2. Gefühle
~Lina
Während ich meine Farben mische, denke ich an bevorstehenden Prüfungen. Er will ein Bild und etwas persönliches... Etwas persönliches? Sowas besitze ich nicht.
Meine Bilder sind nicht persönlich. Sie handeln von Geschichten. Aber nicht von meinen. Es sind Gefühle der anderen. Gefühle, die man anders nicht verarbeiten kann. Raue, kalte Erinnerungen mit weichen, warmen Emotionen. In einer Welt des Krieges. In einer Welt des Friedens. In einer Welt der Unerlässlichen und der Fanatiker. Der Pessimisten und Optimisten. Der Träumer und Wissenschaftler.
Gefühle von schrecklichen Geschehen.
Die Prüfung sollte mein Leben verändern, hatte er gesagt. Heilen. Leben. Sterben. Und dazwischen immer wieder heilen.
Alle heilen.
Kunst heilt.
Meine Kunst ist bunt. Es können Figuren sein, es können Linien sein, es kann ein Farbklecks sein. Eine Reihe bunter Kraniche die in den Himmel fliegen. Oder zwei Menschen die sich so sehr lieben, dass sie innerlich zerreißen. Landschaften die kahl und leer sind, Landschaften die erfüllt vom Leben sind.
Ich sitze auf dem wackeligen Holzhocker und pinsele einen pinken Strich mitten auf die weiße Leinwand. Dann verstreiche ich ihn mit meinen Fingern.
Ich suche mir ein dunkles blau und male es quer darüber.
Es ensteht ein Bild. Langsam mit es Gestalt an. Mal mit den Fingern, mal mit dem Pinsel forme ich die anfänglichen Striche zu einem vollständigen Gemälde.
~♡~
Es war einmal ein Kind, das wollte die Welt entdecken. Es hatte seit je her schreckliches Fernweh. Auf den Schultern ihres Papas hat sie mit dem Finger auf alle tollen Sachen gezeigt. Sie wollte da hin und da hin und dort hin.
Zusammen besuchten sie viele verschiedene Länder mit unterschiedlichen Kulturen. Sie flogen über Ozeane und über Länder in denen Krieg herrschte. Sie aßen mit Stäbchen, sahen beim Rodeo zu oder feuerten kräftig die Radfahrer der "Tour de france" an.
In Paris schlenderten sie durchs Künstlerviertel, weit weg vom Tourismus. In Hamburg schipperten sie über die Elbe, in der USA wanderten sie am Grand Canyon entlang und in Italien kauften sie hübschen Schmuck auf der Ponte Veccio, einer berühmten Brücke. Jedes Mal nahmen sie ein typisches Souvenir und mit packten es in ihre Erinnerungsbox. Diese Box war eine selbstgemachte, große Schachtel in der sie alles Wichtige aufbewahrten.
Das Leben der beiden war perfekt. Es bestand aus reisen und entdecken.
Doch das Kind wurde älter und der Vater auch. Langsam fing das Kind an sich anders zu entwickeln. Es wollte unabhängiger sein. Es beschloss alles hinter sich zu lassen, denn es brauchte eine Veränderung...
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