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ℙ𝕣𝕠𝕝𝕠𝕘


𝑳𝒐𝒏𝒅𝒐𝒏, 𝟕. 𝑱𝒖𝒍𝒊 𝟏𝟗𝟏𝟗

"Paul, ruf sofort Lady Tilney, ich glaube, es ist so weit!", schrie Lucy plötzlich. Es war mitten in der Nacht, der Morgen graute noch nicht einmal und selbst der Mond war noch deutlich, wenn auch schon tief am Himmel zu sehen, wie man von dem Fenster des Anwesens erkennen konnte. Seit einigen Tagen hatte die junge de Villiers wenig geschlafen und stattdessen gespannt auf diesen Augenblick gewartet und bisher war jede Nacht verstrichen, ohne dass etwas passierte, doch jetzt war sie sich ihrer Sache sicher. Aufgeregt blickte sie in das Gesicht ihres Mannes.

"Sicher, Prinzessin?", fragte Paul sichtlich müde und erledigt. Verzweifelt versuchte er ein Gähnen zu unterdrücken, da er befürchtete sonst einzuschlafen. Auch er hatte die letzten Nächte, wie auf glühenden Kohlen gesessen und hatte sich immer wieder zwingen müssen, nicht einzuschlafen, um eine helfende Hand für seine Liebste zu sein und nichts zu verpassen, falls etwas passieren sollte.

"Ganz sicher!", beharrte sie mit einem unterdrückten Schmerzenslaut und warf ihm einen verschwörerischen Blick zu, nachdem sie schweißnass auf dem Bett ihren Rücken krampfhaft durchgebogen hatte, ihre Lippen zu einer schmalen Linie gepresst hatte und ihre Hände an das weiße Laken klammerte. Sofort war Paul hellwach und sprang fast ein wenig zu hastig vom Kaki grünen Samtsessel auf, welcher neben dem großen, gleichfarbigen Himmelbett stand. Kurz war ihm, aufgrund des schnellen Aufstehens, ein wenig schwarz vor Augen, doch davon durfte er sich nicht aufhalten lassen. Er sprintete die Treppe hinunter und riss die Schlafzimmertür von Lady Tilney auf.

"Es ist so weit!", hauchte er atemlos und mit weit aufgerissenen Augen.

"Was?" Eine eigentlich ruhige und sanfte Stimme war nun schrill aus dem gleichen Himmelbett eine Etage tiefer zu hören. Eine Frau mittleren Alters setzte sich schlagartig in dem Bett auf, sodass die Lockenwickler in ihren Haaren gefährlich auf und ab wippten.

"Es ist so weit!" Paul redete nun etwas deutlicher und kräftiger.

"Na endlich. Das wurde aber auch höchste Zeit! Nun gut, du rufst jetzt Dr. Harrison an und ich werde so lange Lucy Beihilfe geben und sag einem der Dienstmädchen Bescheid, sie soll eine große Schüssel Wasser und Wickeln hochbringen!", kommandierte Lady Tilney barsch, zog sich ihren Morgenmantel, welcher ordentlich über ihrem Bettende gelegen hatte über und eilte schnellen Schrittes nach oben in das Schlafzimmer von Lucy und Paul, aus dem in unregelmäßigen Abständen ein unterdrücktes Stöhnen erklang. Paul rannte unterdessen zu dem altmodischen Telefon und wählte so schnell es ihm möglich war, die Nummer. Jetzt durfte er sich bloß nicht verwählen, sonst durfte er noch einmal von vorne anfangen.

"Hallo, Harrison am Apparat! Mit wem habe ich die Ehre?"

"Hier ist Paul de Vil... Paul Bernhard. Sie müssen bitte ganz schnell hierherkommen, meine Frau bekommt jetzt ihr Kind!", kam es aus seinem Mund, wie aus einer Pistole geschossen.

