Rückstoß
Action!
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Ohne weiter nachzudenken, drückte Dani die Eingangstür auf. Seine Lunge brannte von der kalten Luft und seine Nase lief, doch er würde jetzt nicht stehenbleiben. Für einen Moment war alles ruhig, und Dani wunderte sich, ob das nicht doch ein Fehlalarm war. Vielleicht war ja überhaupt nichts passiert? Vielleicht war Tygran auch noch gar nicht zurückgekommen? Doch sein Bauchgefühl sagte ihm etwas anderes.
Er fing wieder an zu rennen, als er auf einmal Rufe aus einem der Räume hörte. Dani wusste zwar nicht genau wo sie herkamen, aber er erinnerte sich noch an den Weg zum Arbeitszimmer. Zwei verschiedene Stimmen drangen nun zu ihm und er glaubte Tygran schreien zu hören.
"Tygran!", rief Dani und stützte sich in den Kurven an der Wand ab. Mit Anlauf warf er sich gegen die Tür mit dem eingravierten Löwenkopf und stolperte in den Raum, als er die Klinke runterdrückte.
"Nein!!", brüllte er, als er sich mit voller Wucht auf Tygrans Onkel stürzte, der mit dem Rücken zu ihm stand. Jedoch packte dieser ihn auf einmal an Handgelenk und Schulter und warf ihn mit einem gekonnten Griff zu Boden. Dani hatte nicht mal Zeit etwas zu sagen, bevor er mit dem Kopf auf den harten Holzdielen aufschlug. Etwas benommen erkannte er Tygran neben sich. Auf dem Boden kniiend hatte er sich zusammengekrümmt, seine Hände hielt er schützend über den Kopf und er zitterte.
"Du schon wieder..." Tygrans Onkel sah ihn kalt an, als Dani sich mit einem Stöhnen aufsetzte. Ihm war noch schwindelig vom Sprint zur Villa, es fühlte sich so an, als müsste er gleich erbrechen.
"Sie verdammter Wichser...", zischte er und hielt sich den Kopf. Plötzlich wurde er am Kragen hochgezogen und war den eiskalten, blauen Augen auf einmal ganz nah.
"Hör zu, du Made. Wenn du dich noch einmal in meine Angelegenheiten einmischst, dann bist du fällig! Also verschwinde sofort aus meinem Haus!!", flüsterte er bedrohlich.
"Ach ja? Und wenn ich das Ganze meinen Eltern erzähle? Und der Polizei?", feuerte Dani übermütig zurück, obwohl er auf einmal Angst bekam. Vor allem, als sich der Griff um seinen Kragen verstärkte.
"Пожалуйста ... отпустите его ...", hustete Tygran auf einmal und versuchte sich schwankend aufzurichten.
"Вы не имеете права говорить!", fauchte der Mann verärgert.
"Tygran erhält seine gerechte Strafe. Und du solltest dich daraus halten, oder ich werde ihn noch härter bestrafen müssen. Willst du das?!" Er schüttelte Dani und starrte ihn finster an. Sein Herz fing an zu rasen, als sich seine Angst bemerkbar machte. Der Typ war ein Psychopath.
"Sie kranker Bastard!", rief Dani und versuchte sich verzweifelt aus dem Griff zu befreien. Doch es schien so, als wäre Tygran nicht der einzige mit einer eisernen Faust. In einem glücklichen Moment schaffte er es, dem Mann gegen das Schienbein zu treten, woraufhin er einknickte und Dani losließ.
"Tygran, komm!" Schnell eilte er auf ihn zu, versuchte ihn am Arm hochzuziehen, doch Tygran war zu schwer. Wie ein nasser Sack hing er in Danis Armen, seine Stirn aufgeplatzt, wo die Gürtelschnalle ihn getroffen hatte.
"Was glaubst du eigentlich, wer du bist?!" Es dauerte keine Sekunde, da fühlte Dani erneut die eiskalte Hand in seinem Nacken, die ihn wegzog.
"Wenn Sie denken, Sie können Tygran weiter so behandeln, dann vergessen Sie es! Ich werde die Polizei rufen und mir können Sie nicht weh tun! Wenn meine Eltern das rausfinden, dann sitzen Sie im Knast, Sie größenwahnsinniges Arschl-..."
Eine Hand, die auf seiner Wange niederschellte, brachte Dani zum Schweigen. Erschrocken blickte er in das steinerne Gesicht des Russen.
"Dir werde ich eine Lektion erteilen, Bürschchen!"
Danis Augen weiteten sich, als er auf einmal sah, wie der Mann mit dem Gürtel ausholte. Noch hörend wie Tygran wild auf russisch versuchte, auf seinen Onkel einzureden, spürte Dani bereits das kalte Metall auf seiner Schläfe, das einen stechenden Schmerz hinterließ. Er schrie kurz auf und stolperte, bevor der Gürtel auf seinen Rücken niedersauste. Es fühlte sich so an, als würde seine Wirbelsäule durchbrechen. Unter Schmerzen fiel Dani zu Boden und versuchte seinen Kopf zu schützen.
Doch es kam kein weiterer Schlag. Tygran hatte es geschafft aufzustehen und stand nun seinem Onkel gegenüber, den er wütend anfunkelte.
"Lass Dani in Ruhe!", keuchte er und verzog sein Gesicht vor Schmerz.
"Du undankbarer, kleiner-..."
Tygrans Faust schnellte nach vorne und traf ihn im Gesicht. Schockiert stolperte der Mann zurück, bevor er wütend auf Tygran losging, der ebenfalls erschrocken auf seine Hand blickte.
"Das wird Konsequenzen haben!"
Dani konnte nicht beurteilen wer plötzlich die Oberhand besaß, so schnell verlief der folgende Schlagabtausch. Beide konnten ihre Angriffe blocken und kontern, es sah beinahe aus wie in einem Film. Tygran versuchte seine Größe ausnutzten, um seine Erschöpfung wettzumachen, allerdings war er so fertig, dass sein Onkel ihn schließlich doch in die Magengrube traf und er stöhnend zu Boden ging.
"Und jetzt zu dir!" Das Gesicht des Mannes war rot vor Zorn.
"Keinen Schritt weiter!"
Etwas zittrig, doch bestimmt, richtete Dani die Flinte auf ihn, die er währenddessen schnell aus der Ecke des Raumes genommen hatte.
"Die ist nicht geladen...", lachte er nur und Dani hätte die Waffe vor Schreck beinahe fallen gelassen.
"Er... lügt...", rief Tygran heiser und wimmerte vor Schmerz, als er einen Tritt gegen den Kopf einstecken musste.
"Hey!", brüllte Dani und zielte auf Tygrans Onkel, wie er es aus seinen Videospielen kannte.
"Du schießt doch eh nicht-..."
Ein lauter Knall ertönte durch die komplette Villa und der Mann schrie auf, als er in die Knie ging. Der Rückstoß des Gewehrs riss Dani die Waffe aus der Hand und er starrte wie paralysiert auf den blutenden Fuß von Tygrans Onkel. Die Kugel war bei dieser Entfernung direkt durch ihn durch im Boden aufgeschlagen. Schreiend und fluchende knickte er ein, die Adern in seinen Augen rot und gereizt, als er Dani anstarrte, der dachte, er würde gleich ohnmächtig werden. Hatte er gerade wirklich auf jemanden geschossen...? Heilige Scheiße...
"Du bist tot!!", brüllte der Mann und kroch langsam auf ihn zu.
"Dani, schnell!" Tygrans Ruf folgend erwachte er aus seiner Starre und sprang verschreckt rückwärts. Tygran lehnte an der Wand und hielt sich die Rippen, während er in den Gang zur Eingangstür humpelte.
"Euch erwische ich!!"
Danis Herz machte einen gewaltigen Satz, als er sah, wie Tygrans Onkel seinen Arm nach der Flinte ausstreckte.
"Scheiße!!" Das Adrenalin durchflutete ihn nur so. Schnell griff er Tygran unter den Arm und stützte ihn beim Gehen.
"Schneller!!" Dani biss die Zähne zusammen, als er Tygran hinter sich her zog.
"Dani, nein... Lass mich hier. Lauf weg, bitte...", röchelte Tygran und versuchte sich von ihm loszulösen.
"Vergiss es, du Idiot!", brüllte Dani angestrengt. Noch hatte Tygrans Onkel nicht geschossen. Falls er das tun würde, könnte er doch niemals damit durchkommen, oder?!
"Scheiße, scheiße, scheiße!!", wiederholte Dani bis die beiden endlich den Ausgang erreichten und die Treppen zum Kiesweg herunterstolperten.
"Fuck, was jetzt?!"
"Der Wald... Er wird uns nicht finden..." Tygran atmete schwer und Dani hatte Angst er würde das Bewusstsein verlieren. Obwohl er wusste, dass sein Onkel nicht in der Lage war, ihnen zu folgen, hatte er doch eine Scheißangst vor dem Gewehr.
"Okay, in den Wald. Halt durch!"
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