CHAPTER 20: Die alte Papierfabrik
Als wir wieder am Haus ankamen, in dem Anne und die anderen die letzten Jahren untergebracht waren, rannte ich beinahe zu meinen beiden Schwestern. Als ich sah, wie die zwei an Isabel gelehnt schliefen, hielt ich erleichtert inne.
,,Wieso seid ihr nicht im Haus?", fragte Kai Farlan, wollte wohl seine jüngeren Schwestern im Warmen wissen.
,,Dort sind Blut und Scherben verteilt. Wir dachten, es wäre besser sie hier draußen für eine Weile zu beschäftigen, um ihnen die jetzige Situation erleichtern."
,,Danke..", antwortete ich für meinen Bruder.
Nachdem wir die Pferde versorgt hatten, setzten wir uns zusammen auf die Holzbänke um die Feuerstelle herum. Kai verschwand kurz, kam danach mit vielen Decken wieder. Er sah niedergeschlagen aus, sein Gesicht war bleich.
,,Was ist los Kai?", fragte ich sanft.
,,Wäre ich geblieben, dann wäre das alles nicht passiert. Wäre ich nicht so egoistisch gewesen und dir zum Militär gefolgt, dann hätte ich Anne und Laurenz beschützen können.. Dann hätte Sofia dass nicht nochmal durchmachen müssen..", mit einem besorgten Blick legte er vorsichtig die Decke um die Schultern seiner weißhaarigen Schwester.
Ich klopfte auf den freien Platz neben mir: ,,Komm her."
Ich hob meine Decke an der Seite an und Kai setzte sich augenverdrehend neben mich. Ich legte meinen Arm und somit auch die Decke um ihn.
,,Das ist dein Wille gewesen, du bist mir nicht gefolgt-"
,,Doch, bin ich", flüsterte er: ,, Weil ich unsere Familie auch beschützen wollte."
Ich umarmte ihn ein Stück fester: ,,Und das ist deine Einstellung zum Leben, verstehst du? Du willst deine Familie beschützen und nichts hätte dich davon abhalten können. Warum hat Anne dich wohl gehen lassen? Zum Militär? In den Briefen schrieb sie mir, das du denselben sturen Blick wie ich hattest, als du es ihr gebeichtet hast. Du denselben eisernen Willen hattest. Sie hätte dich nicht aufhalten können, selbst wenn sie es gewollt hatte. Sie ist stolz auf dich. So wie es auch Sofia, Mira, Laurenz und ich sind. Und du beschützt deine Familie auf deine ganz eigene Weise. Und deshalb trifft dich auch in keinem Punkt die Schuld, das Anton jetzt Anne und Laurenz hat. Es ist alles seine Schuld. Und dafür wird er auch büßen."
Ich küsste Kai auf die Schläfe und lehnte meinen Kopf gegen seinen.
,,Wir werden sie zurückholen..", flüsterte Kai leiser werdend.
,,Gemeinsam", fügte ich hinzu und schloss die Augen.
Kurz darauf bemerkte ich, wie Kai anfing ruhiger zu atmen und sein Herzschlag ein bisschen langsamer wurde. Er war eingeschlafen. Ich lächelte leicht, schaute dann meine restlichen Freunde an. Isabel war eingenickt, Mira schlief mit ihrem Kopf in Isabels Schoß, Sofia war an der Schulter meiner Freundin eingeschlafen. Farlan wärmte seine Hände am Feuer und Levi- Levi starrte mich an.
Ich errötete augenblicklich und wandte meinen Blick ins Feuer ab.
Was er wohl gerade dachte? Worüber er nachdachte? Und was war dieses etwas zwischen uns eigentlich? Ich fühlte mich zwar ein wenig zu ihm hingezogen, das gebe ich ja zu, aber konnte man hier schon von Verliebtheit sprechen? Ich schüttelte den Kopf. Ich habe bereits genug Probleme, jetzt beruhig dich, Laurentia.
Ich war kurz darauf wahrscheinlich selbst eingenickt, denn als eine bestimmte Forscherin anfing zu quietschen, fiel ich wortwörtlich von der Bank auf der ich saß.
,,Geht das auch leiser, Hanji?", zischte ich sie an.
Erst jetzt bemerkt sie die schlafenden Mädchen: ,,O-OH! Tut mir leid..", flüsterte sie schuldbewusst.
Ich verdrehte die Augen, als sich Sofia regte und Mira sich schläfrig über die Augen rieb.
,,Wer ist das?", fragte die Siebenjährige und zeigte mit dem Finger auf Hanji.
,,Das ist Hanji, eine gute Freundin von mir. Sie wird auf euch aufpassen, solange wir Anne und Laurenz zurückholen werden."
Hanji begrüßte die zwei mit ihrem typischen creepy Lächeln und Mira schloss sie sofort ins Herz: ,,Kämpfst du auch wie Laura-chan gegen Titanen?"
,,Ich kämpfe nicht nur gegen sie, ich erforsche sie!"
