-(31)- Von Shirt-fressenden Schafen und irritierten Hosteldamen (Part 2)
"Wir befördern ihn auf die hintere Sitzbank mit dem Schaf und fahren selbst. Dann übernachten wir eben irgendwo in 'nem Hostel."
"Du willst das Schaf mitnehmen?", frage ich irritiert.
"Wie soll ich das denn loswerden? Außerdem hat es mein Shirt fest im Gebiss."
Ich starre sie einen Moment nur an, ehe ich begreife, dass sie es ernst meint und nicke dann. Zusammen tragen wir Niall auf die Rückbank und schieben, irgendwie, auch das Schaf dazu. Ihr Shirt will es trotzdem nich loslassen, also zieht Laura es nach ein paar Minuten genervt aus. Ich starre sie mit großen Augen überrascht an, als sie tatsächlich nur im BH vor mir steht.
"Guck du nicht auch so! Das Viech geht mir auf die Nerven. War ja eh nass."
Ich nicke nur und starre sie weiter komisch an.
"Kurze Frage: Wer fährt eigentlich von uns beiden?", fragt sie dann. Ich schüttele meinen Kopf kurz und zucke mit den Schultern.
"Wir haben beide keinen internationalen Führerschein also.... Schere, Stein, Papier?", schlage ich vor. Sie nickt sofort und gewinnt.
War ja klar.
Ich setze mich auf den Fahrersitz und kratze mich am Kopf, als ich mir das Lenkrad angucke.
Wie ging das nochmal mit dem Fahren? Hatte ich überhaupt einen Führerschein gemacht?
"Ich hoffe ich werde das überleben", meint Laura neben mir und schnallt sich an. Das Schaf gibt einen zustimmenden Ton von sich.
Meine Freundin und ich gucken uns an und fangen an zu lachen. Ich starte den Motor und trete nach Gefühl Kupplung und Gas im ersten Gang. Dieser Linksverkehr ist zwar wahnsinnig irritierend, aber ich denke es ist viel irritierender an einem Auto vorbei zu fahren, das 'ne Trulla ohne Shirt auf dem Beifahrersitz hat, noch dazu n' schockierten Popsänger und n' Schaf auf der Rückbank.
Laura dreht am Radio herum, bis irgendwann eine passende Mukke aus den Lautsprechern kommt. Und so fahren wir dann erst einmal eine Stunde durch die dunkle Pampa von Irland und rappen unwissend die Texte irgendwelcher Rapper mit, während wir nach einer Möglichkeit zum Übernachten suchen.
"Du weißt dass ich nicht auf Niall stehe", rufe ich Laura irgendwann über die Musik hinzu. Sie lacht allerdings nur auf, als wüsste sie etwas, dass ich nicht weiß.
Gut möglich. Immerhin bin ich die, ohne Gedächtnis.
"Wieso lügst du dich selbst an?", will sie wissen und dreht die Lautstärke etwas herunter.
"Ich lüge nicht", antworte ich schmunzelnd. "Ich weiß was ich fühle."
"Das tust du nicht. Und ehrlich gesagt, du hast diesen Jungen mal echt geliebt."
"Wann?", will ich mit großen Augen wissen.
"Als du die Band bei dir aufgenommen hast. Als er nicht mehr da war, warst du einfach nur aufgelöst. Total der Liebeskummer. Hätte niemals gedacht, dass du so viel weinen kannst. Dank dir musste ich meine Blumen im gesamten Haus nicht einmal gießen. Einen Monat lang."
"Das denkst du dir doch gerade aus", schnaufe ich und blicke immer wieder kurz zu ihr. Sie hat es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht.
"Nein echt nicht. Weißt du, die dreizehn Kilometer lange Strecke durch den Wald, der unsere Wohnorte voneinander trennt?", fragt sie. Ich nicke. Natürlich kenne ich die.
"Als er dich verlassen hat, bist du komplett durcheinander zu mir gelaufen. Nachts, in völliger Dunkelheit und bist irgendwann nachts vor meiner Tür gestanden, nur um wieder meine Blumen gießen zu können."
"Ich kann mich nicht daran erinnern."
"Natürlich nicht du Holzkopf. Immerhin musstest du ja auch dein Gedächtnis verlieren. Richtiges Opfer einfach."
Ich lache bei ihrer Ausdrucksweise auf.
"Aber ohne Witz. Diese Jungs bedeuten dir was. Du solltest echt froh sein sie zu haben. Wer entführt schon eine Freundin aus 'ner Kurklinik, nur weil sie die Schnauze voll davon hat?"
"Die haben mich da rein verfrachtet!", wende ich grinsend ein.
"Die wollten dir helfen. Du musstest in 'ne Klinik. Deine Arme und Beine waren Brei. Du warst dürr wie ein Streichholz und deiner armer Bizeps war auch weg. Richtig traurig einfach."
"Der Bizeps ist wieder da, keine Angst", tröste ich sie.
