-(21)- Ausflug in die Zivilisation
"Okay, verstehe."
Während Louis sich mit einem der Sanitäter unterhält, stehen Niall, Zayn und ich nun bei Liam und reden beruhigend auf ihn ein.
Der erste Schock ist verdaut und so kommt es, dass Liam sich die ganze Zeit über seine Schmerzen beklagt, die ihn anscheinend beinahe umbringen.
Er soll sich mal nicht so anstellen!
Wenn ich einen Autounfall überlebe, dann wird er so einen Bärenhieb ja wohl mit einem Grinsen im Gesicht überstehen!
"Wie lange dauert die Fahrt ins nächste Krankenhaus?", fragt Zayn sich umsehend. Ich zucke mit den Schultern und tätschele Liam beruhigend den Handrücken, in dem eine Kanüle steckt.
Er liegt nun auf einer Liege und wurde mit ein paar Schmerzmitteln zumindest etwas betäubt. Immerhin. Wie würde sein Jammern klingen, wenn er komplett bei Verstand wäre? Ich will es gar nicht wissen!
"Wird schon nicht so lange dauern. Und sowieso sind zwei ultra nette Typen bei dir, die sich um dich kümmern werden!"
Dass die zwei eher aussehen, als wären sie gerade erst aufgestanden, nachdem sie zwei Wochen lang auf ihrer Couch verbracht haben, erwähne ich lieber nicht. Hätten nicht zwei heiße, junge Sanitäter zur Hilfe eilen können? Die hätten meinen Augen wenigstens auch etwas Gutes getan!
"Um mich?", fragt Zayn mit einer hochgezogener Augenbraue.
"Nein man, ich rede mit Liam!"
"Ich habe aber gerade gefragt wie lange es dauern wird."
"Herzlichen Glückwunsch?"
"Dass du immer gleich so abweisend antworten musst", murmelt Zayn zu sich. Aber ich höre ihn schon gar nicht mehr zu, denn einer der Sanitäter steht nun bei uns und tippt mit einem Kuli auf dem Brett, dass er in der Hand hält, herum.
"Sind sie die Freunde von Herr Payne?", will er wissen.
Zayn nickt für uns und räuspert sich. "Ist es arg schlimm?"
Der Sanitäter lächelt leicht, dann schüttelt er den Kopf. "Er hat zwar 'ne Menge Blut verloren, aber in erster Hinsicht war es der Schock, der ihn so aus dem Konzept gebracht hat. Wir werden ihn jetzt mitnehmen, untersuchen und dann behandeln."
"Muss das genäht werden?", frage ich und zeige auf seine Kopfverletzung.
Der Sanitäter nickt. "Er wird vermutlich die Nacht im Krankenhaus verbringen müssen. Zur Kontrolle, keine Angst."
Ich nicke, ebenso Niall.
"Dann sollte jemand mitkommen", meint Zayn und blickt Liam weiter an.
"Gute Idee. Ich finde dass das besser ist", stimmt Niall zu. Ich nicke nur so nebenbei und lächele Liam warm an, der mir ebenfalls mit einem Lächeln antwortet.
"Ich will das Emma mitkommt", sagt er dann plötzlich. Niall und Zayn schwingen zu ihm rüber und lachen beide auf.
"Ja, ist klar Liam. Sie muss aber hierbleiben. Morgen geht ihre Kur weiter."
"Also eigentlich habe ich morgen meinen Ruhetag", erwidere ich Arme verkreuzend.
"Pscht!", fährt mich Zayn an, aber Liam hat mich schon richtig verstanden.
"Wenn Emma nicht mitkommt, dann werde ich mich nicht behandeln lassen!", sagt er grimmig. Louis und Harry schauen ihren Freund mit großen Augen an.
"Ihr habt doch selbst gesagt, dass jemand mitkommen soll. Und wenn er will, dass ich das mache, dann werde ich ihm diesen Gefallen tun!", meine ich. Ich verstehe nicht, wo ihr verdammtes Problem liegt.
"Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache", murmelt Harry zu Louis. Dieser nickt ebenfalls.
Es reicht!
"So lange mir hier keiner vorlegen kann, dass er neuerdings mein Erziehungsberechtigter ist, zumal ich sowieso schon volljährig bin, werde ich mit ihm mitgehen!"
"Aber-"
"Nein! Kein Aber Niall!", fahre ich ihm ins Wort.
Grimmig folge ich Liam in den Rettungswagen und lasse mich dort auf den Platz fallen, der noch für mich frei ist. Es ist zwar etwas eng, aber wenigstens komme ich hier weg. Als sich die schweren Türen vor mir schließen, ist das Letzte, das ich sehe, ein schluckender Niall, der mir mit großen Augen hinterher guckt.
--
"Wir werden ihn jetzt behandeln Miss. Warten Sie bitte hier", wendet sich eine Sekretärin an mich und deutet auf die Stühle. Ich nicke und nehme auf einem der vielen Stühle platz.
Meine Finger trommeln leise auf die Armlehne, während ich mich hier umgucke.
Ich befinde mich im Krankenhaus in Sheffield. Das Nächste, das in der Umgebung steht.
