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𝐀𝐕𝐎̂𝐍𝐓𝐎𝐂
Seine Präsenz ist stark, aussagekräftig und für diejenigen, die ihn nicht kennen, angsteinflößend.
Mein Vater ist mächtig und doch steht er hier mit Tränen in den Augen. Mit echten Tränen, mit Tränen in den Augen, die er nicht mal bei Mom und Myras Beerdigung gezeigt hat, auf ihrer Beerdigung waren es Fake Tränen, doch hier und jetzt wirkt es als ob sie echt wären.
Echte Tränen in den Augen meines Vaters und ich genieße es.
Ich stehe schräg hinter ihm, mein schwarzer Anzug mit dem schwarzen Hemd und der weißen Krawatte passen sich perfekt zur Umgebung der Kirche an, es ist eine private Veranstaltung und trotzdem sind die Hälfte der Menschen, Menschen, die ich nicht kenne.
Obwohl ich mehr Verbindungen habe als er und Elijah sie jemals haben werden.
Meine Augen finden die meiner Schwester, als ich meinen Kopf drehe. Wir stehen beide schräg hinter ihm, sie rechts und ich links. Sie nickt mir zu und ein leichtes Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen, ihre Augen jedoch bleiben leicht glasig.
Das Lächeln, das ich ihr schenke, ist echt, doch innerhalb von Sekunden wird mein Gesicht wieder emotionslos. Wir können keine Schwäche zeigen, nicht jetzt, Alyvia und ich sind nur aus einem Grund hier, wir versuchen eine Verbindung zwischen meinem Bruder und unserem unbekannten Verfolger herzustellen.
Ich wende meinen Blick wieder auf die Gäste vor mir.
Bis jetzt ist mir niemand, der mit ihm in Verbindung stehen könnte, aufgefallen, vielleicht ist es ja doch jemand komplett Fremder?
"Auch wenn ein paar Tage seit dem tragischen Unfall vergangen sind, ist es noch nicht ganz in meinen Kopf gekommen, dass ich ein weiteres meiner Kinder, meine Schätze, verloren habe. Die meisten kennen ihn nur als Geschäftspartner, doch er war so viel mehr, er war ein großer Bruder für Nicolas und Penelope, ein Vorbild für meine Kinder, er hat sie immer beschützt. Aber auch war er ein Sohn, mein Erbe, und es schmerzt zu wissen, dass er jetzt dort oben ist, dort oben, mit Catalina und meinem kleinen Engel Myra. Ruhe in Frieden, mein Großer", beendet mein Vater seine Rede und die Halle bleibt still, alle Blicke liegen auf uns, auf die Familie des Opfers.
"BREAKING NEWS: Heute Nacht, während des jährlichen Maskenballes der Anwaltsagentur des ältesten Alvarez Erben, Elijah Alvarez, brach ein Feuer aus. Ein verheerendes Feuer, führte er mit seinem Geschäftspartner, einem alten Freund ein wichtiges Gespräch, als unerwartet ein Feuer ausbrach, die Brandursache ist noch unklar. Sein Geschäftspartner kam unversehrt raus, versuchte Elijah zu retten, doch das Feuer war unberechenbar, zum Glück zerstörten die Flammen nur das Büro des Erben. Als die Feuerwehr eintraf, fanden sie leider nichts als seine verbrannten Überreste, nicht mal seine engsten Angehörigen konnten ihn mehr identifizieren. Eine Tragödie und ein großer Verlust für die Anwaltsgemeinschaft"
Das waren die Nachrichten am Morgen nach dem 'Unfall', alias dem Abend des Maskenballs, an dem wir ihn umgebracht haben. Es war so befriedigend anzusehen, wie er leidet, wie er schreit und wie sein Körper in Flammen aufging.
Meine Augen finden ihre und ihr Blick ist kühl, als sie ihn seitlich auf mich wendet.
Ein kleines Lächeln von ihr und ein kaum merkliches Nicken von mir. Ich bin hier, ich bin für dich da, du bist nicht alleine ...
"Wer ist eigentlich die schwarzhaarige Schönheit, mit der du die ganze Zeit schon Augenkontakt hältst, Ni?", fragt mich meine Schwester, als sie sich neben mich stellt. Einen Teller mit gebratenen Reis in der Hand, die Gabel in der anderen.
Ich breche meine Augen von Alyvia los, sie redet mit einem Geschäftspartner unserer Familie.
Mr. Montgomery, ein geleckter, aber loyaler Geschäftsmann unserer Familie.
"Welche schwarzhaarige Schönheit?", frage ich sie gespielt ahnungslos.
"Tu nicht auf dumm, ich sehe, wie du sie ansiehst. Es freut mich, dass du langsam über Lias Tod hinweg kommst. Also keine Sorge, ich will dir keine Vorwürfe machen", lächelt sie und schiebt sich einen Löffel des Reises in den Mund als ihre Augen ebenfalls auf Alyvia fallen.
Sie wird mir spätestens Vorwürfe machen, wenn sie die Wahrheit herausfindet.
Wenn sie herausfindet, was Alyvia und ich für ein Spiel spielen, ein Spiel, das seit zweieinhalb Jahren läuft. Ein Spiel um Leben und Tod, um Verrat und Lügen, Verstecken und Ermordungen.
"Uh, er stellt sie seinem Sohn vor", sagt sie und holt mich zurück in die Realität. Mein Kopf dreht sich in Millisekunden wieder zu ihr und ich sehe, wie der Sohn von Mr. Montgomery sich auf meine Freundin und seinen Vater zubewegt.
