-(1)- Die Parabel der Suppe
Who is Fancy - Boys like you
Mund zu!, das würde mir der gegenübersitzende Arzt wohl am liebsten sagen, nachdem ich ihn gefühlte Stunden nur mit einem weit aufstehenden Mund angesehen habe. Gefallen haben wird es ihm wohl nicht, aber wie hätte ich sonst reagieren sollen? Mich zu einer Kugel auf dem Boden einrollen und anfangen bitterlich zu weinen? Keine besonders gute Lösung. Schreiend aus dem Krankenhaus rennen und mich vom nächsten Bus erfassen lassen? Nicht besonders hilfreich. Auf das Krankenhausdach steigen um wieder herunter springen zu können? Nicht besonders hygienisch. Ich bleibe wohl eher bei meiner Methode.
Neues Problem: Wie soll ich nun reagieren? Oder weiter machen? Ich habe keine Ahnung. Könnte ich nicht wenigstens etwas Glück haben? Nun sitze ich in einem Londoner Krankenhaus, habe keine Ahnung was passiert ist oder wie es überhaupt hier zu gekommen ist, und weiß nicht weiter. Hat jemand vielleicht eine Zeitmaschine erfunden, die ich unter Umständen auch mal ausprobieren dürfte? Nein? Okay, schade.
Ich ziehe meine Beine vorsichtig an und führe den Löffel mit Suppe vorsichtig zu meinem Mund. Jedoch zittere ich so sehr, dass ich wohl die ganze Brühe auf dem Weg in meinem Bett verschütte, sodass ich nur auf einen leeren Löffel beißen kann. Ich kann ja verstehen, dass meine Kondition noch nicht erste Sahne ist, aber muss ich deswegen mein ganzes Bett in Suppe ertränken, die nebenbei erwähnt nicht einmal klasse riecht? Anscheinend schon. Der Arzt beäugt das Ganze eher etwas unschlüssig.
"Brauchst du Hilfe?", bietet er an, doch ich schüttele nur meinen Kopf. Er ist kurz nach den zwei Jungs von One Direction gekommen. Natürlich habe ich die beiden etwas ausgetrickst. Ich weiß, dass sie zu dieser wahnsinnig populären Band gehören und keine Angestellten des Krankenhauses sind, doch verstehe ich nicht so ganz warum sie in meinem Zimmer waren und so freudig, dass ich wieder aufgewacht bin. Diese Szene an der Wand verwirrt mich ebenso. Ich mag One Direction nicht, wirklich. Ich hoffe ich werde sie nicht wieder sehen. Der nächste Löffel Suppe verteilt sich auf meinem Bett.
"Mist", kommentiere ich mein Missgeschick und lecke mir den Finger ab, an dem ein Teil der Brühe hängen geblieben ist. Der Arzt kommt an mein Bett und drückt auf den Knopf durch den eine Mitarbeiterin gerufen wird, die mir helfen soll. Ich muss wohl einsehen, dass ich erst meine Zuckungen unter Griff bekomme, ehe ich alleine essen kann. Das hört sich so wahnsinnig traurig an. Ich will nicht gefüttert werden. Vorallem nicht von dieser einen dicken Krankenschwester, die mir den Apfel immer in die Zähne reinrammt.
"Also, vor drei und dreißig Tagen hatten Sie einen Unfall durch den ein paar innere Verletzungen aufgetreten sind, die wir in einer Not - Op jedoch unter Kontrolle bringen konnten. Jedoch lagen sie einen guten Monat danach im künstlichen Koma. Jetzt sind Sie ja wach", gibt er mir die Kurzversion. Ich nicke verständlich und nage an meinem Löffel herum. Meine Hand tastet am Bettlaken herum. Es riecht hier drinnen so männlich, als wäre durchgehend eine männliche Person in diesem Raum gewesen.
"Und jetzt?", will ich wissen. Er seufzt. Ein Seufzen ist doch niemals ein gutes Zeichen, oder? Ist es in diesen zahlreichen Arztffilmen nicht immer eine Ankündigung auf ein schreckliches Schicksal? Habe ich Krebs? Hatte ich vielleicht einen One - Night Stand bin dadurch schwanger geworden und habe das Kind durch den Aufprall verloren? Ich will noch nicht schwanger sein. Beziehungsweise gewesen sein.
