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𝐂𝐄𝐍𝐈𝐂𝐈𝐄𝐍𝐓𝐀
Das Handy klingelt einmal, bis Nicolas abnimmt, ich lege mein Handy auf meinen Schoß und sehe über meine Schulter, ob irgendwelche Autos auf der Straße in meine Richtung fahren, nein alles clean.
Ich drehe das Lenkrad und schalte, während ich den Wagen auf die Straße lenke. "Was ist los? Ist was passiert?", fragt er mich und ich höre die Panik in seinem Ton. "Kommt zu dem Ort, an dem alles angefangen hat, ihr wisst wo. Ansonsten stirbt sie und das wollen wir ja nicht, oder? - M.M", ich wiederhole die Worte der Nachricht und Nicolas will zum Antworten ansetzen, als ich ihn unterbreche.
"Deine Schwester hat Sira, ich regel das, ich setze dem Terror ein Ende und nein ich bringe sie nicht um", meine Stimme ist kalt, wie Eis, dass es mich selber erschreckt, sie hat eine Grenze überschritten.
Ich werde sie nicht umbringen, aber ich werde ihr klarmachen, was Hayes getan hat.
Angefangen hat das alles in dem Laden, in dem Myra und Catalina Moreno Opfer eines missglückten Raubüberfalls wurden, dem Tag, an dem alles angefangen hat, dem Tag, an dem Xavier Alvarez seine Familie ins Chaos gestürzt hat.
"Alyvia, du wirst dort nicht alleine hinfahren", höre ich Nicolas antworten und seine Stimme ist genauso kalt wie meine. Ein Schauer läuft über meinen Rücken, es ist mir egal, ich bringe es zu Ende, lasse diesen Terror aufhören.
"Du kannst mich nicht abhalten, dich wird sie zu 100 % schneller umbringen als mich", bei meinen Worten bin ich mir nicht so sicher. Sie will Nicolas jemanden nehmen, der ihm was bedeutet, er hat ihr Hayes genommen und sie will ihm auch jemanden nehmen.
Mich oder Sira ist egal, aber ich lasse nicht zu, dass sie mir meine beste Freundin nimmt, ich lasse mich nicht umbringen, ich weiß Sachen, die sie nicht weiß. Ich weiß, was früher wirklich passiert ist, und ich weiß, dass es in dem verlassenen Keramikladen noch Aufnahmen gibt.
Sie wurden zur Polizei geschickt und dann wieder zurückgegeben, das war ein klarer Fall von Raubüberfall, der schiefgelaufen ist, dachte man, zum mindestens bis Elijah die Dokumente seines Vaters gefunden hat.
Den Verschwiegenheitsvertrag, mit der Unterschrift seines besten Freundes.
Er sollte die Catalina Moreno töten, von Myra war nie die Rede.
Hayes hatte nie die Absicht, Myra zu töten, sie war die ganze Zeit am Leben, aber er hat sie manipuliert, ich weiß nicht wie, aber es scheint, als hätte er ihr jegliche Erinnerungen an ihre Geschwister genommen.
Ich habe keine Ahnung, ob sie sich an Penelope, Elijah und Xavier erinnert.
"Denkst du, sie erinnert sich an die anderen deiner Geschwister?", frage ich an Nicolas gewandt und seine Proteste stoppen. "Was?", fragt er mich verwirrt und ich bin glücklich, dass er aufgehört hat, mich so anzuschreien.
"Penelope. Denkst du, Myra erinnert sich an sie? Was ist, wenn Hayes nur ihre Erinnerungen an dich manipuliert hat, oder dass sie dich verdrängt hat? Das kann passieren oder dass sie durch den Schuss, den sie getroffen hat, ihr Gedächtnis verloren hat. Der Schuss hat sie im Nacken getroffen, oder?", meine Stimme ist ruhig, während ich meinen Wagen durch die Straßen lenke und auf Nicolas Antwort antworte.
