Nat Meets Baby Nate
Ich lebe noch, meine süßen Beans!!! 💙💙💙
Ein paar Monate waren seit Ultron und dem Kampf um Sokovia vergangen. Seitdem war viel geschehen. Das ursprüngliche Team der Avengers hatte sich so gut wie aufgelöst. Thor hatte in Asgard einige Erledigungen zu machen, Tony hatte sich mit Pepper eigenhändig Urlaub verschrieben und Clint hatte sich zu seiner Familie aufs Land zurück gezogen, um Nathaniel beim Aufwachsen zuzusehen.
Der Trainingsraum des Avengers Hauptquartiers war gefüllt mit den neuen Rekruten, die sich hier eingefunden hatten. Sie hatten gegenwärtig die Aufgabe erhalten, in Teams gegen einander anzutreten.
Natasha stand auf einem Podest, von welchem aus sie das Geschehen gut überblicken und analysieren konnte. Im Fokus ihrer Konzentration lagen momentan Rhodey und Sam, die sich einen spannenden Kampf lieferten.
Nach einer Weile drifteten ihre Gedanken jedoch ab und sie musste an die Video- Message von vor etwa einem Monat denken, als die Bartons Familienzuwachs bekommen hatten.
Clint befand sich schon seit einer Woche vor Nathaniels Geburt im Babyjahr.- Er hatte sich von Hill freistellen lassen, um Laura mit der Versorgung des Neugeborenen zu unterstützen. Während dieser Zeit hatte selbst Natasha ihn nicht zu hören oder zu sehen bekommen...
Natürlich freute sich die Russin für ihn. Er hatte alles, was sie sich schon immer erträumt hatte... Die Geborgenheit einer Familie.
Er war glücklich.
Dennoch fehlte er ihr sehr.
Während ihrem Auftrag in Paris hatte sie sich an Bartons Nähe gewöhnt. Seine Anwesenheit wirkte sich auf sie immer sehr beruhigend aus und das Wissen, ihn bei sich zu haben, gab ihr ein Gefühl der Stärke.
Leider war dies nicht das Einzige gewesen, was sich in Paris verändert hatte. Natasha hatte sich in ihren besten Freund verliebt. Natürlich hatte sie seitdem immer Angst gehabt, es ihm zu gestehen. Sie wusste besser als jeder andere, wie schmerzhaft es sein kann, sich in der Friendzone zu befinden.- Nun jedoch so deutlich unter die Nase gerieben zu bekommen, dass seine Familie ihm wichtiger war als sie selbst, schmerzte sehr.
"Wieso weinst du?", fragte plötzlich eine beruhigende Stimme neben ihr und holte sie wieder zurück in die Realität. Sie zuckte zusammen und sah zu der Person neben sich nach oben.
Es war Steve, welcher augenscheinlich dem Geschehen unterhalb der Plattform seine Aufmerksamkeit widmete.
Seit wann stand er hier?
"W-was?" Sie wischte sich über das Gesicht und stellte fest, dass sie unterbewusst geweint hatte. Ungläubig starrte sie ihre nassen Handrücken an.
"Oh... das ist nichts...", flüsterte sie.
"Nichts. Sicher."
Als er merkte, dass Natasha schwieg und nicht reden wollte, legte er vorsichtig die Hand auf ihren Rücken. Wenn Natasha weinte, musste es schlimm sein und er wollte nicht riskieren, mit einem Messer von ihr erstochen zu werden.
"Ist es wegen Bruce?"
"Nein."
Sie schmiefte leise und sah zu Boden. Dann zauberte der Gentleman neben ihr ein Taschentuch aus seiner Jacke und reichte es ihr. Sie nahm es dankend an und lächelte leicht.
Als sie sich die Nase geputzt hatte, schaute sie ihm wieder in die Augen.
Sie konnte ihm vertrauen. Wenn jemand ein Geheimnis für sich behalten konnte, dann war es Steve.
"Ich vermisse Clint."
Der Supersoldat runzelte nachdenklich die Stirn und sie konnte ihm ansehen, wie sich ein paar Fragen in seinem Kopf bildeten. Natasha war ihm jedoch sehr dankbar, dass er diese nicht stellte.
