22.Kapitel Sissi:
Wir kamen nur langsam voran. Ferienstau. Was mir auch ganz lieb war, doch mit jedem Kilometer den das Auto zurück legte wuchs meine Angst. Mam würde mich gewiss schlagen! Athur würde mich vergewaltigen und Herr Mehlkropf dem würde schon was einfallen und Onkel Pablo war auch nicht grad nett, er war wie Mam.
Draußen war es bereits dunkel. Ich hielt gerade Aprils Handy in der Hand und schrieb Luca:
Hi Luca,
Bin wieder hier. Bin bei meinem Onkel. Wir können uns ja zu viert treffen, schreib mir einfach zwischen 18:00-22:00 Uhr.
Ich drückte auf senden und reichte das Handy an May weiter. Ich rieb mir nervös die Hände. Gerade passierten wir das Ortsschild und meine Nervosität und Angst stiegen. Adrenalin raste durch meine Adern. Meine Hände waren schweißnass und zitterten leicht. Vermutlich war ich leichenblass, aber egal.
Ich würde ja nur Mam, Athur, Herr Mehlkropf und Onkel Pablo treffen. Ich wollte mir gar nicht ausmalen was für eine üble Mischung die vier waren. Nein wollte ich wirklich nicht.
Schon allein die Vorstellung bereitete mir Gänsehaut. Die vier machten mich nervös und ängstlich.
Wir fuhren durch einen Tunnel, bogen ab in eine kleine Seitenstraße und fuhren weiter ins Zentrum hinein. Vor einem schäbigen Fachwerkhaus hielten wir. Die Fensterläden hingen schief herunter, gelbe fleckige Gardinen verbargen das Innere vor neugierigen Blicken, die Farbe blätterte von den Fensterläden und der Tür, die Tür war verwittert, man sah Spuren von versuchten Einbrüchen und das Metal war angelaufen. Die Farbe des Hauses war schmutzig und trüb, die Ziegel voller Moos und oben unter dem Dach gab es ein Dach. Unter dem Dach lebten May, April, Fledermäuse, Ratten, Insekten, was weiß ich und ich.
April Lud meinen Koffer aus und wir klingelten an der Tür. Die Klingel schrillte drinnen und kurz darauf riss Onkel Pablo die Tür auf. Onkel Pablo hatte schwarze Haare, helle Haut, einen Schnauzer, dunkle Augen, er war groß und ziemlich breit gebaut, meistens trug er einen Pullunder, eine Krawatte und eine Faltenhose und Lederschuhe.
Er starrte uns grimmig an und zerrte uns ins Haus. Das Haus roch nach alten Menschen und Lavendel. Alle war im Stil des 20. Jahrhunderts eingerichtet, alte Eichenmöbel, dunkles Parket, Blümchenvorhänge, Blumentapeten oder anderes kitschiges Zeug.
" Ihr könnt hoch gehen. Den Weg kennt ihr ja." Sagte er unfreundlich. Wir nickten und machten uns auf den Weg hoch. Die Wendeltreppe war ausgetreten und eng, sodass je weiter man nach oben kam, nur noch man selber Platz hatte und man dabei sogar an die Wände stieß. Die Stufen waren schief und staubig und oben gab es bloß eine Tür zum Dachboden. Eine alte Tür aus Brettern. Wir öffnete die Tür und dabei quietschte sie ganz furchtbar. Wir machten das Licht an und eine alte einzelne Glühbirne leuchtete schwach auf. Es gab noch immer die drei kleinen klapprigen Betten mit den durchgelegen Matratzen und quietschenden Gestellen, den mottenzerfressenen Decken und Kissen. Die Kissen und Decken stanken nach Tier, nach Moder, nach Exkrementen und nach Lavendel. Auf dem Boden lag überall Fledermausscheisse, Rattenkott und was hier noch alles rumflog. Es gab ein altes Fenster, das wenn man es öffnete fast aus den Angeln flog und schrecklich quietschte und durch dessen Ritzen es furchtbar zog. Es gab noch immer den langen Schreibtisch und die vier morschen Stühle, allerdings war alles voll mit Scheisse, nur die Betten waren halbwegs Frisch. Es gab noch immer den alten Kleiderschrank und den Schrank mit Büchern, mit Büchern die so erbärmlich stanken, die Löcher hatten und auseinander fielen, die unleserlich und vergilbt waren und die einfach zur schrecklich waren.
