CHAPTER 36: Die Ruhe vor dem Sturm
Am nächsten Morgen wurde ich alleine wach. Die wohlige Wärme neben mir war verschwunden. Ich riss die Augen auf und saß kerzengerade im Bett. Ich entspanne mich, als ich Levis und meine Kleidung zusammengefaltet auf dem Hocker neben meinem Bett erkannte. Außerdem hörte ich Geräusche aus dem Bad. Levi war nur duschen, er war nicht weg. Er hat mich nicht alleine gelassen.
Ich plumpste wieder zurück in die Kissen meines Bettes und atmete nochmal tief durch.
Heute ist der Tag der Expedition. Das Geplätscher des Wassers verstummte und kurz darauf kam Levi mit einem Handtuch um die Hüften zurück ins Zimmer. Er schien überrascht, als ich ihn angrinste und strich sich die nassen Haarsträhnen aus der Stirn.
Ich kletterte aus dem Bett, wohl bedacht die Decke um meinen entblößten Körper zu lassen, und ging auf Levi zu, der bereits seine Arme ausbreitete.
Als wir einander in die Arme fielen, vervollständigte sich wieder etwas in mir. Es ist als hätte ich als ich Levi kennengelernt habe erst bemerkt, wie unvollständig ich war. Wenn wir einander berührten, küssten oder liebkosten, dann fühlte ich mich komplett.
,,Heute ist es soweit", flüsterte ich und legte meinen Kopf an seine Brust.
,,Deswegen habe ich bereits geduscht. Ich muss noch mit Farlan und Isabel einiges durchgehen."
,,Levi bitte-"
,,Laurentia, versteh doch, ich kann dir nichts sagen", unterbrach Levi mich und ließ mich los. Er ging zu dem Stuhl mit unseren Klamotten und fing an sich anzuziehen.
,,Es ist das Einzige, was ich dir nicht sagen kann."
,,Aber das meine ich nicht", meinte ich und ging auf Levi zu.
,,Ich will nur, dass du mir versprichst auf dich aufzupassen...", nuschelte ich.
Levi drehte sich zu mir um und nahm mein Gesicht in seine Hände. Sanft drückte er mir einen Kuss auf die Lippen.
,,Das Letzte was ich wollen würde, wäre jetzt einfach zu sterben. Jetzt, wo ich zum ersten Mal in meinem Leben einen wahren Sinn sehe, um zu überleben."
Ich lächelte und küsste seine Handfläche: ,,Ich liebe dich."
,,Ich dich noch mehr."
Ich löste mich von Levi und verschwand im Bad. Während ich mich wusch, konnte ich keinen anderen Gedanken fassen, ich musste durchgehend an Levi denken. Bei den Erinnerungen an gestern Nacht fing mein ganzer Körper an zu zittern. Wie ich diesen Mann liebe.
Ich trocknete mich ab und schlüpfte in eine frische Uniform. Meine Haare band ich in einem Zopf zusammen. Ich verließ das Bad und stellte fest, dass Levi bereits gegangen war.
Ich stellte mich bereits darauf ein, dass wir in ein oder zwei Stunden auf die Expedition aufbrechen würden und atmete tief durch. Mein Gefühlschaos und Levi musste ich auf mein Privatleben verschieben, auf Zeit, die ich nicht hatte. Jetzt war ich wieder im Dienst und musste mich konzentrieren.
Ich holte aus meinem Schrank das grüne Cape mit dem Wappen der Freiheitslegion auf dem Rücken hervor und warf es um meine Schultern. Ich schloss den Knopf zwischen meinen Schlüsselbeinen und schlüpfte in die Stiefel. Ich verstaute meinen Zimmerschlüssel in meiner Brusttasche und machte mich auf zum Essenssaal.
Es war das ganze Hauptquartier auf den Beinen. Die jüngsten Soldaten agierten als Laufburschen und rannten mit Kisten durch die Flure. Die Pferde wurden bereits hergerichtet und an jeder zweiten Ecke half man sich gegenseitig mit dem Aufschnallen des Manövers.
Ich bog in den großen Saal ein, indem vereinzelt noch Soldaten saßen und sich ihr Frühstück in ihre Mäuler stopften, wie als wäre dies ihr letztes Mahl. Ich nahm mir einfach ein Glas Wasser und ein Laib Brot, wie immer - und setzte mich zu Hanji an den Tisch.