"Ich verstehe.", murmelte er nach einer kurzen Pause.
Als die letzten beiden Trainees, Wanda und Vision, ihren Kampf beendet hatten, verabschiedete Natasha schnell die Rekruten und verließ den Saal. Steve folgte ihr bis in die Cafeteria. Während sie aßen entschied sich Cap, seine rothaarige Kollegin noch einmal auf das Thema anzusprechen.
"Also, was ist das nun alles? Diese Situation mit Barton und Banner?" Neugierig schaute er sie von der Seite an. Romanoff versuchte im Gegensatz dazu seiner Frage auszuweichen und biss in ihr Sandwich.
Sie schüttelte den Kopf und kaute extra langsam, um zu überlegen, was sie antworten könnte. Sie fasste letztendlich den Entschluss, seine Frage weiterhin abzublocken.
"Ich möchte nicht darüber reden, Steve...", murmelte sie geknickt. Er wollte dennoch nicht aufgeben, weil es seiner Freundin anscheinend sehr schlecht ging.
"Und wie wäre es, wenn du es mir im Vertrauen erzählst? Wir könnten einen Spaziergang machen, falls du einverstanden wärst."
Natasha blieb zwar still, bedeutete ihm aber, ihr beim Verlassen der Cafeteria zu folgen.
Kurz darauf befanden sie sich in Natasha's Zimmer. Sie saß auf ihrem Bett und schaute nach unten. Steve hatte es als dreist eingestuft, sich neben sie auf das Bett zu setzen und sich deshalb einen Stuhl hergetragen und vor sie gestellt.
Als er sich hinsetzte, begann die Russin zu erzählen.
"Ich will ehrlich zu dir sein. Aber wenn jemand davon erfährt, werde ich dich so lange schmerzvollen Qualen aussetzen, bis..." Sie räusperte sich, als sie bemerkte, was sie da gerade hatte sagen wollen. Steve machte große Augen, schien sich jedoch nicht großartig angegriffen oder bedroht zu fühlen. "Entschuldigung... Ich habe das falsch angefangen. Ich wollte dich eigentlich darum bitten, dass es niemand erfährt. Ich hasse es, meine Gedanken oder Gefühle auszusprechen. Es macht mich angreifbar..."
Nervös spielte sie mit ihren Fingern und nahm sich dann ein Kissen, welches sie Halt suchend umarmte.
Cap lehnte sich lediglich in seinem Stuhl zurück.
"Mach dir deshalb bei mir keine Sorgen, Nat. Ich habe zu großen Respekt vor dir, um dich zu verraten. Außerdem stehe ich meinen Freunden Loyal gegenüber. Und du bist definitiv eine von ihnen."
Der Blonde lächelte freundlich und nickte ihr aufmunternd zu. Sie blickte ihm tief in seine Augen. Diese zeigten, dass er das Gesagte ernst meinte und sie nicht anlog.
"Ich werde dich so gut es geht nicht unterbrechen. Lass dir ruhig Zeit beim Erzählen."
So kam es, dass Natasha ihm von ihrem Dilemma erzählte.
Ihr Problem war, dass sie Bruce als Trostpflaster wegen ihrer kindlichen Verliebtheit hatte benutzen wollen, er ihr jedoch trotzdem irgendwie ans Herz gewachsen war.
"Das mit Bruce, das war keine Liebe... Aber wir verstanden uns gut und weil er definitiv in mich verliebt war dachte ich, ich könnte ihm vielleicht eine Chance geben...
Es war anders, als mit Barton. Der Falke ist in dieser Hinsicht eher so wie ich. Wir reden nur selten über das, was in uns vor sich geht und verstehen uns ohne Worte... Aber vielleicht sind wir in Wirklichkeit einfach nur an einander gewöhnt. Bruce dagegen war bereit dazu, mich auf Händen zu tragen und mir Zuneigung und Liebe entgegenzubringen... Ich bin immer sehr allein gewesen, nachdem ich mir eingestanden hatte, Barton zu mögen. Bruce dagegen gab mir ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit...
Ich kann das schlecht erklären, aber weißt du, was ich meine?", schloss sie dann ihren Redefluss und sah Steve in die Augen.
