= kapitel 7: kannte deine schwester =
"Bell! Bitte, warte einen Moment!" Cleo's Stimme zitterte durch die verbrauchte Luft, während der Dunkelhaarige einen Moment innehielt. Sein Blick durchdrang Cleo mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Unbehagen.
"Kehr um, Sunshine. Es ist zu gefährlich hier draußen", flüsterte er, seine Worte von der Unsicherheit getragen, die zwischen ihnen stand. Doch Cleo reagierte lediglich mit einem stummen Blick, ohne auf seine verzweifelten Worte einzugehen.
"Du hast uns alle belogen, vor allem Octavia und mich. Du willst, was sich in der Kapsel befindet...", schimpfte die Brünette, ihre Emotionen schlugen Wellen in ihrer Stimme. Bellamy stieß sie rau zurück und unterbrach sie schroff.
"Kehr um, Cleo!" Seine Worte hallten durch die Stille und schufen eine unüberwindbare Distanz zwischen ihnen. "Willst du den Beschützer spielen? Du bist einfach nur egoistisch", spie sie ihm entgegen, ihre Augen sprühten vor Verletzung.
"Ich habe das für Octavia und dich getan. Um euch zu beschützen, weil ihr mir am Herzen liegt. Wenn die Ark herausfindet, dass wir noch am Leben sind, werden sie kommen. Und dann werde ich tot sein", sprach der Schwarzhaarige, und in seiner Stimme schwang eine Mischung aus Opferbereitschaft und Hoffnungslosigkeit mit. Cleo, von seinen Worten getroffen, rang nach Luft.
"Was hast du getan?" Der Ausdruck in ihren Augen verriet eine Mischung aus Entsetzen und Unverständnis. "Ich habe ihn erschossen. Jaha", gestand er mit einer Rohheit, die die Kälte der Entscheidung unterstrich. "Ich konnte dich nicht allein lassen. Jemand schlug mir einen Deal vor. Ich töte ihn, und dann komme ich auf das Dropship. Und ich habe es getan."
"Du hast den Ratspräsidenten umgebracht?" Cleo blieb stehen, unfähig, die Wucht der Offenbarung zu erfassen. "Er hat meine und deine Mutter gefloatet. Er hat dich eingesperrt und gefoltert. Er hat es verdient", verteidigte sich Bellamy, seine Worte von einer Bitterkeit getränkt, die bis in seine Seele zu reichen schien. Cleo konnte nicht fassen, was sie hörte.
"Erstens habe ich dich nicht darum gebeten, und Octavia auch nicht. Zweitens war nicht er derjenige, der befohlen hat, mich zu foltern, sondern Kane", konterte Cleo, ihre Gedanken sortierend, während sie ihn mit einem Blick durchbohrte, der zwischen Wut und Trauer schwankte.
"Du hast recht. Es war meine Entscheidung. Meine allein. Ich muss sehen, was sie geschickt haben", murmelte Bellamy, wandte sich von Cleo ab und begann, den Pfad in die Ungewissheit zu beschreiten. Cleo schloss für einen Moment die Augen, ihre Gefühle wirbelten in einem Sturm aus Verzweiflung und Enttäuschung.
"Ich wollte nicht, dass das passiert, und Octavia bestimmt auch nicht. Ich hätte sprechen sollen, aber wegen Octavia habe ich es nicht getan." Ihr Flüstern verlor sich in der kalten Brise, die die Kluft zwischen ihnen vertiefte, während Cleo allein zurückblieb, getragen von der Schwere der ungesagten Worte und der gebrochenen Verbindung zwischen ihnen.
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Die Sonne neigte sich langsam über den ruhigen Fluss, als Cleo am Ufer stand, von der Natur umgeben, während ihre Mitstreiter verzweifelt nach dem verlorenen Funkgerät suchten. Plötzlich durchbrach die melodische Stimme eines schwarzhaarigen Mädchens, das eine rote Jacke trug, die Stille der Szenerie. "Du bist also die Tochter von Kane?" Die Worte hallten durch die Luft, aber ein eisiges Schweigen legte sich über die Anwesenden. "Ich spreche mit dir!", rief das Mädchen und trat entschlossen hinter Cleo, doch das brünette Mädchen zeigte keinerlei Anzeichen einer Reaktion. Ihr Blick war unverrückbar auf die Suche nach dem Funkgerät gerichtet, bis ihre geschickten Hände es schließlich aus dem klaren Wasser zogen.