"Ja, hat er, aber in diesem Bereich ist man sofort tot", seine Stimme ist misstrauisch. "Der Deal zwischen deinem Vater und Hayes war, dass Hayes deine Mom umbringt, nicht Myra. Die Frage ist, war der Schuss absichtlich so gut gezielt, dass sie überlebt hat oder war es Zufall, ein Unfall, den Hayes ausgenutzt hat?", ich sehe auf das eingebaute Navigationssystem in meinem Wagen.
Die nächste Straße rechts und ich bin da.
"Du lenkst von Thema ab", kommt es von ihm und ich seufze.
Ja tue ich, aber es ist wahr, wir werden nie erfahren was Hayes Gründe waren das alles zu starten, klar das Geld, aber wieso hat er sich Myra geschnappt? Sie war 10 und er hat sie von ihrer Familie getrennt, es kann nicht sein das sie sich an Penelope erinnert.
Sie wäre niemals freiwillig mit ihm mit gegangen.
Er muss sie entführt haben, er muss an ihren Erinnerungen herum gefuscht haben, Myra muss sich verdammt nochmal erinnern, denn ich glaube, sie hat keine Erinnerungen an ihr Leben, bevor sie zu Hayes gekommen ist.
"Ich liebe dich", murmele ich und ich höre Nicolas Worte automatisch.
"Alyvia stopp den verdammten Wagen, du gehst da nicht alleine rein, du weißt nicht -", ich lege auf und mein Auto fährt in die Seitenstraße zum Seiteneinfang der riesigen Halle, sie sieht von außen verlassen aus.
Ich kann mir vorstellen, dass Nicolas jetzt Panik schiebt, aber lieber ich als er, ich kenne ihn, er wird hier trotzdem auftauchen, aber besser bin ich eher hier als er. Meine Gedanken schlagen zu unserem Gespräch vorgestern und schweifen zu dem Thema des Gesprächs.
Reden. Kommunikation.
Meine Schuhe treffen auf den Asphalt und ich seufze als ich die Tür zuknalle und während dessen nach meinem Handy greifen. Ich wähle seine Nummer erneut und er nimmt sofort ab, seine Stimme ist erleichtert als er abnimmt, ich schalte ihn auf Lautsprecher.
"Ich warte, beeilt euch, der Ort, an dem alles angefangen hat, ist die -", doch ich kann meinen Satz nicht beenden, als ich plötzlich von hinten gepackt werde und mir ein Tuch auf die Nase gedrückt wird. Mein Körper wehrt sich, ich versuche meinen Angreifer zu treten, und er schlägt mir mein Handy aus der Hand.
Ich will schreien, doch zwei Finger der Hand, die das Tuch auf meine Nase drückt, halten meine Lippen geschlossen, ich versuche mich gegen meinen Angreifer zu wehren, sein Griff wird fester, als er spürt, wie mein Körper nachlässt, ich spüre es ebenfalls, aber ich gebe nicht auf.
Die Hand meines Angreifers legt sich an meinen Bauch, zieht mich an seine Brust.
"Alyvia?", höre ich Nicolas Stimme auf meinem Handy und ich will schreien, als der Angreifer ein weiteres Tuch greift und in meinen Mund stopft und mich zum Schweigen bringt. "Shh entspann dich, alles wird gut", höre ich eine männliche Stimme in mein Ohr flüstern und mein Herz setzt einen Satz aus.
Ich wehre mich stärker gegen ihn als ich spüre wie mein Körper nachgibt und meine Beine unter mir wegknicken, legen sich die Arme meines Angreifers unter meine Beine und an meinen Rücken als er mich in seine Arme hebt.
Meine Augen wollen offen bleiben, aber ich bin so müde, so verdammt müde.
"Verdammt, Alyvia, antworte mir", ich höre Nicolas Stimme verschwommen, wie in Watte gepackt und ich weiß, dass er die ganze Zeit schon schreit, aber mein Verstand nimmt es nicht mehr wahr. Mein Angreifer tritt ein Schritt vor und ich höre ein Knacken, er hat mein Handy kaputt gemacht.
Der Duft meines Angreifers kommt mir so bekannt vor, die Stimme auch, aber mein Kopf kann die Puzzleteile einfach nicht zusammensetzen. "Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, Princesse", die Puzzleteile machen Klick, finden ihre richtige Position.