Er runzelte die Stirn und musterte seine Freundin nachdenklich.
"Hm... Ich denke, dass du Urlaub brauchst, Nat. Einfach einmal weg fliegen und dich entspannen. Vielleicht kannst du ja einmal Bekannte von dir besuchen oder alte Freundschaften wieder aufleben lassen. Was meinst du?"
Nach einer Weile hatte er sie überredet, es Tony gleich zu tun und sich für mindestens zwei Wochen frei zu nehmen.
...
Auch wenn Natasha momentan auch gut und gerne auf ein Wiedersehen mit Clint hätte verzichten können, musste sie sich eingestehen, wie sehr sie ihn vermisste.
So kam es dann, dass sie fünf Tage später, nach einer herzlichen Begrüßung durch die beiden Älteren ihrer Patenkinder, auf der Terrasse von Clints Farmhaus stand und schweigend die Aussicht genoss.
Sie konnte plötzlich seine Anwesenheit etwa einen Meter hinter ihr wahrnehmen und spürte, wie er sie mit einem besorgten Blick beehrte.
Nach einem Moment des Zögerns stellte er sich neben sie. Die Zeit ohne einander hatte eine Art unsichtbaren Schutzwall zwischen ihnen errichtet. Selbst bei der Begrüßung waren sie sich eher untypisch distanziert begegnet.
"Ist etwas Erwähnenswertes passiert, während ich hier war?"
Verwirrt drehte sie ihren Kopf in seine Richtung. Er blickte wortlos in das Licht der untergehenden Sonne. Hatte er es bemerkt? Innerlich schüttelte sie den Kopf. Das war nicht möglich. Wenn er von ihren Gefühlen Bescheid wüsste, würde er nun nicht die Nähe zu ihr suchen. Trotzdem verriet ihr seine Körperhaltung, dass er relativ angespannt war.
"Nein.", versicherte sie leise und setzte ein Lächeln auf, welches jeden anderen Menschen wohl von der Richtigkeit ihrer Worte überzeugt hätte.
Dennoch sah Clint, dass sie irgendeine Form von seelischer Last mit sich herum trug. Er strafte sie aus diesem Grund mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck und zog seine Augenbrauen hoch. "Komm schon. Weshalb verschweigst du mir etwas?"
Die Russin versuchte, seinem Blick auszuweichen. "Ich weiß nicht, wovon du sprichst." Unterbewusst schlang sie ihre Arme um sich und sah weg.
Dem Agenten entging diese selbst-beschützende Geste natürlich nicht und er war sich unsicher, wie er mit dieser umzugehen hatte.
Vor Ultron war ihre Freundschaft immer unerschütterlich gewesen. In Paris waren sie sogar noch enger zusammengewachsen, als jeweils zuvor.
Seit der Blonde beim Kampf um Lokis Zepter aber angeschossen worden war, hatte er eine Veränderung in ihrem Verhalten festgestellt.
Natürlich hatte sie es (was auch immer es war) gut überspielt, aber man nannte ihn nicht umsonst Falkenauge.
Damals hatte sie ihn wie üblich aufgemuntert und mit ihren Witzen von den Schmerzen des nachwachsenden Gewebes abgelenkt. Dennoch war sie nicht die Selbe wie früher gewesen. Nach den Erinnerungen, die ihr von Scarlet Witch gezeigt worden waren, war die Russin viel anhänglicher als üblich gewesen. Clint dachte damals, dass sie einfach nur Angst gehabt hatte, ihre Menschlichkeit zu verlieren, aber nun war er davon überzeugt, dass hinter ihrem Verhalten mehr stand.
Während die Mitglieder des Striketeams jeweils ihren persönlichen Gedanken nachhingen, verstrichen ein paar Minuten der Stille. Dann fiel Clint ein möglicher Grund für Natashas Ablehnung ein.
"Habt ihr schon Neuigkeiten von Banner?"
"Nein."
Natasha wusste nicht wieso, aber es tat ihr weh, dass Clint ihrer 'Beziehung' zu Bruce so gleichgültig gegenüber stand. Sie spürte, wie ihr Bauch sich zusammenzog und blinzelte die Tränen weg. Wieso reagierte sie heute so emotional auf Clint?
