-(30)- Verdammte Hormone!
Wow, was geht denn mit den ganzen Leuten hier in diesem Studio ab? Ich meine, nur weil ich Raven vor einem überdimensionalen Staubsauger gerettet habe, muss man mich doch nicht auf Händen durch das Studio tragen und ein paar Flaschen Champagner öffnen.
Diese Fernsehstudios haben eindeutig zu viel Geld. Die wissen ja nicht einmal wohin mit dem! Nicht dass es mir nicht gefällt, ich finde es nur etwas... übertrieben.
"Oh Gott, Schätzchen! Du hast mir das Leben gerettet! Du hast mir mein verdammtes Leben gerettet!", schluchzt Raven an meine Schulter, als ich wieder auf dem Boden stehe. Sie hat die Arme um meinen Hals geschlungen und zerdrückt mich schon fast. Ich versuche sie etwas von mir wegzudrücken, aber sie scheint sich nicht aus der Umarmung, hauptsächlich von ihrer Seite, befreien zu wollen.
"Raven! Die Frisur!", sage ich also, mit etwas Ermahnung in der Stimme, und tatsächlich: Sie lässt von mir ab und klatscht sich die Hände in ihr Gesicht.
"Schätzchen, du hast recht! Oh Gott, zum Glück sitzt noch alles!" Ich nicke und versuche sie möglichst ungruselig anzulächeln. Die Haare sind natürlich wichtiger, als von einem Staubsauger gegen eine Betonwand gequetscht zu werden.
Ein Mitarbeiter drückt mir ein Champagnerglas in die Hand und prostet mir zu, ich blicke ihn nur total neben der Bahn an. Schließlich reiche ich mein Glas an Raven weiter, die es in einem Zug leert. Oh, okay.
"Darling! Du hast Raven das Schicksal von Billy Bubmeyer erspart!", kommt Caro nun zu uns und stoßt so stark ihr Glas gegen Ravens, dass es in ihrer Hand in hunderte, kleine Scherben zerspringt. Ich atme erschrocken aus und wage es mich nicht zu bewegen, denn die beiden beginnen mit ihrem Gegackere sofort.
Dafür, dass Raven vor ein paar Momenten noch zerquetscht worden sein hätte können, wie auch immer, verhält sie sich nicht wirklich geschockt. Vielleicht passiert das hier ja öfter.. Wie diesem Billy Bubmeyer?
"Ohh das war eine Sauerei!", stimmt Raven zu und bildet mit ihren vollen, geschminkten Lippen ein Duckface.
Obwohl ich die Beiden immer komischer finde, je mehr Gläser sie in sich hinein kippen, ich bin ihnen auch dankbar dafür, denn sie nehmen mir einen Großteil meiner Nervosität durch ihre Hampeleien ab. Ich befürchte allerdings auch, dass es später noch so weit kommen wird, dass sie durch das Studio rennen werden, vielleicht werden sie sogar ihr Oberteil lupfen oder ähnliches.
Ich höre, wie dieser Alan die Show beginnt und das heutige Publikum begrüßt. Lass es einfach keine pubertierenden Gören sein, die sich extra wegen meinem Auftritt hier herein geschlichen haben, um als Ersten die Nachricht, die ich zu verkünden habe, zu erfahren. Oh lieber Heiland, bitte lass vorallem mich nichts Dummes anstellen!
Und das ist wirklich leichter gesagt, als getan! Von draußen höre ich Gelächter, das mir wirklich laut erscheint. Oh Gott, ich packe das schon, ich werde das gut hinter mich bringen, und danach kann ich endlich verschwinden und auf meinem Sofa chillen. Und dann werde ich niemandem die Türe aufmachen, genauso, wie ich es damals hätte tun sollen.
Was rede ich da? Natürlich muss irgendetwas schief gehen. Ich kenne mich doch!
Noch zehn Minuten zu meinem Auftritt. Versteht mich nicht falsch, ich will dort wirklich nicht heraus gehen, aber nachdem ich die bekannten Haarmähnen und die vorwurfsvollen Augen erblicke, würde ich mich am liebsten freiwillig nach draußen auf diesen Sitz werfen. Verdammt, wieso müssen diese Deppen jetzt hier aufkreuzen? Können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?!
Leise fluchend suche ich das Studio nach möglichen Versteckmöglichkeiten ab, aber da sind keine. Zu spät - sie kommen bereits mit großen Schritten auf mich zu. Scheiße scheiße scheiße!
