-(4)- Wie ein richtiger Touri
London war schon immer eine meiner Lieblingsstädte, ich habe mir immer gewünscht dort hin zu reisen, aber meine Mum war eher der Typ, der auf das Meer aus war. Also blieb London in weiter Entfernung für mich.
Aber jetzt, wo ich hier bin, wünsche ich mir mehr denn je schon einmal hier gewesen zu sein.
Als ich mich aus dem Fenster lehne staune ich nicht schlecht. Alles ist so riesig, so monströs und gewaltig, da können alle Bilder nicht mithalten.
"Emma fall nicht raus!", meint Louis lachend, blickt aber nervös zu mir. Ich fühle mich wie ein Hund, fehlt nur noch dass ich meine Zunge rausstrecke und laut loshechele.
"Das ist so abnormal krass!", kommentiere ich beeindruckend.
Laura sitzt neben mir und macht ein paar Fotos mit ihren Handys. Louis meinte heute morgen, als wir alle gefrühstückt haben, dass perfektes Wetter wäre, dass es schon fast Schicksal ist, dass wir in dieses Auto steigen sollen und uns die Stadt anschauen sollen. Eigentlich hat er mir das nur ins Gesicht geschrien, als ich dabei war den Fernseher einzuschalten um die Nachrichten zu gucken, aber diese würde ich auch später noch zu Gesicht bekommen.
Durch seine Reaktion kann ich nur erahnen, dass nichts gutes drin steht. aber tatsächlich; der Himmel strahlt blau und die Sonne scheint angenehm warm.
"Zuerst London Eye oder Tower Bridge?", fragt El in einen Stadtplan vertieft.
"Wann treffen wir denn noch einmal Liam und Sophia?", fragt Louis sie.
Sie wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr, "In einer Stunde am Eye. Sollen wir gleich dort hin fahren? Wie siehts mit dem Verkehr aus?"
Louis zuckt die Schultern, "fahren wir lieber gleich hin."
El nickt und Louis gibt etwas mehr Gas. Mir ist es völlig neu, dass er auf der anderen Fahrerseite sitzt, also genau anders als in Deutschland. Ich muss mich daran, wie auch an so viel anderes, erst einmal gewöhnen.
Nach dreißig Minuten parken wir auf einem Parkplatz, der etwas weiter abseits steht. Louis meint, er will es nicht riskieren erkannt zu werden und mir somit den ganzen Tag zu ruinieren, was ich irgendwie ziemlich süß finde.
Der zwangzig Minütige Fußweg ist allerdings nicht so süß. Wir bleiben stehen und ich blicke zu dem riesigen Rad hinauf. Neben uns fließt die Themse und rauscht ziemlich laut vor sich hin. Eine Security Frau kommt zu uns und drückt uns vier Tickets in die Hand. Als sie geht wirft sie mir noch einen finsteren Blick zu, den ich zwar versuche zu ignorieren, aber es dann doch nicht ganz hinbekomme und sie genauso angucke.
Als Liam und Sophia um die Ecke kommen begrüßen wir uns alle und gehen dann zu den Gondeln. Wir bekommen eine extra, obwohl nicht mal die Hälfte der Sitzplätze gefüllt ist. Ich will nicht wissen, wie viel Louis dafür geblecht hat.
Als wir langsam in Bewegung kommen presse ich mich aufgeregt an die Scheibe und beobachte London, wie es immer winziger unter mir wird. Auf einmal scheint alles so klein und übersichtlich. Die Menschen sehen aus wie kleine Ameisen.
Dann bleiben wir stehen und Laura macht ein paar Fotos von uns allen, wie wir blöd in die Kamera grinsen. Dann stellen wir sie auf einen Sitz, lassen den Selbstauslöser laufen und hampeln etwas herum. Es muss wahnsinnig dämlich ausgesehen haben, aber es war toll.
"Ich hätte niemals gedacht, dass London so klein aussieht", meine ich dann.
Liam lacht, während er Sophia's Hand hält.
"Wo gehen wir als nächstes hin?", frage ich lachend. Louis schaut hinunter auf die Themse, dann meint er, dass ich das gleich sehen werde und ich mich ruhig freuen soll. Etwas neugierig hat er mich, und sicherlich auch Laura, schon gemacht.
"Okay", sage ich dann. Als wir unten ankommen und aus der Gondel steigen müssen wir zu unserem Pech leider feststellen, dass sich eine ziemlich große Menge Paparazzies vor dem London Eye angesammelt hat.
"Scheiße", murmelt El und zieht ihre Jacke aus, dann drückt sie mir diese in die Hand.
"Was soll ich damit?", frage ich überrascht.
"Zieh sie dir über den Kopf!", meint sie nur. Als ich mich nicht bewege drängelt sie mich richtig.