"Hm..." Natürlich hatte ihr bester Freund ihre Reaktion gesehen und überlegte, was diese nun zu bedeuten hatte...
Er schluckte nervös und näherte sich ihr langsam, um sich hinter sie zu stellen. Vorsichtig schlang er seine Arme um ihre Taillie und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. Erleichtert stellte er fest, dass sie sich nicht wehrte. Die Russin gab leise einen erschöpften Seufzer von sich und lehnte sich in die Umarmung hinein.
Sie waren sich schon lange nicht mehr so nahe gewesen. Das letzte Mal in... Paris, vermutlich.
Selbst Clint hatte bemerkt, dass sich bei ihrem Pariser Auftrag etwas zwischen ihnen geändert hatte. Er wusste nur nicht genau, was es war.
Ein paar Minuten standen die beiden Agenten- die Anwesenheit des jeweils Anderen genießend- wortlos auf der Terrasse und blickten auf die grünen Felder hinaus.
"Du bist nicht um Banner besorgt, oder?", flüsterte Barton nach langem Nachdenken. Augenblicklich versteiften sich ihre Muskeln und sie hielt den Atem an. "Du bist hier, weil dich etwas bedrückt, richtig? Darf ich bitte erfahren, was es ist?"
Sie lächelte traurig und blickte zu Boden. Eines Tages, dachte sie, eines Tages werde ich es dir erzählen können. Aber heute noch nicht.
"Nat?"
Heute ist nicht die Zeit dazu, es ihm zu beichten.
"Ich..." Sie räusperte sich und suchte nach den richtigen Worten. "Ich habe dich und die Kinder vermisst. Als Cap meinte, dass ich Urlaub brauche... war es mein größter Wunsch, hierher zu kommen, um euch zu besuchen."
In diesem Augenblick trat Laura zu ihnen auf die Terrasse und musterte die beiden Agenten mit Verwirrung und Eifersucht.
Clint hatte sich in letzter Zeit mehr und mehr von ihr entfernt, nur um jetzt hier eng umschlungen mit Natasha Romanoff zu stehen???
Sie würde später definitiv noch ein paar Worte diesbezüglich mit ihm wechseln müssen, entschied sich aber zunächst einmal dazu, ihre Zweisamkeit- oder was auch immer es sein mochte- zu unterbinden.
"Ich möchte euch ja nur ungern stören, aber Nathaniel ist aufgewacht. Ihr könnt nach ihm sehen, wenn ihr wollt.", lächelte sie gezwungen und verschwand dann wieder im Haus.
Die beiden Agenten entfernten sich erschrocken voneinander und lachten nervös. Natasha fuhr sich fahrig durch die Haare und Clint kratzte sich nervös am Nacken. Sie fühlten sich auf eine verwirrende Art und Weise ertappt. Dabei hatten sie noch nicht einmal etwas falsches getan... Oder?
Die intime Stimmung zwischen ihnen war nun jedenfalls zerstört und sie versuchten peinlich berührt ihre Unsicherheit zu überspielen.
Barton war der erste, der sich räusperte und seine Worte wieder fand.
"Wollen wir vielleicht nach ihm sehen? Er freut sich sicherlich, seine Tante kennen zu lernen." Er grinste schief, doch sie musste mit einem kurzem Blick verletzt feststellen, dass die Freude sich nicht in seinen Augen wiederspiegelte. Das Lächeln war aufgesetzt. Die Erkenntnis darüber vesertzte ihr einen gezielten Stich in die Magengegend.
Dennoch nickte sie, um ihren Patensohn und gleichzeitig das jüngste Mitglied der Familie Barton kennen zu lernen.
Schweigend folgte sie Clint über die Treppen des Hauses nach oben. Als Cooper und Lila sie damals zum ersten Mal gesehen hatten, hatten sie herzlich gelacht. Wie würde der Kleine wohl auf sie reagieren?
Hawkeye öffnete leise die Tür des Elternschlafzimmers. Darin stand am Ende des Ehebettes eine Babywiege, aus welcher sie ein munteres Plappern und Lallen des Babys vernehmen konnten.