"Hey, Silents hat es gefunden!", erklang die aufgeregte Stimme eines der Jungen, und Cleo präsentierte mit einem stolzen Lächeln das gerettete Funkgerät. Clarke schloss sich ihr an, gefolgt von Bellamy. Die Brünette überreichte es Raven, die es mit geschickten Fingern entgegennahm. "Kannst du es reparieren?" erkundigte sich Clarke. Raven blickte auf das durchweichte Gerät. "Durchaus möglich", antwortete sie bedacht. "Aber ich kann es erst testen, wenn es vollständig getrocknet ist, und das wird eine Weile dauern."
"Wie ich bereits sagte, es ist zu spät", sagte Bellamy, und in einem impulsiven Akt stieß Cleo ihn ohne Vorwarnung rückwärts ins Wasser. Ein Ausdruck der Unverständlichkeit und der aufgestauten Wut lag in ihren Augen. Sie war nicht nur wütend auf ihn, sondern auch auf sich selbst. Hätte sie seine Handlungen nicht voraussehen müssen? Hätte sie ihn aufhalten können?
"Verstehst du überhaupt, was du angerichtet hast? Ist es dir gleichgültig?" klagte Clarke an, während Bellamy sich aus dem Wasser aufrichtete. "Du hast mich um Hilfe gebeten. Ich habe geholfen", antwortete er kühl. "Dreihundert Menschen werden heute sterben, nur wegen dir", fügte die Blondine hinzu, und Cleo hätte Bellamy am liebsten so zugerichtet, dass er kleinlaut und nachdenklich wäre, genauso wie die Worte von Clarke es vermochten.
"Warte mal. Wir müssen nicht mit ihnen reden. Sie müssen nur wissen, dass wir hier sind", warf Raven Reyes, das schwarzhaarige Mädchen mit der roten Jacke, ein. "Ja, aber wie sollen wir das ohne Funkgerät schaffen?" hinterfragte Finn, und ein verschmitztes Grinsen umspielte Ravens Gesicht. Offensichtlich hatte sie eine Idee. Doch welche? Das Geheimnis verweilte für den Moment in ihrem Lächeln.
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Die Gruppe hatte sich erneut bei der Kapsel versammelt, der Treffpunkt, der ihre Schicksale miteinander verwebte. Cleo saß auf einem robusten Baumstamm, ihr Blick verloren in den Weiten der Ferne. Das Geheimnis, das sie mit sich trug, hatte sie noch nicht Bellamy enthüllt, und nun war auch Raven unter ihnen. Raven war in das Wissen um Cleos dunkles Geheimnis eingeweiht, aber Cleo hegte den Wunsch, dass diese Enthüllung nicht weiterverbreitet wurde.
Plötzlich nahm jemand neben Cleo Platz – Bellamy. "Es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe", begann er leise, doch bevor er fortfahren konnte, legte Cleo sanft ihre Hand auf seinen Arm, und er verstummte. "Ich wusste es bereits. Ich weiß, was du getan hast", flüsterte sie, ihre Worte kaum hörbar. "Und ich hätte dich nicht zwingen sollen, es zu sagen. Ich sollte mich entschuldigen. Du tust nur, was du für richtig hältst, um Octavia zu schützen."
"Nicht nur Octavia", hauchte Bellamy leise:" Auch du. Du bist sehr wichtig für mich, Cleo." Der dunkelhaarige Junge beugte sich vor und hinterließ einen zarten Kuss auf ihrer Wange, bevor er aufstand und wortlos davon schritt. Cleo strich sich nachdenklich über die Wange, während ein zartes Lächeln ihre Lippen umspielte.
"Wir müssen jetzt die Raketen starten, um sie zu retten", erklärte Raven, die die Aufmerksamkeit auf diejenigen lenkte, die eine sperrige Kiste trugen. "Finn, bring sie ins Lager. Du, erweitere die Feuerkreise, in einem Stück. Clarke, hilfst du mir?" Raven verteilte ihre Anweisungen, und Clarke eilte zu ihr. Die Blondine wollte wissen wie sie helfen könne und Raven meinte: "Dreh einfach die Schrauben heraus. Treibstoff explodiert leicht. Wir werden Strom brauchen, um es zu zünden."