Die Halle ist schlicht eingerichtet und eigentlich nur weiß. In verschiedenen Weißtönen eben.
Ich werde auf den Zeitschriftenständer aufmerksam, der rechts neben mir steht.
Meine Finger greifen nach einer Zeitschrift, auf der Selena Gomez abgebildet ist. Schulterzuckend lasse ich mich wieder auf meinen Platz fallen und lese den neusten Skandal, um die Sängerin.
Oh mein Gott! Sie hat im Restaurant einfach ihren Salat nicht gegessen! Wahrscheinlich ist sie magersüchtig!
Augenverdrehend drehe ich die Seite um, nur um mir selbst in die Augen sehen zu können.
Erstarrt starre ich ein Bild von mir an und weiß nicht wirklich, was ich machen soll.
Hm, hallo Emma, die in einer Talk - Zeitschrift ist. Warum?
Das Bild ist anscheinend von meiner Instagramseite. Irgendwann muss ich es wohl gepostet haben.
Kennt ihr diesen Moment, wenn ihr alte Bilder von euch sehr und euch fragt, wie ihr nur so rumlaufen konntet?
Ja, genau das. Gerade.
Etwas abgelenkt von dem Bildüberfliege ich erst einmal nur die Überschrift, aber als mir klar wird, dass sich der ganze Artikel um mich dreht, habe ich das Gefühl, dass mir beinahe die Augen ausfallen.
Woher wissen die bitte, dass ich in einer Klinik bin? What the ... Ich fühle mich dezent gestalkt!
Meine Augen überfliegen den Text nur grob, aber dennoch kann ich sagen, dass mir schlecht wird.
Denn von dem Meisten, dass hier steht, weiß ich nichts.
Ich bin einmal um drei Uhr nachts in London vor ganz vielen Reportern geflohen nud um danach in einem mysteriösen schwarzen Wagen zu verschwinden?
Haben mir die Warnungen meiner Mutter denn wirklich nichts bedeutet?
Schwarzer Wagen gleich Kidnapper. Kidnapper gleich Entführung. Entführung gleich Vergewaltigung. Vergewaltigung gleich Tod!
Herr Gott, Emma! Wie blöd war ich denn bitte!
[..] Die mittlerweile achtzehn - Jährige ist ja nicht gerade dafür bekannt ein wahrer Sonnenschein der Presse zu sein, dennoch wünschen wir ihr von Herzen alles Gute, damit sie schnell wieder gesund wird!
Eineinhalb Monate zuvor stoßte der Wagen, in dem sie sich aufhielt, mit einem LKW zusammengeprallt, der seitlich in das Auto fuhr. Styles, der ebenfalls im Auto saß, hatte die rote Ampel überfahren. Nach einer langen Zeit, in der keine weiteren Infos an die Öffentlichkeit kamen, wurde uns mitgeteilt, dass sie auf dem Weg der Besserung ist. Wir halten euch auf dem Laufenden!
Es ist ein komisches Gefühl einen Artikel über sich selbst zu lesen. Ganz besonders wenn man sich nicht an das Geschehen erinnern kann.
Ich bin kurz davor eine Schwester zu rufen, um ihr auf den Kittel zu kotzen, als ich die nächste Seite aufschlage.
Es fühlt sich an, als wäre ich tot.
Welche hirnlose Redaktion macht denn bitte so etwas?
"Was wir so sehr an Emma liebten..."
Hallo? Sehe ich tot aus? Liege ich vielleicht in einem Holzsarg unter der Erde und werde von kleinen Kriecheviechern gefressen?
Nur um sicher zu gehen kneife ich mir zur Bestätigung einmal in den Arm. Nein, ich spüre etwas. Also lebe ich. Ganz einfach!
Emma war jemand, der es mit dem Ernst sein, nie richtig hatte. Immerhin kannten wir sie als Person, die gut auch mal mit einem überdimensionalen Anzug durch London rannte (siehe Bild 1) oder eine Verfolgungsjagd um drei Uhr nachts mit Paparazzis veranstaltet hatte (siehe Bild 2).
Wir sind uns sicher, dass Emma immer Spaß am Leben hatte und wünschen ihr alles Gute!
Vielen Dank, ich lebe allerdings noch, also kann diese beschissene Redaktion nicht so schreiben, als würde ich in irgendeinem Graben verreckt sein?
Wütend knalle ich die Zeitung auf den Tisch und stehe seufzend auf. Ich muss nur noch ein bisschen durchhalten, dann kann ich wieder in meinem wundervollen Bettchen schlafen.
Ich könnte ... auch einfach verschwinden, oder?
Ich denke nicht, dass sie mich finden werden, wenn ich jetzt zur Türe rausgehe und mich irgendwohin auf den Weg mache. Immerhin wäre das ein richtiger Protest gegen die Jungs und ihre scheiß Klinik!
Aber ich wüsste dann nicht, was alles passiert ist.
Ich greife mir die dünne Zeitschrift und gehe zum Schalter, um noch einmal nach Liam zu fragen.
