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Herzen aus Eis

Triggerwarnungen: Brutalität, Kannibalismus, Pädophilie

Nehmt euch vorsichtshalber ein bisschen Zeit für das Kapitel, es ist seeeehr lang xD
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Als Tygran aufwachte, wusste er nicht wo er war. Für einen Moment wunderte er sich, dann holten ihn die Geschehnisse auf einmal ein. Sofort zog sich sein Magen zusammen, Tränen liefen ihm unkontrolliert die Wangen hinunter. Ihm war kalt, er fing an zu zittern und er konnte nicht aufhören zu weinen.

Es war ihm egal wo er war, dass er Hunger hatte und das ihm alles weh tat. Er wollte nur seine Eltern wieder haben. Er wollte, dass seine Mutter ihn fest an sich drückte, sanft murmelnd, dass sie ihn liebte. Er wollte ihre Wärme spüren, seinen Kopf in ihrer Schulter verstecken. Er wollte, dass sein Vater ihm durch die Haare wuschelte, ihn lachend hoch hob und sagte, wie stolz er auf ihn sei. Nie wieder...

Tygran rollte sich auf dem kalten Boden zusammen und verbarg sein Gesicht zwischen seinen Knien. Es fühlte sich an, als würde sein Herz aus seiner Brust springen, als würde jemand es aus ihm herausreißen. Nie wieder würde er sie sehen... Nie wieder würde ihn jemand umarmen, nie wieder würde er ein Zuhause haben.

"Tygran."
Verängstigt blickte er auf. Er hatte seinen Onkel nicht kommen hören, doch nun stand er über ihm und blickte ihn mit seiner gewohnt ernsten Miene an.

"Komm mit."
Er zog ihn am Arm hoch, doch Tygran weinte nur noch lauter.

"Nein!", rief er und wehrte sich, dennoch hatte er keine Kraft um sich loszureißen.

"Nein, ich will nicht!", schluchzte er und schrie auf, als sein Onkel den Griff um seinen verbrannten Arm verstärkte.

"Hör auf zu weinen!", befahl er ihm scharf.

"Nein! Nein, lass mich!"
Ein lautes Klatschen und ein stechender Schmerz war alles was Tygran wahrnahm, als sein Kopf zur Seite schnellte. Er war still, geschockt starrte er auf den Boden, seine Unterlippe zitterte.

"Du hörst jetzt sofort auf zu heulen, hast du mich verstanden?", zischte sein Onkel und quetschte Tygrans dünne Schulter. Tygran war stumm, keine Worte verließen seine Lippen, auch wenn er seinen Tränenfluss nicht stoppen konnte.

"Und jetzt kommst du mit." Harsch zog er Tygran am Ärmel seines Nachthemdes durch eine Art Bunker. Tygran kannte diesen Ort nicht, doch er musste unterirdisch sein. Die Wände, die Decke und der Fußboden bestanden aus rauem, kalten Beton, die Beleuchtung war nur spärlich und schummrig. Und dennoch war der Bunker riesig. Es gab zwei große Haupträume, die Decke war weitaus höher, als er es von zu Hause gewohnt war. Die Räume verband ein schmaler und niedriger Tunnel, Tygran sah eine massive Tür mit Kreuzrad, die wohl einen Ausgang darstellte.

In den Räumen waren Menschen. Männer, Frauen und Kinder, alt und jung. Doch alle verdreckt, verzweifelt, weinend und hungernd. Mit großen Augen sah Tygran zu, wie sie weinten und unverständlich schluchzten, doch sein Onkel zog ihn weiter. Dennoch bemerkte Tygran, wie sie ihn anstarrten. Wütend und hasserfüllt, als wäre er Schuld an ihrem Leid. Verängstigt versuchte er sich hinter seinem Onkel zu verstecken, doch die Blicke kamen von überall.

Der zweite Raum war voll mit Waffenständern und -halterungen, solche, wie Tygran sie aus der Schmiede seines Vaters kannte. Ihm fiel auf, dass er die vielen Menschen hier unten aus dem Schmiedensektor kannte. Doch wo waren all die anderen? Was war nur passiert...?