Clarke verband die Batterien des Shuttles mit einer ruhigen Entschlossenheit. Ihr Blick ruhte auf den Anschlüssen, doch ihr inneres Unruhigsein war deutlich spürbar. Cleo beobachtete sie schweigend, während sie ihre eigenen Gedanken unterdrückte. "Sie sollten bereit sein, wenn wir ankommen", sagte Clarke mit einer bemerkenswerten Gelassenheit, die Cleo innerlich aufwühlte.
Die Worte trafen Cleo wie ein eisiger Windstoß. Wie konnte Clarke so ruhig sein, während Cleo das Gewicht der Lügen spürte, die in der Luft hingen? Finn hatte sie eindeutig belogen. Die Erinnerung an seine Beziehung mit Raven auf der Ark und seine unmittelbare Intimität mit Clarke nach der Landung der 100 lastete schwer auf Cleos Gemüt.
Cleo presste ihre Lippen aufeinander, als sie den Schmerz hinter ihrer Stirn spürte. Ein Gefühl der Verratenheit schwang in der Luft. Die Stille zwischen den beiden Frauen wurde von dem gedämpften Surren der Technologie um sie herum durchzogen. Clarke, die sich weiterhin den technischen Anschlüssen zuwandte, schien die Schwere des Moments nicht zu spüren oder zumindest zu ignorieren.
Raven fragte dann nach dem Problem, und ihre Worte durchdrangen die Stille der schweigsamen Runde, holten Cleo aus ihren Gedanken. Clarke, von einer unsichtbaren Last gehemmt, zögerte einen kostbaren Moment, bevor sie antwortete. "Nichts. Ich denke nur... Wenn wir die Raketen starten, werden sie sie von der Ark aus sehen?"
Cleo spürte, wie die Worte in der Luft hingen, beladen mit Unausgesprochenem. Die Spannung zwischen den Dreien fand ihren Ausdruck in dem verzögerten Atemzug vor der Antwort. "Ich würde sagen, das hängt ganz von der Abbrennzeit und der Wolkendecke ab", erklärte das schwarzhaarige Mädchen mit der roten Jacke. Ein Hauch von Gelassenheit lag in ihrer Stimme, als würde sie versuchen, die Last der Realität für einen Moment zu erleichtern. "Aber deine Mutter wird sie ganz sicher sehen. Ich kenne niemanden, der jemanden so liebt. Das weißt du doch, oder?"
Clarke seufzte, ein Klang, der von tiefen Gedanken und innerer Zerrissenheit getragen wurde. "Ich wusste es mal... es ist kompliziert." Die Worte verließen ihre Lippen mit einer schweren Melancholie, und Cleo spürte die Ambivalenz, die in ihren Worten mitschwang. Auch sie hatte einst gewusst, wie wichtig sie für ihren Vater war, doch nun befand sie sich als Verbannte auf der Erde, ausgestoßen, um eine scheinbar aussichtslose Mission zu erfüllen. In Clarks Augen spiegelte sich der Schmerz vergangener Bindungen, während die bevorstehende Entscheidung ihre eigene Unwägbarkeit in den Vordergrund rückte.
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Im umhüllenden Dunkel der Nacht durchschnitt Ravens kraftvolles Rufen die Luft, als sie zurück im Lager waren, um die letzten Vorbereitungen für das bevorstehende Ereignis zu treffen. Cleo, von einer kreativen Aura umgeben, tüftelte an einem Bastelprojekt, das augenscheinlich den rechten Weg einschlug. Mit Sorgfalt arrangierten sie die Raketen auf einem eigens geschaffenen "Startplatz", einer improvisierten Startbahn der Hoffnung, die von einem stillen Gebet begleitet wurde - möge alles so funktionieren, wie sie es sich vorgestellt hatten. Die Zeit des Abhebens rückte näher, und als die Funken schließlich den Himmel erhellten, entfaltete sich ein kollektives Staunen in der Menge. Der nächtliche Firmament leuchtete in einem majestätischen Schauspiel, doch die grausame Realität des Bodens drohte, die Schönheit zu überschatten.