Auf leisen Sohlen schlichen sie sich an das Kind heran und wagten einen Blick über den Rand des Schlaflagers.
Sofort lagen zwei dunkelblaue, neugierige Augen auf ihr. Das Baby wartete so gespannt auf eine Aktion der Rothaarigen, dass ihm sein Nuckel aus dem Mund fiel.
Sie brauchten nicht lange zu warten, bis der Säugling interessiert seine Händchen nach den roten, zerzausten Locken der Russin ausstreckte. Als er eine der Strähnen zu fassen bekam, begann er hell zu lachen.
Natasha starrte wie gebannt zu dem Kind herunter. Nathaniel war ein wunderschönes Baby. Wohl geformt und gut genährt.
Sein aufrichtiges Lachen und sein strahlendes Gesicht das er machte, während er mit Natashas Locken spielte, löste etwas in ihr aus.
Sie bemerkte erst, dass ihr Freudentränen über das Gesicht liefen, als Clint sie darauf hinwies.
"Nat? Ist alles in Ordnung bei dir?"
"Ja. Mir geht es gut."
"Möchtest du ihn vielleicht einmal auf den Arm nehmen?", flüsterte der Bogenschütze in einer sanften Tonlage. Überrascht sah sie ihn an.
"Darf ich das wirklich? Könnte ich ihm dabei nicht weh tun?" Clint lächelte. "Bei der Art und Weise, wie du ihn anschaust bin ich mir sicher, dass du vorsichtig mit ihm umgehen wirst. Ich zeige dir, wie es geht, in Ordnung?"
Zaghaft nickte die Rothaarige und wischte sich ihre feuchten Hände an ihrer Hose ab. Sie hatte noch nie ein Baby im Arm gehalten. In ihren Augen waren die Leben dieser kleinen Menschen zu kostbar, um von ihr gehalten zu werden.
So hatte sie auch jetzt Angst davor, Nathaniel mit einer ungewollten Bewegung weh zu tun. Es gab sicherlich tausend verschiedene Wege, ein Baby falsch zu behandeln.
Mit einer geübten Leichtigkeit hob er den winzigen Jungen hoch und wiegte ihn in seinen Armen sanft hin und her.
Dann flüsterte er: "Jetzt bist du an der Reihe. Bist du bereit?" Romanoff schluckte und nickte entschlossen. Sie würde ihrem jüngsten Patenkind unter keinen Umständen weh tun!
Langsam platzierte Clint seinen Sohn in Natashas Armen. Als der Kleine ihr in die Augen hinauf blickte, begann er munter vor sich hin zu brabbeln. Es wirkte fast so, als würde er ihr ein wichtiges Geheimnis erzählen, da er sie währenddessen durchgängig mit einer wichtigen Mine anschaute.
...
Als Natasha bereits eine Woche auf der Farm der Bartons verbracht hatte, fand Clint seine beste Freundin auf der Couch des Wohnzimmers vor.
Auf Natashas Bauch lag, durch ihre Arme beschützt, sein jüngstes Kind, welches sich im Schlaf an ihre Brust kuschelte. Ihre entspannten Gesichtszüge ließen die beiden sehr zufrieden wirken. Sie hätten, dieser vertrauten Situation nach zu urteilen, ebenso Mutter und Sohn sein können.
Unterbewusst musterte er Natasha und Nathaniel eine Weile, während er sich an den Türrahmen lehnte.
Zu sehen, wie liebevoll Natasha mit seinem Sohn umging, zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen und löste ein warmes Gefühl in seinem Herzen aus.
Erst nach ein paar Minuten ging er auf seine Freundin zu, um sich neben sie zu setzen. Er berührte sie vorsichtig an der Schulter, weshalb sie aus Reflex leicht zusammenzuckte.
Bevor sie realisierte, dass sie sich in Sicherheit befand, schlang sie instinktiv ihre Arme enger um das Baby und nahm eine defensive Position ein.
"Es ist alles gut. Ich bin es nur." Nachdenklich musterte er die Russin. Ihm war ihre beschützerische Geste nicht entgangen. Wahrscheinlich hatte sie es nicht einmal selbst bemerkt, aber es ließ ihn innerlich lächeln. Da das Thema, welches er aber nun bereden wollte, eher ernster Natur war, runzelte er äußerlich nur die Stirn.