"Okay, okay", gebe ich mich geschlagen und schlüpfe in El's warme Jacke.
"Jetzt schau' auf den Boden und versuche, dass niemand dich erkennt, wir gehen zwar wieder hinten heraus, aber sicher ist sicher."
Ich nicke und blicke, wie mir gesagt wird, den Boden an. Hoffentlich laufe ich jetzt nicht gegen eine Straßenlaterne oder so etwas. Lauras Hand schließt sich um mein Armgelenk und schnell schlingen wir uns durch die Massen in Richtung des Ausgangs, durch den wir gekommen sind.
Ein paar Leute murmeln böse etwas, als wir sie versehentlich anstoßen. Ich entschuldige mich immer wieder, aber irgendwann meint Liam nur, dass ich meine Klappe halten soll, bevor mich noch jemand erkennt.
Mir ist das ganze völlig neu, aber für sie anscheinend nichts besonderes. Wie ätzend muss das denn bitte sein nicht einmal unerkannt heraus gehen können. Ich hoffe nur, dass sich das ganze irgendwann legt.
"Okay, wir haben es gleich geschafft", sagt Liam und ich blicke kurz auf und bleibe stehen, als ich ein kleines Mädchen erblicke, dass uns strahlend anschaut.
"Emma? Kommst du?", ruft mich Louis. Ich schaue zu ihm, dann wieder zu dem Mädchen. Ich knie mich hin. Sie ist total süß. Mit kleinen Schritten läuft sie auf mich zu und blickt mich einen Moment an, dann wirft sie sich in meine Arme und ich umarme sie etwas überrumpelt zurück. Sie legt ihren Kopf an meine Brust und blickt mich mit ihren braunen Augen an. Ich glaube sie verwechselt etwas, ich bin sicherlich nicht die Person, die sie sucht.
"Das mit deinem Vater tut mir leid", spricht sie dann leise, "Ich habe meinen auch verloren."
Ich will etwas sagen, aber einerseits bin ich viel zu überwältigt um etwas hinaus zu bringen, und andererseits kommt ihre Mutter leicht lächelnd zu uns.
"Mama, darf ich ein Foto mit ihr und One Direction machen?"
Ihre Mutter schaut uns fragen an, also blicke ich zu den anderen und nicke für uns alle.
"Sicherlich", meine ich und hebe die kleinen hoch. Die anderen winke ich zu mir.
"Was ist?", fragt El.
"Lasst uns ein Foto für die Kleine machen", erkläre ich und präsentiere ihnen das kleine Mädchen, dass El und die anderen auf meinem Arm anstrahlt. Wir stellen uns zusammen hin und lächeln alle in die Kamera. Und komischerweise fühlt es sich gut an zu wissen, dass man einem kleinen Mädchen den Tag verschönern konnte. Nachdem wir wieder im Auto angekommen sind, haben wir uns noch zig andere Sehenswürdigkeiten angeschaut.
"Okay, pass auf, dass hat uns zwar etwas Zeit gekostet, aber wir kommen immernoch rechtzeitig zu der Überraschung!", verkündet El.
"Emma, pass auf. Wir fahren jetzt nach Hause und ziehen uns alle schick an, und dann gehen wir alle zusammen in einen Klub und feiern, okay?"
Ich nicke, auch wenn ich nicht wirklich Lust habe zu feiern, aber El zu Liebe stimme ich dann doch zu. Liam und Sophia verabschieden sich, wir werden sie später wieder treffen. Louis fährt wie ein Verrückter zurück nach Hause.
"Passt das so?", frage ich kauend. Ich stopfe mir gerade noch ein Brot in den Mund, denn mit leerem Magen habe ich auch nicht so richtig Lust zu gehen. El und Laura mustern mich einen Moment, dann nicken sie.
"Stopf dir oben vielleicht noch ein bisschen was rein, das sieht etwas flach aus", sagt Laura und schminkt sich weiter.
Ich stöhne auf und stecke mit ein paar Tücher in den BH. Mag sein, dass das Kleid meine Oberweite nicht gerade betont, und ich mich darin fühle wie ein Walross, aber ich trage es El zu liebe. Denn sie besteht total darauf, dass ich es tragen soll. Also mache ich es. Wer wird mich denn schon sehen? Nur Leute, die ich sowieso nicht kenne.
"Ich finde wir sollten dir noch etwas Eyeshadow drauf tun", redet El zu Laura, während ich an meinen Brüsten herumfummele.
"Passt das so?", frage ich dann laut.
"Was passt wie?", höre ich Louis sagen, der gerade zur Türe hereinkommt und uns fragend anschaut. Etwas peinlich berührt nehme ich die Hände von meiner Oberweite und grinse ihn überdeckend an,
"Nicht so wichtig."
