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𝐀𝐕𝐎̂𝐍𝐓𝐎𝐂
Eiskaltes Wasser kracht in Wellen auf mein Gesicht ein, ein schmerzhaftes Stöhnen verlässt meine Lippen und meine Augen öffnen sich in Sekunden, ich schließe sie sofort wieder als mir das grelle Licht vor mir in die Augen scheint.
"Hat ja auch lange genug gedauert, bis du deine Augen endlich öffnest", höre ich die Stimme, die ich seit 7 verdammten Jahren nicht mehr gehört habe, Wasser läuft mir in die Augen und ich will meine Hand heben, um es mir aus dem Gesicht zu wischen, ich kann sie nicht bewegen.
Ich öffne meine Augen und blinzele, als ich mich umsehe, ich sehe an mir herunter, meine Knöchel sind mit Seilen an den Holzstuhl gebunden, meine Arme sind hinter meinem Rücken verschränkt an den Stuhl gebunden.
Ich blinzele, das Licht der Taschenlampe wird ausgeschaltet und der Raum wird in Dunkelheit gehüllt, nur einzelne Kerzen beleuchten die Holzhütte, ich erkenne genau wo wir sind. Das ist alles kein verdammter Traum.
"Ich sehe, wie die Realisation langsam in deine Augen tritt, mh? Wie fühlt es sich an zu wissen, dass man bald stirbt?", fragt die Stimme erneut, meine Sinne werden schärfer und ich blinzele erneut, um mich an das gedimmte Licht zu gewöhnen.
Wir sind in der verdammten Hütte, in der wir fast unsere gesamte Kindheit verbracht haben.
"Hör auf, ihm noch mehr Angst zu machen, sonst stirbt er uns jetzt schon", höre ich eine andere Stimme und mein Herz setzt einen langen Schlag aus, Bilder spielen in meinem Kopf wie ein verdammter Film.
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𝐀𝐕𝐎̂𝐍𝐓𝐎𝐂
12 Jahre zuvor
"Hör auf, ihm noch mehr Angst zu machen", zischt meine Schwester und schubst mich und Elijah von der kleinen Schlange weg. "Ihm, woher willst du wissen, dass er ein, er ist?", fragt Penelope, mit ihren Armen vor ihrer Brust verschränkt und sieht unsere kleinste Schwester an.
"Keine Ahnung, aber er sollte nicht hier auf der Straße liegen, hier könnte er noch überfahren werden, wir sollten ihn in der Nähe unseres Geheimverstecks aussetzen", erwidert mein kleiner Engel und sie hebt die Schlange auf.
"Myra", zische ich und sie dreht sich zu mir um.
"Sag nichts", wenn Blick töten könnten, wäre ich jetzt tot.
Ein atemloses Lachen entkommt unserem ältesten Bruder, und Penelopes kleiner Fuß schlägt direkt gegen sein Schienbein und ein Zischen entkommt seinen Lippen. "Sei nicht so respektlos den Schlangen gegenüber, sie sind auch nur Lebewesen", kommt es von Penelope, die sich grinsend auf die Seite unserer Schwester stellt.
"Danke Pepe", grinst Myra breit und läuft in Richtung des Waldes, der direkt am Rand unseres Anwesens liegt. Ich kann nicht anders als zu lächeln, sie ist erst 10 und doch setzt sie sich für so viel ein, was Erwachsene einfach ignorieren würden.
"Myra", hauche ich und in meinem Kopf bildet sich ein Sturm, meine Gedanken krachen zusammen, das kann nicht sein, meine kleine Schwester ist tot, sie wurde vor 5 Jahren getötet, von dem blonden Wichser, der direkt rechts von mir grinsend an der Wand gelehnt steht.
Das kann nicht sein, verdammt, Myra ist tot.
Er hat sie getötet.
"Nimm meinen Namen nicht in den Mund, du mieses Drecksstück", kommt es von links vor mir, ich erkenne eine Silhouette in den Schatten der kaum beleuchteten Hütte. Die Hütte, die ich seit ihrem Tod nicht mehr betreten habe, das Geheimversteck, in das wir geflüchtet sind, sobald Dad wieder einen Wutanfall hatte.
Es war eine unserer Geheimnisse, eins der Geheimnisse, die wir vier Geschwister geteilt haben. Es waren nur wir, Myra, Penelope, Elijah und ich.
"Was zur Hölle, Myra, ich bin dein -", doch ich kann meinen Satz nicht beenden, als das Echo eines Schusses durch die Hütte hallt, ich spüre die Kugel, die in mein Bein eingedrungen ist, erst nach ein paar Sekunden und ich beiße mir auf die Unterlippe, um kein Geräusch von mir zu geben.
"Nichts 'dein' du bist ein Mörder", kommt es erneut von ihr.