"Das gehört jetzt dir."
Das Gewicht des Gewehres, das sein Onkel in seine Arme fallen ließ, riss Tygran zu Boden. Zitternd stützte er sich darauf, als er mit schmerzerfülltem Gesicht wieder aufstand.

"Damit wirst du die Fehler deines Vaters wieder gut machen." Mit einem kalten Blick starrte sein Onkel auf ihn herab und Tygran verstand die Welt nicht mehr.

"Aber...", flüsterte er heiser, seine Stimme hoch, nicht mehr als ein Fiepen.

"Er hat doch nichts falsch gemacht... W-Warum... Warum haben sie das gemacht? Ich will nach Hause!" Ohne es kontrollieren zu können fing er wieder an zu weinen. Er hatte Angst, dass sein Onkel ihn noch einmal schlug, doch er wollte seine Eltern zurück. Er vermisste sie so sehr...

"Es gibt kein Zuhause. Eyik liegt in Trümmern, jeder kämpft für sich. Doch auf dir lastet die Schuld. Solltest du dich als nutzlos erweisen, werden sie dich töten."
Tygran hörte ihm kaum zu, er verstand kein Wort. Er wollte wieder zurück, in die Arme seiner Mutter. Er wollte keine Waffe haben, er wollte nicht in diesem kalten Bunker mit den kranken, hungernden Personen bleiben.

"Akim!", rief sein Onkel auf einmal und ein junger Mann drehte sich zu den beiden um. Auf wackligen Beinen versteckte Tygran sich hinter dem Gewehr, das fast genauso groß war, wie er selbst. Er bemerkte erst jetzt die vielen Männer im Hintergrund, lautes Gerufe und Keuchen. Schläge von Holzstöcken ertönten durch den riesigen Raum, der als Trainingshalle zu dienen schien.

"Akim, komm her." Tygrans Onkel winkte den dürren, mittelgroßen Mann zu sich.

"Mikhail?", räusperte Akim sich und sah ehrfürchtig zu ihm auf, sein Blick wanderte verwundert zu Tygran, dessen Augen erneut zu tränen begannen.

"Das ist Alexejs Sohn, mach was Nützliches aus ihm." Unsanft schubste sein Onkel ihn in Richtung des Mannes.

"Aber... er ist ein Kind, ich kann doch nicht-..."

"Er ist alt genug, es wird ihm nicht schaden früh zu lernen worauf es ankommt."

"Auch wenn er Alexejs Sohn ist, so ein Training würde ihn umbringen! Er ist viel zu klein, er braucht noch Jahre, bis er ein Mann wird!"

"Akim..."
Akim senkte seinen Kopf und zuckte unter dem bedrohlichen Blick zusammen.

"I-Ich werde mir Mühe geben, Sir, auch wenn ich nicht versprechen kann, dass-..."

"Du wirst ihn so behandeln wie alle anderen Soldaten hier. Solltest du dich in irgendeiner Weise dagegen stellen, werde ich deine Essensportionen streichen müssen."

"Verstanden, Sir!"

"Ich komme nachher zurück." Mikhail wandte sich zum Gehen, doch Tygran hielt ihn an seiner Hose fest. Er wollte nicht alleine mit diesem Mann sein, an diesem düsteren Ort. Auch wenn er nicht wusste, warum sein Onkel ihn so streng behandelte, war er doch die einzige Person, die er kannte. Er wollte einfach nicht alleine sein.

"Onkel!" Tygran versuchte ihn zurückzuhalten, doch letzterer musste kaum Kraft aufwenden um sich loszureißen.

"Ich hoffe du lernst etwas", murmelte er verbittert, bevor er ihm den Rücken zukehrte und ging.

"B-Bitte bleib hier...!", flehte Tygran, doch seinen Worten wurde keine Beachtung geschenkt.

"Okay, Kleiner, wie alt bist du?" Dieser Akim nahm ihm beim Arm und drehte ihn zu sich.

"Neun", schniefte Tygran und hielt sich immer noch an dem Gewehr fest, als wäre es eine Stütze für seine wackligen Beine.