"Sie haben einen Gedächtnisverlust. Die genauen Ausmaße sind noch ungenau, aber wir gehen von zwei bis drei Jahren aus, die sie vergessen haben. Wir wissen nicht, ob die Informationen wieder zurück kommen können, allerdings stehen die Chancen dafür nicht allzu schlecht."
Okay, schwanger war ich nicht. Ist das jetzt besser als diese Nachricht, oder nicht?
"Und das aber?", frage ich also nach. Der Arzt zuckt mit den Schultern.
"Sie werden wohl damit Leben müssen. Zumindest können Sie nur hoffen, dass sie irgendwann einmal wieder wissen, was passiert ist." Er wirft mir einen vorwurfsvollen, undeutbaren Blick zu ehe er fortfährt. "In drei Tagen werden Sie entlassen. Falls jedoch irgendwelche Beschwerden aufkommen zögern Sie bitte nicht wieder hier her zu kommen. Flugreisen sind in nächster Zeit eher unangebracht." Ich führe einen Löffel Suppe, dieses Mal ist er voll, zu meinem Mund. "Ihre eingetragene Zustandsperson wird benachrichtigt und diese ist dann in nächster Zeit für Ihre Gesundheit verantwortlich. Das wäre ein gewisser Niall Horan, richtig?"
Die Suppe landet in einem explizieten Bogen auf dem Kittel des Arztes. Ich blicke ihn nur weiter geschockt an. Der One Direction Heini? Was will der sein? Meine Zustandsperson?
"Ähm, da muss etwas schief gelaufen sein", presse ich hervor und wische entschuldigend und hektisch über den Kittel. Der Arzt sieht weniger begeistert aus und erhebt sich.
"Ich werde noch einmal nachgucken gehen. Guten Appetit noch", sagt er und verlässt mein Zimmer. Dass er etwas verärgert ist erkenne ich an seiner Stimme, obwohl er wohl versucht nicht allzu böse auszusehen. Wer weiß, vielleicht kotzen ihn ja öfter mal Patienten an.
Mich lässt er komplett verwirrt in diesem zurück. Meine Suppe will ich jetzt wirklich nicht mehr essen.
Den Pudding eventuell schon.
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Es handelt sich nicht um ein Missverständnis. Und aus unerklärlichen Gründen sitze ich jetzt mit einer weiteren Hupfdohle dieser Band in meinem Zimmer und starre die Zimmerdecke an. Vielleicht sollte ich so tun, als schlafe ich. Würde er dann gehen? Nichts für ungut, ich schätze es ja wirklich wie glücklich sie so manche Kinder machen, aber leider trifft das bei mir nicht so ganz zu. Ich glaube er hat mich mit einem Anderen verwechselt. Ich finde die ganze Situation ja schon skurril genug, aber jetzt liege ich in diesem Bett, aus dem ich nicht gehen darf, außer zu pinkeln, und schwenke meinen Kopf immer abwechselnd von rechts nach links. Das muss wohl einer der komischten Tage meines Lebens sein. Vielleicht aber auch nicht. Ich weiß es nicht. Was für eine Ironie. Er räuspert sich und öffnet seinen Mund. Los! Stell dich schlafen! Wer weiß welche peinlichen Geschichten er jetzt raus haut.
"Emma", beginnt er. Woher weiß er meinen Namen? Verdammt, wo ist diese komische Kamera?! Ich blicke flüchtig zu Liam, dessen Bart wohl länger als seine normalen Haare ist. Kennt er diese Tätigkeit, die sich rasieren nennt, denn überhaupt nicht? Ich habe wirklich das Gefühl ich rede mit einem Affen, der vor mir sitzt. Wäre es doch nur so. Ein kleiner, süßer Affe wäre mir um alle Fälle lieber als dieser Popheini.
