26. Kapitel April:
Ich hörte Sissi schreien und war mir sicher Onkel Pablo tat ihr dort unten etwas schreckliches an. May lag in meinen Armen und weinte. Ich fühlte mich schuldig weil ich zu schwach war. Weil ich zu schwach war und meine kleine Schwester nicht schützen konnte obwohl sie so jung und zerbrechlich war.
Bald verstummten ihre Schreie und ich hörte ihre Schritte auf der Treppe. May schlief neben mir und Ihre gleichmäßigen tiefen Atemzüge waren das einzige sichtbare in dem Zimmer.
Sissi kam herein und ich sah etwas das wie Blut aussah, allerdings war es zu dunkel um zu sagen was es genau war. Sie ging hinüber zum Fenster und sprach mit Dad. Sie tat mir so leid, beide taten sie mir leid. May war doch erst 13 und dann tat jemand ihr so etwas an. Ich weiß ich sollte zum Jugendamt aber ich hatte nichts gegen Mam in der Hand und die beiden schwingen vor Angst. Um Sissi machte ich mir schon richtige Sorgen, sie machte auf mich einen fast verstörten Eindruck und war nur noch eine Hülle ihrer selbst. Mir war bewusst dass es nicht nur Mam sein konnte, mit der sie zu Kämpfen hatte, sondern noch etwas anderes. Sissi war schon immer jemand gewesen der alles über sich ergehen ließ und alles in sich auffrass und lieber daran zerbrach als mit jemanden darüber zu reden. Ich wollte wissen was mit Dad war, aber bei den beiden traf ich ja nur auf taube Ohren, allerdings würde ich versuchen Ihnen zu helfen. Ich konnte mir vorstellen wie sie litten, ich hatte damals auch gelitten als ich noch alleine war, es tat weh keinen Ansprechpartner zu haben. Dad war ja in den USA und Sissi hatte wohl Angst ihm nur zu schreiben, von einem fremden Handy aus! Wenn Sissi sich selbst Dad gegenüber verschloss müsste es schon ziemlich übel sein. Und Mam, tja auf Mam konnte man sowieso verzichten. Ehrlich gesagt fragte ich mich ja wer dieser Typ war, aber vermutlich würden Sissi und May auch über ihn kein Wort verlieren.
Allerdings hatte ich einen Plan und den würde ich morgen umsetzen.
Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
Am Morgen wurde ich geweckt weil jemand das Zimmer verließ. Es war Sissi. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen aber auch so sah sie nicht gut aus, dass sah sie gestern schon nicht. Ich stand ebenfalls auf, nahm mir eine Jeans und einen Pulli und ging hinunter ins Bad. Das Bad war besetzt und kurz darauf kam Sissi heraus mit gesenktem Blick, trotzdem konnte ich sehen, dass ihr Gesicht geschwollen war und lila und blau war.
Ich ging ins Bad, duschte, wusch Haare und zog mich an, dann föhnte ich meine Haare trocken und band mir einen Zopf, dann putzte ich Zähne und ging in die Küche, gerade Llano May die Treppe hinunter und verschwand im Bad.
Auch sie kam kurz darauf in die Küche und wir setzten uns an den Tusch und aßen unser Frühstück.
Sissi kam nicht und auch Athur erschien nicht beim Frühstück. Ich fand es gut dass er sich um sie kümmerte, wenigstens eine vernünftige Person außer May und mir.
Nach dem Frühstück zog ich mir meine Schuhe und Jacke an und ging hinaus. Ich spazierte ein Stück durch den Park und setzte mich dann auf eine Bank. Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte Dads Nummer.
Ich musste was tun und ich musste den beiden helfen. Sie würden Dad nicht ins Gesicht lügen, niemals. Sissi liebte Dad genauso wie wir und wir waren generell Papakinder.
" Hello?"
" Hi Dad!"
" April?"
" Yes Dad."
" How du you phone me?"
Ich wechselte zurück ins Deutsche.
" Na ja, ich wollte fragen ob du nicht doch kommen kannst...."
" Du weißt doch, dass das sehr schwierig ist..."
" Aber wir brauchen dich hier Dad."
" Ist wieder was mit Marian?"
" Ich denke schon."
" Du denkst?"
" Ja, die beiden sind total verschlossen..."
" Das ist mir auch schon aufgefallen."
" Kannst du kommen?"
" Ich muss gucken Schatz, wissen die beiden dass du mit mir telefonierst?"
" Nein, sie haben Angst. Es soll eine Überraschung werden. Ich mach mir sorgen um die beiden, besonders um Sissi."
" Was ist mit ihr?"
" Kommst du?"
" Was ist mit ihr?"