Ihre Stimme ist tiefer als früher, nicht mehr so kindlich. Sie war 10, kurz vor ihrem 11. Geburtstag wurde sie umgebracht. Ein Tag vorher, das Detail kennt niemand außer mir und Penelope, wir sind die Einzigen, die noch leben, die es wissen.
Mein Herz zieht sich in meinem Brustkorb zusammen.
"Ich bin kein verdammter Mörder", knurre ich und meine Stimme wird kalt.
Ich wende meinen Blick auf meine Schuhe, ich höre Schritte auf mich zukommen, eine Hand legt sich an mein Kinn und zwingt mich, meinen Blick zu heben. Ich starre direkt in die braunen Augen, die denen meine Mom gleichen, aber sie gehören meiner toten Schwester.
Sie steht vor mir, lebendig.
"Sieh mich verdammt nochmal an", haucht sie und ihre Augen liegen an meinem Hals.
"Myra, was zur Hölle. Ich verstehe nicht -", ich lasse nicht zu, dass meine Stimme verzweifelt klingt, etwas stimmt hier nicht, das ist Myra, aber nicht meine Myra. "Du musst hier gar nichts verstehen, Nicolas", kommt es grinsend von Hayes, der auf uns zukommt und sich hinter meine Schwester stellt.
"Oh doch, ich denke schon, er sollte den Grund erfahren, warum wir ihm das alles antun", kommt es von meiner Schwester und ich gebe mir eine Sekunde, um sie zu mustern, sie hat ihre dunkelbraunen fast schwarzen lockigen Haare in einen kurzen Bob geschnitten, aber sie sind noch immer lockig.
Nicht mehr so wild wie früher, früher waren sie wild und ungemacht, unzähmbar, genau wie Myra, sie hatte immer ihren eigenen Kopf.
"Ich will Rache, Rache dafür, dass du mir jemanden genommen hast, den ich über alles geliebt habe. Aber ich will dir auch danken, weil -", ein Grinsen schleicht sich auf ihre Lippen, während sie sich zurücklehnt und mir einen besseren Blick auf sich gibt.
Sie sieht fast genauso aus wie Mom.
"Du hast mich zu der gemacht, die ich heute bin", sie grinst und eine Strähne ihrer Locken fällt ihr uns Gesicht, sie streicht sie automatisch hinter ihr Ohr und ich erkenne den silbernen Ring an ihrem Finger schimmern, es ist Moms Ehering?
"Was zur Hölle ist passiert, du warst tot, ich habe den Leichensack gesehen, in dem du lagst", murmele ich und starre meine Schwester an, sie ist nicht mehr so wie früher, es ist so, als würde sie mich nicht erkennen, als würde sie mich für jemanden halten, der ich nicht bin.
Ein Fremder.
Ein Mörder?
Ihren Mörder.
Moms Mörder.
Die Realisation trifft mich erneut hart, wie ein Schlag ins Gesicht, sie denkt, ich bin derjenige, der Mom umgebracht hat, sie denkt, ich bin derjenige, der sie umgebracht hat. Aber der Mörder der beiden steht direkt hinter ihr und grinst.
"Du verfluchter Wichser", knurre ich und wehre mich gegen die Fesseln, die mich davon abhalten, ihn anzuspringen. "Mh, was sind das denn für Worte? Aber ja, es ist wirklich erstaunlich, was ein bisschen Geld machen kann, oder? Du und deine kleine Freundin müsstet das doch wissen, nachdem Elijah versucht hat sie umzubringen und du dich dazu entschlossen hast sie für Tod zu erklären"; grinst sie und als sie Alyvia erwähnt, steigt Panik in mir auf.
Sie darf sie nicht finden, was ist, wenn jetzt einer ihrer Handlanger versucht, sie zu schnappen?
Ich bin nicht da, um sie zu beschützen, mein Körper wird von jetzt auf gleich ruhig, sie kann sich verteidigen, aber ich werde sie trotzdem beschützen, jetzt und immer. Es ist ein Versprechen, das ich mir gemacht habe, und ich werde das nicht brechen.
"Ja allerdings, ich glaube aber, die Taten, die ihr begangen habt, waren noch schlimmer, mh? Der Tod, als ihr meinen Vater umgebracht habt, die Bodyguards und alle auf dieselbe Weise wie ich und meine Freundin Elijah getötet haben. Eine Kopie von unseren Taten, aber es war eine Warnung, alles nur eine Warnung, um am Ende meinen besten Freund zu töten. Glaub mir, ich werde das nicht auf mir sitzen lassen", meine Stimme wird kalt und ich lasse meine Hände unauffällig zu der Waffe in meinem Hosenbund gleiten.
"Ich hoffe doch, ich habe nichts verpasst? Denn ich bin mir sicher, ihr kennt mich, aber wenn nicht? Ich bin die Person, die euch leiden lassen wird, für alles, was ihr ihm und mir angetan habt. Ach ja, danke, dass ihr Alexander getötet habt, war mir eine sehr große Hilfe."
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