"Lou! Du kannst doch nicht einfach so reinplatzen! Jemand hätte nackt sein können!", schimpft El.
Louis hebt die Arme vor die Brust. "Schon okay. Aber trotzdem solltet ihr so langsam mal fertig sein."
Wir drei Mädels verdrehen synchron unsere Augen.
"Also das war jetzt wirklich sehr gruselig", kommentiert er und lacht.
"Ich muss Emma nur noch Locken drehen, dann sind wir fertig."
Locken? Halt mal, ich hasse Locken!
"El, das muss echt nicht sein, ich komme auch mit glatten Haaren super klar!", meine ich schnell und flüchte aus dem Zimmer, ehe sie etwas weiteres erwidern kann.
"Wisst ihr, dass ich Emma um ihre wahnsinnigen Augen beneide? Kann ich bitte auch solche haben?", spricht El als wir dann endlich im Auto sitzen, auf dem Weg in diesen Club.
"Du hast doch auch schöne Augen", meine ich dann.
"Aber nicht so ein eisblau wie du es hast! Das ist ziemlich unfair."
"Das ist es wirklich, ich habe ihr schon tausende Male gesagt. dass ich ihr irgendwann die Augen rausreiße und mir selbst einpflanze", gesteht Laura.
"Na hoffentlich nicht", sage ich lachend und schaue nach vorne.
Eine knappe halbe Stunde später stehen wir vor dem VIP Eingang des Clubs. Man konnte schon von weitem die laute Musik hören, und jetzt, wenn wir hier so stehen spüre ich auch das Vibrieren im Boden, dass von den Bässen ausgeht. Louis sagt etwas zu demBodyguard, der dort steht und uns dann hereinlässt.
Drinnen angekommen werde ich erst einmal von zig Scheinwerfern geblendet. Ich muss darauf achten, dass ich nicht gegen jemanden laufe und elegant auf die Fresse knalle.
Ich muss aussehen wie ein neugeborener Pinguin, als ich mich an Laura festhalte, die genauso Probleme mit der Orientierung hat. Zusammen torkeln wir in den VIP Bereich. Ich muss mich zurückhalten um mir nicht über die Augen zu reiben und somit mein ganzes Make Up zu versauen.
Zu meiner eigenen Überraschung ist dieser Club um einiges größer als ich gedacht habe. Und es sind ziemlich viele Leute hier.
"Ich gehe mal an die Bar", murmelt mir Laura dann ins Ohr und lässt mich alleine. Ich versuche sie noch verzweifelt aufzuhalten, aber dann ist da dieser Typ, der sich mir in den Weg stellt und somit verliere ich sie auch aus den Augen.
"Könntest du bitte aus dem Weg gehen?", frage ich mürrisch und versuche an ihm vorbei zu gucken, in der Hoffnung irgendwo noch meine Freundin zu finden.
Er lacht tief, und dann schaue ich etwas zu ihm hoch, direkt in seine Augen und gehe automatisch ein paar Schritte zurück. "Du", knurre ich nur.
Er wackelt grinsend mit seinen Schultern, "Ich freue mich auch dich wieder zu sehen."
"Tja, das kann ich leider nicht behaupten", antworte ich und starre ihn weiterhin grimmig an.
Er will was sagen, aber dann legt Louis ihm eine Hand über die Schulter, in der anderen hält er einen Drink und grinst uns beide abwechselnd an.
"Oh, ihr habt euch schon gesehen?", fragt er, als wäre es purer Zufall, dass er auch hier ist. Ich nicke, die Arme verkreuzend vor der Brust. "Redet doch ein bisschen, erzählt euch peinliche Geschichten, irgendwas", schlägt Louis vor, dann nippt er an seinem Becher und verschwindet schnell wieder in der Menge.
Aber wir funkeln uns nur an. "Ich gehe dann lieber mal, nicht dass du mir noch die Augen auskratzen wirst", meint Harry zwinkernd.
"Geh lieber, ich kann nichts versprechen", fauche ich ihn an.
Harrys Augenbrauen heben sich belustigt. Er schaut mich noch einen Moment an, dann geht er zur Bar, um sich wahrscheinlich in das nächste Koma zu saufen.
Kaum habe ich ihn gesehen, will ich hier weg. Ich kann mir nicht vorstellen den Abend in seiner Nähe zu verbringen.
