und dann trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag, denn er taumelt aus dem Nichts ein paar Schritte nach hinten und greift sofort nach irgendetwas, an dem er sich festhalten kann. Während ich ihm zugucke, und vielleicht etwas hoffe, dass es ihn auf den Boden legt, verkreuze ich die Arme vor meiner Brust und schweige weiter.

"Wer hat es dir gesagt?", will er wissen.

"Das geht dich nichts an", antworte ich nach kurzem Zögern.

"Wieso soll mich das bitte nichts angehen? Das geht mich sehr wohl etwas an! Ich bin dein Freund! Freunde vertrauen einander Dinge an!"

Meine Augenbraue hebt sich mit jedem Wort ein Stück mehr.

"Ach ja? Auf einmal?", frage ich sicherheitshalber noch einmal nach. Vielleicht verwechselt er da ja gerade etwas. Oder er ist komplett behindert. Oder betrunken. Aber er riecht nicht nach Alkohol.

"Ich meine das Ernst!", verdeutlicht er.

"Achso", meine ich murmelnd. "Klar, stimmt. Da bist du vorne dran, wenn es um Ehrlichkeit geht. Eigentlich seid ihr da alle fünf an der Spitze der Charts für Ehrlichkeit. Ich meine, dass du für meinen Gedächtnisverlust praktisch verantwortlich bist, das hast du bestimmt einfach vergessen zu erwähnen. Ich meine, kein Ding. Das kann ja mal passieren. Ist ja nicht so schlimm gewesen. Ich lebe ja immer noch. Macht ja nichts."

"Emma-"

"Und das du für die ganzen Lügen die im gesamten Internet über mich stehen, ebenfalls verantwortlich bist, das ist ja auch nur Nebensache. Pf, das hat mich doch nicht interessiert. Ich konnte mich ja immerhin eh nicht daran erinnern", ich winke gespielt locker ab. "Keine große Sache. Du bist wirklich Mr. Ehrlichkeit. Ich glaube so solltest du dich nennen: Harry Edward Ehrlichkeit! Und eure Band solltet ihr in One Ehrlichkeit umbenennen. Das würde euch viel besser beschreiben. Denn Ehrlichkeit ist ja das Grundgerüst einer guten Freundschaft!"

Es fällt mir schwer, ihn nicht anzuschreien. Es fällt mir wirklich enorm schwer.

"Du musst uns verstehen, wir-"

"Ich kann wirklich kaum glauben, dass ich so dumm war und euch nach Deutschland überhaupt noch eine zweite Chance gegeben habe. Ich bin in London gewesen und euch Pennern wieder in den Arsch gekrochen, weil ich anscheinend aus irgend einem Grund an unserer Freundschaft festgehalten habe. Und das war ja noch nicht alles, nein!"

"Wir-"

"Ich war auch noch so dumm und habe die Scheiße, die ihr mir erst eingebrockt habt, auf meine eigene Kappe genommen. Ich habe meine ganze Zukunft verbockt, nur um euch zu helfen, obwohl ihr schon die ganze Welt vor euren Füßen hattet! Und dann, als ob das nicht schon alles reichen würde nimmst du mir auch noch meine kompletten Erinnerungen!"

"Du gibst mir die Schuld für deinen Gedächtnisverlust?", fragt er mich mit großen Augen, schockiert.

"Natürlich tue ich das!", meine ich etwas lauter. "Das tue ich, weil du Schuld bist! Du hast das Lenkrad losgelassen, weil ich einen einzigen Tweet nicht abschicken durfte. Ich muss das noch mit Simon besprechen, bla bla bla. Simon ist doch da verfickt egal! Es geht um mich, um mein Leben und um meine Zukunft!"

"Ich verstehe-"

"Oh nein! Du verstehst absolut gar nichts! Du verstehst nichts. Überhaupt nichts. Und deswegen werde ich es dir jetzt klar und deutlich sagen: Ich habe die Wahrheit genauso sehr verdient wie ihr! Ich habe sie verdient. Zu hundert Prozent!"

Und dann gehen die Türen der Underground auf, weil wir gerade in einen Bahnhof eingefahren sind, und das ist meine Chance.

Leider sieht auch Harry schnell, was ich vorhabe, aber um ihn daran zu hindern, mich daran zu hindern abzuhauen, schmeiße ich meinen Koffer mit aller Wucht auf ihn, sodass er mitsamt dem Koffer auf den Boden knallt. Meine Sachen kann ich ersetzen.