"Na toll...", seufzte der Mann und musterte Tygran erneut.

"Du siehst echt übel zugerichtet aus. Hab gehört sie haben an dem Tag euer Haus angezündet. Du hattest echt Glück, dass Mikhail dich retten konnte."

"Aber wieso? Was ist passiert? Wo sind alle und wo sind wir?" Tränen schossen ihm in die Augen und Akim schien leicht überfordert mit der Situation.

"Du bist zu klein, um es zu verstehen, aber irgendwann wirst du es. Trotzdem lastet die Schuld deines Vaters auf dir. Seit vier Tagen suchen nun schon alle nach dem Geld. Wir haben Glück der Schmiedensektor zu sein, wir haben sicher die meisten Waffen. Aber man sollte niemanden an diesem verfluchten Ort unterschätzen", murmelte er und wischte sich über die Stirn. Tygran realisierte, dass er scheinbar vier Tage lang nicht bei Bewusstsein gewesen war. Auch wenn es ihm wie gestern vorkam... Das brennende Haus, die verzweifelten Augen seiner Mutter, sein Vater am Galgen. Tygran schüttelte schnell den Kopf. Er durfte nicht daran denken.

"Mal sehen, Nahkampf wird bei dir eher nichts bringen, du kippst wohl bei der kleinsten Windböe schon um..." Akim zog ihn zu einen der vielen Ständer und Tische am Rande des Raums. Vor einem blieb er stehen, Tygran stellte sich auf die Zehenspitzen und erspähte verschiedene Messer aller Formen und Größen. Akim nahm die kleinsten drei und führte Tygran weiter zu einer Vogelscheuche, wie er sie von den Feldern kannte. Nur dass der Leinenbezug bereits etliche Risse und Löcher aufwies.

"Versuch auf den Kopf oder auf die Brust zu zielen. Halt das Messer an der Spitze wenn du es wirfst", erklärte er Tygran monoton und stellte sich mit ihm ungefähr fünf Meter vor die Strohpuppe.

"Halt, halt, was soll das denn werden?", stöhnte er, nachdem er Tygran das Gewehr abgenommen hatte und letzterer das Messer in die linke Hand nahm.

"Du warst doch in der Schule, oder nicht? Hat dir niemand beigebracht die rechte Hand zu benutzen?" Etwas grob drückte er ihm die scharfe Klinge in die andere Hand.

"A-Aber..."

"Jetzt wirf."
Unsicher blickte Tygran auf sein Ziel bevor er ausholte. Es fühlte sich falsch an und er war nicht überrascht als das Messer drei Meter vor ihm auf dem Boden landete.

"Meine Güte, du bist ja noch schwächer als ich dachte..." Akim fasste sich ins Gesicht.

"Mikhail wird mich umbringen..."
Vorsichtig hob Tygran das Messer auf und sah Akim an.

"Na los, gleich nochmal, obwohl das wahrscheinlich auch nichts bringt."
Ohne darüber nachzudenken nahm er das Messer in die linke Hand. Bevor Akim ihn berichtigen konnte, warf Tygran erneut. Das Messer sauste knapp an dem Körper der Puppe vorbei und landete dahinter auf dem Boden.

"Dann meinetwegen mit links, Hauptsache du kriegst irgendwas hin. Na großartig..." Seufzend setzte Akim sich auf den Boden und reichte Tygran die Messer. Er brauchte sieben Versuche, bis er die Strohpuppe aus der kurzen Entfernung überhaupt traf. Und selbst dann prallte der stumpfe Griff des Messers einfach ab.

"Nein, hör zu. Das Messer muss sich in der Luft drehen, ohne Schwung wird das nichts!", erklärte Akim ihm, als Tygran die Messer wiederholte. Es passierte mehr als einmal, dass er sich versehentlich schnitt und das Messer fallen ließ. Nach kurzer Zeit fing sein Arm an zu schmerzen und seine Würfe wurden immer ungenauer. Ein einziges Mal schaffte er es, den Bauch der Puppe zu treffen.

Tygran wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis sein Onkel wiederkam. Er war erschöpft, ihm tat alles weh, er hatte Hunger und Akim hatte ihm keine Pause gegeben.

