Musik bedeutet Freiheit
Rose
Wie hypnotisiert saß ich mit meinem Handy in der Hand an der Theke in der Küche. Hab am Morgen eine Benachrichtigung bekommen das Ronnie Radke mir eine Nachricht bei Instagram schicken möchte. Nun saß ich da und schrieb mit ihm. Es waren belanglose Sachen, eine gewisse Leichtigkeit lag darin und sehr viel Sarkasmus.
„Rose?....Rose?" Ich schreckte auf als Lucy vor meinem Gesicht rum fuchtelte. „Eh? Was? Hast du irgendwas gesagt Lucy?" Hinten dran lachte Mai nur. „Was ist denn los? Du starrst schon die ganze Zeit auf dein Handy. Ziemlich ungewöhnlich für dich. Hat dir ein süßer Kerl geschrieben?" Schluckend sah ich zu Mai, auch sie wusste nicht das ich grad mit Ronnie schrieb, aber dann dämmerte es ihr. „Nicht dein Ernst?" Geschockt kam sie zu mir rüber und bevor ich mein Handy auch nur verteidigen konnte, hatte Mai es schon in der Hand gehabt und las sich den Verlauf durch. „Er hat dich angeschrieben." Stellte sie fest als sie ganz oben angelangt war. „Ja hat er. Wir reden über nichts wichtiges." „Und dennoch hat er dich angeschrieben. Ich fass es ja nicht. Hast du nicht gesagt du willst den Abend gestern als Erinnerung behalten und ihn nicht mehr wiedersehen?" „Nicht mehr wiedersehen habe ich nicht gesagt. Ja ich hab geantwortet. Na und? In nächster Zeit könnten wir uns eh nicht sehen, sie spielen ab nächste Woche einige Konzerte." Schweigend sahen mein Freundin und ich uns an.
Dann meldete sich Lucy wieder zu Wort. „Um wen geht es denn eigentlich? Mai reagiert ja nicht ohne Grund so. Und was war gestern Abend?" Ehrlich gesagt war Lucy keine Freundin von uns, sie war schlichtweg eine Mitbewohnerin, mehr nicht, daher wusste ich nicht ob ich es ihr erzählen sollte. Am meisten aus dem Grund weil sie ein großer Fan von Ronnie war, mehr wegen seinem Aussehen anstatt seiner Musik, aber das war ja zu dem Zeitpunkt egal gewesen. „Ich habe gestern per Zufall Ronnie Radke vor meiner Stammkneipe getroffen, hat mir geholfen als mich drei Kerle belästigt haben." Lucy zog sofort die Augenbrauen zusammen und ich erkannte an ihrer Mimik, dass sie mir nicht glaubte. „Als ob. Das ist doch erfunden. Gell jetzt willst du mir noch sagen, dass du jetzt mit ihm schreibst?" Von mir kam nur ein nicken, denn prinzipiell ging es mir am Arsch vorbei ob sie mir glaubte oder nicht. Mai und ich wechselten kurz einen Blick aus bevor sie Lucy mein Handy hinhielt. Eigentlich konnte ich schon vorher sagen was Lucy darüber dachte. „Das ist doch ein Fake Account." Bingo, genau das was ich dachte. „Ach mir ist es egal ob du meinen Worten glauben schenkst." Ohne weiteres nahm ich mein Handy wieder an mich und ging mit meinem Kaffee ins Wohnzimmer.
Wieder reagierten meine Hände wie von selbst und ich gab Falling in Reverse in die Suchleiste von Youtube ein. Sämtliche Lieder, Interviews oder irgendwelche Videos wurden mir angezeigt. Da erinnerte ich mich an früher zurück als ich sie damals gesehen habe, eine Freundin hat mich quasi gezwungen mit zu kommen und ich war überrascht wir gut sie live waren. Danach ging ich freiwellig auf weitere zwei Konzerte. Ich hatte schon einige Bands live gesehen und ein paar getroffen. Eine Erfahrung die man nicht ersetzen konnte.
Zu der Zeit waren Konzerte das Einzige was mich glücklich gemacht hat. Meine Eltern hatten sich schon früh getrennt, mein ältere Bruder und ich waren bei unserem Vater untergekommen aber er war überfordert mit uns. Mein Vater hatte viele verschiedene Freundinnen gehabt, nicht grad berauschend wenn man genau daneben saß. Mein Bruder zog schon im Alter von 16 Jahren aus weil er einfach dort raus kommen wollte. Ich hätte womöglich gelogen wenn ich gesagt hätte es war okay, aber es war nicht okay. Ich hatte mich im Stich gelassen gefühlt, er hatte einfach seine zehnjährige Schwester zurück gelassen. Noch immer tat es weh, unser Kontakt wurde immer kleiner und irgendwann wusste ich nicht mehr wo er war und wie es ihm ging.
Lange Zeit hatte ich mich unverstanden von meiner Umgebung gefühlt, aber wer hat sich nicht so gefühlt? Musik hat mich aus diesem Strudel der Gefühle befreit, ich hatte Menschen gefunden die genau so fühlten wie ich. Die Momente auf den Konzerten waren unbezahlbar gewesen. Ich war so aufgeregt gewesen als ich vor der Band Black Veil Brides stand, Andy hatte versucht mich zu beruhigen. Er und Ashley hatten einige Scherze gemacht, um mich locker zu machen. Ich hab bei dem Treffen davon erzählt, dass ich jedes Jahr auf viele Konzerte gehe. Dann hatte mich Andy gefragt was für mich Musik bedeutet, meine Antwort war plump, aber für mich bedeutet es Freiheit.
Als mein Handy ein Geräusch wegen einer Benachrichtigung macht, erwachte ich aus meinem Tagtraum. Ronnie hatte mir ein Bild geschickt wie er und seine Band im Proberaum sind und üben. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass das wirklich passierte. Ein wenig später schickte er mir eine Voicemail, man hörte deutlich das er in einem anderen Raum befand als die anderen. „Sorry wenn ich dich nerve. Wollte dir das einfach nur zeigen, warum auch immer." Grinsend schaute ich auf mein Handy hinab. „Bist anscheinend schnell wieder fit geworden. Ich liege auf der Couch und werde heute nicht viel mehr machen." Binnen einiger Sekunden antwortete er mehr. „Mir geht's mehr schlecht als recht, aber wir müssen weiter proben. Hab nicht unbedingt Bock nächste Woche abzukacken. Das wäre echt scheiße." „Ich bin sicher ihr bekommt das hin, dafür bist du und deine Band viel zu gut. Ich schätze dich auch für einen extremen Perfektionist ein. Jetzt finde ich es doch schade keine Karte gekauft zu haben. Jede Show ist komplett ausverkauft." Mir wurde sofort angezeigt das er sich die Sprachnachricht angehört hat, aber es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis antwortete.
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