"Ein wenig langsamer, wenn ich bitten darf. Also ihre Frau, Lucy, nicht wahr? Sie erwartet ein Kind. Nun, hätte das Kind nicht schon seit einer Woche geboren sein müssen? Haben die Wehen schon eingesetzt?"

"Wehen? Ich weiß es nicht, aber sie ist schweißnass und hat starke Schmerzen! Sie müssen echt schnell hierherkommen!"

"Gut, ich werde so schnell kommen, wie ich kann! Bitte sehen Sie so lange zu, dass Ihre Frau nicht überhitzt und schön weiterpresst, sonst könnte dem Baby etwas passieren!", ertönte es vom schwarzen Hörer und dann legte Dr. Harrison auch schon auf.

"Wer war das?", fragte auf einmal eine Mädchenstimme hinter Paul.

"Oh, Entschuldigung. Mich geht es ja gar nichts an, Sir." Verlegen richtete das Hausmädchen ihre schneeweiße Haube und blickte beschämt hinab auf ihr schwarzes Kleid, ihre weiße, ordentlich gebundene Schürze und ihre lackschwarzen Schuhe.

"Nein, gut, dass Sie da sind! Bitte ordnen Sie den Mädchen an, sie sollen Wickeln und eine große Schüssel mit Wasser hinaufbringen!"

Sofort huschte das Hausmädchen in die Küche und kam zwei Minuten später mit zwei anderen Mädchen im Schlepptau wieder herausgeeilt. Das Mädchen links trug die Tücher, das Mädchen rechts die Schüssel und das Hausmädchen, Mary, trug den Krug mit Wasser. Alle drei eilten die Treppen hinauf und tuschelten, was denn jetzt genau der Grund sei, warum der Hausherr um diese späte Zeit noch Wickeln und heißes Wasser zu seiner Frau hinaufbringen ließ. Nachdem auch die Mädchen in dem Zimmer verschwunden waren, beruhigte sich der Puls von Paul ein wenig. Er wusste, dass eine der Mädchen schon bei einer Geburt ausgeholfen hatte und nun war Lucy in sicheren Händen und es würde alles gut gehen. Nach einer Weile tatenlosen Herumstehens entschloss sich Paul dazu, auch zu helfen, so wie es Dr. Harrison auch gesagt hatte. Er lief die teppichüberzogenen Holztreppen hinauf und blieb dann aber doch abrupt vor der Tür stehen. Unsicher griff er nach der goldfarbenen Türklinke und wolle die Tür vorsichtig öffnen, als sie bereits von innen geöffnet wurde und einer der Dienstmädchen hervortrat. Erschrocken blickte sie auf und erkannte Paul, der seine Augen automatisch zugekniffen hatte, als er das Blut erblickt hatte und er öffnete sie auch erst wieder, als er das Geräusch der zufallenden Tür hörte. Das Dienstmädchen blickte ihn verwundert mit ihren haselnussbraunen in die hellbraunen Augen und fragte: "Was tun Sie denn hie𝘳?"

"Helfen!", erwiderte Paul empört, über ihre dämliche Frage und entschlossen, nun dort hineinzugehen. Er schob das Dienstmädchen unsanft beiseite und drückte die Klinke erneut hinunter.

"An Ihrer Stelle würde ich das lassen, Si𝘳!"

"Ich habe dir doch schon oft genug gesagt, dass du mich Paul nennen darfst, wenn Lady Tilney nicht im Raum ist und wieso sollte ich das lassen? Immerhin sind dort meine Frau und sogar mein zukünftiges zweites Kind!"

Das Mädchen war noch relativ jung und Paul und Lucy hatten sie eigentlich nur eingestellt, um sie vor einem widerwertigen und grausamen Baron zu retten, welcher drauf und dran gewesen war die Brasilianerin zu kaufen. Ihre haselnussbraunen Augen, ihr ebenso braunes, hüftlanges und glattes Haar und sogar der leichtgebräunte Teint der jungen Dame ließen einen schon auf eine Brasilianerin tippen, aber das rollende "r", was sie immer machte, verriet ihre Herkunft noch ein wenig mehr.

