Note 8
M A Y
Seitdem ich herausgefunden hatte, dass Michael es war der mir diese Botschaften an meinen Spind gepostet hatte kam keine einzige mehr. Dafür redeten wir öfters miteinander. Er holte mich manchmal von der Bushaltestelle ab, begleitete mich zu meinem Spind den er ja besser als manch anderer kannte und ging mit mir zur Klasse.
Seitdem ich mehr mit Michael abhing hörten auch die nervigen Blicke meiner Klassenkameraden langsam auf, einige redeten sogar mit mir. Ich war nicht mehr die Außenseiterin die keiner mochte. Michael war ziemlich hoch angesehen bei unseren Tussen in der Klasse, er jedoch ließ sie alle ablitzen und hatte nur Augen für mich.
Es schmeichelte mir, dass sich jemand mal ausnahmsweise nur für mich alleine interessiert, sonst für niemanden. Ich hatte wieder das Gefühl etwas wert zu sein und das alles nur dank des Austausschülers aus Australien, den wohl der Himmel geschickt haben muss.
Die Tage vergingen und langsam näherten sich die Semesterferien. Überraschenderweise schaffte es Michael wirklich mir soviel Nachhilfe zu geben, dass ich noch ein halbwegs akzeptables Halbjahreszeugnis bekam und keine Gefahr mehr für mich bestand sitzen zu bleiben.
Heute war der letzte Schultag und Michael setzte sich in allen Stunden neben mir. Als die letzte Glocke vor den Ferien läutete hatte ich eigentlich vor mich nochmal richtig von Michael zu verabschieden, da ich ihn jetzt eine ganze Woche nicht sehen würde, doch er hatte es anscheinend eilig. Schnell packte er seine Schulsachen in die Tasche und verschwand noch vor allen anderen aus dem Klassenraum.
Etwas verwirrt packte ich schließlich auch meine Sachen, verabschiedete mich von einigen meiner Klassenkameraden mit dennen ich langsam aber sicher so etwas wie Freundschaft aufbaute und steuerte die Toilette an.
Wie jeden Tag ging ich noch auf die Toilette, bürstete meine Haare, kramte meine Spindschlüssel aus der Tasche und ging hinunter in den Keller.
Überraschenderweise sah ich wieder einen pinken Zettel auf meinen Schließfach, welchen ich schon seit einigen Wochen nicht mehr gesehen hatte. Aufgeregt beschleunigte ich mein Tempo und rannte fast in einen Jungen, der zwei Klassen ober mir war.
"Pass doch auf", machte er mich dumm an und ich verdrehte nur genervt meine Augen.
"Pass doch selber auf", murmelte ich leise und ging weiter.
Schnell schnappte ich mir den Zettel und laß ihn mir aufgeregt durch.
Wanna go on a date with me? Tonight at 7 p.m at the cinema? Hope u r coming x
Er hatte mich tatsächlich nach einem Date gefragt. In den ersten Wochen war ich mir nichtmal sicher, dass er die ganzen Komplimente überhaupt ernst gemeint hatte, doch mit der Zeit vertraute ich ihm. Wir wurden gute Freunde und ich bemerkte, wie sich langsam in mir Gefühle für ihn entwickelten. Nicht nur weil er heiß aussah, sondern weil er mich so akzeptierte wie ich war und kein Anzeichen machte mich verändern zu wollen.
Ich beeilte mich um den früheren Bus nach Hause zu erwischen und schaffte es gerade noch hineinzuspringen bevor sich die Tür hinter mir schloss. Der Busfahrer sah mich ermahnend an und ich lächelte ihn dankbar an.
Er schüttelte seinen Kopf und begann zu fahren. Die ganze Busfahrt laß ich mir den Zettel wieder und wieder durch, aus Angst die Buchstaben könnten sich verändern oder gar verschwinden, doch sie blieben wie sie waren, logischerweise.
"Hey Mama, ich bin zu Hause", rief ich ihr zu und wartete garnicht auf eine Antwort, sondern stürmte gleich nach oben in mein Zimmer um ein passendes Outfit auszusuchen. Ich verteilte jegliche Arten von Kleidung auf meinem Bett und versuchte etwas akzeptables auszusuchen. Plötzlich klopfte es an meiner Tür und meine Mutter kam herein.
"Alles okay mit dir?", fragte sie und musste lachen, als sie den Kleiderhaufen der sich auf meinem Bett angesammelt hatte sah.
Ich erzählte ihr von Michael und das er mich heute auf ein Date eingeladen hatte. Man erkannte ihre Erleichterung, dass ich endlich von meinen Depressionen wegkam und was mit anderen Jugendlichen unternahm. Sie half mir dabei ein schönes, schlichtes, dunkelblaues Kleid auszusuchen, dass ich dann anzog und mein Make-Up machte. Die Haare ließ ich offen über meine Schulter fallen und lächelte glücklich in den Spiegel.
"Du siehst fantastisch aus", lächelte mich meine Mutter an und bot mir an, mich zum Kino zu fahren, doch ich konnte die paar Straßen auch laufen.
Zehn Minuten später und froh darüber keine hohen Schuhe angezogen zu haben kam ich am Kino an, fand aber keinen Michael vor. Es war schon zehn Minuten nach sieben, da ich etwas langsamer ging als anfangs gedacht.
Hatte er mich versetzt?
- - - - - -
Langsam aber sicher neigt sich auch diese Kurzgeschichte dem Ende zu.
Es folgen noch zwei Kapitel, die ich schon komplett durchgeplant habe, also müsst ihr nicht mehr lange darauf warten :)
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