"Was gibt's Payno?", sage ich dann frech nachdem ich mögliche Begrüßungen in meinem Kopf durchgegangen bin und spiele an der Schnur meines Telefons herum, das neben mir steht. Es wundert mich, dass sie mir das Ding nicht schon längst weggenommen haben. Ich meine, wegen mir muss die Telefonrechnung hier um die zehn Prozent angestiegen sein. Allerdings ist es auch die Einzige Quelle zur Außenwelt. Fernsehen darf ich nicht und mein Handy wollen sie mir erst gar nicht geben. Ich hoffe er hört mir an, dass ich ihn nicht hier haben will. So schwer wird man mir das wohl nicht ansehen, oder? Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob er es auch kapieren würde, hätte ich ganz fett auf meiner Stirn 'Ich habe keine Lust auf Möchtegernpopstars' stehen. Das mit dem Rasieren klappt ja immerhin auch nicht so ganz. Vielleicht sollte ich eine Mitarbeiterin rufen und schreien, damit diese denkt Herr Payne würde mich belästigen. Wäre das nicht witzig? Meinen Spaß hätte ich bestimmt. War es der rote oder der lilane Knopf, der die Mitarbeiter holt? Ich habe keine Ahnung.
"Du kennst meinen Namen?", fragt er verwundert.
"Tut das nicht jeder? Immerhin bist du der wunderbare Liam Payne, der mit seinen vier anderen Kohlköpfen um die Welt jettet und sein wunderbares Leben lebt, einmal im Jahr irgendwelche Bürger zum Spenden auffordert und dabei gerade im Luxusurlaub in Hawaii sein Leben genießt. Oder?"
"Nicht ganz", säuselt er langsam, dennoch klar und deutlich.
"Wie auch immer", meine ich und drehe mich nach links. Ich beschließe kurzerhand offen mit ihm zu reden. "Hör' zu, ich weiß es ja echt zu schätzen was für eine... Ehre ich hier gerade besitze, aber mir geht es gut. Ich bin weder ein Fan, dessen größter Traum es ist euch einmal zu sehen, noch habe ich irgendetwas von euch gestohlen, dass ihr nun von mir zurück verlangen könntet. Sowieso habe ich meine Erinnerungen verloren. Ich habe keine Ahnung wo das Ding sein könnte."
Er zuckt zusammen. Habe ich so laut geschrieen? Ich glaube nicht, also warte ich einfach darauf, dass er anfängt etwas zu sagen, anstatt mich die ganze Zeit nur stumm und gruselig anzustarren. Mal ehrlich, habe ich 'nen überdimensionalen Pickel mitten im Gesicht oder was ist mit diesem Typen los?
"Du kannst dich an nichts erinnern?", fragt er leise. Zustimmend nicke ich.
"Zumindest nichts, das innerhalb der letzten zwei Jahre passiert ist. Obwohl, da gibt es eine Person, an die ich mich erinnere. Er heißt glaube ich Alex. Kennst du da einen?" Ich weiß selbst nicht genau, was mich dazu veranlagt Liam meine Gedanken mitzuteilen, aber es ist doch immerhin besser als nichts, oder? Zu meiner Überraschung nickt er sogar. Ich habe nur ein ganz schwaches Bild in meinem Kopf von diesem Alex. Anscheinend muss er mir viel bedeutet haben, wenn ich ihn sogar durch eine Amnesie nicht komplett vergessen kann.
"Ja", antwortet er bedrückt. "Ich könnte ihn anrufen und herbestellen, wenn du willst", bietet er an. Ich nicke begeistert. Das ist doch eine gute Nachricht, oder? Scheint als ob Liam doch zu etwas nützlich ist. Dass er nur in meinem Zimmer sitzt und mich anstarrt war ja nicht besonders weiter hilfreich.
"Und an sonst etwas?", bohrt er weiter. Warum ist es ihm so wichtig zu wissen was genau ich weiß? Hat er letzten Monat meine Bude ausgeraubt und hofft nun, dass ich davon nichts mehr mitbekomme, oder was? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das alles hier soll, aber um seine Neugierde zu befriedigen verneine ich einfach und lasse mein Kopf wieder in das aufgeschüttelte Kissen fallen. Es ist so schön weich und dämmt die harten Kopfschmerzen, die ich habe, etwas.