"Zimmer 103, er müsste bald dort hinein verlegt werden", antwortet sie mir lächelnd und wendet sich dann wieder ihrem Computer zu.
Dankend wende ich mich ab und mache mich auf den Weg nach oben zu seinem Zimmer. Die Flure sind breit, die Atmosphäre ruhig und außerdem riecht beinahe alles nach Desinfektionsmitteln. Ich erinnere mich wieder an meine eigene Krankenhauszeit, nach meinem Unfall.
So lange war es noch nicht einmal her, und dabei fühlt es sich an, als wäre ich schon über ein Jahr in dieser beschissenen Klinik.
Ich klopfe zwei Mal an seiner Türe, ehe ich einfach rein gehe, ohne eine Antwort zu erwarten. Wenn er gerade dabei ist, sich umzuziehen, dann tut es mir leid. Für meine Augen. Und so.
"Hey", blickt er lächelnd auf und schenkt mir einen warmen Blick.
"Hi", erwidere ich ebenso freundlich und quetsche mich neben ihn aufs Bett.
"Du hast es aber eilig", meint er grinsend. Ich blicke ihn fragend an, ehe ich verstehe, und meinen Kopf nur schütteln kann.
"Man merkt dir gar nicht an, dass du geweint hast wie ein Baby."
"Pf, ich will gar nicht wissen wie du in meiner Situation reagiert hättest", wendet er ein.
Kopfschüttelnd stehe ich auf und öffne erst einmal das Fenster. Die Luft ist stickig und sowieso riecht es viel zu sehr nach Desinfektionsmitteln.
"Ich hätte so reagiert, wie es sich gehört. Zähne zusammen beißen und ja nicht bewusstlos werden."
"Ich kann nichts dafür wenn mein Kreislauf zusammen klappt!", brüstet er sich lachend.
"Wenn du dein Idol triffst, wirst du dann auch vor Freude zusammenbrechen?", erwidere ich scherzend. Er lacht auf und lehnt sich mehr ins Kissen.
Zum Glück trägt er nicht einen dieser Kittel, die überhaupt nicht über den Hintern gehen.
"Lass' uns was auf Instagram posten", sagt er plötzlich. Ich blicke ihn verwundert an.
"Was?"
"Sag nicht, dass du nicht weißt was das ist?"
"Natürlich weiß ich was Instagram ist", meine ich und setze mich wieder.
"Na also. Dann reich mir mal mein Handy. Liegt in meiner Jeans - Tasche."
Ich erblicke seine Jeans, die über die Stuhllehne gelehnt wurde.
"Ih, wer weiß wie oft du da schon reingefurzt hast?"
Er verdreht seine Augen. "Ich werde es dir bestimmt nicht sagen."
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich da rein fassen will."
"Tu es einfach", lacht er.
"Okay, wenn du mich unbedingt so nötigen willst, dann mache ich es eben", seufze ich und greife nach Liams Handy um es ihm zu reichen.
"Wieso hast du mich nicht als Hintergrund?", will ich wissen.
"Ich habe eine Freundin", antwortet er.
"Na und? Dann poste doch ein Bild von deiner Freundin und dir auf Instagram", wende ich grinsend ein. Er lacht auf und zieht mich näher zu sich. Ehe ich mich darauf vorbereiten kann, knippst er schon darauf los, und so verfalle ich, leider, ganz schnell der Bildersucht. Liam und ich posen wie Idioten, mehrere Male.
Später, als es still ist, und die Sterne draußen scheinen, habe ich meinen Kopf am Bettende niedergebracht, während Liam komplett normal da liegt.
"Du steckst deinen Kopf auch nicht ein", flüstere ich vorsichtig. Vielleicht schläft er ja schon.
"Ich weiß nicht", kommt es jedoch zurück.
"Du ... Ich habe das Gefühl, du warst immer für mich da. Ich hoffe das war so, oder?", frage ich.
"Ich weiß nicht."
"Wie kannst du das nicht wissen?", frage ich und drehe mich auf die Seite. Liams zugedeckte Füße liegen vor meinen Augen.
"Ich habe das Gefühl ich habe dich oft enttäuscht", antwortet er ehrlich.
"Ich würde mich gerne wieder erinnern können", gestehe ich sentimental.
"Du sagtest mal zu mir, dass du überhaupt nicht der Typ für sentimentale Gespräche bist", wendet er lachend ein.
"Auch ich habe solche Phasen. Waren meine letzten zwei Jahre erinnernswert?"
"Die eineinhalb Jahre, die ich davon kenne, sind es", meint er nach einer kleinen Pause.
Dann schweigen wir wieder, und ich spüre praktisch, wie ich langsam in den Schlaf drifte.
"Liam", murmele ich schlaftrunken.
"Ja, Emma?", fragt er leise.
"Du schuldest mir einen Song."
Ich höre, wie er leicht lacht. "Alles, was du willst."
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#Limma? :D
Nein, ok. Ich höre schon auf, haha.
Ich Sitz grad am Flughafen in Punta Cana und hab' hier Internet also Why not:D
Hoffe es hat euch gefallen!
Alina xx
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