Kapitel 58
Ich schwebte noch immer auf Wolke sieben, als ich am nächsten Morgen das kleine Café betrat, in dem ich mich mit Robyn zum Frühstücken traf. Ich war komplett übermüdet, weil es gestern spät - oder eher heute ziemlich früh - wurde, aber trotzdem sprühte ich nur so vor überschüssiger Energie und Glück.
Aber offenbar war nicht nur ich gut gelaunt. Auch Robyn saß selig lächelnd an einem Tisch und starrte auf ihr Handy.
Natürlich war ich mal wieder ein paar Minuten zu spät, aber damit schien Robyn kein Problem zu haben. Immerhin war endlich jemand noch unpünktlicher als sie.
Als sie mich sah, sprang sie auf, um mich zu umarmen und drückte mich so fest an sich, dass sie mir beinahe alle Rippen zerquetschte.
"Whoa, Robyn, alles gut, so lange ist es auch wieder nicht her, dass wir uns gesehen haben", lachte ich und drückte sie mindestens genauso fest zurück, bevor sie endlich den Griff um mich lockerte.
"Okay, also schieß los. Was gibt's?", fragte ich gleich, weil das war definitiv keine normale Begrüßung. Robyn war durchgeknallt und hatte ihre Anfälle, aber das hier war besonders.
"Nee, nee, du zuerst. Was ist das für ein komisches Strahlen in deinem Gesicht und das schon um diese Uhrzeit?", wollte sie von mir wissen und automatisch grinste ich noch ein wenig breiter. Bald würden alle meine Gesichtsmuskeln zum Schmerzen anfangen, weil ich so übertrieben viel grinste und es nicht abstellen konnte.
"Wie wärs, wenn wir erst mal bestellen und dann mit den Neuigkeiten herausplatzen?", riss ich mich aber dennoch zusammen, nicht zuletzt, weil ich jetzt echt endlich Kaffee brauchte.
Wir bestellten beide ein süßes Frühstück mit Croissants und Marmelade und dazu Kaffee. Viel Kaffee. Ich zumindest. Robyn bestellte sich Tee.
"Tee? Seit wann das denn?", fragte ich sie irritiert, als die Bedienung kurz darauf mit unserer Bestellung kam, aber Robyn zuckte nur mit den Schultern.
"Wie läuft's mit den neuen Kellnern?", fragte Robyn mich stattdessen mit vollem Mund, obwohl ich genau wusste, dass sie nur darauf wartete, dass ich ihr endlich erzählte, was los war.
"Alles prima, die beiden sind echt Gold wert. Keine Ahnung, was wir ohne die beiden gemacht hätten." Darüber wollte ich tatsächlich nicht nachdenken. Paolo und ich hätten niemals alleine den Laden schmeißen können. Es war immer noch ziemlich stressig mit nur vier Personen, also wahrscheinlich würden wir über kurz oder lang noch einen Kellner einstellen müssen.
"Aber das ist nicht der Grund, warum ich so gut drauf bin", fügte ich dann hinzu und hatte sofort Robyns ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich machte eine kurze Spannungspause. "Ich werde die Geschäftsführerin vom Bella Casa und übernehme damit Francescas Job." Robyns Augen weiteten sich.
"Im Ernst? Mein Gott, Ceil, das ist fantastisch!", freute sie sich für mich. Natürlich wusste Robyn über alles Bescheid, was mit Antonia und Francesca passiert war und auch, dass ich die letzte Zeit Francescas Job schon übergangsweise übernommen hatte. Und sie wusste auch, dass es mir mit dem Studium langsam reichte und ich keinen Bock auf meinen Master hatte. Und über die Gehaltserhöhung beklagte ich mich jetzt auch nicht. Jetzt konnte ich Mama und Papa zwischendurch mal unterstützen, wenn sie etwas benötigten. Und ich konnte mir vielleicht endlich die hübschen Möbel für den Balkon leisten. Aber das war jetzt ja erst mal nebensächlich.
"Aber das ist noch nicht alles", schob ich gleich hinterher, weil ich es ihr einfach unbedingt erzählen wollte. Robyn sah mich gespannt an und hatte ihr halbes Croissant offensichtlich komplett vergessen. "Fabio und ich sind jetzt zusammen. Ist das nicht toll?", fügte ich sofort hinzu und ich wusste, dass Robyn jetzt zum Quietschen angefangen hätte, wenn wir allein gewesen wären.
"Meine Güte, Ceil! Ich freu mich so für euch!" Aber dann wurde sie todernst. "Wie lange läuft das schon?", fragte sie dann mit zusammengekniffenen Augen und ich wurde ein klein wenig unsicher.
"Nicht lange. Seit gestern Abend sind wir offiziell zusammen, aber wir hatten vorher diese Vereinbarung, dass wir uns quasi nochmal neu kennen lernen und uns Zeit lassen", erklärte ich ihr.
"Wie lange?", hakte sie aber beharrlich nach.
"Ein paar Wochen?" Gott, was machte sie denn jetzt so einen Stress? Aber schon erhellte sich ihr Gesichtsausdruck wieder.
"Ha, dann hab ich gewonnen!"
"Gewonnen? Was gewonnen?", fragte ich total irritiert.
"Als wir das letzte Mal im Bella Casa waren, hab ich zu Adrian gesagt, dass zwischen euch schon was läuft und zwar gewaltig, aber er wollte es mir nicht glauben." Völlig euphorisch grinste sie und biss nochmal ein fettes Stück von ihrem Croissant ab.
