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Flügel aus Licht

Dani war kalt, als er am nächsten Morgen aufwachte. Es konnte noch nicht spät sein, die ersten Sonnenstrahlen hatten gerade so ihren Weg durch die dicke Wolkendecke gefunden. Er bemerkte schnell, was nicht stimmte.
Tygran war nicht mehr da.

Verwirrt setzte Dani sich auf und umschlang seinen frierenden Oberkörper. Der Russe war weit und breit nicht zu sehen, soweit Dani das in der Dunkelheit beurteilen konnte. Wie hatte er es geschafft sich aus dem Schlafsack zu winden, ohne ihn aufzuwecken? Und viel wichtiger: Wo war er jetzt? Wieso hatte er Dani allein gelassen...?

"Tygran?", rief er versuchshalber, doch seine Worte trafen auf Stille. Dani bemerkte, wie sein Herz schneller schlug. Hastig öffnete er den Schlafsack und zog seine Jacke an. Vielleicht musste Tygran einfach nur seine Blase entleeren...? Dani konnte sich gut vorstellen, wie er irgendwo herumstreunte und nach einer Sanitäranlage suchte, anstatt in die Büsche zu pinkeln.

Trotzdem war Dani nicht weniger besorgt. Die schmalen Straßen waren noch leer, als er am Friedhof vorbeilief. Er stolperte beinahe über das Kopfsteinpflaster, als er versuchte, Tygran irgendwo in den Gassen zu entdecken. Doch Fehlanzeige.

Er konnte sich nicht erklären, warum er einfach so verschwinden sollte. Hatte Tygran vielleicht doch Panik bekommen mit Dani zusammen im Schlafsack? Ihm lief es eiskalt den Rücken hinunter. Was wenn er Dani aufgrund seiner Gefühle nicht mehr sehen wollte...? Wie lang war er wohl schon weg? Das klang alles nicht nach Tygran...

Dani schnappte nach Luft, als er wieder am Friedhof ankam. Er wollte gerade zum Schlafsack zurückkehren, als er auf einmal ein leises Gemurmel hörte. Etwas zögerlich richtete Dani seinen Blick auf die anliegende Kirche. Die Doppeltür stand einen Spalt offen, doch es kam kein Licht von innen. Das Gemurmel schwoll an, als Dani sich der Tür näherte. Es war Tygrans Stimme, da war er sich sicher. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, doch gleichzeitig spürte er ein Ziehen in seiner Brust.

Vorsichtig betrat Dani den hölzernen Fußboden der Kapelle. Tygran saß mit dem Rücken zu ihm in einer der Bankreihen, sein Kopf gesenkt und die Hände vor dem Körper.
Er betete.

Etwas verunsichert trat Dani näher, die Dielen knarzten unter seinem Gewicht. Auf einmal war es still. Tygran drehte sich um, als er ihn schließlich bemerkte.

"Dani...", murmelte er überrascht, die Hände immer noch gefaltet. Es ging ihm gut... Es ging ihm gut.

"Tygran! Du kannst doch nicht einfach so verschwinden!", schimpfte er sofort, mehr erleichtert als wütend. Tygran blinzelte ihn nur an, als Dani auf ihn zueilte.

"O-Oh, Tschuldigung... Ich wollte dich nicht wecken", räusperte er sich verlegen.

"Schon gut", seufzte Dani und ließ sich neben ihn auf der ungemütlichen Kirchenbank nieder.

"Du siehst friedlich aus, wenn du schläfst. Nicht so ernst wie sonst."

"Ernst?", wiederholte Dani verwundert und streckte sich, bevor er die Arme über die Rückenlehne legte.

"Ich weiß nicht... In letzter Zeit guckst du so nachdenklich." Tygran blickte gen Decke und legte seine Hände in seinen Schoß.

"Naja, ich meine, wir befinden uns schon irgendwie in einer aussichtslosen Lage", murmelte Dani und folgte Tygrans Blick. Die hölzernen Giebel waren mit biblischen Symbolen und Gemälden versehen. Dani war noch nie in dieser Kirche gewesen, er glaubte eher an den Urknall als an Gott. Trotzdem konnte er sich vorstellen, dass dieser Raum eine etwas mystische Atmosphäre erlangen musste, wenn das Licht durch die bunten Mosaikfenster fiel und man den Staub in der Luft erkennen konnte.