Meine Freiheit muss ich mir erkämpfen.

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Da mein Koffer sowieso weg ist, habe ich nur noch den Rucksack. Also beschließe ich zu gehen. Meines Wissens und laut den Stadtplänen sind es nur noch circa eineinhalb Kilometer. Sowieso sind die Flugzeuge schon überall im Himmel leuchten zu sehen.

Laufen klärt die Gedanken. Ich brauche unbedingt einen klareren Kopf. Nach der unfreiwilligen Begegnung mit Harry schwirren mir vorallem Gedanken im Kopf herum, die ich nicht dort drinnen haben will.

Wieso muss ich gerade an Holmes Chapel denken, oder an den Moment im Schuppen?

Das ganze nervt mich so sehr, dass ich voller Wucht gegen eine Mülltonne trete und es im nächsten Moment sofort bereue. Mein Fuß beginnt sogar durch meine Sneaker total weh zu tun.

Wieso bin ich nur so verdammt dumm?!

Allerdings beschließe ich, dass ich auch im Flugzeug weiterheulen kann, also laufe ich humpelnd weiter. Mir fallen immer mal wieder ein paar Blitze in der Nähe auf und klar weiß ich, was das bedeutet.

Hier in der Stadt sind eine Menge Paparazzis, die nur darauf warten, dass ich etwas sagen werde - und ehrlich gesagt ist das schon wahnsinnig verlockend. Aber ich bin der Meinung dass die Jungs nun ehrlich sein müssen, denn würde ich jetzt etwas sagen, würde mein Wort gegen ihres stehen und wem würden die millionen Fans wohl mehr Glauben schenken?

Selbst wenn sie zwischen einem Stein und mir entscheiden müssten, würden sie den Stein wählen. Hundert protzentig.

Nach einer guten halben Stunde plus einem schmerzendem Fuß, gelange ich in eine der riesen Hallen des Flughafens. Da komischerweise doch noch sehr viele Menschen hier unterwegs sind, ziehe ich mir nun auch die Kapuze meines Pullis über den Kopf um mich wenigstens etwas sicherer zu fühlen.

Ich laufe direkt auf einen Schalter einer x - beliebigen Airline zu und gucke gleichzeitig auf die Abflugtafel. Kenia? Ne. Berlin auch nicht. Der Flieger nach Los Angeles würde in fünf Stunden fliegen. Mit etwas Glück wäre sogar noch etwas frei. Ich brauche ja sowieso nur einen Platz. Und da ich Harrys Kreditkarte immer noch in meiner Jacke habe, kann ich mir ja auch erste Klasse gönnen. Da ist wohl noch eher etwas frei.

"Hallo Ma'am", begrüßt mich die Stewardess am Schalter lächelnd, während sie immer wieder in ihren Computerbildschirm schielt.

"Hey. Ich bräuchte einen Flug. Ist in dem Flug nach Los Angeles in fünf Stunden noch ein Platz in der ersten Klasse frei?", packe ich direkt aus.

"Einen Moment bitte", sagt sie zu mir und wendet sich nun ganz ihrem Computer zu. Nach ein paar Sekunden nickt sie.

"Ja, das wäre möglich. Ist allerdings einer der teueren. Die günstigeren der first class sind bereits alle weg."

"Wie viel würde das denn kosten?", frage ich einfach mal nach.

"3600 Pfund", antwortet sie, immer noch mit einem Grinsen im Gesicht, das sich komischerweise auch in meinem Gesicht ausbreitet.

"Ach, kein Problem", meine ich nur und ziehe leichtfertig die Karte aus meiner Jackentasche um sie der Stewardess zu überreichen, die sie beinahe schon gierig entgegen nimmt.

"Ich danke Ihnen!", meint sie nur.

Ich winke ab. "Kein Grund mir zu danken."

Denn es geht nicht auf mich. Und komischerweise fühlt es sich gut an Harry so eine große Rechnung zu überlassen.

Der einzige Minuspunkt der ganzen Sache ist, dass er nun weiß wo ich hin gehe. Aber LA ist eine riesen große Stadt. Die Chance ist so gering, dass ich ihm dort begegnen werde. Und zur Not kann ich ja immer noch abhauen.

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Ich schlürfe gerade meinen Tee in der First Class Lounge irgendwo im oberen Stock des Flughafens, als es an meiner Türe klopft. Aber ehe ich herein oder etwas anderes erwidern kann, drückt sich ein britischer Lockenkopf auch schon ohne etwas zu sagen in mein Wartezimmer und schließt die Türe hinter sich.