,,Na, schon aufgeregt?", fragte ich die brünette Brillenträgerin, die lustlos in ihrem Brei herumstocherte.
,,Was ist denn los?", fragte ich.
,,Erwin verbietet mir Titanen einzufangen!", heulte Hanji und lies ihre Fäuste auf den Tisch knallen.
,,Wir versuchen auch das Gebiet um Shiganshina von Titanen zu befreien und Mauer Maria wieder zu verschließen und nicht Titanen für deine Spielchen einzufangen. Das ist erstens nicht der Sinn der Expedition, zweitens viel zu gefährlich."
,,Hast du dich mit Erwin abgesprochen? Weil ihr erzählt mir beide denselben Mist", murrte Hanji beleidigt.
Ich verdrehte die Augen: ,,Lass uns über etwas anderes reden, Hanji. Wie zum Beispie-"
,,LAURENTIAAA!!", brüllte pötzlich Isabel.
Ich zuckte sowie alle Anwesenden zusammen, als Isabel meinen Namen durch den Saal brüllte und auf mich zugestürmt kam. Sie hatte glitzernde Augen und schmiss sich auf den Stuhl neben mir.
,,Farlan hat mir etwas sehr Interessantes erzählt", kicherte sie: ,,Levi war nachdem er zu dir gegangen ist bis heute Morgen nicht wieder zurück auf dem Zimmer..~"
Ich griff nach meinem Glas und führte es an meine Lippen: ,,Und was soll das heißen?"
,,Als Farlan Levi gefragt hatte weshalb er weg war, ist er ganz rot geworden ... und ich hab da so eine Theorie... naja wohl eher eine Frage..~"
,,Schieß los", antwortete ich und nahm einen Schluck Wasser.
,,Bist du noch Jungfrau, Laurentia?"
Ich verschluckte mich und prustete das Wasser Hanji in Gesicht. Doch sie schien es nicht zu stören, da sie genauso interessiert an meinen Lippen hing.
,,Was?!", brachte ich nach meinem Hustenanfall heraus.
,,Ob du Jungfrau bist, oder ob Aniki dir die Jungfräulichkeit...", begann Isabel, doch ich unterbrach sie, als ich Levi den Saal betreten sah. Ich künstelte ein Lächeln, doch das Ganze endete in einer Grimasse.
,,Was ist los?", fragte Levi, der sich neben Hanji setzte und mich musterte.
,,Hast du Laurentia entjungfert?", fragte Hanji anstelle von Isabel.
Levi reagierte total gelassen: ,,Wer will das wissen?"
,,Farlan, Hanji-san und ich!", kichere Isabel gespannt.
Levi verdrehte die Augen und schaute zur Seite. Seine Wangen verfärbten sich leicht rosa: ,,Nun ja.."
,,Ja was?", fragte Hanji.
,,Die Entjungferungsgeschichte!", zischte Levi und schaute sich um, damit niemand anders es hörte: ,,Das bleibt unter uns", stellte Levi klar.
,,Eigentlich sind Beziehungen unter Offizieren verboten", fügte ich hinzu.
,,Eine verbotene Liebe~", fangirlten Hanji und Isabel total in ihrer Shipwelt versunken.
,,Lass uns unsere Pferde fertig machen und die Manöver abholen", sagte ich schließlich zu Levi, der nickend aufstand. Gemeinsam verließen wir den Saal und holten uns aus dem Lager zwei Manöver, die wir einander umschnallten.
Dann verließen wir das Gebäude und mischten uns unter die vielen Soldaten, die bereits ihre Pferde fertig machten oder gerade aufstiegen. Als ich den Sattel auf Noche festschnallte, lugte ich zu Levi herüber.
,,Bitte, bleibe mit Farlan und Isabel in der Mitte der Formation, so wie ich es erklärt habe", bat ich Levi.
Dieser seufzte und stieg auf sein Pferd: ,,Du weißt, dass ich die Bitte nicht einhalten werde, wenn du an der Front reitest?"
Ich stieg ebenfalls auf.
,,Und wenn ich auf mich aufpasse?", drängte ich.
Levi beugte sich zu mir und küsste mich flüchtig auf die Wange, dass es niemand mitbekam.
,,Dann werde ich auch auf mich aufpassen."
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