"Emma!", rufen Zayn und Harry beide gleichzeitig meinen Namen. Die Haare raufend drehe ich mich um und versuche noch von ihnen abzuhauen, aber nichts da. Ich habe zu spät realisiert. Jetzt werde ich von starken Armen hochgehalten, die ich am liebsten von mir wegschlagen würde.
"Lass mich runter! Verdammt Harry!", keife ich ihn an und schlage etwas auf ihm herum. Er trägt mich etwas abseits und lässt mich dann herunter, allerdings ohne mich los zu lassen. Die anderen vier stellen sich um mich herum und ich schlucke unauffällig. Macht mich doch nicht noch nervöser, Ihr Lackaffen!
"Emma, hör uns bitte zu!", bittet Louis flehend, allerdings unterbreche ich ihn und versuche mich irgendwie an ihnen vorbeizudrängeln. Harrys Brust versperrt mir den Weg.
"Hau nach dem hier bitte nicht ab! Wir können das doch auch einfach anders klären!", spricht nun Liam und seine Augen versuchen mich mit diesem treuen Blick schon fast zu durchbohren.
Nicht heute, nicht hier Liam!
"Ich habe in acht Minuten ein Interview Jungs", sage ich nun ruhig und schaue auf den Boden.
"Das wissen wir. Lass uns danach reden! Lass uns das wie Erwachsene besprechen. Bitte verschwinde nicht einfach so!" Ich sehe zu Niall, dessen Worte nur so vor Angst und Trauer triefen.
"Simon will es so. Er sagt nach diesem Interview soll ich mich von euch fernhalten. Und das werde ich auch machen. Das ist doch Erwachsen, oder?"
Meine Stimme ist nun nahezu monoton.
Ein Mitarbeiter unterbricht unsere kleine.. Diskussion.
"Miss Johnson? Noch fünf Minuten!", weist er mich ungeduldig darauf hin. Ich nicke.
"Einen Augenblick noch", sage ich.
"Emma, wir wissen alle, dass du dort draußen die Wahrheit sagen wirst", meint nun Zayn. Doch anstatt, dass er mich vorwurfsvoll ansieht, lächelt er mir nur ermutigend zu.
"Und jetzt seid ihr gekommen um mich daran zu hindern?", will ich wissen und verschränke die Arme vor der Brust. Louis schüttelt mit dem Kopf und versenkt eine Hand in seiner Hosentasche.
"Was dann?", frage ich leise.
"Noch drei Minuten!", mischt sich der Mitarbeiter wieder ein und blickt ungeduldig auf seine Armbanduhr.
Ja ja, chill mal ein bisschen!
Zur Untermalung der Situation klopft er mit seinem Zeigefinger drei mal auf das Armaturenbrett seiner Uhr. Augenverdrehend versuche ich mich also möglichst kurz auszudrücken, um den Jungs klar zu machen, was jetzt ablaufen wird. Ich hole tief Luft.
"Passt auf. Ich fande das Wiedersehen mit euch echt.. toll und auch nett, und die Zeit in London hat mir größtenteils auch wirklich gefallen, aber ich habe Heimweh. Ich will nach Hause, und wenn ich Zuhause bin will ich mich um mein eigenes Leben kümmern. Ich will reisen und studieren und endlich Fuß fassen, und das kann ich wahrscheinlich nur erreichen, wenn ich diesen bescheuerten Ruf endlich weg habe, den ihr mir, nur noch einmal kurz so nebenbei, selbst verpasst habt."
"Eineinhalb Minuten!", werde ich unterbrochen.
Mist. Sag das Wichtigste zuerst Emma!
"Also seid mir nicht böse, wenn ich nur einen Teil von Simons Plan verwirkliche, aber ich habe mich schon zu lange mit diesem blöden Artikel beschäftigt und langsam muss ich an mich selbst denken. Ich mag euch auf irgendeine Weise wirklich, das.. gebe ich jetzt einfach mal zu, aber das ändert nichts an der Sache, dass ihr mich mehrere Male angelogen habt und das... kann ich euch nicht verzeihen. Ich habe es versucht, wirklich. Ich habe versucht es zu ignorieren und euch noch eine Chance zu geben, aber das.. hat nicht geklappt. Also..."
"Dreißig Sekunden!", sagt der Mitarbeiter genervt. Die Blicke von den Jungs sind unterschiedlich, aber dennoch blicken sie mich alle traurig an. Sogar Harry, den ich schlucken sehe.
"Seid mir nicht böse okay? So wie ich uns kenne werden wir uns noch öfter über den Weg laufen, ja?", sage ich leicht lächelnd und nicke dann dem Mitarbeiter zu. Ich bin bereit.
Scheiße, ich bin sowas von gar nicht bereit.
