„Nein, nein. Du musst den ein bisschen fester in die Richtung drehen", Sushi legte seine Hand unter meiner an den Schraubenschlüssel und drückte ihn fest in eine Richtung. „Achso", machte ich und nickte dann verständnisvoll. Seit 3 Stunden bastelten wir zusammen an seinem Motorrad rum und je mehr ich lernte desto mehr interessierte ich mich dafür.

„Das hast du gut gemacht, Freckles", er nickte zufrieden und klopfte mir auf die Schulter, lief dann zu dem kleinen Kühlschrank, der neben einer provisorisch zusammengebauten Werkbank stand und entlockte ihm zwei Dosen Cola für uns. Ich fing sie auf, als er mir eine zuschmiss und ließ mich zufrieden auf eine der Hängematten fallen, die Sushi gespannt hatte.

Der Junge war der Bastler der Gruppe. Überall standen Apparate, aus irgendwelchem Müll zusammengebaut, Hängematten waren von Posten zu Pfosten des kleinen Schuppens gespannt, die Wände hingen voll mit Skizzen und Zeichnungen. Er war der kluge Kopf, der Erfinder, der Tüftler. Ich mochte Sushi.

„Ey, Puppy", hörte ich Venoms Stimme. „Frauenfrei Zone", schrie Sushi sofort, was Venom natürlich ignorierte, vor mich trat und mir eine Zeitung, die sie in der Hand hielt, auf den Bauch schmiss:"Kommt dir der bekannt vor?". Verwirrt sah ich erst sie an, die nur auffordernd ihre Arme verschränkte, dann blickte ich auf die Zeitung, nahm sie, sodass ich sie mir besser ansehen konnte.

Auf dem Titelblatt: Ich. Ein riesiges Foto von mir zierte die erste Seite der Papiersammlung und über meinem Kopf prangte der Satz: VERMISST. Fassungslos begann ich sofort den kleinen Text zu lesen, der neben dem gewaltigen Bild stand: Seit dem 23.10 wird Charlie Hathaway vermisst. Er ist 1.79m groß, hat grüne Augen, Sommersprossen, eine schlanke Figur.... weiter las ich nicht. Ich sah zu Venom hoch:"Oh...", murmelte ich nur.

„Oh", sie klang aufgebracht, als sie meinen Laut wiederholte. „Ist das dein Ernst?!", sie wurde plötzlich lauter und ehe ich mich aufsetzen konnte packte sie die Hängematte und schubste mich so aus ihr, dass ich flach mit dem Bauch auf den Boden donnerte. Ich kniff die Augen zusammen, wollte gerade aufstehen, als Venum mir in die Haare griff und meinen Kopf hochzog, sodass ich die Augen nur noch mehr verengte und versuchte dem Zug an meinen Haaren zu entkommen:"Hast du eine Ahnung, was das heißt?! Die suchen dich und wenn die dich finden, finden die auch uns!", sie brüllte regelrecht, ihr Kopf war feuerrot.

Ich hatte Venom noch nie so wütend gesehen. Sie schlug meinen Kopf zurück auf den Boden, was meiner Nase ein ekelhaftes Knacken entlockte und ich zischte schmerzerfüllt auf, spürte sofort das Blut, das aus meiner Nase auf den Boden tropfte. „Venom!!", hörte ich Sushi schreien, doch bevor dieser irgendetwas tun konnte packte mich diese am Kragen, setzte mich auf, sodass mein Rücken an der Wand lehnte, gegen die ich mich ängstlich drückte:"Du scheiß Idiot. Wenn die uns hier finden kommen wir alle in den Knast!", wieder der Zug an meinen Haaren und wieder kniff ich die Augen zusammen, biss die Zähne aufeinander:"Venom, bitte hör auf", sagte ich so laut ich könnte, doch sie schien mich in ihrer Trance gar nicht zu hören:"Deinetwegen wandern wir alle in den Bau!", schrie sie weiter und schlug meinen Kopf gegen die Wand.

Übelkeit überkam mich sofort. Meine Sicht drehte sich, Venom drehte sich mit ihr und ich presste mir die Hand auf den Bauch, hatte das Gefühl mich gleich zu übergeben. „Venom!", das war nicht Sushi's Stimme. Ginger kam mit Cappu rein, der Venom mit Leichtigkeit von mir zog:"Schatz beruhig dich. Es ist alles gut!", versuchte er sie aus ihrem Anfall zu befreien, während ich mich sofort zur Seite krümmte und mich in den Eimer neben mir übergab.

Ginger griff nach meiner Stirn, hielt mir die Locken aus dem Gesicht und streichelte mir über den Rücken:"Alles gut Charles, atme ganz ruhig", er lehnte mich wieder vorsichtig gegen die Wand, strich mir über die Wange:"Siehst du mich klar? Hörst du mich?". Ich nickte sofort, als er mich das fragte. Schüttelte einmal meinen Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen und schloss einen Moment lang meine Augen. „Alles gut", sagte ich leise, sah dann zu Cappu, der Venom aus dem Raum trug.

Ginger setzte sich neben mich, als Sushi bereits mit dem Verbandskasten ankam:"Um Gottes Willen. Warum immer so ein Aufstand, hmm? Sind wir hier im Irrenhaus?", er setzte sich vor mich und begann meine Nase zu beäugen. „Sie hat das nicht absichtlich gemacht", murmelte ich ruhig atmend. Und das hatte sie wirklich nicht. Venom wuchs in einer Familie auf, in der Schlagen normal war, in der sie jeden Tag verprügelt wurde. Sie hatte mir erzählt, dass sie schwere Traumata aus ihrer Kindheit dazu zwingen, kein Maß an Gewalt zu finden und, dass Cappu ihr dabei hilft, diese Maße zu lernen.

Sushi sorgte dafür, dass das Blut nicht weiter lief und klebte irgendetwas über meine Nase, das sie fixieren sollte. Ich habe absolut keine Ahnung warum die hier alle so gut in Medizin sind. Als ich Sushi dankte und Ginger mir half aufzustehen, klopfte es leicht an dem hölzernen Türrahmen. Venom stand kleinlaut da, hinter ihr Cappu, der ihr über die Schulter strich.

Als sie auf mich zukam, konnte ich nicht anders als einen Schritt von ihr zu treten und beäugte sie kurz prüfend. Venom schüttelte nur leicht den Kopf:"Ich bin wieder da", murmelte sie. So nannte sie das, wenn sie ihre Anfälle bekam: weg sein. Sie lief zu mir, legte ihr Hände an meine Wangen und gab mir einen Kuss auf die Stirn:"Tut mir leid, Puppy. Ich wollte das nicht, das weißt du". Ich hatte die Augen geschlossen, nickte nur ganz zaghaft und lehnte mich gegen ihre Hand, brummte leicht:"Ich weiß, V".

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Lucy. x