"Wie macht er sich?", fragte Mikhail und drückte Tygran von sich, als er versuchte ihn zu umarmen.

"Wenn du mich fragst, hoffnungsloser Fall. Aus dem wird nie im Leben ein Kämpfer", antwortete Akim stumpf.

"Das hab ich mir schon gedacht. Tygran, das Messer in die rechte Hand!", ermahnte er ihn sofort und Tygran gehorchte ihm eingeschüchtert.

"Vergiss es, das hab ich schon versucht, seine rechte Hand ist nutzlos. Wenn wir irgendeine Art von Fortschritt sehen wollen, müssen wir ihm die linke Seite lassen... Verflucht sei der Junge."

"Ich denke, das ist er schon", murmelte Mikhail.

"Du wirst weiter mit ihm trainieren, Akim. Bestraf ihn, wenn es nötig ist."

"Aber Sir, warum ich?!", beschwerte er sich aufgebracht. Er schien die Nase voll von Tygran zu haben. Letzterer starrte verunsichert auf das Messer in seinen Händen.

"Was denkst du, Akim? Wie wäre es mit einer baldigen Beförderung? Du bekommst deinen eigenen Aufklärungstrupp", lächelte Mikhail kalt.

"Wirklich, Sir? Das wäre mir eine große Ehre! Ich werde gut auf Ihren Neffen Acht geben!" Akim verbeugte sich sofort.

"Na also. Aber tu mir den Gefallen und nenn ihn nicht meinen Neffen."

Noch hatte Tygran nicht verstanden, worum es ging. Noch dachte er, dass sein Onkel nur das Beste für ihn wollte. Noch war das Ziel seiner Messer eine Strohpuppe. Woher hätte er auch wissen sollen, dass sich all das änderte? Es war eine Woche vergangen, seitdem er kein Sonnenlicht mehr gesehen hatte. Niemand wollte ihm irgendetwas erklären, geschweige denn mit ihm reden.

Es gab kaum Essen, zumindest nicht für ihn. Sein Onkel ließ sich nur selten blicken, die meiste Zeit verbrachte Tygran mit Akim im Trainingsraum. Es machte ihn fertig, auch wenn er sich kaum verbesserte. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an, es wurde schlimmer, als Akim versuchte, ihm das Schießen beizubringen. Der Rückstoß des Gewehres verursachte eine gigantische Prellung an seiner Schulter. Jeder Schuss riss ihn zu Boden, häufig wurde ihm schwarz vor Augen. Und er wusste nicht was schlimmer war. Die Tage, geprägt von Schmerz, Hunger und Erschöpfung, oder die Nächte, in denen er seine Eltern schreien und rufen hörte.

Seine Brandwunden heilten nur langsam, jeden Abend konnte Tygran eine neue Hautschicht abpulen. Die massive Tür mit dem Kreuzrad wurde zwei Mal am Tag geöffnet. Einmal früh morgens und einmal spät abends. Die Aufklärungstrupps brachten Wasser und Essen mit. Es war nicht viel, doch daran waren die Leute gewöhnt. Häufig kehrten Verletzte zurück, manchmal wurde die Tür auch geöffnet, ohne dass jemand zurückkam.

Tygran fühlte sich allein. Niemand wollte mit ihm etwas zu tun haben, alle Leute, die zusammengepfercht im zweiten Bunkerraum untergebracht waren, schienen ihn zu hassen. Manche bespuckten ihn, andere schlugen sogar. Die meisten jedoch waren zu erschöpft, um ihre Missbilligung auszudrücken. Doch ein wütender Blick war genug, um Tygran zu verunsichern. Er weinte, sobald weder Akim, noch sein Onkel anwesend waren. Die Nächte verbrachte er mit den Soldaten im Trainingsraum.

Als Schwächster bekam er nichts. Niemand scherte sich um sein Wohlbefinden, er konnte gerade so die Essensreste für sich beanspruchen. Nach einer Weile war Tygran sich sicher; Der Tod war ihm lieber als diese Hölle. Er hatte versucht zu beten, zu Gott, für seine Eltern, und dass es ihnen im Himmel gut erging. Er wollte unbedingt zu ihnen und er würde bereit sein zu sterben. Auch wenn Selbstmord eine Sünde war, Tygran war zu verzweifelt.