Aber was soll ich machen? Also folge ich ihm und blicke ein letztes Mal, wohl für unbekannte Zeit, zu den Jungs, die mir schwerfällig zulächeln.
"Emma?", sagt Niall dann noch einmal. Ich warte auf das, was er mit zu sagen hat.
"Du siehst scharf aus. Und jetzt hau sie alle um!"
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"Lady's and Gentlemen, bitte begrüßen Sie Emma Johnson, unser kleines Problemkindchen!", höre ich Alan lachend aus dem Aufnahmestudio rufen. Kurz darauf setzen auch schon Licht und Musik an und ich laufe die Treppen hinunter.
Zuerst meine ich, meine Beine frieren am Boden fest, als ich die ganzen Leute sehe, wie sie dort sitzen. Und zu meinem Pech sitzen dort auch ein paar Fans. Mindestens jetzt habe ich mit fliegenden Tomaten gerechnet, mit denen man mich bewirft, aber stattdessen klatschen sie nur.
Wow, habe ich etwas verpasst?
Mit einem schüchternen Lächeln begrüße ich schnell noch Alan und bin wirklich froh, als ich das Sofa unter meinem Hintern spüre.
"Emma", beginnt er, als es wieder still ist. Gucken die Jungs jetzt zu? Sehen sie das hier, während sie hinter der Bühne stehen? Ich werde es in nächster Zeit wohl nicht erfahren.
"Wie geht es dir?", fragt er zum Einstieg und bietet mir etwas zu trinken an. Ich nicke und nehme einfach etwas Soda.
"Mir geht's ganz gut, danke der Nachfrage", antworte ich einfach höflich. Ich habe keine Ahnung was er erwartet, dass ich sage.
"Erzähl, du bist ja schon seit längerem in der Stadt. Immer mal wieder hat man dich hier umher flitzen sehen und die ein oder andere Schlagzeile ist ja auch aufgetaucht", steigt er also auch schon darin ein, weswegen ich heute hier bin. Ich reibe mir die nassen Hände aneinander und lächele freundlich.
"Wie gefällt dir London? Was hast du alles so gesehen und erlebt? Bist du das erste mal hier?"
Ich nicke. "Ja, es ist eine echt schöne Stadt, auch wenn ich nicht wirklich geplant hatte hier her zu kommen. Aber ich muss sagen, dass es viel zu sehen gibt. Lou- Ich wurde etwas herumgeführt und mir wurden einige coole Plätze gezeigt."
"Was meinst du mit 'Du wolltest eigentlich gar nicht kommen'?". will er neugierig wissen. Ich lache leicht, als ich diese Nacht denke, von der ich immernoch nicht wirklich etwas weiß.
"Na ja eine Freundin und ich waren auf einer Party und haben wohl zu viel getrunken. Am nächsten Morgen bin ich dann in London aufgewacht."
Er beginnt zu lachen, ebenso wie das Publikum.
Wieso lachen die denn? Ich glaube eher, dass sie mich abstechen wollen. Oder lachen sie nur aus Mitleid?
"Wir sehen dich hier mit einem extrem.. hübschen Outfit durch London rennen. Was hatte es denn damit auf sich?" Auf einem Bildschirm wird ein Bild von mir eingeblendet, als ich diesen wahnsinnig dicken Anzug anhatte und Alex' damit umgebombt hatte.
"Ich... hatte schlechte Laune, also hat Louis beschlossen etwas Fußballspielen zu gehen, was wir dann auch getan haben, allerdings in solchen Anzügen. Ähm.. und ich habe mein Handy und einen Hut von mir verloren gehabt, also dachte ich ich hätte ihn gesehen, allerdings war es nicht mein Hut. Ich bin ihm einfach aus einer Kurzschlussreaktion heraus hinterher gerannt, und dann... muss wohl dieses Foto entstanden sein."
"Super, haha. Kannst du uns hier zu auch etwas erzählen?", will er wissen und deutet vielsagend auf das nächste Bild, dass eingeblendet wird. Es zeigt Harry und mich, wie wir auf dem Weg zum Krankenhaus sind, nachdem ich ihm die Eier eingeschlagen habe. Selbst ich muss kurz lachen, als ich mich daran zurück erinnere.