Ich stieg über Scheisse hinüber zu meinem alten Bett und legte meinen Koffer darauf, als ich sicher war, dass wirklich keine Scheisse drauf war. Leider war doch Scheisse drauf und ich hatte sie in dem Dämmerlicht übersehen.
" Auf meinem ist Scheisse und an meinem Koffer auch!" Sagte ich.
" Meins ist auch voller Scheisse!" Rief May.
" Meins ist sauber, ihr könnt zu mir kommen. Eure Koffer legt einfach so hin, dass sie nicht in der Scheisse liegen." Sagte April.
" Ja." Kam es einstimmig von May und mir.
Wir drei zogen und dicke Schlafanzüge auf und zogen noch dickere Jacken an. Wir öffneten das Fenster um den Gestank nach Scheisse loszuwerden, allerdings kühlte dadurch die Luft au unter Null Grad Celsius ab. Gefühlt -10. Wir zogen uns Mützen, Schals, mehrere Socken, Jacken, Pullis und Hosen an und Schuhe und legten uns dann zu April unter die Decke. April machte das Licht aus und wir drängten uns eng Aneinander.
Man war das arschkalt. Wenn es nicht so dunkel wäre könnte man unseren Atem sehen. Meine Hände waren taub und meine Füße auch, mir war total kalt und wir zitterten.
Über uns hörte man das Geräusch vieler Flügel. Fledermäuse. Wir hörten sie, sahen sie aber nicht.
Etwas schoss dicht über uns hinweg und wir drängten uns noch enger.
Wieso war es nur so bitterkalt?
Wieso waren sie alle solche Arschlöcher?
Wieso hassten Sie uns so?
Was hatten wir getan?
Wieso war mein Leben so Scheisse?
Wieso?
Was hätte ich falsch gemacht?
Neben mir wurden Mays und Aprils Atemgeräusche leiser und gleichmäßiger und würden dann zu einem leisen schnarchen.
Wie konnte man in Dieser Kälte pennen?
Wie hielten sie das nur aus?
War ich so unreif Oder hatte ich einfach die größere Last?
Ich seufzte und schloss die Augen, dann dachte ich an Luca.
Ja er war ein richtiger Freund, mehr sogar. Vermutlich liebte ich ihn, aber ich wollte nicht, dass ich einen dritten Vergewaltiger bekam. Ich hatte Angst.
Und Maja? Maja war so etwas wie meine Beste Freundin.
Wäre sie deine beste Freundin hättest du ihnen erzählt was sie dir antun.
Sagte die fiese Stimme in meinem Kopf.
Sie sind meine besten Freunde. Dachte ich.
Klar. Sagte mein Unterbewusstsein.
Sie waren wirklich gute Freunde und es war nicht so, dass ich mich ihnen nicht anvertrauen wollte, ich hatte einfach nur Angst. Ich hatte Angst vor Mam und das machte mir noch mehr Angst. Sie hatte viel zu viel Macht über mich und das gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht.
Mam tat mir all das an und ich hasste.
May, April und Dad liebte ich.
Herr Mehlkropf war ein Irrer perverser und ich hasste ihn.
Athur war pervers und ich hasste ihn.
Emily und ihre Zicken hasste ich wie die Pest.
Kris war ok, er schien nett zu sein.
Maja war eine gute Freundin und ich mochte Sie.
Und Luca. Ja was war Luca? Er war so etwas wie mein bester Freund und ich liebte ihn.
Ich liebte ihn und hatte angst davor.
Mit dieser Erkenntnis schlief ich ein.
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