"Wenn du dich umbringen willst, dann verschwende keine Kugel. Die werden für Wichtigeres gebraucht", hatte sein Onkel gesagt, als Tygran versucht hatte, das Gewehr auf sich selbst zu richten.

"Obwohl... Wenn ich dich so ansehe, glaube ich nicht, dass du den Mut dazu hast. Dein Vater war ein feiger Hund, und du wirst genauso sein wie er."
Und er hatte Recht. Er konnte es nicht. Tygran war neun und er hatte Angst.

"Ich will hier weg...", murmelte er eines Tages, als er seinem Onkel begegnete.

"Da draußen wartet nichts als der Tod. Es sei denn, du möchtest sterben. Und in dem Fall wird dich niemand aufhalten. Aber erwarte nicht, dass man dich willkommen heißt, solltest du zurückkehren."
Tygran zitterte leicht, doch er war sich sicher. Hier unten würde er wahnsinnig werden. Sie waren alleine, als sein Onkel ihm die Bunkertür öffnete. Zögerlich überschritt Tygran die Schwelle, er blickte zurück und wollte es sich gerade noch anders überlegen, doch sein Onkel schloss bereits die Tür. Er schluckte und widmete sich der Leiter vor ihm.

Es war ihm gerade möglich, die Luke anzuheben, als er sich an der obersten Sprosse festhielt. Selbst durch den schmalen Spalt roch Tygran die frische Nachtluft. Er atmete tief ein, er fühlte sich auf eigenartige Weise befreit. Vorsichtig kletterte er aus dem Schacht. Er schien sich in einer Art Höhle zu befinden, es war stockdunkel, doch der Mond schien durch einen Felsspalt. Langsam zwängte Tygran sich durch die schmale Öffnung, dann war er plötzlich frei. Wind rauschte durch die Bäume, der Mond erleuchtete über ihm den Himmel.

Tygran streckte die Arme aus, für einen Moment tat ihm nichts weh, auch wenn es kalt war. Er wusste nicht wohin, aber er fing an zu laufen. Seine Beine trugen ihn durch das raschelnde hohe Gras, das mit dem baldigem Wintereinbruch erblasste. Als vor ihm die Graskuppe in einem Abhang endete, blieb er stehen. Von der Anhöhe aus konnte er das Dorf erblicken. Oder besser, was von ihm übrig geblieben war.

Er fiel auf seine Knie. All die Orte, die Plätze an denen er gespielt hatte, Häuser von Freunden... Es war nichts mehr da. Trümmer und Ruinen waren alles, was er sah, niedergebrannt und zerbombt. Dennoch konnte er vereinzelte Lichter zwischen den eingestürzten Gebäuden erkennen. Es gab also andere Überlebende... Tygran merkte, wie sein Herz höher schlug. Sie würden ihm helfen, sie würden ihm etwas zu Essen geben, warme Kleidung und einen Platz zum Schlafen...

Aufgeregt kroch er den Anhang hinunter. Er fiel, doch rappelte sich gleich wieder auf. Er stolperte im Dunkeln über seine eigenen Füße, doch er hatte Hoffnung, seit langem endlich wieder Hoffnung... Eins der Lichter war besonders nah. Freudig bahnte Tygran sich seinen Weg um die Trümmer. Er erkannte ein Feuer, Menschen saßen drumherum, eingewickelt in verschlissene Decken. Die Wärme des Feuers zog ihn an, er konnte den Geruch von gebratenem Fleisch wahrnehmen. Wie lange war es schon her, seitdem er Fleisch gegessen hatte...?

Als Tygran einen weiteren Schritt auf die Gruppe zumachte, erstarrte er plötzlich. Denn als er erkannte, was am Feuer geröstet wurde, gefror ihm das Blut in den Adern. Er fing an zu schreien, als er es sah. Arme und Beine, Hände und Füße, aufgespießt an gespitzten Stöckern... Er erkannte einen Kopf, der im Feuer lag.

