-(38)- Don't call it a Schnitzel
"Hier, danke fürs Fahren", murmele ich beim Aussteigen aus dem Taxi, das mich in die nächstgelegene Stadt gefahren hat. Und das hat schon beinahe eine halbe Stunde gedauert. Diese Pappnasen haben mich wirklich nach Buxdehude geschickt.
Lächelnd nehme ich meinen Koffer vom Fahrer entgegen und ziehe diesen hinter mir her, als ich nach einer weiteren Verbindung suche.
Ich habe mir vorgenommen erst einmal nach London zu gehen, auch wenn dort die Chance hoch ist, gefunden zu werden.
Denn in England kenne ich mich eigentlich so gut wie gar nicht aus. Von wo ich sonst noch wegfliegen kann weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Da scheint mir London am praktischsten.
Nachdem ich eine alte Dame um Hilfe gebeten habe, hat sie mir mitgeteilt, wo die nächste Bushaltestelle ist. Allerdings hat sie mir keine großen Hoffnungen gemacht, dass ich hier allzu schnell wegkommen werde. Anscheinend fährt ein Bus hier nur alle zwei bis fünf Stunden.
Aber da ich keine andere Wahl habe, setze ich mich einfach auf die Bank und warte in der Kälte. Okay, so kalt ist es nicht einmal, aber dennoch wird es nach zwanzig Minuten schon verdammt kalt.
Nach einer Stunde kommt ein weiteres junges Mädchen, das sich neben mich setzt. Sie hat beide Ohrenstöpsel in den Ohren, was zugegeben ziemlich schlau ist.
Ich meine, hätte ich ein Handy würde ich das sicherlich auch machen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass mein Bus erst in eineinhalb Stunden von hier losfahren wird, also stehe ich auf und beschließe noch ein bisschen in diesem Ort herumzulaufen.
Nachdem ich gute drei Pfund in meiner Jackentasche gefunden habe, kann ich mir vielleicht sogar etwas zu essen kaufen. Eventuell auch einmal etwas ungesundes. Für einen Burger könnte ich gerade echt sterben.
Allerdings kann ich ihn dann ja gar nicht mehr essen...
Kopfschüttelnd über meine Gedanken, watschele ich mit meinem unnötig schweren Koffern durch das kleine Örtchen, das zugegeben ziemlich süß aussieht.
Die Gassen sind klein, die Häuser ziemlich süß gestaltet und beinahe überall hängen Blumentöpfe von den Balkonen. Fehlt nur noch ein kleines Bächlein. Und die Wärme.
Es ist wirklich arschkalt.
Als ich nach einer kurzen Zeit eine Bäckerei sehe, klatsche ich einmal begeistert in die Hände. Bäckerei bedeutet Wärme. Und die sehne ich mir gerade ziemlich stark herbei.
Drinnen kommt mir sofort der leckere Geruch von frisch gebakenem Zeug entgegen, in den ich mich gerade im Moment verliebe. Ich wusste nicht mehr, dass eine Bäckerei mich so glücklich machen kann.
Die Dame hinter dem Tresen, die gerade bei einem anderen Kunden abkassiert, sieht niedlich und knuffig aus. Sie hat einen lockigen Afro auf ihrem Kopf, der in alle Richtungen absteht und sieht schon etwas älter aus.
Eine Brille, die sie sich ganz vorne an die Nasenspitze gesetzt hat, ist durch eine kleine Schnur vor dem Runterfallen geschützt. Auf ihrem Ringfinger sitzt ein wahnsinnig toller Ring, der mir sofort auffällt. Sie erinnert mich an meine Oma, die ich über alles gebliebt habe.
"Guten Tag, Miss. Was möchten Sie denn?", fragt sie mich mit einem starken britischen Akzent, nachdem ich gar nicht bemerkt habe, wie der Kunde vor mir fertig bezahlt hat. Ich schenke ihr sofort meine Aufmerksamkeit und ein freundliches Lächeln. Ihres ist wirklich knuffig.
Ich bestelle einen Kaffee und irgendein englisches Gebäck, das ich probieren will, wenn ich schon einmal in England bin. Während sie mir meinen Kaffee zubereitet, fängt sie ein Gespräch mit mir über die Kälte und dass es andauernd nur regnet. Ich stimme ihr zu, auch wenn mich das Wetter die letzten Tage eigentlich überhaupt nicht interessiert hat.
"Ich weiß, das hier ist kein Starbucks, aber wenn du willst kann ich trotzdem deinen Namen auf den Kaffeebecher schreiben!", bietet sie mir lächelnd an und zeigt mir damit ihre kleinen Lachfältchen unter ihren Augen.