"Ey, guck mal! Da ist n' B&B. Lass uns da einfach schlafen."
"Meinst du die nehmen noch Leute auf."
"Natürlich. Die leben von solchen Leuten wie uns", sagt sie, als ich in die Einfahrt biege.
"Leute ohne Shirts und Schafen auf der Rückbank?", frage ich lachend und parke das Auto.
"Genau solche", meint sie und schnallt sich ab. Ich gucke sie an und halte ihr meine Hand hin.
"Ich glaube das haben wir ja mal sowas von gerockt!", meine ich lachend.
Sie schlägt ein. "Ich habe gar nichts anderes von uns erwartet. Lass' uns unser Schaf und den Popheini holen. Ich bin echt wahnsinnig müde."
Ich nicke zustimmend und gähne ausgiebig, als ich das Auto verlasse und zur Hintertüre laufe. Ich öffne diese, nur um ein Schafgesicht direkt vor meinem zu sehen.
Erschrocken schreie ich auf und torkele ein paar Meter nach hinten. Laura bricht in schallendes Gelächter aus.
"Ha ha, sehr witzig", murmele ich nur und stehe wieder auf, nur um das Schaf aus dem Auto zu holen. "Ich hasse dieses Tier jetzt schon."
"Dein Shirt hat es immerhin noch nicht."
"Das nächste, das es bekommt wird wenn dann das von Niall sein!", stelle ich klar. Sie nickt weniger überzeugt und zwinkert mir zu.
"Damit du ihn oberkörperfrei angucken kannst, du perverse Ratte."
"Das ist überhaupt nicht der Grund!", verteidige ich mich. Allerdings merke ich selbst, wie meine Wangen anfangen zu glühen.
"Keine Angst Hby, ich verrate schon nichts", lacht sie und nimmt mir das Schaf ab.
Ich beginne damit, Niall aus dem Auto zu ziehen. Er sitzt auf dem Boden, während ich das Auto abschließe. Nicht einmal per Knopfdruck. So alt ist das Ding schon.
Schnell stecke ich den Schlüssel in meine Hosentasche und packe Niall unter seinem Arm, um ihn hochzuziehen und mitzuschleifen. Die Trainingsstunden der vergangenen Wochen haben sich wohl wirklich endlich ausgezahlt. Sechs Stunden Sport am Tag - ich hätte nicht gedacht, dass ich sie für so etwas brauchen werde.
Aber da ich sie ja eh schon habe, spielt das auch gar keine Rolle mehr.
Da will mir mal einer sagen Frauen seien schwach. Der bekommt direkt meine Faust in die Fresse!
Ich öffne schnaufend die Türe und könnte beinahe vor Glück aufschreien, als ich die Warme Luft um mich herum spüre.
Das Ganze sieht wahnsinnig gemütlich aus. Ein kleines Feuer in einem kleinen Kamin. Ein paar Sofas in dieser kleinen Lobby und eine nette Empfangstheke.
Laura steht schon mit ihrem Schaf an dieser. Ehrlich gesagt will ich gar nicht daran denken, was sich dieses Mädchen gerade denken muss. Wahrscheinlich ruft sie gleich noch die Polizei.
"Bitte M'am! Wir sind wahnsinnig müde und brauchen unbedingt ein Zimmer. Wir zahlen auch dafür!"
"Davon gehe ich sowieso aus", antwortet die Empfangsdame, die ganz klar auf Lauras Oberkörper blickt. Kann ich ihr dieses Mal wohl auch nicht verübeln.
Kopfschüttelnd drücke ich Laura etwas vom Tresen weg und beschließe selbst mit ihr zu reden.
"Hey", begrüße ich sie lächelnd. "Wir bräuchten ein Zimmer mit drei Betten bitte."
Die Frau hinter dem Tresen schüttelt lächelnd mit dem Kopf. "Tut mir leid, wir sind voll."
"Voll?", wiederhole ich ihre Worte schrill. Es tut mir allerdings sofort leid, als sie überrascht etwas nach hinten zuckt. Ich hebe verstehend meine Arme.
"Bitte, verstehen Sie mich! Wir sind schon die ganze Nacht unterwegs, wurden von einem Schaf attackiert und haben unseren Freund und ihr Oberteil irgendwo da draußen verloren! Sie müssen uns einfach ein Zimmer geben!", bettele ich.
Zugegeben: Die Müdigkeit macht mich zu etwas, das ich eigentlich nicht bin.
"Ich verstehe Sie ja, aber unsere Zimmer sind alle voll. Wir haben hier keine normalen Zimmer mehr frei. Ich müsste einen bereits eingecheckten Gast wieder herauswerfen, und das geht nicht. Außerdem schlafen wahrscheinlich alle unsere Gäste schon."
"Aber wir brauchen ein Zimmer!", meine ich nun verzweifelt und fahre mir mit den Händen übers Gesicht.
"M'am, wir haben keine Zimmer mehr", weist sie mich noch einmal freundlich darauf hin.