"Ich fasse es nicht", kommentiere ich sein Auftreten fassungslos uns stehe sofort auf, nur um beweglicher zu sein.

"Ja ich auch nicht! Ich fasse es nämlich nicht, dass du einen 3600 Pfund Flug nach LA von meiner Karte buchst ohne mir auch nur das Gerinste davon zu sagen! Du hast nicht das Recht mir nichts davon zu sagen, dass du abhauen willst!"

Ich starre ihn weiterhin fassungslos an. Ist er wirklich so dumm oder tut er nur so.

"Ich weiß ja nicht, was in deinem mickrigem Gehirn falsch ist, aber allein der Begriff abhauen deutet darauf hin niemandem etwas zu sagen. Vorallem nicht wo man hin geht. Und hör endlich auf zu behaupten, dass ich nicht das Recht der Welt hätte euch nichts mehr zu sagen. Ich will euch nicht mehr sehen. Nichts, na da, niente. Nie mehr!"

"Du wirst nicht in dieses Flugzeug steigen!", platzt es aus ihm heraus.

"Entschuldigung?", frage ich fassungslos nach einer Wiederholung seines Satzes, den ich nicht so ganz glauben soll. Sein Getue als Pascha ist mir total neu.

"Du wirst nicht in dieses Flugzeug steigen weil du mich nicht einfach hier alleine lassen kannst. Du kannst nicht einfach gehen!"

"Ich kann", meine ich etwas genervt. "Und ich werde."

"Nein!", schreit er auf einmal verzweifelt aus. Erschrocken von seinem plötzlichen Ausbruch zucke ich etwas zusammen.

"Du kannst das nicht tun! Du kannst mich nicht einfach alleine hier lassen und einfach verschwinden!", schreit er verzweifelt.

"Und du kannst nicht immer denken, dass sich alles nur um dich und deine Heiniband dreht!", schreie ich zurück, aufgewült wie noch mal was.

"Mein ganzes Leben dreht sich doch nur noch um dich. Tag und Nacht!", erwidert er wieder. Jedes Wort zeigt seine Verzweiflung klar und deutlich.

"Dann lass mich doch einfach gehen, damit das vorbei ist!", verlange ich mit ersticktem Atem.

"Das geht verdammt noch einmal nicht! Versteh' das doch endlich!", ruft er aus, rauft sich panisch durch die Haare, als sucht er irgendetwas zum Festhalten.

"Wieso könnt ihr mich nicht einfach gehen lassen?!", brülle ich ihn nun schon eher wütend an, weil er es nicht versteht.

"Weil ich dich liebe!", schreit er mir ins Gesicht. "Ich liebe dich und ich kann dich nicht einfach gehen lassen mit dem Unwissen dich nicht mehr zu sehen!"

Ich starre ihn an, als wäre er eine sprechende Badewanne, die gerade vor mir im Hoola - Rock Salsa tanzt. Und erwidere nichts.

"Du spukst mir schon seit Monaten nur im Kopf herum. Und dann denke ich über deine Augen nach, und wie sie mich faszinieren und wenn ich nicht an deine Augen denke, dann denke ich an deine Haare oder dein Lächeln oder deine verrückten Ideen. Und ich kann nicht aufhören damit, weil du 24/7 in meinem Kopf herumschwirrst, wie ein lästiger Eindringling. Und das geht nicht weg, wenn du einfach weg gehst, weil du dich nicht nur in meinem Kopf, sondern auch in meinem Herzen eingenistet hast!"

Ich schweige weiter, blicke ihn nur. Dieses Mal weicher, weil ich ihn verstehe. Es ist schwer jemanden gehen zu lassen, den man liebt.

"Du hast mir sehr weh getan", flüstere ich nur als Antwort.

Sein zugestehendes Nicken überrascht mich irgendwie total - und irgendwie auch nicht.

"Ich weiß", haucht er und blickt mich an. Tränen laufen seine Wangen hinunter. Er hat wahnsinnig dicke Augenringe, die mir erst jetzt auffallen. "Und ich ... es tut mir so wahnsinnig leid", meint er weiter.

Ich beiße mir auf der Lippe herum, damit ich nicht ebenfalls anfange zu weinen. Das wäre irgendwie total komisch, wenn wir jetzt beide herum heulen. Totaaaaaaal komisch.