Etwas frustriert, aber trotzdem kochend vor Wut mache ich den selben Fehler, den ich auch ein paar Tage vorher gemacht habe: Ich lasse mich wieder vollaufen, kippe einen Drink nach dem anderen in mich hinein und hoffe, dass sich meine Laune irgendwie hebt. Ich hoffe doch dass es sich nicht zur Gewohnheit aneignet, aber zwei Mal darf ich mir das doch schon mal erlauben. Besser betrunken als mir nüchtern Harrys Geschwafel anhören zu müssen. Vielleicht werde ich ja sogar so dicht, dass ich ihm mal alles in seine kack Fresse schreien kann. Geknickt hänge ich an der Bar und quatsche den Barkeeper zu, der mir sicherlich nicht zu hört und immer nur ein Mhm von sich gibt.
"Wie ist es eigentlich jeden Tag von Betrunkenen zugelabert zu werden?", nuschele ich, während ich halb auf dem Tresen hänge. Er wischt mit einem Lappen über seine Arbeitsfläche, hebt meinen Kopf an um dort auch putzen zu können und lässt ihn unsanft wieder auf das Holz knallen.
"Gibt angenehmere Situationen", antwortet er dann.
Ich schaue ihm zu, wie er einen Drink aushändigt und summe leise irgendein Lied vor mich hin. Der Alkohol hat mich komplett übernommen. Alles dreht sich, alles sieht ziemlich komisch aus. Fast so als wäre ich in einer Hüpfburg, nur mit.. nun ja.. nur zehn Level Krasser.
"Wo ist das Klo?", frage ich dann seufzend.
Der Barkeeper zeigt nach links. Also stehe ich langsam auf und mache mich wackelig auf den Weg dort hin. Nur leider ist das schwerer als gedacht. Im nüchternen Zustand ist es absolut kein Problem sich durch wild mit dem Hintern schwingende Leute zu drängeln, aber wenn man selbst dabei ist fast auf die Fresse zu fallen, dann kann das seine Zeit dauern.
Louis kommt mir entgegen, dass Gesicht etwas gerötet, hinter ihm haben sich Leute eingereit und machen eine Polonaisse mit ihm. Verwundert schaue ich ihn an, muss dabei allerdings achten nicht umzufallen. Mir ist schlecht.
"Genießt du die Party?", ruft Louis mir zu und grinst dabei wie ein Honigkuchenpferd. Ich strecke ihm meinen Daumen entgegen und nicke langsam. Er klatscht zufrieden in seine Hände und lässt mich auch schon wieder alleine.
Also setze ich meine Wanderung fort. Ich meine Liam und Sophia zu sehen, die in einer Ecke sitzen und miteinander reden. Sie schauen sich kritisch um. Ich glaube Liam darf nicht besonders viel trinken. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass eines seiner Organe nicht so richtig tut.
Irgendetwas war da, aber ich habe gerade größere Probleme, denn ich spüre, dass ich kurz davor bin heftig zu reiern. Ja okay, das wollte jetzt auch jeder wissen, aber hey, damit muss man wohl rechnen, wenn man sich die Birne zu sauft.
Aus einer Mischung aus Rennen und Kriechen komme ich an den Toiletten an. Leider schwankt mein Sichtfeld so sehr, dass ich nicht erkennen kann ob es jetzt die Frauen, oder die Männertoilette ist.
Darüber kann ich mir später noch Gedanken machen, ich habe jetzt ein größeres Problem. Würgend stolpere ich dann in eine Kabine hinein und kotze alles aus mir heraus. Mehr Details erspare ich euch jetzt einfach. Erschöpft und plötzlich ziemlich müde lehne ich mich an die Kabinentür und verschnaufe ersteinmal einen Moment.
Doch dann halte ich inne, als ich ein leises Stöhnen ziemlich nahe bei mir höre. Oh nein, dass darf doch jetzt nicht wahr sein!
Wer treibt es denn bitte auf einer Toilette?!
Am besten reiße ich jetzt diese Türe auf und stolziere an den beiden vorbei. Den ersten Teil habe ich gut hinbekommen, aber dann muss ich mich zusammenreißen um nicht aufzuschreien.
Panisch schließe ich die Kabinentüre wieder schnell. Das darf doch nicht wahr sein! Auf einmal ist mir furchtbar heiß, ich beginne zu schwitzen und dazu höre ich das immer lauter werdende Gestöhne der Tante. Meine Augen weiten sich, als ich etwas an meiner Hand spüre. Als ich hinblicke erkenne ich, dass es sich um seine Hose handelt.
Um... seine Unterhose. Ich würde am liebsten weinen, aber ich rühre mich nicht, kralle mich an meinen Beinen fest und hoffe nur, dass es so schnell wie möglich vorbei geht.
Auf einmal habe ich das Gefühl, dass ich wieder reiern muss, aber sie würeden das hören, und dann werden sie die Türe aufreißen und wissen, dass ich hier bin und dass will ich nicht. Nein. Ich muss das aushalten.
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