Sofort drehten sich mehrere Gesichter zu ihm. Er konnte sie nicht sehen, doch das wollte er auch gar nicht. Immer noch schreiend drehte er sich um und rannte davon, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals.

"Hilfe!", rief er.

"Hilfe!!" Tränen liefen über seine Wangen und er wurde schneller, als er zwei Gestalten in der Ferne erblickte.

"Helfen Sie mir!", weinte er und lief auf zwei Männer zu, die sich zu ihm umdrehten.

"Hey, Kleiner, hast du dich verlaufen?"
Erleichtert blieb Tygran vor den beiden stehen, da wurde er auch schon am Kragen gepackt.

"Na sieh mal einer an, was für ein süßer, kleiner Junge... Was machst du denn so ganz allein?"
Tygran war verwirrt, als eine raue Hand ihm durchs Haar strich. Diese Menschen wollten ihm helfen, oder nicht...?

"Hey, guck mal, der hat ja fast noch Baby-Speck", grinste der andere und kniff in Tygrans Wange.

"Au!"

"Und was ein zartes Stimmchen... Was meinst du wie alt der ist?" Der Mann hob ihn testweise hoch. Tygran blieben die Worte im Hals stecken, er versuchte noch daran zu glauben, dass diese Männer ihm helfen wollten, doch seine Angst überwog.

"Keine Ahnung, Mann, sieben? Oder acht?"

"So unschuldig... Ich finde der Kleine hat sich heute sein erstes Mal verdient..."
Obwohl Tygran kein Wort verstand, begann er wie wild zu strampeln.

"Ist ja niedlich wie er quengelt, aber lass mich auch mal, ja?", lachte der Zweite.

"Hey, hey, alles gut, mein Junge... Beruhig dich... Ich werd mir nur deinen kleinen Arsch vornehmen." Er setzte Tygran ab und tätschelte seinen Kopf.

"Lass mich los! Lass mich los! Hilfe!", schrie er, doch er konnte sich nicht losreißen.

"Halt ihn still."
Tygran hörte, wie hinter ihm eine Hose aufgeknöpft wurde. Dann spürte er eine Hand in seinem Schritt. Er weinte noch lauter, doch niemand sonst schien ihn zu hören. Er wusste nicht, was die Männer mit ihm vorhatten, aber er wollte zurück. Zurück in den Bunker und zu seinem Onkel.

"Pass auf, dass er nicht zu viel blutet, er ist schon ziemlich klein."

"Ziemlich zerbrechlich, unser Püppchen, was? Naja, dann wird das eben eine einmalige Sache..."
Kaum waren diese Worte gesprochen, ertönte ein Schuss. Und gleich darauf ein zweiter. Die Männer sackten sofort zusammen, Blut lief über ihre Gesichter und in ihre offenen Augen.

"Komm her, Tygran."
Noch nie zuvor hatte er sich so nach dieser Stimme gesehnt.

"Onkel!", schluchzte er und warf sich an ihn, sein Gesicht in sein Hemd drückend. Er spürte, wie sein Onkel ihn wegschieben wollte, es dann aber doch ließ.

"Noch einmal werde ich dich nicht retten. Entweder du kommst mit mir mit und trainierst im Bunker ohne dich jemals wieder zu beschweren oder zu weinen, oder ich lasse dich hier und du musst sehen, wie du alleine zurechtkommst", warnte er ihn.

"Ich will bei dir bleiben!"

"Wenn das so ist, wirst du das tun, was ich sage. Ohne Widerrede."

"Ich verspreche es!" Tygran klammerte sich an ihn, der Schock ließ ihn zittern, er wollte weinen, doch er wusste, dass sein Onkel das missbilligen würde.

"Dann lass uns gehen. Hier draußen ist nichts für dich."

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Hey, wie ihr seht bin ich ein bisschen ausgerastet xD
Da das ein ziemlich langer Rückblick war, würde ich gerne wissen ob ihr trotzdem eine Fortsetzung haben wollt oder einen Sprung zurück in die Gegenwart? Gebt mir in den Kommentaren bescheid! ;)

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