Ich kichere leicht, nicke dann aber einfach und sehe ihr dabei zu, wie sie ihren Edding aus einem kleinem Körbchen neben der Kasse holt und den Deckel abschraubt.
"Dann brauche ich aber auch deinen Namen, Sweetheart", sagt sie.
Erkennend nicke ich und nenne ihr meinen Namen schnell.
"Der ist echt hübsch!", kommentiert sie, während sie ihn ordentlich auf den Papbecher schreibt. Ihre Schürze verrutscht dabei etwas von gewohnter Stelle.
"Vielen Dank!", meine ich, als sie mir beides reicht. Ich reiche ihr meine kompletten drei Pfund aus meiner Jackentasche und sage ihr, sie soll den Rest behalten.
"Du bist nicht von hier, oder?", fragt sie dann freundlich. Bejahend schüttele ich meinen Kopf und trommele meine Finger leise gegen den Becher.
"Nein, Ma'am. Ich komme aus Deutschland. Aber ich mache hier gerade ... Urlaub", antworte ich ihr und trage das Gebäck zu dem kleinen Stehtisch rechts neben mir.
"Meine Tochter studiert gerade in Deutschtland ein Semester lang. In Berlin. Sie schwärmt total davon, aber viel wärmer ist es da ja auch nicht!", lacht sie und wischt einmal mit einem nassen Lappen über den Tresen um ihn sauber zu machen.
Ich nicke und stimme ihr so zu. "Ja, kann ich mir vorstellen."
"Studierst du auch?", fragt sie dann.
"Nein, ich bin leider noch nicht dazu gekommen, aber ich habe vor bald einzusteigen. Vielleicht nächstes Semester oder so. Mal sehen."
"Und hast du schon eine Ahnung was du machen willst?", fragt sie interessiert.
Komischerweise finde ich es wirklich niedlich, dass sie sich so dafür interessiert, was ich einmal machen will. Diese Frau ist einfach zu knuffig.
"Regie wäre toll. Aber ich habe mich eigentlich noch nicht so darüber informiert."
"Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß! Vielleicht werde ich deinen Namen bald in Zeitschriften lesen!", lacht sie herzlich.
Und obwohl sie das eigentlich nur nett gemeint hat, läuft mir bei ihren Worten sofort ein kalter Schauer hinunter. Es kann sein, dass sie nichts von mir in den letzten Monaten mitbekommen hat. Ich meine, es soll noch Leute geben, die eben kein Internet haben.
Das Lächeln kommt mir trotzdem nicht leicht über die Lippen.
----
Bei meinem Weg zurück entdecke ich eine Kreditkarte von Harry in meiner anderen Jackentasche, die ich erst einmal nur dumm anstarre.
Also entweder diese Jungs halten wirklich nichts von Geld, oder sie sind einfach nur schlampig. Wie kommt die bitte da rein?
Aber dennoch bin ich eigentlich ganz glücklich darüber, sie da drinnen gefunden zu haben, denn sind wir mal ehrlich: Schlau bin ich gerade nicht wirklich.
Ich habe mir bis vorhin nicht einmal Gedanken darüber gemacht, wie ich eigentlich Bus und Flug bezahlen soll. Hätte ich diese dumme Karte da drinnen nicht gefunden, würde ich hier in diesem kleinen Kaff festsitzen.
Und dieses Dorf ist noch abgeschotteter als mein Heimatdorf.
Ich atme tief durch, als ich wieder an der Bushaltestelle ankomme. Zu meinem Glück kommt der Bus gerade in die Haltestelle gefahren. Der Busfahrer ist sogar sie lieb mir dabei zu helfen, meinen Koffer in den Bus zu heben. Ich bezahle mit Harrys Kreditkarte und lasse mich erschöpft auf einen Platz im hinteren Teil des Busses fallen. Da dieser eh so gut wie leer ist, habe ich freie Auswahl.
Und dann habe ich eine sechs stündige Busfahrt vor mir, die ich hoffentlich verschlafen kann.
Vielleicht träume ich ja auch von einem Ort, an den ich gehen kann.
Denn ich habe überhaupt keine Ahnung was ich machen soll. Und schon gar nicht davon, wo ich hin soll.
Ich weiß nur; ich muss weg von hier. So schnell wie möglich.
----
Ich weiß, das Kapitel ist etwas kürzer, aber es dient nur als Übergang:
AM SONNTAG KOMMT DAS FINALE!
Stay tuned!
Ich hoffe es hat euch gefallen und ich hoffe ich sehe euch am Sonntag Abend :) Schönes Wochenende!
ily,
Alina xx
P.S: Ich habe ein kleines Edit von Emma gemacht, wie findest ihr es? :)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro