Nie mehr allein
Die Warnung für nicht jugendfreien Inhalt lohnt sich erst im nächsten Kapitel xD
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Erschrocken riss Tygran die Augen auf und starrte in die Dunkelheit vor sich. Ein Traum... Nur ein Traum... Wie jede Nacht. Er konnte seinen eigenen Herzschlag hören, das Pochen in seiner Brust war beinahe schmerzhaft. Unbewusst klammerte er sich fester an den warmen Körper vor ihm.
Dani...
Allein seine Präsenz beruhigte Tygran. Die Wärme seiner Haut, sein ruhiger Atem und das leichte Heben und Senken seines Brustkorbs versicherten ihm, dass er nicht alleine war. Nicht mehr... All die Jahre hatte er niemanden, jede Nacht starrte er die Decke an, bis er seine Augen nicht mehr länger offen halten konnte. Denn er hatte Angst. Angst an dem Ort aufzuwachen, an dem er nie wieder sein wollte.
Dani hatte sein Leben wie ein Sturm durcheinander gebracht. Allein die Reise nach Deutschland, die plötzliche Ankunft in der modernen Welt hatten Tygran völlig überwältigt. Als hätte ihn jemand in eine andere Realität gerissen.
Sanft strich er über Danis Arm. Seine Haut war glatt und warm, angenehm unter Tygrans Fingern. Dani war so viel schöner als er... Ohne jeden Makel.
Tygran wusste, er war innerlich kaputt. Seine Schmerzen saßen so tief, dass niemand sie jemals beseitigen könnte. Doch mit Dani wurden sie auf eigenartige Weise erträglicher. Manchmal wunderte Tygran sich, wie es dazu kommen konnte, dass er einen Jungen wie Dani attraktiv fand. Vielleicht hätte er sich in jede Person verliebt, die ihn so unterstützte? Oder war er mental so am Ende, dass er schwul war?
Er wusste selbst, dass das Unsinn war. Dani mochte ihn auch, und er war kerngesund. Und es ging nicht ums Schwul sein, es ging nur um Dani. Für niemanden sonst würde Tygran so empfinden, das wusste er. Dani zog ihn einfach wie magisch an. Nach und nach hatte Tygran sich in ihn verliebt. In seine durchdringend blauen Augen, gerahmt von langen, dunklen Wimpern, sein schmales Gesicht, sein selbstsicheres Grinsen, in die Art wie er errötete, wenn er merkte, dass er mit seinem Macho-Gehabe nicht weit kam, seine liebevollen Berührungen und sein ehrliches, wenn auch seltenes, Lächeln.
Tygran mochte es, Danis Hände auf seiner Haut zu spüren. Sie waren kleiner, nicht schmal, dennoch waren seine Finger dünner und eleganter als seine eigenen. Er liebte es, seine Hand zu halten, zu fühlen, wie sich ihre Finger verschränkten. Immer wieder wurde Tygran sich bewusst, dass Dani alles war, was er hatte. Das einzige Licht in seinem Leben, ein Hoffnungsschimmer, der mit jedem Tag wuchs. Doch sollte das Licht erlischen, würde es das Ende für Tygran sein. Das wusste er ganz sicher.
Es war anfangs schwierig gewesen seine Gefühle zu verstehen. Er wusste nicht, wie Liebe sich anfühlte, was dieses Kribbeln in seinem Bauch auslöste. Dani war ein Freund gewesen, sein erster, bester Freund. Tygran hatte nie aufhören können, an ihn zu denken. Jede freie Sekunde stellte er ihn sich vor, wie er neben ihm stand und ihn anlächelte. Damals hatte Tygran es nicht als Attraktion identifizieren können. Doch dann hatte Dani ihn versehentlich geküsst. Und Tygran hatte angefangen, seine Gedanken an Dani in einem anderen Kontext zu sehen.
Viele Male hatte er versucht es zu verdrängen, doch immer wieder flatterte sein Herz vor Aufregung, wenn er an den Kuss dachte. Immer intensiver stellte er sich den Kuss vor, Szenarien, in denen Dani sich an ihn schmiegte und murmelte, dass er immer für ihn da sein würde. Das war, bevor sie so stark auseinander gedriftet waren. Doch jetzt... Tygran hatte alles, was er sich wünschte. Sein Herz schlug für Dani allein.
Etwas unsicher beugte er sich vor und drückte seine Lippen leicht auf Danis Wange. Es fühlte sich richtig an und er musste lächeln. Das Glück hatte nach all den Jahren zu ihm gefunden.
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Als Dani am nächsten Morgen seine Augen öffnete, überkam ihn ein Gefühl der Geborgenheit. Zwei starke Arme waren um ihn geschlungen und er spürte einen warmen Oberkörper an seinem Rücken. Dani gähnte einmal herzhaft, bevor er sich erneut an Tygran schmiegte und sich in seinen Armen einmal umdrehte.
Ein leises Brummen verriet ihm, dass sein Freund zumindest halbwach war. Mit einem Lächeln legte Dani seinen Kopf an Tygrans warme Brust und schloss seine Augen. Es war unglaublich, wie nah sie sich waren. Dani atmete tief ein, Tygran roch so gut... Zu maskulin für seinen ursprünglichen Geschmack, doch seitdem er Tygran kannte, hatte er schon einige Male über seinen Schatten springen müssen. Er würde wahrscheinlich nie genug von ihm kriegen...
"Mir ist so warm...", nuschelte Tygran schlaftrunken und versuchte halbherzig die Decke wegzukicken. Es stimmte, ihre Körper waren glühend heiß, ebenso wie die Luft stickig. Kein Wunder bei der Wärme, die zwei deutlich zu groß geraten Körper unter einer Decke generierten. Dennoch, es war Anfang Winter und Dani wurde fast wieder kalt, als er die Decke müde vom Bett schob. Schließlich hatten beide genauso wenig an wie am Vortag...
"Gut geschlafen?", grinste Dani und schlang seine Beine um Tygran, um wieder Wärme aufzunehmen.
"Ah, weiß nicht. Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen", murmelte Tygran mit geschlossenen Augen.
"Wahrscheinlich weil ich halb nackt neben dir lag..." Dani wackelte vielsagend mit den Augenbrauen und war umso mehr überrascht, als Tygran errötete.
"N-Naja, ich war zu aufgeregt! Du warst schließlich so nah und... du siehst so friedlich aus, wenn du schläfst..."
"Mmhh, verstehe", neckte Dani ihn mit einem Lachen und ließ seine Hand über die glatte Haut von Tygrans Brust gleiten. Es war ihm zuvor noch nicht möglich gewesen, seinen Körper aus dieser Nähe zu betrachten. Langsam beugte Dani sich über ihn und fuhr über schmale Narben an seiner Schulter. Die würde er wohl überall auf seiner Haut finden. Tygran seufzte einmal leise, seine Augen waren immer noch geschlossen, eine Art Entwarnung für Dani, dass es ihm nicht unangenehm war.
Aufmerksam betrachtete er ihn, diese fast schon gemeißelten Gesichtszüge... Allgemein sah Tygrans Körper aus wie eine zum Leben erweckte, griechische Statue...
Seine Hände glitten über Tygrans Schlüsselbein zu seinem starken Hals mit sich scharf abzeichnenden Sehnen. Vorsichtig berührte er seinen hervorstehenden Adamsapfel.
"Das kitzelt!", gluckste Tygran und Dani lachte leise. Seine Finger folgten der breiten Linie seines Kiefers und betasteten behutsam sein Kinn. Dani hatte sich schon ein paar Mal gefragt, ob Tygran sich bereits rasieren musste. Mit achtzehn war er schließlich im Endstadium der Pubertät und eigentlich schon im Mannesalter. Doch die Haut überhalb seines Halses war so glatt wie Danis eigene. Also doch noch ein Junge.
Er machte es sich auf Tygrans Schulter gemütlich und widmete sich seinen Armen. Sie waren lang und bepackt mit Muskeln, durch die hohe Raumtemperatur traten seine Adern unter der Haut hervor. Tygrans Unterarme waren leicht behaart, im Gegensatz zu Danis, der innerlich fluchte. Wenn Sam ihn ärgern wollte, rief sie ihm oft nach, er habe die Körperbehaarung eines zehnjährigen Mädchens... Womit sie leider nicht ganz falsch lag.
"Lieber Gott, bitte gib Dani Schamhaare, damit er sich in seiner Männlichkeit bestätigt fühlt", pflegte sie in besonders gemeinen Phasen zu sagen.
"Beinhaare hätten auch gereicht!", war Danis beleidigte Standartantwort. Er erinnerte sich daran, dass seine Eltern ihn vor ein paar Jahren auf Verdacht von Testosteronmangel zum Arzt geschickt hatten... Was letztendlich dazu führte, dass der Arzt seinen Eltern mitteilte, dass Dani eventuell sogar ein wenig zu gesund war.
Er blickte nach unten zu ihren Beinen. Jep, er hatte wieder verloren. Und natürlich würde Dani sich die niederschmettende Wahrheit in Tygrans Unterhose ersparen...
"Ich bin so müde...", stöhnte Tygran mit rauer Stimme, was einen sofortigen Effekt auf Danis untere Regionen hatte. Vor allem, als Tygran ihn an sich drückte und ihre Oberkörper sich berührten.
"W-Weißt du was?", räusperte Dani sich und setzte sich schnell auf. Er wollte Tygran jetzt nicht nervös machen.
"Hm?"
"Ich finde du hast dir ein wenig Entspannung verdient. Wie wär's mit einer Massage? Ich bin gut", schlug er schnell vor.
"Eine Massage? Ich hatte sowas noch nie, wie genau geht das?", fragte Tygran neugierig.
"Du wirst sehen, leg dich auf den Bauch", forderte Dani ihn auf.
"Oh, okay." Etwas aufgeregt gehorchte Tygran ihm. Nachdem er Dani seinen breiten Rücken präsentierte, setzte letzterer sich auf Tygrans Oberschenkel, was seiner halbharten Morgenlatte nicht wirklich half, und versuchte sich zu konzentrieren.
"Entspann dich." Er legte seine Hände auf Tygrans Schultern und drückte seine Daumen zwischen seine Schulterblätter. Dani würde sich jetzt nur auf das Wohlergehen seines Freundes fokussieren, es ging nur um ihn, nicht um-...
"Aahh, Dani..." Der folgende, langgezogene Stöhner ließ Dani erstarren. Wenn all sein Blut nicht schon vorher direkt in sein Glied geschossen war, dann definitiv jetzt. Das konnte ja noch heiter werden...
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