Es war ein ziemlich sonniger Tag, weshalb auch die Laune der beiden jungen Agenten soweit ganz gut war.
Black Widow und Hawkeye hatten gerade einen anstrengenden Auftrag hinter sich und saßen nun im Auto.
"Hey, wohin fahren wir?" "Zu einem Safehouse." Natasha musste grinsen. "Wo genau soll das sein?" "Am letzten Ende der Welt- irgendwo an der Grenze zu Texas. Du kannst dich erst einmal ausruhen. Dauert noch ne Weile." Die Russin war zwar etwas überrascht, lehnte sich dann aber doch in ihren Sitz zurück.
Irgenwann- nach etwa einer Halben Stunde schlief sie ein. Clint sah kurz zu ihr rüber. Ein breites Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht, weil das etwas ganz besonderes war. Seine Freundin schlief niemals so ruhig bzw. friedlich, wenn andere in ihrer Nähe waren... ihm jedoch vertraute sie und er war ihr unendlich dankbar dafür.

Nach etwa drei stunden hielten sie auf einem Feldweg an. Clint parkte das Auto und sah zu seiner Partnerin rüber. Er dachte sich, dass es irgendwie gemein wäre, sie aufzuwecken. Als sie nach einer halben Stunde immer noch schlief, fasste er ihr sanft auf die Schulter... und kassierte einen häftigen Kinnhaken ins Gesicht.
"Au!", sagte Hawkeye und hielt sich seine Nase. Natasha war sofort munter, weil sie damit gerechnet hatte, dass er ein Söldner oder soetwas in der Art gewesen wäre.
Als sie jedoch erkannte, in welcher Situation sie sich gerade befanden, fing sie an, laut loszulachen. Dann entschuldigte sie sich aber und reichte ihm ein Taschentuch, der seine verursachten Nasenbluten eindämpfen sollte.
"Warum hast du mich geweckt?", fragte sie mit einem neugierigen Gesichtsausdruck. "Wir sind da."
Überrascht sah sie aus dem Fenster. Ihr Blick fiel auf ein idyllisch aussehendes Landhaus mit einer kleinen Scheune nebenan. Um den Hof herum lagen kleine Felder und Wiesen. Etwa 100 Meter hinter dem Gehöft konnte Natasha einen kleinen Waldabschnitt ausmachen.

Sie stiegen aus dem Auto aus und gingen einen kleinen Pfad entlang, der zu dem Gebäude führte. "Was ist das hier für ein Ort? Das Safehouse?" "Ja, genau. Ich muss dir wen vorstellen."
Ihr Stirnrunzeln ignorierte er einfach. Als sie an der Haustür angekommen waren, öffnete er diese und trat ein. "Laura? Ich bin zurück!", rief er halblaut in Richtung Küche, aus der man lautes Klappern hörte. Das Geräusch des kochenden Essens und von klimperndem Besteck erlosch. Die Russin hörte schnelle Schritte, die auf sie zu kamen.

Einen Augenblick später sprang  eine fremde Frau Clint in die Arme und küsste ihn inniglich.
Diese eine Geste verpasste ihr einen gewaltigen Stich in ihrer Brust. Sie wollte wegsehen, konnte ihren Blick jedoch nicht von den Beiden abwenden. Es war, wie als wenn ihr jemand von hinten ein Messer in den Bauch gerammt hätte, was sie nicht mehr raus bekam und welches sie qualvoll von innen tötete. Warum tat er das? Wer war diese Frau? Wieso hatte er sie hierher gebracht?
Als die beiden sich wieder voneinander lösten, wollte sie dem Paar Fragen stellen, jedoch war ihr Hals wie zugeschnürt. Das Einzige, was sie fühlen konnte, war Schmerz-  unendlicher Schmerz.
"Laura? Das hier ist Natasha. Nat, das hier ist Laura."
Natasha's Blick blieb ausdruckslos und nach einem halbherzigen Händedruck ging sie nach draußen auf die Terasse. Sie brauchte frische Luft.
Nach einer Weile hörte sie schnelle Schritte. Nur der Lautstärke nach zu urteilen, waren die Personen sehr leicht, leichter als es Clint oder diese Laura sein konnten.
Plötzlich liefen zwei kleine Kinder aus der Tarrassentür hinaus- und zwar genau auf sie zu. Clint lehnte sich lächelnd an den Türrahmen und sah ihnen zu. Der kleine Junge drehte sich zu dem Schützen um und fragte: "Ist das Tante Natasha?" Er nickte und die Beiden fielen ihr um den Hals. Die Spionin schien etwas mit der Situation überfordert, desshalb sagte Clint: "Okay ihr Kleinen, lasst eure Tante los und geht irgendwas spielen. Okay?" "Ja Papa.", kam sofort als zweistimmige Antwort. Die kleinen waren kurz darauf wieder im Haus verschwunden.