Mr. Montgomery Jr., hingegen zu seinem Vater, ist ein hinterlistiger Charmeur.
Er fickt alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, genau das will er bei Alyvia auch, das erkennt man an seinem Blick, seinem Lächeln, wie er sie ansieht.
Er wird diesen Tag nicht überleben, zumindest nicht, wenn er so weiter macht.
"Du hast diesen, ich bringe ihn um wen er sie anfasst Blick darauf", bemerkt meine Schwester und ich ignoriere sie, er küsst ihre Hand und wie höflich Alyvia ist, erwidert sie die Geste mit einem Lächeln.
Genau wie mein Bruder es gestern getan hat, nur dass er im Fakt die Nacht nicht überlebt hat.
"Was läuft da zwischen euch Ni?", fragt mich meine Schwester misstrauisch und ich erkenne das Misstrauen in ihrer Stimme deutlich, genau wie den warnenden Unterton.
Nicht nochmal, tu es nicht erneut.
Tja, das tue ich nicht, es geht in Runde Nummer 2.
Nur weiß sie das nicht.
"Gar nichts, sie ist nur eine gute Freundin", erwidere ich und versuche gar nicht zu klingen, als würde ich die Wahrheit sagen, man hört die Lüge deutlich heraus, doch ist es mir in dem Moment egal.
"Diós tu verdammt nochmal nichts dummes Ni", sagt meine Schwester und ich sehe sie mit einem Seitenblick an, den anderen noch immer auf die anderen drei Personen am anderen Ende des Raumes gerichtet, er hält ihre Hand noch immer, seine Augen auf ihre Brüste gerichtet, wandert er zu ihren Beinen und wieder hoch, wo er erneut an ihrem Ausschnitt hängen bleibt.
"Es ist nichts Dummes", lächele ich sie nur an und mein Lächeln verfällt, als ich erkenne, wie Mr. Montgomery die beiden alleine lässt, seine Hand wandert unauffällig zu ihrer Taille. "Entschuldige mich, Schwesterherz, ich muss kurz was erledigen", meine Worte sind kühl und ich höre meine Schwester etwas murmeln, doch es ist so leise, dass ich es nicht verstehen kann.
Doch ich will es auch gar nicht, alles, was ich gerade will ist diesem verfluchten Bastard eine in die Fresse zu hauen. Ich erkenne, wie Alyvia sich leicht in seinen Griff lehnt, als sie erkennt, wie ich auf sie zukomme, tut sie es erneut.
Sie liebt es mich zu provozieren, sie will dass ich sie erneut so hart durchnehme, dass sie nicht mehr richtig laufen kann? Von mir aus, es ist ihre Erinnerung daran, dass ich der Einzige bin, der sie jemals berühren wird, der Einzige, der sie zum Schreien bringen wird, der Einzige, der je in ihr sein wird.
Meine Schritte sind elegant und langsam als ich mich auf die beiden zu bewegen, beobachte wie der Bastard mit seinem hässlichen Grinsen versucht sie anzumachen, sie in sein Bett zu kriegen. "Entschuldige Baby, ich musste kurz mit meiner Schwester reden", hauche ich in ihr Ohr als ich seine Hände von ihrer Taille schiebe und meine um sie schließe.
Dieses Kleid werden wir verbrennen, sobald wir wieder im Hotel sind. Sie wird dieses Kleid nie wieder tragen, nicht, wenn er es berührt hat.
"Baby?", fragt Jr. mich verwirrt und sieht mich an, so ist es gut.
Nimm bloß deine Augen von dem, was mir gehört, du hinterlistiger Milchbubi.
"Ja, Baby. Problem damit Henry?", frage ich ihn kühl und er schüttelt den Kopf, er sieht verärgert aus, sein Pech.
Niemand fasst an, was mir gehört.
"Wenn du uns entschuldigen würdest?", meine Frage ist keine wirkliche Frage, mit meinem Griff noch immer an ihrer Taille und ihrem schlanken Körper an meinen gedrückt, öffne ich eine Tür, die zu einem der vielen Bäder führt. Ich kenne, mich in diesem Anwesen besser aus als nirgends anderes.
Dieses Haus hat mehr Versteckmöglichkeiten als man sich denken kann.
"Du genießt es ehrlich, mich zu provozieren, nicht Cenicienta?", knurre ich, als ich sie mit dem Rücken gegen eins der Waschbecken drücke. Sie keucht leise auf und ein Grinsen formt sich auf ihren Lippen, als sie ihre Lippen langsam zu meinem Ohr führt.
"Vielleicht genieße ich einfach nur die Folgen davon", haucht sie und ich greife leicht in ihre Haare, um ihren Kopf zurückzuziehen, sie zwinge mich anzusehen. "N -", doch die panische Stimme hält inne, als sie das Bild vor sich erblickt.
"Was zur Hölle Nic-",
Ich trete ein Stück zurück und drehe mich zu meiner Schwester um, doch ihr Blick liegt auf Alyvia. Sie starrt sie einfach an, sie sagt nichts. Alyvia sieht seitlich zu mir und fährt sich durch die Haare, als sie seufzt.
"Penelope -", doch eine grollende Stimme unterbricht meinen Satzanfang.
"Rufe jemand einen Krankenwagen, er atmet nicht mehr"
Die Worte hallen im Anwesen wieder, mein Blick findet den von meiner Freundin.
Nein.
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