Mit hängenden Schultern nicke ich einfach und verlasse den Tresen und tappe zu meinen Freunden (und dem Schaf).
"Und?", fragt mich Laura. Ich schüttele den Kopf.
"Keine freien Zimmer mehr", meine ich trist.
"Als ob", stöhnt sie auf. "Das kann doch nicht wahr sein!"
"Ist es aber."
"Verdammt!", ruft sie aus.
"Ich glaube solche B&B's warten doch nicht auf Leute wie uns", erkenne ich müde und lasse den Kopf in meine Hände sinken."
"Ich geb zu: vielleicht habe ich mich ja geirrt."
"Vielleicht?", frage ich nach.
Ich höre sie seufzen. Von mir aus würde ich auch in der Lobby übernachten. Immerhin ist die ja auch ziemlich kuschelig und bietet genügend Platz. Aber ebenso kann ich mir vorstellen, dass die Empfangsdame da nicht so Lust drauf hat. Kann ich ihr nicht verübeln. Gegen ein paar Penner in meinem Wohnzimmer hätte auch ich etwas.
Ich reibe mir einmal durchs Gesicht und blicke zu Niall, nur um ihm in Gedanken zu danken, dass er dabei ist. Wirklich, Danke Niall!
Ich stehe wieder auf und laufe erneut zum Tresen. Die Frau blickt mit einem Lächeln wieder auf, allerdings bemerke ich, dass sie etwas genervt wirkt.
"Ich glaube Sie haben mich nicht wirklich verstanden. Es ist wirklich enorm wichtig, dass wir ein Zimmer bekommen!", versuche ich es noch einmal. Sie blickt mich jedoch nur verwirrt an.
"Ma'am", beginnt sie.
"Nein, hören Sie mir bitte zu. Mein Freund, der da hinten liegt, dem geht es echt nicht gut. Verstehen Sie?"
"Soll ich Ihnen einen Krankenwagen suchen?", fragt sie mich. Ich winke ab.
"Nein, ihm geht es gut. Aber er ist unterkühlt und wirklich sehr müde."
"Das tut mir wirklich leid", beharrt sie.
"Ich denke nicht, dass sie einen schlechten Ruf bekommen wollen. Das würde ihrem B&B echt nicht gut tun."
"Entschuldigung?", erwidert sie auf meine Drohung.
"Mein Freund hier, Niall Horan von der Band One Direction, könnte im Nuh einen Tweet verfassen, den über 20 Millionen Leute sehen, die dann ganz genau wissen, was hier für ein Service ist."
Ihr freundliches hat sich in ein nervöses Lächeln verwandelt, mit dem sie mich jetzt anblickt.
"Warum haben Sie dass denn nicht gleich gesagt?", fragt sie mich sofort mit gepresster Stimme.
Ich winke aus Provokation schnell ab. "Ach, ich spiele seine Berühmtheit nicht gerne auf."
"Verständlich", erwidert sie und beginnt etwas in den Computer einzutippen.
"Ein Zimmer?", fragt sie.
"Das wäre wirklich wunderbar."
"Absolut kein Problem", antwortet sie und reicht mir einen Schlüssel für ein Zimmer.
"Vielen Dank. Ich hoffe es ist kein Problem, dass wir ein Schaf dabei haben", meine ich nur grinsend und winke noch zum Abschied.
"Aber natürlich nicht", höre ich sie noch im Vorbeigehen knurren.
Das Zimmer ist okay und nett eingerichtet. Da es eh nur für eine Nacht ist, ist mir eigentlich alles ziemlich egal. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und seufze zufrieden aus.
Nachdem Laura noch schnell duschen war und ihr Schaf irgendwie zum einschlafen gebracht hat, ist es still um Zimmer. Nach kurzer Zeit höre ich schon das leise Schnarchen meiner Freundin. Oder vielleicht ist es auch das Schaf.
"Emma?", höre ich dann plötzlich. Ich setze mich auf.
"Niall?", frage ich.
"Bist du da?"
Ich schalte das Licht Vorsichtig ein. "Ja, bin ich", flüstere ich ihm zu.
"Kannst du herkommen?", fragt er fast schon schüchtern.
Ich starre einen Augenblick verwirrt zu ihm, ehe ich nicke, aufstehe und zu seinem Bett laufe. Ich lege mich zu ihm unter die Decke, was mir irgendwie dennoch wahnsinnig komisch vorkommt.
"Schlaf", sage ich zu Niall, der einfach nickt und sich stumm an mich presst.
Während ich leicht durch seine Haare fahre, schlafe auch ich irgendwann wahnsinnig fertig ein.
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Part 2 wuuuhuu. Die beiden Teile in ein Kapitel zu stecken wäre zu lang gewesen. 50 Seiten auf einmal; nee das mag ich nicht so. Haha.
Auf jeden Fall gehört das und das Letzte Update zusammen. :)
Ich hoffe es hat euch gefallen. Lässt es mich auf jeden Fall wissen!
Ly,
Alina xx
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