"Ich möchte dir eine Frage stellen."
"Nur zu, frag ruhig." Sie nickte andeutungsweise und sah ihm konzentriert in die Augen.
"Ich habe mich in letzter Zeit immer wieder mit Laura darüber unterhalten, was wohl mit unsern Kindern geschehen würde, wenn wir unvorbereitet sterben würden."
"Was?!", schrie-flüsterte die Agentin, um Nate nicht zu wecken. Mit ungläubiger Mine setzte sie sich aufrecht hin und stabilisierte die Position des Babys, indem sie ihre Hand unter seinen kleinen Po schob und den freien Arm wie einen Sicherheitsgurt um ihn legte.
"Darüber solltet ihr euch keine Gedanken machen, Barton!"
"Es wäre schrecklich für unser Umfeld, ja. Dennoch können wir es in unserer Berufsbranche nicht vollständig ausschließen, eines Tages vor die Hunde zu gehen."
Entgeistert sah die Russin ihn an und schüttelte energisch den Kopf. Dabei versuchte sie ihre schrecklichen Gedanken zu vertreiben.
Ohne Clint hätte sie keinen einzigen Freund mehr. Sie konnte sich anderen gegenüber schlecht öffnen. Nur der Bogenschütze neben ihr hatte es geschafft, ihr ausnahmsloses Vertrauen zu gewinnen. Nur er kannte sie wirklich. Bei ihm konnte sie loslassen und sich von ihrer aufgesetzten Fassade befreien, was einer der vielen Gründe gewesen war, dass sie sich während des pariser Auftrages in ihn verliebt hatte.
Sie wollte nicht über eine mögliche Zeit ohne ihn nachdenken. Während sie kurz darüber debattierte, was sie wohl sagen sollte, räusperte er sich.
"Jedenfalls", fuhr er mit gefasster Stimme und Mine fort, "wollten wir dich aus diesem Grund bitten, in unserem Todesfall das Sorgerecht für unsere drei Schätze zu übernehmen."
Etwa eine Minute gab Clint ihr Zeit, seine wichtige Bitte zu verdauen.
Anfangs konnte Natalia ihren Ohren nicht glauben und brachte deshalb auch nur ein stotterndes "W-Was?" heraus.
"Laura hatte zunächst Bedenken. Immerhin stellst du eine noch größere Zielscheibe dar, als wir. Als sie aber deinen Umgang mit Nate in den letzten Tagen gesehen hat, war sie auch davon überzeugt, dass du die Richtige für diese Aufgabe bist."
Natasha's Herz klopfte stark- beinahe schon schmerzhaft- gegen ihre Brust. Sie blickte Clint mit Tränen in den Augen an.
Dieser bemerkte, dass sie emotional überfordert zu sein schien. Daraufhin reagierte er augenblicklich und legte seine Arme um sie.
"Habe ich etwas falsches gesagt?", fragte er sie nach ein paar Minuten. Seine Stimme war warm und drückte seine Fürsorge aus.
Die Rothaarige lächelte traurig.
Wie konnte seine Aufmerksamkeit so gut tun, aber ihr gleichzeitig auch unendliche Schmerzen zufügen?
Sie hatte bereits versucht, sich mit ihrer einseitigen Liebe zu Clint abzufinden und die Friendzone zu akzeptieren. Doch immer, wenn Clint über sich und Laura sprach, tauchte ein schreckliches Gefühl der Trauer in ihr auf, was sie nicht ersticken konnte.
Sie wollte es Clint sagen, das hatte sie sich schon sehr oft vorgenommen. Doch dann blickte sie ihm, wie sonst auch, wieder in seine blauen Seelenspiegel. Jedes Mal, wenn das geschah, entschied sie sich um. Sein Gesicht drückte zwar momentan Besorgnis um sie aus, aber im Normalfall war er glücklich.
Er war glücklich, weil er eine wundervolle Familie und sie als seine beste Freundin an seiner Seite hatte... Er konnte keine beste Freundin gebrauchen, die ihm ihre Liebe gestand, da seine perfekte Welt mit einem solchen Geständnis anfangen würde, zu bröckeln.