Die Russin sah ihren Partner verwirrt an. Als er das bemerkte, fragte er: "Ist was?" "Ich frage mich nur, warum du mir Jahre lang verschwiegen hast, dass du verheiratet bist und zwei Kinder hast." Aus ihrem Tonfall konnte er Entteuschung, Trauer und auch ein Bisschen Wut heraushören. "Warum hast du mir das nicht einfach gesagt?" Es schien sie ziemlich stark mitgenommen zu haben. Barton wollte seine Freundin in seine Arme nehmen aber sie wich zurück. "Sag es mir, Clint." Er sah sie an und seufzte. "Laura... ist eine ehemalige Undercoveragentin von SHIELD. Als sie zum ersten Mal schwanger wurde, wollte sie erst kündigen, aber Fury entschied sich dagegen... Er wollte sie in diesem Safehouse stationieren, als sicheren Rastplatz für SHIELD-Agenten. Sie stimmte zu, weil ihr Mann auch in dieser Gegend im Dienst war und sie so villeicht öfter die Chance bekommen würde, ihn zu sehen." Er erntete dafür einen verwirrten Blick von Natasha. "Aber du warst doch nie in Texas abgeordnet." "Sag ich ja, ihr Mann." Die Russin runzelte die Stirn. "Nat, ich bin nicht ihr Mann. Das ist nur unser Cover. Falls ich andere von SHIELD mitbringe, sollen wir uns nur dafür ausgeben." Natashas Züge entspannten sich langsam. "Und... die Kinder?" "...Sind nicht von mir. Ihr Mann schaut manchmal bei uns vorbei." Sie sah in die Ferne. "Ich dachte, das wäre echt..." Er musste grinsen. "Ich weiß, Laura und die beiden Zwerge sind echt gut. Sie hat ihnen gesagt, wie sie sich bei Fremden verhalten sollen und sie können das super... Aber ich glaube, dass sie dich mögen, das ist nicht gespielt."
Sie sah auf und lächelte erleichtert. Das das alles auch nur von SHIELD erfunden und nicht echt war, freute sie.
"Wollen wir rein gehen? Ich glaube, dass das Essen fertig ist." Sie nickte und folgte ihm ins Esszimmer, wo die drei Anderen schon um den Tisch herum saßen.
Laura lächelte herzlich und ihre Kinder sahen schüchtern zu ihr auf. "Bitte, setzen Sie sich doch." Natasha hatte so gut wie keinen Hunger. Desshalb stocherte sie nur auf ihrem Teller herum und lauschte nur mit halbem Ohr dem Geschpräch.
Nach dem Abendbrot stand die Russin am Fenster und starrte auf die Wiese, die ein paar Strahlen des Mondes erhellten. Da wurde sie von Laura angesprochen. "Es tut mir leid, Natasha... Ich... ich dachte, dass sie eine normale Kollegin von Clint wären... Ich habe irgendwie Panik bekommen..." Sie sah die Fremde an. Ihre Mimik verriet ihr, dass sie sich in ihrer Nähe eher unwohl fühlte und großen Respekt vor ihr zu haben schien. "Sie wissen, wer ich bin, ja?" Nach einigem Zögern antwortete die Agentin. "Sie sind die Black Widow. Eine der besten Spionen und Auftragskillern, die SHIELD zu bieten hat... Immer wenn es einen gefährlichen oder sehr wichtigen Auftrag gibt, werden Sie geschickt... Sie und Clint..." Natasha erwiederte nichts darauf, sondern tat diese Aussage nur mit einem Nicken ab.
Als Laura bemerkte, dass die Rothaarige keine Anstalten machte, dieses Gespräch fortzusetzen, fing sie wieder mit der Unterhaltung an: "Er scheint Sie wirklich zu mögen. Das erlebe ich nicht oft bei ihm. Ich wünsche euch beiden, dass ihr gemeinsam glücklich werdet."
Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Raum und ging die Treppe hoch.