Und dann, nachdem wir uns eine Weile nur anstarren, macht er ganz vorsichtig einen Schritt auf mich zu und legt die Hand an meine Wange. Und das ist dann doch der Moment, in dem mir die ersten Tränen über die Wangen laufen. Weil irgendwie alles doch viel zu viel ist.

Harry legt seine Stirn an meine. Ich kann seine Nasenspitze an meiner fühlen und sein Atem riecht nach Minze, als hätte er sie sich extra noch kurz geputzt, bevor er hier herein gestürmt ist. Aber selbst wenn es so ist, interessiert es mich gerade nicht.

Im Endeffekt heulen wir jetzt doch beide stumm vor uns hin, während sein Daumen meine Wange auf- und abfährt. Und es kribbelt. Es kribbelt wahnsinnig.

Ich habe meine Augen geschlossen, weil mich sein flehender Blick vielleicht doch noch zum Bleiben zwingen würde, und das ist das Letzte, was ich will. Ich will hier weg. Das ist zu hundert Prozent sicher.

Seine Lippen treffen ganz leicht auf meine. Fast spüre ich sie nicht, aber ganz leicht, ganz ganz leicht nehme ich sie wahr.

Komischerweise schubse ich ihn nicht weg und ich scheuere ihm auch keine. Ich küsse ihn zurück. Ebenso sanft.

Der Kuss schmeckt salzig, von unseren Tränen. Ich glaube, er weiß, dass das ein Abschied sein wird. Er weiß wie stur ich bin, obwohl ich mich gerade wirklich sehr selbst zusammenreißen muss.

Er hat mir so oft so arg weh getan.

Und genau das ist der Grund, warum ich dann doch von ihm ablasse und nicht weiter gehe. Ich versuche angestrengt meine Gefühle zu unterdrücken, denn ich bin ehrlich: Ich kann mir gut vorstellen, dass das Ganze hier noch um einiges weiter gehen könnte.

Er zieht mich so stark an.

Aber die Schmerzen über vergangene Dinge erlangen die Überhand, und so gehe ich einfach vorsichtshalber einen Schritt zurück und wische mir Schluchzend die Tränen von den Wangen.

Wow, in den letzten vier und zwanzig Stunden bin ich wirklich zu einer Art Springbrunnen mutiert.

Bitte nicht.

"Was ist?", fragt er leise, seine Augen blicken mich direkt an.

Ich schüttele ganz leicht den Kopf. "Das ist nicht richtig. Nicht nach all' dem, was passiert ist."

Er starrt mich nur an und nickt dann zu meiner Überraschung nach ein paar Augenblicken. Und dann nickt er stärker. Und er beißt sich auf die Lippe und senkt seinen Kopf.

"Es tut mir wirklich leid", höre ich ihn flüstern, sage allerdings nichts. Dann hebt er seinen Kopf wieder. "Und du wirst wirklich gehen?", höre ich ihn fragen. Er redet, als hätte er Angst vor der Antwort. Mit komplett zitternder Stimme.

Ich nicke. "Ja, ich werde gehen."

"Oh", haucht er aus. Und dann vergräbt er seinen Kopf in seinen Händen und fängt richtig an zu weinen. Seine Reaktion überfordert mich zugegeben einfach nur total. Ich habe Harry noch nie so wahnsinnig weinen gesehen. Ich komme mir geradezu hilflos vor.

Und gerade weil ich nicht weiß, was ich machen soll, gehe ich einfach auf ihn zu und nehme ihn in meine Arme.

Er schmiegt seinen Oberkörper gegen meinen und seine Hände umklammern mich, als würde er ertrinken.

Hoppla, was geht denn bei ihm schief?

"Harry", flüstere ich.

"Nein", höre ich ihn sagen. "Ich kann dich nicht gehen lassen. Du wirst ganz sicherlich nie wieder was von dir hören lassen. Ich werde dich nie wieder sehen oder nie wieder mit dir reden. Und anfassen und oh Gott!"

"Du redest ja, als ob ich gleich sterben würde", murmele ich nur scherzend. "Hör' auf damit. Spätestens wenn ich wieder in irgendwelchen Zeitungen stehe, nachdem ich irgendeinen Mist gebaut habe, wirst du mich wieder vor deinen Augen haben."

"Das ist nicht dasselbe", murrt er fast schon wie ein bockiges Kleinkind.

