"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist", gab Dani zu als er sich seufzend Tygran näherte.
"Ach komm schon, Waron tut keiner Seele was", überredete er ihn. Sobald Dani nah genug dran war, streckte er zögerlich seine Hand aus, um den Hals des Pferdes zu berühren. Doch Waron drehte den Kopf und stieß Danis Finger mit der Schnauze an. Er zog seine Hand sofort zurück.
"Warte", sagte Tygran und kam zu ihm rüber. Dani spürte wie er seine Hand nahm und sie vorsichtig auf die Schnauze des Pferdes legte. Er wollte sich wehren und hätte seine Hand auch einfach wegziehen können, aber aus irgendeinem Grund ließ er sie dort. Warons Schnauze war weich und warm, Dani hatte nicht mal mehr Angst, dass er ihm in die Hand biss. Tygrans Hand lag immer noch auf seiner, als er Dani zum Hals des Tieres führte.
"Siehst du", lachte er und ließ Dani los als dieser das weiche Fell von allein streichelte.
"Gar nicht so übel", murmelte Dani.
"Gut, dann wirst du jetzt auf ihm reiten!"
"Was?! Nein!", protestierte Dani.
"Versuch es wenigstens!", bat Tygran ihn.
"Vergiss es! Keine zehn Pferde bringen mich auf dieses-..." Schlechte Wortwahl...
"Ich reite doch kein Pferd!", beschwerte er sich stattdessen.
"Ich weiß, aber... ich werde dir keine Wahl lassen!", grinste Tygran und schlang seine Arme auf einmal um Danis Taille um ihn hochzuheben.
"Was?! Hör sofort auf und lass mich runter, du Idiot!" Dani strampelte mit den Armen und Beinen, doch Tygrans Griff war fest. Er hievte den zappelnden Dani auf Warons Rücken, das Pferd rührte sich kein bisschen, trotz seiner hektischen Bewegungen und wartete geduldig.
"Hör auf mit dem Mist!", rief Dani ein letztes Mal und musste sich bereits an Waron festklammern, um nicht nach vorne zu fallen.
"Du hast es doch fast geschafft, Dani", lachte Tygran und schob ihn weiter aufs Pferd.
"Fick dich!", brüllte Dani, halb sitzend, halb liegend, seine Hände nach der Mähne greifend. Waron zuckte nur mit den Ohren.
"Setz dich hin, oder du fliegst runter!", prustete Tygran, der vor Lachen gar nicht mehr konnte.
"Das zahl ich dir heim, hörst du??" Widerwillig richtete Dani sich auf, er war ganz schön hoch... Das Pferd schnaubte und senkte den Kopf wobei es anfing zu grasen.
"Darf ich jetzt wieder runter?", fragte er mit den Augen rollend. Was als nächstes passierte, hatte Dani nicht erwartet. Tygran nahm Anlauf und sprang hinter Dani auf das Pferd.
"Alles klar, reich mir die Zügel!"
Dani fühlte wie Tygran direkt hinter ihm saß, seine Brust berührte seinen Rücken als er um ihn herumgriff.
"Scheiße nochmal", murmelte Dani als er sich herunterbeugte und nach den Zügeln griff.
"Willst du mitkommen, Sam?", rief Tygran zu ihr herüber.
"Nein, nein, ich bleibe bei meiner Prinzessin...", seufzte sie verträumt und striegelte immer noch die Stute.
"Gut, dann nur wie beide", grinste Tygran und gab Waron das Signal sich zu bewegen.
"Ich hasse Pferde...", grummelte Dani.
"Und ich hasse dich!"
"Ich weiß, Dani", lachte er wieder. Waron schien nicht der Schnellste zu sein, trotzdem fand Dani es viel zu holprig auf einem Pferderücken.
"Mann, ist das ungemütlich", fluchte er, als Tygran Kurs auf den Wald nahm.
"Waron mag keine Sättel", sagte er.
"Pfff, mich würde nicht kümmern, was das Pferd gemütlicher findet...", spottete Dani. Sie blieben vor dem Zauntor stehen und Dani sah verwundert zu wie das Pferd das Seil am Tor ins Maul nahm und es somit entriegelte.
"Gut gemacht, Waron", lobte Tygran ihn und klopfte ihm auf die Seite.
"Hab ich ihm beigebracht", grinste er Dani an.
"Toll... Wenn man sonst nichts zu tun hat...", nörgelte Dani. Waron schob das Tor mit seinem Kopf auf und Tygran ließ ihn hindurchgehen.
"Hauen die anderen Viecher nicht ab?", fragte Dani als er zurückblickte.
"Ach nein, die bleiben bei der Herde", antwortete Tygran.
"Haben die Pferde alle russische Namen? Der Vorbesitzer hat sie bestimmt anders genannt", merkte Dani an, die Bäume um sie herum wurden dichter als Waron dem Waldweg folgte.
"Der Vorbesitzer hat ihnen keine Namen gegeben. Und meinem Onkel ist es egal wie die Pferde heißen, solange sie verkauft werden."
"Dein Onkel... er ist eigenartig...", wechselte Dani das Thema.
"Kann schon sein. Er war nie verheiratet und hat sich immer nur um seine Arbeit gekümmert. Ich hatte Glück, dass er mich mit nach Deutschland genommen hat."
"Das ist ja wohl seine Pflicht als Onkel. Vor allem nach dem was mit deinen Eltern passiert ist! Ihr seid doch Familie!", beteuerte Dani entrüstet.
"Er... Er behandelt dich doch gut, oder?"
"Was meinst du?", fragte Tygran.
"Naja, er erlaubt dir überhaupt nichts! Kein Handy, kein Taschengeld, keine Sachen für dein Zimmer, kein gar nichts! Stattdessen lässt er dich schuften als wärst du ein Sklave. Findest du das nicht ungerecht?"
"Ich weiß nicht, es war schon immer so...", murmelte er.
"Okay!" Dani drehte sich so weit wie möglich um, um Tygran ins Gesicht zu sehen.
"Nächstes Wochenende übernachtest du bei mir, dann siehst du mal, wie ein richtiges Zimmer aussieht und ich zeig dir die Konsole!"
"Konsole?", Tygran sah nachdenklich aus.
"Dir werden die Augen aus dem Kopf fallen!", grinste Dani überlegen und ließ für einen Moment Warons Mähne los, um die Arme zu verschränken. Er fiel jedoch beinahe herunter ohne Halt und Tygran musste ihn festhalten.
"Vorsichtig, Dani", lächelte er als Dani für kurze Zeit praktisch in seinen Armen lag.
"Lass mich los!" Dani räusperte sich und rückte noch ein Stück weiter nach vorne. Nichtsdestotrotz konnte er immer noch Tygrans Körperwärme spüren, seine langen Arme und diese riesigen Hände, die ihn sanft festgehalten hatten. Dani schüttelte den Kopf. Warum hatte Tygran diesen blöden Ausflug nicht mit Sam machen können. Die hätte sich wahrscheinlich noch zurückgelehnt und Tygran nach einem Date gefragt...
"Macht das Pferd eigentlich nicht irgendwann schlapp? Ich meine, wir wiegen zusammen um die 200 Kilogramm...", seufzte Dani in Hoffnung.
"Nein, nein, Waron ist ein kräftiges Tier." Er klopfte dem Hengst erneut auf den Hals.
"Aber ich merke schon, Dani, du willst umkehren", lachte Tygran und zwang Waron zur Wende.
"Endlich", stöhnte Dani.
"Pferde sind echt nicht meins..."
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