"Abe𝘳Si𝘳, ähh ich meine Pauell, Sie müssen das den Mädchen überlassen. Glauben Sie mi𝘳, dass wollen Sie nicht sehen. Auße𝘳dem haben Sie ga𝘳keine Ahnung von dem Ganzen. Setzen Sie sich einfach unten ins Wohnzimmer und t𝘳inken Sie einen Tee oder Kaffee. Soll ich ihnen einen Teller Kekse b𝘳ingen?"

Paul schüttelte den Kopf, nahm die Hand von der Klinke und seufzte. "Nein, vielen Dank! Ich glaube, ich brauche eher einen Whisky." Er schlurfte die Treppen hinab, die er innerhalb dieser kurzen Zeit mindestens zwei Mal hoch und wieder heruntergerannt war und trottete in das Wohnzimmer von Lady Tilney. Die Dame mittleren Alters hatte die beiden damals so herzlich aufgenommen und mittlerweile war es für Lucy und Paul selbstverständlich geworden, hier zu wohnen und sie konnten sich nichts anderes vorstellen, wo sie lieber wohnen würden, außer bei Gwen und Grace natürlich. Paul schmiss sich auf das geblümte Sofa und blickte sich nach dem Whisky um, der hier irgendwo stehen müsste. Er goss sich, nachdem er den Whisky, der hinter einem der geblümten Sessel stand, eine ordentliche Menge des goldenen Gebräus in das Glas und plumpste sich wieder auf das Sofa. Er streckte seine Beine aus und versuchte sich zu entspannen und vielleicht ein wenig Schlaf zu bekommen. Nach einer Weile ruhigen Daliegens und dem zweiten Glas des guten Elixiers schaffte es Paul wirklich fast einzuschlafen, als es an der Haustür klingelte. Dr. Harrison war eingetroffen und widerwillig stand Paul auf und öffnete dem Man mit den dunkeln Haaren die große Eingangstür. Dr. Harrison trug eine braune Ledertasche bei sich und hatte sich seinen lustig aussehenden Apparat um den Nacken gelegt, mit dem er den Herzschlag überprüfen konnte. Paul wollte dem Arzt gerade versichern, dass alles gut war und ihn die Treppe, die er nun sichtlich satthatte, hinaufführen, als ein plötzliches Schreien aus dem Zimmer des Liebespaares zu hören war, ein Kinderschreien! Schnell eilten die beiden Männer die Treppe hoch und Paul zwängte sich schließlich sogar an dem hochgewachsenen Arzte vorbei, um schneller zu seinem Neugeborenem zu kommen. Als er endlich völlig außer Atem oben ankam, wurde er freundlich von Mary, dem Hausmädchen begrüßt. Im Zimmer war es trotz des sperrangelweit geöffneten Fensters stickig und überall auf dem Laken waren kleine Blutspritzer verteilt. Das Dienstmädchen, welches vorhin die Wickel getragen hatte, hielt das Neugeborene nun behutsam und sanft im Arm. Nachdem das Baby aufgehört hatte zu schreien, machte es einmal die Runde bei den Dienstmädchen und alle waren ganz entzückt von dem Frischling.

"Es ist ein Junge!", kam es nun gleichzeitig von den Dienstmädchen und nun übergaben sie es endlich der Mutter, die nun von Dr. Harrison untersucht wurde. Leicht geschwächt, aber dennoch lächelnd hielt sie das Baby im Arm und wiegte es hin und her. Paul kniete sich zu Lucy und strahlte über das ganze Gesicht. Er streichelte mit der einen Hand, die Hand seiner Frau und mit der anderen das Gesicht des kleinen Jungen.

"Ihr beide wart ganz tapfer!", flüsterte er nun berührt und versuchte verzweifelt eine Freudenträne zu unterdrücken. Lucy blickte erst Paul und dann das Neugeborene tief in die Augen, dann meinte sie: "Ben hat deine Nase!"

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