"Das ist eigentlich gar nicht romantisch, falls ihr euch da irgendetwas erhofft", sage ich. "Harry war etwas dicht und hatte jemanden so sehr aufgeregt, dass er darauf einen wohl sehr festen Tritt in seine Eier abbekam. Ich habe gesagt, dass ich mit ihm ins Krankenhaus gehen werde, weil er so getan hatte, als seien es unaushaltbare Schmerzen. Aber ich bin diesen Verkehr in England nicht wirklich gewohnt, also musste Harry das Auto fahren. Irgendwie muss er die Kontrolle verloren haben und wir wären fast gegen ein anderes Auto geknallt. Da er sich nicht mehr getraut weiter zu fahren, sind wir eben den restlichen Weg noch gelaufen."
Alan nickt. Sein Blick ist interessiert, auch ernst, aber dennoch spaßig und fordernd. Er weiß eohl genau, was er aus mir herausbekommen will.
"Emma, leider muss ich auch sagen, dass es einen bestimmten Grund gibt, warum du heute hier sitzt", beginnt er seufzend.
Ich spüre, wie mein Herz schneller zu schlagen beginnt.
"Dieser Artikel, der vor gut einem Jahr über das unbekannte Mädchen, dass One Direction ausgenutzt haben soll, erschienen ist, soll anscheinend eine Lüge sein. Ich finde es nur fair gegenüber den Fans, die schon seit einiger Zeit darüber rätseln, was denn nun Wahrheit und was gelogen ist. Also, würdest du uns was darüber erzählen?"
Seine Stimme wird immer leiser, je weiter der Satz fortgesetzt wird.
Und dann ist dort dieser Punkt, an dem ich nicht mehr weiß, was ich tun soll. Soll ich die wirkliche Wahrheit sagen, oder soll ich wirklich für diese Schwachmaten lügen? Soll ich all die Qualen erneut auf mich aufnehmen?
Dass sie mich haten, damit habe ich mich... im Großen und Ganzen angefreundet. Aber wenn sie weiterhin auf meine Familie und meine Freunde gehen werden?
Was bedeutet es für mich? Was bedeutet es für sie?
Klar ist, es wäre ein totaler Skandal. One Directions Ruf wäre zerstört. Sie würden als Lügner abgestempelt werde. Ihre Karriere würde wohl alles andere als gut laufen. Und ihre Millionen Fans? Die würden sie wohl als Vorbild sehen.
Ich habe mich in dich verliebt Emma, ob du es willst, oder nicht, ich habe mich in dich verliebt.
Ich hoffe du kannst mir verzeihen, ich wollte das wirklich nicht.
Ich freue mich auch, dich wieder zu sehen.
Sie hat ihn gefickt.
Verdammt.
Dürfen wir reinkommen? Wir wollen unsere Fans besuchen!
Die ganze Welt ist ein Fan von uns.
Unser Bus ist kaputt gegangen... er hat n' Totalschaden!
Hör zu Emme...
Auf was wollen Sie heraus?
Keiner von denen wird meinen Lippen auch nur im Entferntesten nahe kommen!
Meine Cousins aus Österreich.
Niall, die schaun uns alle zu! Ich werde sicherlich nicht wie ein Affe die ganze Zeit hier herum hamplen!
Du bist gar nicht so leicht, wie du aussiehst.
Und du siehst nicht so gut aus, wie alle behaupten.
Wir sind One Direction.
Pferde, Luftsprünge, Sightsingtouren, Camping, Heimatsbesuche, ja selbst diese dummen, unnötigen Neckereien habe ich sogar lieb gewonnen.
Verdammter Mist!
Ich kann das nicht! Ich kann ihre Karriere doch nicht kaputt machen! Ich... wäre kein Stück besser, als diese Idioten. Scheiße, scheiße, Scheiße!
"Emma?"
Alan sieht mich, wie wohl auch alle anderen Menschen, die dieses Interview gerade gucken, wartend an. Ich öffne meinen Mund und warte darauf, dass die Wörter nach draußen rutschen. Hör auf dein Herz, du Dussel. Bitte sag jetzt nichts Falsches.
"Das -", meine Stimme bricht. Ich habe das Gefühl ich breche gleich vor den Kameras in Tränen aus. Da bringt auch die Frisur von Raven, die sie mir so liebevoll gemacht hat, nichts mehr.
"Der Artikel ist die Wahrheit. Ich habe das Vertrauen der Jungs missbraucht. I-Ich wünschte ich hätte meine Türe geschlossen halten, aber ich habe es nicht. Und ich muss wohl mit den Konsequenzen leben."
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Ouh, what a Twist! Hoffe es hat euch gefallen.
Kleine Umfrage: Gefallen euch die neuen Cover? Mögt ihr es, oder war das andere vielleicht doch besser? Lasst es mich wissen:)
Widmung an feelyourfeelings. Danke für dein aktives Lesen und dabei sein:)
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