Mira machte große Augen: ,,Erzähl mir etwas!!"
Hanjis Augen funkelten und Levi zischte: ,, Zeit aufzubrechen.."
Ich nickte zustimmend.
,,Hanji übertreib es nicht. Sie sind erst sieben und vierzehn!"
,,Ja-HAA~~!"
Kopfschüttelnd schwang ich mich auf Noche.
,,Los", gab ich das Zeichen und wir machten uns auf in die Nacht, auf den Weg zu den Toren des Untergrunds. Als wir ihnen näher kamen, stellten sich meine Armhaare auf. Ich werde diese Angst nie wirklich überwinden können, oder?
Als Soldaten uns nicht durchlassen wollten, musste ich Kai fast zurückhalten, der die Holzköpfe direkt umlegen wollte. Verständlich, irgendwie. Also trat ich einen Schritt nach vorne und blitzte die drei Soldaten der Militärpolizei gefährlich an.
,,Ich bin Captain Laurentia Cabucho, Freiheitslegion. Lassen sie uns durch."
Der Oberholzkopf trat direkt vor mich und schaute grinsend auf mich herab: ,,Freiheitslegion? Wo ist der Commander, wir-"
,,Ich hab auch ohne den Commander genug Authorität um mir selbst Eintritt zu gewähren. Also wenn sie so großzügig wären und die Tore öffnen, bevor ich sie eintrete, wäre uns das eine große Hilfe."
,,Tut mir leid aber-"
Ich zog dem Typen die Beine weg und hielt ihm eines meiner Messer gegen die Kehle.
,,Öffnen sie die Tore. Jetzt.", zischte ich und die Geisel unter mir stimmte mir zu, indem er seinen überforderten Kameraden das Zeichen zum Toröffnen gab.
,,Sie kommen mit", fluchte ich und drehte dem Kerl den Arm auf den Rücken, stieß ihn vor mir die Treppen herunter. Mein Team und Kai folgten mir.
,,Wenn Commander Smith davon erfährt, dann-"
,,Dann richten sie ihm schöne Grüße von mir aus und sagen, er solle sein Versprechen gefälligst auch halten."
Ab da verstummte unsere großmäulige Geisel und ließ sich von mir weiterschubsen.
,,Levi, irgendwo müsst ihr bestimmt eure alten Maneuver lagern. Holt sie und wir treffen und an der alten Papierfabrik."
Levi schaute erst etwas überrascht, nickte aber und bog kurz darauf mit Isabel und Farlan in eine andere Straße ab.
,,Und was machen wir?", fragte Kai.
,,Wir holen unsere Maneuver und versorgen den Kerl hier, gemäß den Regeln des Untergrunds."
Kai grinste und wir hielten an einer verlassenen Häuserreihe.
,,Hier muss es irgendwo sein..Hier!", rief er und zog eine graue Plane von zwei fast völlig intakten Maneuvern.
,,Ein Wunder, das sie nicht geklaut worden sind", murmelte ich überrascht und bedeutete dem Typen in eine der Kisten zu klettern.
,,Und hier bleibst du ganz einfach drin, bis wir dich holen kommen", erklärte ich und schloss den Deckel, bevor er widersprechen konnte, Kai stapelte sofort Kiste um Kiste oben drauf.
,,Wenn wir überhaupt zurückkommen..", flüsterte ich für mich, in Gedanken verloren.
,,Komm schon", rief Kai, der seine Haken bereits in einem Dach festmachte und abhob. Ich folgte ihm mit präzisen Bewegungen, um möglichst wenig Gas zu verbrauchen. So schossen wir voran, bis wir die drei Anderen mit ihren Maneuvern am Eingang der alten Fabrik sahen und neben ihnen landeten.
,,Wieso hier?", fragte Isabel und deutete hinter sich auf das riesige Gelände.
,,Weil hier drunter ein unterirdisches Gezweig an Tunneln ist, in denen Anton ungestört seinen Spielchen nachgehen kann."
,,Wieso dann die Maneuver, wenn es nur Tunnel sind??", fragte Farlan.
,,OHhh du hast ja keine Ahnung wie groß die Tunnel dieses Untergrunds im Untergrund sind. Anton hat ganze Arbeit geleistet", ich zerschnitt mit meinen Klingen ein Stück des Maschendrahtzaunes, sodass wir Fünf hindurch kamen.
Leise huschten wir um das vefallene Gebäude herum. Ich führte uns zu einem etwas abseit stehenden Häuschen, in welchem eine Klappe im Boden war. Ansonsten war es komplett leer. Kai und Farlan öffneten zusammen die Klappe und ich drehte mich zu meinen Freunden um.
,,Wir bleiben zusammen. Und wir holen Anne und Laurenz da raus. Versprecht mir, das ihr nicht sterbt."
Allgemeines Nicken.
,,Gut. Dann mal los."
Und damit sprang mit gezückten Schwertern in das Loch.
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