Sie wollte nicht mehr, als dass Clint ein gutes und zufriedenes Leben durchlebte. Er sollte seine perfekte Welt so lange wie möglich behalten. Aus diesem Grund musste sie ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen.
Sie blinzelte und wischte sich die Tränen mit ihrem Ärmel weg.
"Tut mir leid. Du hast nichts falsch gemacht. Ich weiß selbst nicht, weshalb ich mich in letzter Zeit so emotional verhalte. Wahrscheinlich, weil ich nie eine eigene Familie haben werde."
Clint atmete erleichtert aus und streichelte ihr durch die rote Mähne.
"Wenn du willst... sind wir jetzt deine Familie. Du musst dich nicht einsam fühlen. Hier bist du immer willkommen."
Aufmunternd lächelte er sie an und zog sie in seine Arme. Nach kurzer Zeit lagen sie eng umschlungen, wie ein Pärchen kuschelnd, auf der Couch.
Nach einer Weile hörte die Agentin vollständig auf, zu weinen und lehnte erschöpft ihren Hinterkopf an Clints Brust an. Er stellte erleichtert fest, wie sie sich merklich in seiner Nähe entspannte. Zufrieden beobachtete er, wie sie in Gedanken versunken über Nates Rücken streichelte. Sein Sohn lag nämlich nach wie vor auf ihrem Bauch und schlummerte vor sich hin.
"Tasha, du bist mir wirklich sehr wichtig. Du hast mir schon öfter das Leben gerettet, als ich hätte mitzählen können und bist immer für mich da gewesen. Ich weiß zu schätzen, dass du deine Bedürfnisse oft wegen mir in den Hintergrund stellst. Kannst du bitte auch meinen Kindern beistehen, wenn ich oder Laura nicht mehr dazu in der Lage sein sollten?"
Natasha drehte das Baby in ihren Armen so herum, dass sie es ansehen konnte. Behutsam drückte sie Nathaniel an sich, woraufhin er leise im Schlaf schmatzte.
Als sie ihm einen ihrer Finger hin hielt und der Kleine reflexartig seine kleine Hand um diesen schloss, hielt sie den Atem an und wagte es nicht, sich zu bewegen.
"Natürlich. Ich werde sie mit meinem Leben beschützen.", hauchte sie, ohne länger darüber nachzudenken. Sie drehte ihren Kopf in Hawkeyes Richtung und schaute ihn mit einem ernsten Blick in die Augen.
"Ich verspreche dir, dass ich immer für die Drei da sein werde, wenn sie mich brauchen."
...
Nach kurzer Zeit betrat Laura das Wohnzimmer. Sie war zum Einkaufen in der Stadt gewesen und war so ebend erst wieder zu Hause angekommen. Jetzt bot sich ihr ein Anblick, den sie erst einmal verarbeiten musste.
Auf dem Sofa lagen Clint, Natasha und Nate, die eng umschlungen zu schlafen schienen. Auf Natashas Wangen konnte sie getrocknete Tränenspuren entdecken, weshalb sie ihre Eifersucht herunterschluckte und die beiden Freunde nicht weckte. Clint schien sie nach einem nervlichen Zusammenbruch getröstet zu haben und hatte nun beschützend seine Arme um sie und Nate gelegt.
Nathaniel atmete im Schlaf ruhig ein und aus und hielt Natashas Zeigefinger mit seiner kleinen Hand umschlossen.
Wow, das war das längste Kapitel, was ich je veröffentlicht habe. Tut mir leid, dass so lange kein Update meinerseits kam. Ich bin im Abijahr und konzentriere mich hauptsächlich auf meinen Schulstoff.
Dennoch wird vielleicht bald ein anderer Oneshot veröffentlicht werden. Ich habe gerade unnormal viel Inspiration zu schreiben.
Habt ihr außerdem schon den Finalen Black Widow Trailer gesehen? Ich weiß jetzt schon, dass ich einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen erleiden werde, wenn ich den Film ansehen werde. Wie denkt ihr über den Film?
Danke für euren treuen Support. Ich liebe euch über alles.
Clintasha315 out. 💙
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