"Okay", murmelt er. Okay? Okay ist hier denke ich gar nichts. Weder, dass ich hier liege, noch dass er hier sitzt. Nicht einmal die dicke Tante, die zwei mal täglich in mein Zimmer kommt und mir mein türkisenes Shirt klauen will. Die ist verrückt, aber nicht okay. Jetzt muss ich sogar schon mit einem Shirt schlafen. Und dann dieses Nudelholz. Wieso liegt ein verdammtes Nudelholz in meinem Schrank und gammelt dort vor sich hin? Ist das eine neue Schutzmaßnahme von der ich nichts weiß, oder was ist hier los? Oder ist diese Methode nur in England vertreten? Anscheind ist Liam meinem Blick gefolgt, denn er kichert auf, was sich echt wahnsinnig komisch anhört. Ein Mann kichert auf. Kann man Liam als Mann bezeichnen? Nein. Eher als ausgewachsenen Affen. Das trifft es gut. Damit kann ich leben.
"Was ist?", will ich also wissen weil mir sein Gekichere dann doch etwas zu gruselig ist. Er verstummt.
"Das ist Bethanie", sagt er dann einfach so nebenbei. Warte mal. Will Liam mir gerade sagen, dass ein Nudelholz einen Namen hat? Ich lache los, aber da Liam's Blick sich nicht allzu verändert, kann ich davon ausgehen, dass das kein Scherz war. Aber meint er es wirklich ernst? Jetzt wirklich? Zu hundert Prozent? Wer gibt einem verdammten Nudelholz denn bitte einen Namen?
"Bethanie also", murmele ich also skeptisch und werfe noch einen Blick diesem Nudelholz zu, ehe ich meine Beine über das Bett hieve und die Decke von meinem Körper ziehe. Aus irgendeinem Grund steht Liam überrascht auf und hebt die Hände vor seine Brust.
"Du solltest dein Bett nicht verlassen", sagt er unsicher. Ich blicke ihn misstrauisch an.
"Solange du nicht meine Mutter oder dieser Arztheini bist, dessen Kittel ich mit Suppe vollgespuckt habe, hast du mir nichts zu sagen, du Popheini!", stelle ich klar und halte mich an dem Nachtisch neben meinem Bett fest. Liam macht einen Schritt auf mich zu aber ein warnender Blick reicht aus, damit er mir nicht näher kommt. Oh, irgendwie hatte ich stärkere Beine in Erinnerung. Sag' mir bitte nicht, dass ich die letzten zwei Jahre wie ein Wackelpudding durch die Gegend gelaufen bin. Heilige Maria, ich kann mich ja kaum selbst aufrecht halten! Was sind das denn bitte für Beine? Kann ich eventuell mal stärkere bekommen?
"Brauchst du wirklich keine Hilfe Emma? Du siehst nicht gerade sicher aus", gesteht Liam von rechts und bringt mich wohl wieder dazu ihn angucken zu müssen. Kann der sich eigentlich nicht um seine eigenen Sachen kümmern? Ein Zimmer weiter ist bestimmt ein süßes, kleines Mädchen, dass sofort in Ohnmacht fallen würde, wenn sie diesen Affen zu Gesicht bekommt. Also lächele ich ihn zuckersüß an und winke ihn herbei um mich an ihm fest zu halten. Ich will wirklich nicht mein Bett aus diesem Zimmer mit schleppen. Dann doch lieber diesen Typen da. Liams' Hand legt sich auf meine, die ich um seinen Unterarm gekrallt habe, und ist etwas zu nass für meinen Geschmack. Ich habe es ja gleich überlebt. Da kann ich wegen ein paar schweißigen Händen schon mal weg gucken.
"Was hast du vor?", fragt Liam dann. Sein Blick verrät wie besorgt er um mich ist. Okay, ich bin groß genug und werde sicherlich nicht jeden Moment umkippen. Der Typ soll mal ein bisschen chillen.
"Wir", ich zeige zuerst auf mich, dann auf ihn, mit meiner freien Hand, "werden einen Ausflug machen."
"Einen Ausflug?", wiederholt er skeptisch und nervös. Was macht er sich denn so in die Hose. "Ich finde es ist keine sichere Idee das Krankenhaus zu verlassen. Wer weiß, was für böse Menschen da draußen herumlaufen."
"Die befinden sich auch hier drinnen. Aber ich meinte eigentlich den Gang."
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Eyyyyooo wie geht es euch Guys?
War die Pause überlebbar?
Alina xx (010416)
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