Mitten in diesem magischen Chaos gesellte sich Bellamy zu Clarke und Cleo. Ein kurzer, aber intensiver Blickaustausch zwischen dem braunhaarigen Mädchen und Bellamy verriet eine unerklärliche Veränderung in der Luft. Cleos Augen blitzten auf, und ein geheimnisvolles Lächeln umspielte ihre Lippen. Eine Atmosphäre der Unsicherheit lag schwer in der Luft, denn Cleo konnte nicht wissen, wer in den Himmeln möglicherweise sein Leben verlieren würde. Wer hatte die Entscheidung getroffen, wer die Idee gehabt? Nur eine Gewissheit bestand: Kane spielte eine Rolle, und ob diese Rolle gut oder schlecht war, blieb Cleo verborgen.
"Glaubst du, sie werden es von dort oben sehen?", erkundigte sich Bellamy, während die leuchtenden Spuren der Raketen den Nachthimmel durchzogen. "Ich weiß es nicht. Ich hoffe es", antwortete Clarke, während ihre Augen den majestätischen Aufstieg verfolgten. Eine flüchtige, aber intensive Verbindung zwischen Bellamy und Cleo schien in der Dunkelheit zu knistern. Die Unsicherheit lastete schwer auf Cleo, die fürchtete, dass jemand oben sein Leben lassen könnte, sollte die Erleuchtung der Raketen zu spät erkannt werden. Ein unbestimmtes Gefühl der Angst legte sich über sie.
"Kannst du dir etwas bei Leuchtraketen wünschen?", fragte Bellamy und schaute sie fragend an. Clarke versuchte, eine leichte Note in den Moment zu bringen, aber Bellamy schien verwirrt und skeptisch. "Vergiss es", sagte sie, und ihre Schultern zuckten. Bellamy, hartnäckig, bohrte nach: "Was soll ich mir wünschen? Und du, Cleo?"
Cleo, scheinbar in ihren Gedanken gefangen, murmelte halb verständlich: "Ich habe es dir gesagt, und du hast mich in Ruhe gelassen. Tut mir leid, redest du mit mir oder schläfst du mit jemand anderem?" Verwirrung malte sich auf Bellamys Gesicht. Clarke, besorgt um Cleo, fragte nach: "Alles in Ordnung?" Cleo nickte, doch ihre Augen verrieten eine innere Unruhe.
"Ja, warum nicht?", antwortete Cleo auf die besorgte Frage von Clarke und sah sie an. Doch plötzlich nahm das Gespräch eine unerwartete Wendung und Clarke bohrte nach: "Du wurdest wegen Octavia erwischt, oder? Deshalb warst du in Einzelhaft. Du beschützt sie, warum?" Cleo, tief in ihren Gedanken versunken, gestand schließlich: "Nein, ich kann nicht die Wahrheit sagen, Clarke. Ich kannte deine Schwester, und ich kannte die Wahrheit über die Ark, bevor du sie erzählt hast." Ein betroffener Blick zu Boden begleitete ihre Worte. "Was, wenn du etwas weißt, dann sag es mir!", drängte Clarke, doch Cleo schwieg erneut und verließ das Geschehen, suchte Zuflucht im Dropship. Die Müdigkeit der Ereignisse des Tages, die Last des Schweigens und die Qual des Nichtwissens begleiteten sie auf ihrem Weg.
Cleos Schritte trugen sie in das Innere des Dopships, wo die drückende Stille des Metalls ihre Gedanken zu erdrücken schien. Die Erschöpfung des Tages lastete auf ihren Schultern, und sie spürte, wie die emotionalen Wirbelstürme in ihr tobten. In einem abgeschiedenen Winkel ließ sie sich auf einen Sitz fallen und schloss für einen Moment die Augen, als würde sie versuchen, die chaotischen Gedanken zu bändigen.
In der Ferne erklangen noch immer die Rufe der Menge, die das faszinierende Feuerwerk am Himmel bestaunte. Doch für Cleo war die Schönheit der Lichter getrübt von einer undurchsichtigen Wolke der Ungewissheit. Der Blick auf den Himmel barg die Erwartung, aber auch die Furcht vor dem Unbekannten, vor den Konsequenzen, die das Aufleuchten der Raketen mit sich bringen mochte.
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