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"Nils?"
Der junge Mann sah sich um. Gerade hatte man ihn auf der Polizeistation Cold Stone eingestellt und er fühlte sich noch neu und unsicher. "Nils!", rief ihn seine Kollegin. "Morgen", begrüßte er Marie. Sie stand kurz vor ihrem Ruhestand, es war ihr letztes Jahr und eben er sollte ihren Platz einnehmen.
Nils ging auf sie zu und hielt ihr seine rechte Hand hin. "Lass doch den Mist", sagte sie lachend, "Entweder eine Umarmung oder du bringst mir einen schwarzen Kaffee, mehr will ich an einem Morgen nicht."
Er nickte. "Alles klar Madame", erwiderte er monoton.
"Woher sagtest du, kommst du?", sie grinste ihn noch immer an. Er konnte die kleine Lücke zwischen ihren Zähnen sehen, ihre kleinen Lachtfältchen und die leicht eingefallenen grünen Augen. Dieses Gesicht erinnerte Nils stark an seine eigene Oma, oder auch jede andere. Im großen Ganzen war es einfach ein nettes Omigesicht. "Deutschland", stotterte er etwas irritiert, was hatte das mit ihm zu tun? "Merkwürdig", überlegte sie laut, "Von dort kenne ich nur sehr gesprächsfreudige Menschen, obwohl man sie häufig gar nicht mehr versteht. Das Englisch ist einfach..."
Die Frau zog ihre Stirn kraus, so als hätte sie soeben auf eine Zitrone gebissen.
Verdattert stand er noch immer am selben Platz und rührte sich keinen Millimeter. Was sollte er sagen, was wollte sie überhaupt von ihm?
"Was stehst du hier? Ich muss dir dein Büro zeigen", sagte Marie und schubste ihn in einen Gang rein. "Mein Büro?!", erkundigte er sich erstaunt und sah sich um. Die Sicht versperrten ihm aber seine braunen Locken. Mit seinen Fingern fuhr er durch die Haare und richtete sie notdürftig. "Eigentlich ist es ja mein Büro, aber du wirst es übernehmen." Sie deutete auf eine Tür. Auf dem dunklen Holz klebte eine Anzeigetafel.
Marie Sophia Jones
Seine Augen leuchteten bei dem Gedanken, dass bald sein Name dort stehen würde. "Freu dich nicht zu früh, junger Mann. Fast ein Jahr musst du dich gedulden", sagte sie und öffnete dann die Tür. Marie hielt sie ihm offen und offenbarte den Blick auf einen alten Tisch. Viele lose Blätter bedeckten den Boden und verschiedenfarbige Akten stapelten sich überall. "Ignoriere doch bitte die Unordnung. Bevor ich in Rente gehen kann, muss ich noch vieles zu Ende bringen", entschuldigte sie sich bei ihm. Er nickte nur. In einer Ecke stand eine große Pflanze und anstatt einer Wand, gab es nur einen riesigen Schrank. Sogar eine eigene Kaffeemaschine hatte ihren Platz im Zimmer bekommen. "Komm doch rein", lud sie ihn zu sich und Nils stolperte in den Raum. "Die Kaffeemaschine nehme ich mit, aber alles andere soll bleiben", erklärte sie ihm. "Du bist ja stumm wie ein Fisch, das kann ja ein Spaß werden mit dir", seufzte Marie, "In einer Stunde haben wir Aufsicht."
"Aufsicht?", fragte er und hob seine Augenbrauen. "Ach ich weiß doch nicht wie ihr es nennt. Wir fahren mit dem Auto durch die Stadt und kontrollieren das alles gut ist. Wir sind zwar keine Großstadt aber die Jugendlichen haben manchmal den Spaß an manchen verbotenen Substanzen und an jeglichen Schlägereien." Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf und dabei fielen ihr die graublonden Haare ins Gesicht.
"Glaub mir, du wirst sie bald kennenlernen und das kann dann lustig werden!"
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