"Ja, da hatten wir schon darüber geredet", gestand ich. "Das sollten wir mit einem Glas Sekt feiern, meinst du nicht auch?", sagte ich und wollte schon der Bedienung winken, als mich Robyn zurück hielt.
"Für mich gibt's heute keinen Sekt", meinte sie dann und ihre Wangen färbten sich rosa, während sie heller strahlte als die Sonne. Schon wieder war ich irritiert.
"Seit wann verzichtest du denn bitte freiwillig auf Sekt?", fragte ich amüsiert und hätte mir nach ihrem nächsten Satz beinahe selber gegens Hirn geklatscht.
"Für mich gibt es sogar die nächsten neun Monate keinen Sekt", fügte sie erklärend hinzu und jetzt fiel der Groschen.
"Oh mein Gott, Robyn!" Dieses Mal konnte ich einfach nicht an mich halten, stand auf und drückte meine beste Freundin fest an mich. "Ihr habt es endlich geschafft!"
Dann hielt ich sie auf Armlänge von mir und musterte sie kritisch.
"Du bist dir schon ganz sicher, oder?" Ich freute mich wahnsinnig für sie, aber ich wollte auch nicht, dass sie noch einmal enttäuscht wurde und sich jetzt zu sehr reinsteigerte.
"Ich bin sicher. Ich bin seit drei Wochen überfällig und ich habe das hier", meinte sie und zog ihr Handy raus, während ich mich wieder setzte. Wahrscheinlich sorgten wir hier gerade für Gesprächsstoff für das ganze Café, aber das war mir ja mal sowas von egal. Stolz hielt sie mir das Display ihres Handy vor die Nase.
Sie hatte eiskalt ihren Schwangerschaftstest fotografiert.
Ich musste aufpassen, dass ich nicht laut zu lachen anfing.
Sie nahm das Handy wieder zu sich und wischte einmal über den Bildschirm, bevor sie es mir wieder hinhielt.
"Und zur Sicherheit hab ich noch einen zweiten gemacht", erklärte sie mir und jetzt hätte ich mich wirklich beinahe nicht mehr zusammen reißen können, aber ich blieb standhaft, weil ich wusste, wie viel ihr diese Schwangerschaft bedeutete.
Vielleicht würde ich nie vollends nachvollziehen können, wie man Kinder so sehr lieben konnte, aber ich wusste, dass sie für Robyn die Welt bedeuteten, dass sie ihr Leben vervollständigen und ihre Ehe mit Adrian perfekt machen würden.
"Ich freue mich so sehr für euch!", sagte ich und drückte ihre Hand. "Und ich will sofort das erste Ultraschallbild sehen, wenn ihr es habt!", fügte ich hinzu und Robyn lachte.
"Na aber selbstverständlich! Du musst doch dein Patenkind so bald wie möglich kennen lernen." Lächelnd sah sie mich an und nur langsam sackte die Bedeutung ihrer Worte in mich ein.
Und verschlug mir erst mal die Sprache. Ich dachte, das wäre nur so Geplänkel gewesen. Irgendwie hatte ich nicht wirklich damit gerechnet, dass sie mich tatsächlich fragen würde.
"Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen", lachte Robyn dieses glockenklare Lachen, das nur so vor Glück strotzte.
"Ich...weiß grad gar nicht, was ich sagen soll", gestand ich. Damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet.
"Also natürlich nur, wenn du möchtest", fügte Robyn hinzu. "Ich weiß, dass du nicht so der große Fan von Kindern bist, aber ich könnte mir niemand besseren als dich vorstellen, der ich unseren kleinen Alex anvertrauen würde." Die Wärme in ihrer Stimme schnürte mir fast die Kehle zu, so ergriffen war ich. Aber...
"Moment mal, Alex? Du weißt doch noch gar nicht, was es wird?", meinte ich, aber Robyn winkte nur ab.
"Natürlich wird das ein kleiner Junge. Adrian glaubt mir auch nicht. Er denkt immer noch, es würde eine kleine Angie werden." Robyn wirkte so überzeugt von ihrer Annahme, dass ich einfach nur lachen musste.
Natürlich konnte sie zu dem Zeitpunkt einfach nicht wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Und ich wusste genau, dass sie sich über eine kleine Tochter genauso freuen würde, wie über einen Jungen.
Aber es war auch klar, dass sie nicht einfach so mit Adrian einer Meinung sein konnte. 'Wo bleibt denn da der Spaß, wenn man sich nicht ab und an die Stirn bietet und sich gegenseitig neckt?', hatte sie mir einmal mit einem Zwinkern zugeraunt, als Adrian nach einem kleinen Wortwechsel kopfschüttelnd, aber schmunzelnd den Raum verlassen hatte.
"Also egal, ob es ein Alex oder eine Angie wird – ich werde gerne Patentante", erklärte ich feierlich und brachte Robyn damit noch mehr zum Strahlen.
"Danke, Ceil!"
Völlig überglücklich saßen wir also hier und grinsten uns an.
Gerade eben schien mein Leben und das Leben meiner Lieben um mich herum einfach perfekt zu laufen.
Ja, im Leben gab es immer Höhen und Tiefen. Wir hatten in den letzten Monaten alle ein bisschen was durchgemacht.
Aber jetzt fügte sich alles, lief wieder in geordneten Bahnen und ich war glücklich.
Einfach nur glücklich.
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Und Robyn ist endlich schwanger <3
Tyskerfie & HeyGuys77
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