"Deinen Fans geht es genauso bei dir, was eigentlich bedeutet, dass du zu meinem Fan wirst. Oh Oh Oh!"

Er boxt mir leicht mit der Faust gegen meine Schulter und schüttelt lächelnd den Kopf. "Träum weiter Johnson!"

Ich lache ebenfalls.

"Wann geht deine Flug?", will er dann wissen.

Ich blicke kurz auf die Uhr an der Wand. "In einer dreiviertel Stunde."

Er nickt, schaut sich kurz orientierungslos im Raum um, ehe er wieder nickt und eine Hand an meinen Rücken legt. "Ich komme mit."

Überrascht schaue ich ihn an. "Man wird dich sicherlich erkennen."

Er zieht die Schultern nach oben. "Ist mir egal. Das sind vermutlich meine letzten Minuten mit dir. Sollen die Paparazzis doch ein letztes Bild von uns schießen."

----

"Ich warne dich. Wehe du drückst mir wieder die Pulsader ein!", sage ich zu ihm, als wir beide nebeneinander in der Wartehalle auf den Aufruf zum Boarden warten.

"Wir haben doch beide gesehen wohin das geführt hat", murmelt er nur müde. Ich sage nichts, nicke nicht einmal. Also sitzen wir einfach nur so da und schweigen vor uns hin.

Ich bin total durcheinander und wütend auf mich selbst.

Denn oh Gott, obwohl ich so wahnsinnig wütend auf diese Jungs bin, sitze ich trotzdem mit einem von ihnen am Flughafen und warte auf mein Flugzeug. Das ist nicht richtig. Das ist von vorne bis hinten falsch.

Ich bin schon wieder eingeknickt.

"D-Du solltest gehen", stoße ich mit zitternder Lippe aus, als ich es selbst erst erkenne. Harrys Kopf dreht sich zu mir. Sein Blick ist verwirrt.

"Was meinst du?"

"Ich bin schon wieder eingeknickt."

"Was?"

"Ich habe mir geschworen nicht mehr rückfällig zu werden, aber kaum tauchst du hier auf, da vergesse ich das alles schon wieder", erkläre ich ruhig. "Das darf so nicht sein. Ich kann so nicht mehr weiter machen."

Harry fährt sich mit der Zunge über die Lippen und nickt dann einfach. "Verstehe."

Er steht auf, ich aber bleibe sitzen. Ich gucke ihm nur dabei zu, wie er aufsteht.

"Das ist ein Abschied, nh?", fragt er noch einmal. Vielleicht will er sich vergewissern. Ich stimme ihm stumm zu.

"Okay", erkennt er. "Danke für alles Emma. Du bist eine echt gute Freundin."

Meine Lippen verformen sich zu einem kleinen Lächeln. "Keine große Sache Harry. Leider kann ich das überhaupt nicht zurückgeben."

Auch er lächelt. Und dann geht er nach Hause.

Oder vielleicht auch in den Zoo.

Ich weiß nicht, was er jetzt machen wird. Und ehrlich gesagt: Es ist mir scheiß egal.

Ich blicke ihm hinterher wie er geht. Und mit jedem Schritt, den er von mir weg macht, wird mein Lächeln ein Stückchen größer.

Ich fühle mich nicht schuldig, kein Stück. Ich habe absolut keinen Grund mich schuldig zu fühlen.

"Traue ich meinen Augen da einfach nicht, oder sitzt da wirklich die lebende Emma Johnson vor mir?", höre ich jemandem mit amerikanischem Akzent neben mir sagen. Verwundert blicke ich in die Richtung und kann nur noch mehr lachen.

Cameron Dallas.

"Traue ich meinen Augen kaum, oder bist du gerade nicht besoffen?", frage ich zurück. Er zieht seinen unsichtbaren Hut vor mir.

"Touchée. Was machst du hier?", fragt er, während er sich neben mich setzt.

"Ich fliege nach Los Angeles", erzähle ich, während ich nebenher das Grinsen immer weiter ausweite.

Es fühlt sich gut an, nach dieser schweren Zeit in etwas Neues steuern zu können. Alle meine Probleme hinter mir lassen und hier mit komplett abzuschalten.


Aber mal ehrlich: Das ist nur der Anfang eines weiteren Lebensabschnittes, der mir mal wieder meine beste Seite entlocken wird.

Aber da wusste ich das eben noch nicht.

Dumme, naive Emma.

Das Ende? Auf keinen Fall.

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