"Du betest?" Er drehte sich wieder zu Tygran, der den Kopf schief legte.

"Tust du das nie?"

"Naja... nein. Ich glaube nicht an Gott", gab Dani zu. Natürlich fielen Tygran sofort die Augen aus dem Kopf.

"D-Du glaubst nicht? An gar nichts? Du bist doch getauft, oder?"

"Ja, schon, aber da konnte ich noch nicht mal sprechen, insofern... Ich denke einfach, dass das alles Blödsinn ist." Er zuckte mit den Schultern. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Tygran ihn immer noch anstarrte.

"Aber... die Bibel! Die Gebote, hat das keine Bedeutung??"
Dani konnte nicht wirklich beurteilen, ob Tygran wütend oder einfach nur schockiert war. Oder sogar neugierig? Er konnte es ihm nicht verübeln, in Tygrans Heimat wurden Ungläubige scheinbar ganz schnell einen Kopf kürzer gemacht.

"Und was glaubst du wer die Bibel geschrieben hat? Betrunkene Schnösel, die glauben, irgendetwas gesehen zu haben. Und Sam kann nicht oft genug betonen, dass die Bibel ein sexistischer Haufen Scheiße ist. Ich schwöre, sie hat sich nur eine gekauft, um sie zu verbrennen."

"Verbrennen..." Tygran sah aus, als würde er keine Luft mehr bekommen.

"Die hätten euch kopfüber im Keller aufgehängt!"

"Hab nichts Freundlicheres erwartet", grinste Dani.

"Aber was meinst du damit, die Bibel ist ein sexistischer Haufen-... Bibel?"
Neugierig... Definitiv neugierig. Trotz seiner konservativen Erziehung war Tygran ziemlich aufgeweckt.

"Naja, wenn überhaupt Frauen in der Bibel vorkommen sind sie entweder Huren, Betrügerinnen oder werden von ihren Vätern geschwängert. Was meinst du, wie Sam das aufregt..." Dani rollte mit den Augen.

"Aber... die Jungfrau Maria! Sie ist heilig!", beteuerte Tygran.

"Deswegen ist sie ja auch ganz schnell weg vom Fenster. Und dann bekommt sie ein Kind ohne Sex zu haben, wenn das mal nicht frustrierend ist..."

"Jetzt wo du es sagst... Das ist alles echt gemein", murmelte Tygran und kratzte sich am Kinn.

"V-Vielleicht gab es damals nur ganz wenig Frauen?" Schon wieder dieses unschuldige Blinzeln.

"Diskutieren wir das ein andermal." Dani schlug ihm ein paar Mal auf die Schulter, das Geräusch hallte durch den ganzen Raum.

"Bei euch ist der Glaube wohl streng, was?", seufzte er.

"Schon... denke ich. Alle sind orthodox. Aber... wenn es nicht gut lief, hatte man nunmal nur den Glauben. Und man konnte immer beten, in der Hoffnung, dass alles besser wird."

"Was hast du gebetet?" Dani rückte ein wenig näher und Tygran senkte seinen Kopf.

"Ah, für uns. Dass uns nichts passiert... U-Und dass uns nichts trennt", antwortete er leise.

"Wirklich?" Verdammt, sein Herz fing wieder an zu rasen.

"Ja, ich... wüsste nicht mehr, was ich tun sollte ohne dich. Es ist schön, nicht allein zu sein..." Tygran lächelte leicht, doch seine Augen waren getrübt, als er Richtung Altar blickte. Es war für einen Moment still. Danis Hand befand sich ganz nah an Tygrans, ihre Kleinen Finger berührten sich.

"Du hast schlecht geschlafen, oder?"
Tygran drehte sich erstaunt zu ihm.

"Woher-..."

"Es ging dir nicht gut, ich hab es gesehen. Es ging dir noch nie gut. Jede Nacht wachst du auf. Und du weinst. Sogar vorhin..." Dani wusste, dass seine Augen nicht aufgrund von Schlafmangel gerötet waren. Tygran sah ihn stumm an, seine Blick Richtung Boden schweifend. Langsam streckte Dani seine Hand aus, um seine Wange zu berühren. Er konnte die getrockneten Tränen auf Tygrans Haut spüren.

