PROLOG I
Ich zog mir die Kapuze meines Mantels tiefer ins Gesicht, als ich hinter Carlos um das Haus schlich. Es war Nacht und die Straße wurde von wenigen Laternen erleuchtet. Feine Flöckchen fielen vom Himmel. Wir hatten immerhin heute den 10. Februar. Und wir waren auf einer Mission. Ich allerdings erst seit vier Monaten. Die Zeit davor habe ich José solange genervt, bis er nachgegeben hat und mir die Teilnahme erlaubte. Und jetzt waren wir auf der Suche nach unserem letzten Spion. Heute würden wir über den Zustand des allerletzten Spiones von Yurenas Plan mehr erfahren können.
Carlos hielt seine Faust hoch und ich blieb apprupt stehen. Die zwei Männer hinter mir liefen ineinander rein, gaben jedoch keinen Mucks von sich. Als der blonde Mann vor mir seine flache Hand nach vorne beugte, huschten wir aus dem schützenden Schatten hervor, um in das gegenüberliegende Haus einzubrechen. José hat die Tür bereits aufgeknackt, als wir ankamen und direkt hinter ihm den Raum betraten.
Abgesehen von einer noch brennenden Kerze und einer halb ausgelöffelten Suppenschüssel, deutete in diesem Zimmer nichts auf kürzliche Handlungen hin. José nickte und Carlos und die zwei Anderen schlichen mit gezückten Waffen im Erdgeschoss weiter voran. José und ich übernahmen den ersten Stock. Mit einer geladener Waffe in der Hand, versuchte ich möglichst wenig Gewicht auf die Treppenstufen zu verlagern. Oben angekommen hob ich meine Arme an und stieß die erste Tür zu meiner Linken langsam auf. José übernahm die rechte Seite.
Ich schaute mich im Raum um, welches anscheinend ein Arbeitszimmer sein sollte. Vollgestopfte Bücherregale, ein altes Sofa in der hintersten Ecke des Zimmers. Auf dem Boden war ein teuer aussehender Teppich ausgebreitet. Papiere lagen verstreut auf dem überfüllten Arbeitstisch. Neugierig wie ich war, nahm ich mir willkürlich Eines und überflog dessen Inhalt.
Es war eine Liste über verschiedene Waren und Lieferungen, die dem Datum zufolge in den letzten zwei Wochen angenommen und verschickt wurden. Wass mich allerdings zum Stuzen brachte, war die Ware an sich. Über 3D-Manöver bis hin zu Uniformen von allen drei Militärzweigen, war alles dabei. Dabei prangte das Siegel des Militärs weder auf irgendeinem der Dokumente des Käufers, noch des Verkäufers.
Bevor ich weiter in den Dokumenten umher wühlen konnte, hörte ich ein leises Kratzen. Mein Kopf zuckte hoch und ich musterte das Zimmer genauer. Hier war niemand außer ich.. oder? Ich faltete einige der Papiere und steckte sie mir in die Innenseite meines Mantels. Danach hob ich meine Waffe erneut und fing an auf Zehenspitzen den Raum genauer zu überprüfen.
Da in dem Zimmer kein Licht brannte, war die einzige Lichtquelle der schwache Schein der Laterne von draußen. Ich runzelte die Stirn, während ich den Schatten am Boden betrachtete. Das Sofa konnte diesen Schatten unmöglich-
Plötzlich wurde ich mit einem heftigen Stoß zur Seite gestoßen. Ehe ich mich umdrehen konnte, waren bereits zwei Schüsse gefallen. Der leblose Körper eines mittelgroßen Mannes klappte zusammen. Ich wurde von José auf die Füße gezogen und von ihm mitgerissen.
,,Raus hier-", doch er wurde unterbrochen.
,,José, josé, josé- für dein Alter bist du immernoch top in Form", lobte ein Mann mit dunklen Haaren, die fast Dunkelblau schimmerten.
,,Felipé", hauchte José überrumpelt.
Das war Felipé?! Ich griff direkt an meine Hüfte, doch ich hatte meine Waffe vorhin fallen gelassen und nicht wieder aufgehoben. Als ich aufschaute, musterte mich Felipé bereits mit einem Grinsen.
,,Wir wollen doch alles friedlich klären, nicht wahr, Laurentia?"
,,Eine friedliche Lösung wäre, wenn du auf natürlichem Wege sterben würdest. Und zwar schnell", zischte ich daraufhin.
Daraufhin brach Felipé in Gelächter aus: ,,Eine andere Idee wäre, wenn du mit mir kommst mí amor."
