
CHAPTER 28: Erwartungen
,,Um die anderen aufzuklären: der Vetrag war ein Deal, den ich mit Erwin schloss und aus dem wir beide unsere Nutzen ziehen konnten. Ich würde den Aufklärungstrupps beitreten und der Menschheit helfen, im Gegenzug sollte er aber meiner Familie ein sicheres Zuhause geben."
Nile schaltete sich ein: ,,Definieren sie sicher."
,,Ich meinte so sicher, wie nur irgend möglich. Sie bekamen ein Haus innerhalb der innersten Mauer, aber trotzdem hat es der gute alte Smith noch nicht einmal hinbekommen ein paar Räuber und Mörder von ihnen abzuhalten."
Ich drehte mich zu Nile um: ,,Und jetzt sagen sie mir, wenn Mister Augenbraue noch nicht einmal das hinkriegt, wie soll er die Aufkärungstrupps dann gegen die Titanen anführen?"
,,Laurentia. Es reicht. Sie gehen zu wei-"
,,Nein! Das tue ich eben nicht! Wie kann ich unter einem Commander Befehle ausführen, der noch nicht einmal zwei einfache Wachen vor einem Haus positionieren kann? Auch wenn sie K.O. geschlagen worden wären- sie hätten wenigstens etwas getan. Aber das Problem ist, dass Sie nichts getan haben. Und das wiederum ist ein Verstoß gegen eine der beiden Grundbedingungen."
Jetzt schaltete sich Hanji ein: ,,Laurentia, Erwin hat Recht. Wir sind alle Menschen. Wir verstehen was du fühlst. Wir machen alle Fehler."
,,Gar nichts versteht ihr!", ich zeigte auf Erwin: ,,Dieser Mann hat einen Fehler begangen, der fast die Leben einer Neunzehnjährigen und eines Zweijährigen gekostet und das Leben von mir, meinem Bruder und unseren Schwestern ruiniert hätte. Ich kann es einfach nicht nur auf der Aussage 'kleiner Fehler' belassen."
Wütend atmete ich aus.
,,Was erwarten sie jetzt, das ich tue?", fragte Erwin dann in die Stille hinein.
Ich lachte beinahe humorlos auf: ,,Was ich erwarte?", wiederholte ich ungläubig.
Ich wandte mich zu Erwin, ging zu seinem Schreibtisch in und lies meine Hände auf seinen Schreibtisch knallen: ,,Ich erwarte, das sie sich an ihre Versprechen halten. Ich erwarte das sie genug Eier in der Hose haben haben, um ihre Fehler zuzugeben. Ich erwarte, dass sie weitesgehend keine Fehler machen und sie so gut es geht vemeiden. Denn das ist es, was ich bereits tue. Das ist es, was ich unter einem Vertrag verstehe, wenn ich ihn eingehe."
Ich nahm meine Hände von seinem Tisch: ,,Ein gesundes Vertrauen auf dienstlicher Ebene und Verständnis, Loyalität und Rücksicht für den Vertragspartner, das ist es was ich erwarte."
Ich sah Erwin in die Augen. Dieses klare Blau spiegelte einen Teil seiner Reue deutlich wieder. Doch selbst wenn ich ihm bezüglich dessen irgendwann verzeihen würde, ich würde es nie vergessen.
Ich drehte mich zu Pixis um: ,,Bevor ich mich in meiner Meinung selbst versichere, ich hoffe doch, sie sehen meine Sichtweise genauso. Oder haben sie andere Vorstellungen von einem Vertrag?"
Pixis sah mich forschend an: ,,Keinesfalls, junge Dame. Ihre Werte eines Vertrags sind überaus erwachsen und gut durchdacht. Sie spiegeln den Inbegriff einer anständigen Soldatin wieder."
Ich nickte, Pixis räusperte sich allerdings.
,,Nichtsdestotrotz sollten sie sich nicht so vor ihrem Commander aufführen. Wie er bereits kläglich versuchte zu erwähnen, sind sie ihm untergeordnet, also dürfen sie sich bei Weitem nicht so respektlos verhalten wie vorhin. Das könnte unter anderen Umständen und mit anderen Leuten ihren Untergang bedeuten."
Ich schluckte und blickte zu Boden. Wenigstens war ich meine Worte an Erwin mit großem Pauken und Trompeten losgeworden, so wie ich es gewollt habe. Pixis sah zu Erwin.
,,Ich sähe sie immernoch gerne in den Reihen der Mauergarnison."
Ich runzelte die Stirn. Wovon redete Pixis da...?
Nile räusperte sich: ,,Abgesehen von ihrem mangelnden Respekt und plumper Unhöflichkeit, wird auch die Militärpolizei Lieutnant Cabucho weiterhin ein Stelle anbieten."
Ich starrte Erwin verdattert an: ,,Was wird das?"
,,Ich hätte es Ihnen erklärt, aber Sie sind ja sofort in den Raum gerauscht und ließen mir keine Zeit etwas zu sagen."
Ich verdrehte die Augen: ,,Wenn Sie sich jetzt dazu überreden uns aufzuklären, wäre ich Ihnen sehr dankbar."
,,Commander Dawk und Commander Pixis sind hier, weil sie ebenfalls Interesse an Ihren Fähigkeiten zeigten. Sie sind hier, um Sie anzuwerben."
Ich schluckte. Die Militärpolizei und die Mauergarnison wollten mich auch? Drei Entscheidungen, eine jede würde nicht mehr rückgängig zu machen sein. Doch meine Entscheidung stand von Anfang an fest.
