Kapitel 7
Frau Erikson sammelt die Arbeiten ein. In den ersten Ecken wird schon über die Antworten diskutiert und Adrians Herz schlägt bis zum Hals.
Ich kann das so nicht abgeben, schießt es ihm durch den Kopf. Das wird eine glatte 6, mit ein bisschen Glück eine 6+, das kann ich nicht bringen.
Mittlerweile haben alle Schüler abgegeben, nur Adrian sitzt noch da.
Langsam kommt die Lehrerin auf ihn zu: „Adrian, die Zeit ist vorbei. Du musst abgeben.“
Adrian starrt mit großen Augen zurück und stammelt: „Ich kann nicht.“
Frau Erikson ist schon fast an seinem Tisch angekommen: „Was kannst du nicht? Wenn dir die Fragen zu schwer waren, solltest du öfter im Unterricht erscheinen.“
Auf einmal durchzuckt ihn wieder ein Adrenalinschub. Er steht auf, nimmt die Blätter in die Hand und schiebt sie sich in den Mund.
„Adrian!“ Seine Lehrerin ist total aufgebracht und stürzt auf ihn zu.
Doch Adrian ist nicht aufzuhalten und versucht zu kauen, doch das Papier ist zu widerstandsfähig.
Frau Erikson reagiert sofort: „Alles gut, Adrian. Nicht runterschlucken!“
Doch genau das hat Adrian vor.
Die ersten Schüler können sich ihr Lachen jetzt nicht mehr verkneifen.
Die Lehrerin versucht überfordert die Situation zu entschärfen: „Alle mal raus in die Pause und du, Adrian, wehe du schluckst das runter!“
Kichernd verlassen alle das Klassenzimmer und es wird ruhig.
„So, spuck das Zeug meinetwegen in den Mülleimer, aber bitte schluck es nicht!“
Frau Erikson sieht ihn bittend an und Adrian ist innerlich äußerst froh, dass er das Papier nicht runterschlucken muss.
Als er alles ausgespuckt hat, schneidet er noch eine Tintenpatrone darüber auf, um den Inhalt vollständig unleserlich zu machen.
Frau Erikson schaut wortlos zu. Erst als er fertig ist, versucht sie mit ihm zu reden: „Hast du das alles nur gemacht, damit ich deine Arbeit nicht anerkennen kann?“
Adrian schaut auf den Boden: „Naja, ich will keine 6. Ich will nur durch das Schuljahr kommen, um meine Mutter nicht zu enttäuschen.“
„Da gibt es einen ganz einfachen Weg: Nimm am Unterricht teil! Wenn du regelmäßig hier wärst, wüsstest du auch ohne zu Lernen ein paar Dinge.“
Er antwortet nicht.
„Du kannst das schaffen, Adrian. Aber du musst dich ein bisschen anstrengen.“
Auf einmal baut er wieder seine innere Schutzmauer auf und blockiert komplett: „Klar, würde ich das schaffen. Wahrscheinlich sogar ein 1,0 Abi hinlegen. Wissen Sie eigentlich, wie lächerlich das klingt? Sie sagen das doch nur, weil sie Lehrerin sind und das sagen müssen. Ich kann halt nichts und das ist mir auch total egal!“
Wütend packt er seinen Rucksack zusammen.
Frau Erikson will ihn beruhigen: „Adrian, du brauchst einen Schulabschluss, weil du später einen Job brauchst, um Geld zu verdienen.“
Adrian wirft ihr einen letzten Blick zu: „Man kommt immer an Geld, wenn man es wirklich braucht!“
Dann verlässt er das Klassenzimmer.
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