"Kylian", hauche ich und mein Verstand ist leer, mein Körper wird schwach und gibt auf.
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𝐀𝐕𝐎̂𝐍𝐓𝐎𝐂
"Verdammt nochmal", fluche ich und mein Handy kollidiert mit der Wand. Eine Hand greift nach meinen Fäusten, und ich hebe meinen Blick, um meinen besten Freund anzusehen. "Entspann dich, wir finden sie, wir werden beide finden, aber wenn du jetzt die Nerven verlierst, wird das nur noch länger dauern", ich reiße meine Hand aus seiner und fahre mir durch die Haare.
Den Schmerz in meiner Schulter blende ich komplett aus, sie hat sie, Myra hat sie beide, einmal in meinem Leben bin ich froh, dass meine Schwester nicht hier ist, ich will nicht wissen, was passieren würde, wenn Penelope auch in der Stadt wäre.
Aber was ist, wenn Alyvia recht hat, erinnert sich Myra an Penelope und die anderen?
War Hayes Schuss Absicht oder Zufall?
Wir werden es niemals herausfinden, aber wir werden herausfinden, woran Myra sich erinnert, was Hayes ihr angetan hat.
"Wir müssen los, ich fahre", sage ich und greife nach meinem Autoschlüssel, als Louis nach meiner unverletzten Schulter greift und mich zurückzieht. "Ich fahre und an deiner Stelle würde ich mir wenigstens eine Jacke und Schuhe anziehen, wir haben Winter", ich verdrehe meine Augen und er greift nach meiner Lederjacke, die an der riesigen Garderobe neben dem Aufzug in die Tiefgarage steht und hängt, mit Schuhregal und allem.
Ich ziehe mir die Jacke über, meine Schulter pulsiert und mein Bein ebenso. Als ich nach meinen schwarzen Boots greife und sie mir überziehe, lehne ich mich direkt über die Wunde an meinem Bein, die ebenfalls pulsiert.
Die Schmerzmittel erfüllen ihren Effekt.
Louis drückt den Knopf des Aufzugs und die Türen öffnen sich automatisch, wir stellen uns nebeneinander in den Glasaufzug und mein bester Freund lehnt sich an die Wand gegenüber von mir. "Also wo ist der Ort, wo alles angefangen hat?", fragt er mich und die Bilder der riesigen Lagerhalle, die früher ein Keramikladen war, leuchten vor meinen Augen auf.
Der Moment, an dem Dad unsere Familie ins Chaos gestürzt hat, war der, in dem er Hayes das Geld überreicht hat und ihn zu Mom und Myra geschickt hat. Der Laden, in dem sich ein missglückter Raubüberfall ereignet hat, in dem 3 Menschen ums Leben gekommen sind, Myra, Mom und ein Mitarbeiter, der versucht hat, den Überfall zu stoppen.
Er ist gestorben, Hayes hat auch sein Leben genommen.
"Kennst du den alten, verlassenen Keramikladen noch? Die Lagerhalle?", frage ich meinen besten Freund, als wir auf seinen grauen Mercedes zu laufen. "Ich denke schon, meinst du den wo -", ich nicke und unterbreche somit seinen Satz.
"Natürlich, ist es der Ort, an dem sie gestorben ist. Zumindest dachte das jeder", murmelt er und fährt sich durch die Haare, als er die Tür seines Wagens öffnet und einsteigt, ich tue es ihm gleich. "Hast du Waffen hier?", frage ich ihn und er zieht eine Augenbraue hoch.
"Du denkst auch, nachdem Sira fast gestorben ist, habe ich keine Waffen hier, oder? Unter dem Sitz ist eine, unter meinem ebenso", er steckt den Schlüssel ins Zündschloss und der Wagen springt an, ich greife nach der Waffe unter meinem Sitz und lade sie.
"Das Tor", kommt es trocken von mir und ich greife nach der Fernbedienung in meiner Jackentasche. "Danke", kommt es lachend von ihm, als er aus der Tiefgarage rausfährt und den Wagen aus den Toren unseres Anwesens lenkt.
"Na dann, lass uns dem allen ein Ende setzen"
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