Etwas Feuchtes traf auf seinen Handrücken und Tygran sank auf einmal in sich zusammen. Er legte seine Hand über Danis, als wollte er nicht, dass er sein Gesicht losließ.
Und dann fing er an zu weinen. Leise schluchzend kniff er die Augen zusammen. Er zitterte, Tränen rollten über seine Wangen in Danis Hand.

"Dani..." Er klang so verletzlich, etwas in Dani zog sich schmerzhaft zusammen.

"Ich kann das nicht mehr..." Tygran verdeckte seine Augen mit einer Hand und wollte sich wegdrehen, doch bevor er Dani auch nur loslassen konnte, zog letzterer ihn an sich.

"Das musst du auch nicht", flüsterte er und drückte Tygran fest in seinen Armen. Sein Schluchzen vibrierte durch seinen Körper, der sich auf einmal so klein anfühlte. Schutzlos, zurückgelassen, vernachlässigt.

"I-Ich darf nicht weinen..." Halbherzig versuchte Tygran sich von ihm loszulösen, doch Dani hielt ihn fest.

"Du darfst. Hast du mich verstanden?" Er legte eine Hand auf Tygrans Hinterkopf und strich mit der anderen beruhigend über seinen Rücken.

"Du darfst weinen, Tygran. Das soll dir niemand verbieten, okay?"

"O-okay...", schniefte er und verbarg sein Gesicht in Danis Schulter. Seine Arme hingen schlaff herunter, sein Körper verlor seine ganze Anspannung. Dieses verletzliche Wimmern, es brach Dani das Herz.

"Ich hab Angst..."

"Dir kann nichts passieren. Ich passe auf, okay?" Dani spürte wie Tygrans Hände in seiner Jacke verkrampften, wie die ganze Spannung mit einem Mal zurückkehrte.

"Ich kann sie hören... Dani, ich kann sie hören." Tygran atmete schwer, doch Dani ließ ihn nicht los.

"Sie werden uns nicht finden", versuchte er Tygran zu beschwichtigen, doch es war schon zu spät.

"Ich kann sie sehen! Sie sind hier! Sie sind hier!" Er begann sich in Danis Armen zu winden, seine Augen leer und starr, er halluzinierte.

"Nein, Tygran! Sieh mich an!" Dani hatte damit zu kämpfen ihn festzuhalten.

"Nein, nein! Nein!!" Seine Stimme hallte durch die Kirche. Tygran hielt sich die Ohren zu, als würde er ein grässliches Geräusch hören.

"Ich will das nicht mehr! Ich kann nicht!!"

"Sieh mich an! Tygran, sieh mich an!", rief Dani verzweifelt.

"Sieh nicht zu ihnen, sieh zu mir!" Mit beiden Händen umschloss er Tygrans Gesicht und zwang ihn, ihn anzublicken.

"Sieh mich an..."
Verängstigte Augen trafen auf Danis, riesige, zitternde Pupillen und stumme Tränen.

"Ich sehe... dich...", flüsterte Tygran mit gebrochener Stimme.

"Es ist alles gut. Ich bin bei dir, okay? Komm her..." Vorsichtig wartete er darauf, dass Tygran sich besinnte. Nach einer Weile sah er auf seine zitternden Hände, dann streckte er langsam seine Arme nach Dani aus.

"Gut so...", murmelte er sanft und umarmte ihn erneut.

"Es ist alles gut, dir wird nichts passieren."

"Dani..."

"Schhh..." Dani hatte noch nie jemanden beruhigt und dabei im Arm gehalten. Sam hatte ihn so oft als unsensibel bezeichnet, und zurecht. Doch bei Tygran reagierte er automatisch. Als wäre es ein Reflex ihn zu beschützen.

"Es fühlt sich so schwer an...", flüsterte Tygran mit rauer Stimme.

"Ich kann es nicht mehr alleine tragen..."
Dani schloss die Augen und atmete tief ein bevor er antwortete.

"Dann teile es mit mir." Danis Hand fühlte sich warm an. Als er aufblickte, bemerkte er das Licht. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Mosaikfenster auf Tygrans Rücken.

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