,,Ich geb einen Dreck auf deine Ideen."
,,Eine so wunderschöne Frau sollte nicht fluchen", tadelte Felipé : ,,Sie sollte lieber ihre Stimme Gesänge anstimmen lassen, die ihr Land und ihre Familie preisen."
,,Und ein so hässlicher Mann wie du sollte sich nicht als Tyrann aufspielen", äffte ich ihn nach: ,,Sonst wird er irgendwann noch von Leuten wie mir fertig gemacht."
Felipés überhebliches Lächeln ebbte allmählich ab: ,,Von Leuten wie dir? Meinst du damit die zwei Männer im Erdgeschoss welche mit durchtrennten Hälsen den Boden verschönern? Oder planst du mich im Alleingang fertig zu machen?"
,,Du solltest mich nicht unterschätzen."
,,Dasselbe kann ich von mir ebenfalls behaupten", meinte der grinsende Mann und legte seinen Kopf leicht schief: ,,Emiliano?"
Aus den Schatten trat ein Mann im Bedienstetenaufzug hervor. José zuckte zusammen, doch ich blieb konzentriert.
,,Sag den anderen drei Typen auf zehn und neun Uhr sie dürfen sich ebenfalls zu uns gesellen", entlarvte ich die anderen drei Gestalten, ganz zu Felipés Unterhaltung.
,,Eine wunderschöne Frau mit Köpfchen. Stark, aufmerksam und mit einer scharfen Zunge. Ganz mein Geschmack."
,,Im Gegensatz zu dir kann ich solch schmierige und hinterhältige Personen wie dich gar nicht ab", gab ich zurück.
,,Deine Meinung scheint niemanden zu interessieren", antwortete Felipé gelangweilt: ,,Deshalb würde ich vorschlagen, dein Freund nimmt seine Finger von dem Messer an seiner Hüfte und ergibt sich, damit wir dich mitnehmen und jeder glücklich nach Hause gehen kann."
,,Er wird seine Finger genau da lassen wo sie sind, er wird sich nicht ergeben und ich werde weder mit dir gehen noch kampflos aufgeben."
,,Warte, warte, warte- wir sind an keinen weiteren Leichen interessiert, hm? Also würde ich meinen Vorschlag-"
,,Halt die Klappe", zischte ich. José hielt mich mit seinem ausgestreckten Arm weiterhin hinter sich.
,,Wie bitte?", fragte Felipé weiterhin lächelnd, doch sichtlich gereizt.
,,Halt. Deine. Fresse. Alles was deinen Mund verlässt ist purer Mist, also ein Vorschlag von mir, im Sinne aller Anwesenden: Halt deine Fresse, damit wir uns deine Stimme nicht mehr anhören müssen."
Nun schwand das Lächeln von Felipé: ,,Du wirst mit uns kommen, ob du willst oder nicht-"
,,Ich will und werde nicht", unterbrach ich ihn entspannt. Provozier ihn weiterhin Laurentia, steht ja nur das Leben tausender Menschen auf dem Spiel.
,,Hör auf, mich zu-"
,,Zu was? Zu unterbrechen? Zu provozieren? Ach weißt du, dass provozieren von Menschen liegt mir sehr. Du zum Beispiel lässt dich überraschend schnell auf die Palme treiben."
,,Mein Herr, ihr solltet-", versuchte Emiliano.
,,Nein. Diese Art mit mir zu sprechen werde ich ihr noch austreiben."
,,'Mein Herr'? Bist du eine Art Gott oder so? Der König? Oder doch nur das Herrchen von vielen kläffenden Kötern, die nie viel mehr als ein Lächeln an Aufmerksamkeit gewinnen werden?"
,,Laurentia...", flüsterte José, doch ich machte unbeeirt weiter.
,,Du bist eine armseelige Gestalt, die zu nichts weiter fähig ist, als im Hintergrund die Fäden zu ziehen und im Nachhinein zu behaupten, der alleinige Grund für die vielen Geschehnisse zu sein. Wie gesagt, der Inbegriff der Armseeligkeit."
,,Du solltest nicht zu große Töne spucken, immerhin hast du dich für die falsche Seite entschieden. Ihr werdet untergehen. Ihr werdet alle unter meiner Regentschaft dem Tod ins Auge blicken. Und euer aller, letzter Gedanke wird sein-"
,,-von welch armseeligen Tyrann wir uns haben unterkriegen lassen? Keineswegs. Wir-"
,,EMILIANO", brüllte Felipé plötzlich und der Butler zückte einen Dolch und stürzte auf mich zu.
Don't be a silent reader. Talk to me.
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