" Mam verheimlicht irgendwas, ich weiß nicht was, aber ich weiß das es May und Sissi wissen und ich weiß das es den beiden schadet."
" Schlägt sie sie immer noch?"
" Ich denke ja."
" Und Pablo?"
" Auch, was ich dir noch sagen wollte Sissi vermisst dich wirklich... Gestern Abend als sie dachte May und ich würden schon schlafen hat sie gesagt sie brauch dich und du fehlst ihr."
" Es tut mir leid. Ich komme. Ich nehme den ersten Flug den ich kriegen kann. Ist noch was passiert?"
" Ich weiß nur das Sissi in Berlin im Krankenhaus war, weil sie ein Lebensmittelvergiftung hatte."
" Ich ruf dich nachher an und sag dir wann ich komme, ich muss das hier nur klären. Ich hab euch lieb, pass auf deine Schwestern auf..."
" Ja Dad. Ich hab dich auch lieb."
Dann war die Leitung ungebrochen.
Endlich würde alles gut werden. Ich wusste Sissi würde sich freuen, wenn Dad da war und auch May würde sich freuen. Außerdem würde dann endlich die Wahrheit and Lichg kommen. Mam konnte Dad ja nicht einfach anlügen und wenn sie es doch tat Sissi und May würden ihr eher in den Rücken fallen als anders herum und selbst wenn sie Angst hatten war Dad ja dann da.
Ja morgen würde ein richtiges Weihnachtsfest werden.
Ich spazierte noch den ganzen Vormittag durch den Park, bis zum frühen Nachmittag, dann klingelte mein Handy.
" Hi Dad!"
" Hi April. Ich nehme morgen früh den ersten Flug und lande voraussichtlich morgen Nachmittag, könntest du mich dann in Hannover abholen, ich sage dir dann Bescheid."
" Klar wo landest du denn?"
" In Paderborn, von da aus fahre ich mit der Bahn bis Hannover."
" Ok, schreib mir wann ich da sein soll."
" Natürlich! Ich hab dich ganz doll lieb Schatz."
" Ich dich auch Dad."
Dann legte ich auf. Erleichtert stand ich auf und ging zurück zu Onkel Pablo. Ich klingelte und Onkel Pablo zerrte mich hinein.
" Du kannst schön mithelfen. Baum Schmücken, Plätzchen backen, einkaufen und und und. Einfach abhauen und sich vor der Arbeit drücken! Unerhört!" Und schon schläft er mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich beginne zu wimmern und sehe ihn hasserfüllt an.
" Hör auf!" Schrie Sissi und sprang auf. Sie stellt sich neben mich und sieht ihn wütend an. Sie geht mir gerade mal bis zur Schulter, trotzdem ist es rührend und traurig zu gleich wie sie sich für mich einsetzt.
" Was willst du denn? Hast du noch nicht genug?" Fragte Onkel Pablo spöttisch.
Sie sieht ihn verunsichert an und ich erkenne dass verängstigte und gebrochene Mädchen hinter der Fassade.
" Es tut mir leid Onkel." Sagte ich.
" Geht doch!" Knurrte er.
" Los ihr könnt weiter den Baum schmücken und danach das Haus!" Befahl er. Wir beide nickten und gingen ins Wohnzimmer.
Der Baum war riesig und ich musste Sissi auf meine Schultern heben damit sie den Weihnachtsstern auf die Spitze setzen konnte, dabei war ich schon 1,95 m groß, allerdings war der Baum bestimmt 2,30 Meter hoch wenn nicht sogar höher. Wir arbeiteten uns von oben nach unten und am Ende hatte ich Rückenschmerzen, wir dekorierten den Eingang mit Mistelzweigen über der Tür und verteilten überall Kerzen und Lichterketten und Dekoration und halfen May dann in der Küche beim Ausstechen und verzieren der Plätzchen. Es machte sogar Spaß. Sissi hatte am Ende Zuckerguss und Schokolade im Gesicht und ich war voller Plätzchenteig und May war voller Mehl. Wir alle lachten und bewarfen uns mit Mehl sodass wir am Ende husteten und das Fenster öffneten und die ganze Küche putzten, trotzdem war es schön, allerdings hatten wir drei danach Bauchschmerzen von dem ganzen Teig, der Schokolade in dem Zuckerguss, den Streuseln, dem Zimt, der Vanille, dem Krokant und den Zuckerperlen. Außerdem hatten wir auch zu viele Plätzchen gegessen, direkt vom Blech wenn sie noch warm waren und uns dabei auch die Zungen verbrannt aber alles in allem war dies einer der besten Tage die ich je hatte, was aber auch daran lag, dass morgen alles besser werden würde sobald Dad hier war.
Jedenfalls dachte ich das, denn da wusste ich noch nicht was morgen geschehen würde.....
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