,,Wir verstehen natürlich, wenn Sie etwas Gedenkzeit benötigen-"
,,Nein", erklärte ich: ,,Ich habe mich bereits entschieden."
Ich sah nacheinander die Commander an.
,,Commander Pixis, sie sind mir ein sehr sympathischer und kluger Mann, doch ich glaube nicht, das ich mich selbst in der Mauergarnison sehen könnte."
Pixis nickte und lächelte: ,,Eine kluge Dame fällt ihres Ermessens nach auch kluge Entscheidungen. Ich hoffe wir werden in Zukunft wieder die Möglichkeit haben, uns etwas besser zu unterhalten."
Dann verschwand der Mann mit einem Zwinkern und nahm seine zwei Begleiter gleich mit. Ich ging zu Nile und salutierte.
,,Es freut mich sie kennenzulernen, Commander Dawk."
,,Laurentia! Du kannst nicht-", rutschte es Isabel plötzlich heraus.
Farlan legte ihr mitzusammengepressten Lippen eine Hand beschwichtigend auf den Arm. Ich sah kurz zu Levi. Er sah mich einfach an. Sein Blick sagte soviel wie: Egal wie du wählst, ich werde dir folgen.
Ich wandte mich wieder an Nile: ,,Wie gesagt, es ist mir ein Vergnügen sie kennenzulernen, aber ich muss auch ihnen absagen. Ich entschuldige mich zutiefst für meine Unhöflichkeit und meinen fehlenden Respekt, ich hätte sie unter anderen Umständen auch besser begrüßt, doch ich bin nicht nur vertraglich sondern auch anderweitig an die Aufklärungstrupps gebunden, werde also weiterhin unter ihrem Wappen kämpfen."
Nile nickte nur augenverdrehend, gab seinen Begleitern ein Zeichen und verließ den Raum.
,,Hanji, Levi, Farlan und Isabel. Wenn ihr bitte auch kurz gehen würdet. Ich muss mit dem Commander alleine sprechen."
Meine Freunde nickten, salutierten und taten wie gehießen. Ich drehte mich zu Erwin um, der seine beiden Leibwächter ebenfalls abwinkte. Als sich die Türen hinter mir ein letztes Mal schlossen, ging ich auf den umgekippten Sessel zu und stellte diesen wieder auf. Ich lies mich in ihn hinein fallen und überschlug meine Beine.
,,Wir haben einiges zu klären, Erwin."
,,Das befürchte ich auch."
So fing ich an zu erzählen. Angefangen bei meinem Besuch zu Hause, ich erzählte jede Einzelheit, jede Kleinigkeit rief ich mir aus dem Gedächtnis. Wie verwüstet das Haus war, wie die Wachen aussahen, die uns an den Toren nicht reinlassen wollten, wie wir zur Papierfabrik gingen und dort durch den unscheinbaren alten Schuppen in das Versteck von Anton einstiegen. Wie wir uns weiter geschlichen haben, bis wir schließlich mit dem Kampf konfrontiert wurden. Die darauffolgende Explosion und wie wir einander wiederfanden. Allein die Sache mit John und die Momente mit Levi ließ ich aus. Zu private Informationen sollte man für sich behalten, hatte Shadis uns immer eingetrichtet.
Erwin schrieb sich alles mit. Am Ende sah er auf und nickte mir zu: ,,Gute Arbeit, Cabucho."
Ich nickte.
,,Haben sie irgendwelche gravierenden Verletzungen erlitten?"
Meine Miene verdüsterte sich: ,,Anne hat ihre Hand verloren. Jeder hat einige Kratzer, Prellungen oder Verbrennungen. Ich hatte ein Loch in meinem Bein. Wir alle machen Verluste. Es zählt nur, den Auftrag zu beenden."
,,Sie hätten mich um Hilfe bitten können."
,,Und wie lange gewartet? Bis Anton Anne zig mal misshandelt hat? Ihr zweijähriger Sohn hat alles mitangesehen."
,,Zwei Jahre? Dann wird er sich an nichts erinnern können."
,,Wer weiß. Der menschliche Verstand reagiert auf traumatisierende Erlebnisse anders als normalerweise."
Erwin seufzte: ,,Nun gut. Ich denke jetzt sollten wir wieder zurück auf den Vertrag kommen, denn bezüglich der zweiten Bedingung: mein Informant hat sich endlich gemeldet."
Ich schaute auf: ,,Hat er die Informationen?"
Erwin zog eine Schublade in seinem Schreibtisch auf und holte eine schwarze Mappe hervor. Er legte sie vor sich auf den Tisch und machte die Schublade wieder zu.
,,Natürlich hat er noch lange nicht alle Informationen zusammen. Es ist auch sehr schwer in solchem Ausmaß eine solche Aktion durchzuführen, deswegen kann ich Ihnen nicht versprechen, regelmäßig oder überhaupt wieder eine solche Mappe für sie zu haben."
Ich nickte wieder und nahm mir vorsichtig die Mappe vom Tisch: ,,Wo hat ihr Informant angefangen?"
,,Ich habe ihre Anweisungen weitergegeben. Er hat genau die Schritte und Anweisungen befolgt, die sie ihm gaben."
Ich drückte die Mappe an mich.
,,Danke Erwin."
,,Wofür?"
,,Für wenigstens diesen einen, winzigen Schritt, für den ich Ihnen dankbar sein kann."
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