Wahnsinn gegen Lust
Ich verhielt mich unauffällig an diesem Morgen.
Ich bat Ciro um Geleitschutz einiger Wachen und erzählte ihm das ich zur Priesterin wollte. Zuerst sah er mich skeptisch an, dann gab er aber doch 3 Wachen frei, die mich begleiten sollten. Er hielt mir noch eine Rede wie ich mich im Ernstfall zu verhalten hatte und bat um meine Mitwirkung ehe er mich gehen ließ.
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Die Wachen liefen mit erhobenen Speeren hinter mir. Keiner von ihnen hatte vor auch nur ein Wort mit mir zu wechseln, aber auch untereinander blieben sie still. Sie waren auf die Umgebung fokussiert und duldeten keine Ablenkung.
Als wir das Zelt der Priesterin erreichten drehte ich mich jedoch zu ihnen um. Ich sah sie ernst an und bat um etwas Privatsphäre, wollte ich doch nicht das sie hörten was ich mit der Priesterin zu besprechen hatte. Schließlich nickten sie, drehten sich herum und schirmten so den Eingang des Zeltes ab, damit ich in Ruhe eintreten und meine Mission fortsetzen konnte.
Die Priesterin hatte mich bereits erwartet. Sie saß auf einem Kissen auf dem Boden im Schneidersitz - vor ihr eine Schale mit Kräutern und merkwürdig riechenden Tränken. Ich musste nicht viel erklären denn sie wusste weswegen ich hier war.
" Das ist nur der Anfang. Es werden schmerzhafte Tage folgen. So schmerzhaft, als hätte man dir einen glühenden Speer in die Eingeweide gerammt. Das ist Teil des ganzen und selbst die stärkste Magie kann das nicht ändern. " erklärte sie nonchalant und gab sich nicht mal Mühe einfühlsam zu wirken. Sie benannte die Dinge - egal wie unangenehm sie waren - immer direkt beim Namen und beschönigte sie nicht noch. " Die Schmerzen werden so gravierend das du allmählich wahnsinnig wirst. Aber sag mir... Was hält dich noch immer davon ab das Ritual abzuschließen!? Du hast die Gabe des Sehens gegenüber dem Alpha erhalten. Hilft es dir nicht? "
" Mein Herz... " versuchte ich zu erklären, " mein Herz ist es das mich aufhält. Ich verspüre keine Liebe wenn ich ihn ansehe, aber starkes Verlangen. "
Die Priesterin stand nun auf und kam auf mich zu. Sie nahm meine Hände in ihre Hand, murmelte dann etwas das ich nicht verstand und versetzte mich in einen Trance ähnlichen Zustand.
Um mich herum war nur noch Nebel, ich war alleine. Einzig die Stimme der Priesterin war entfernt zu hören, doch klar genug das ich sie genau verstand. Sie bat mich zu sehen und zu hören, also konzentrierte ich mich. Gedanken, bildlich dargestellt als kleine Lichtkugeln, schossen an mir vorbei. Es waren nicht meine Gedanken. Ich griff nach einer vorbei rauschenden Lichtkugel und sobald meine Finger sie berührten hörte ich Ciro's Stimme. Wie er über mich dachte, redete, fühlte. All das was ich hier fand waren verschlossene Gedanken seiner selbst, frei gelegt durch die Magie der Priesterin.
Wieder erklang die Stimme der Priesterin. " Was du hier vorfindest ist das was er nicht zu sagen wagt. Der Alpha schützt dich nicht nur aus Eigennutz. Erkenne es und dir wird geholfen werden. "
Wie lange ich in dieser Trance war wusste ich nicht, doch als ich meine Augen wieder öffnete und das Zelt der Priesterin erkannte war der Nebel fort und ebenso die Lichtkugeln. " Es ist an dir Kaya, Beta des CrownCircle, diese Dinge zu ergründen. Wähle weise, denn zwischen Wahnsinn und Lust liegt nur eine schmale Grenze. "
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Mit gemischten Gefühlen kam ich an der Villa an. Die Wachen führten mich hinein und meldeten unsere Rückkehr beim Alpha während Ich zurück blieb und verloren in den Gängen des Hauses umher striff. Viele der ehemaligen Anführer zierten mit ihren Gemälden die Wände des Hauses, auch Keno und Runa waren bereits verewigt worden. Eines Tages, so wusste ich, würde an diesen Wänden ein Gemälde von Ciro und mir sich zwischen all den anderen Gemälden einreihen.
" Hast du bekommen was du von der Priesterin wolltest? " hörte ich Ciro's Stimme hinter mir. Er war mir hierher gefolgt und nun vermisste ich bereits die kleinen Lichtkugeln, denn ich wollte nur zu gern wissen was er dachte. Ich nickte kaum merklich und ging weiter voran, mir bewusst das er mir dicht auf den Fersen war. Er sagte nichts mehr und doch folgte er mir auf diesem Weg, bis wir schließlich nebeneinander durch die Gänge liefen.
Ein Gedanke den ich im Nebel gefunden hatte beschäftigte mich noch immer. Es waren die Gedanken von Ciro beim Fest der Farben - als er mich das erste Mal sah. Ganz anders als er mich glauben ließ war er bereits da angetan von meinem Wesen - auch wenn ich beim besten Willen nicht wusste wieso. Zumindest erklärte es, wieso er immer den Blickkontakt zu mir gesucht hatte, aber es erklärte nicht wieso er das Gegenteil von dem was er dachte tat. Wieso er so herrisch und grob zu Beginn war, wenn er doch etwas ganz anderes - ganz offensichtlich - über mich dachte. Ich konnte ihn nicht fragen, denn das würde bedeuten das er herausfinden würde, was genau im Zelt der Priesterin geschehen war. Und genau diesen Trumpf wollte ich nicht - oder zumindest noch nicht - offen legen.
Meine Reife hatte die ganze Zeit die wir durch die Gänge schlenderten ein zorniges Lied angestimmt, was ich geflissentlich ignorierte. Mir war bewusst wie einfach es gewesen wäre den Gelüsten nachzugeben - jetzt und hier - doch ich hielt mich noch immer zurück. Die ganzen Dinge die ich über Ciro erfahren hatte musste ich erst einmal verarbeiten und ergründen.
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Nach unserem Rundgang blieb ich vor meiner Zimmertür stehen und Ciro tat es mir gleich. Er beobachtete mich intensiv, als wollte er damit herausfinden was genau im Zelt der Priesterin geschehen war.
Unser beieinander sein war in tiefes Schweigen getaucht und allmählich wurde diese Stille mehr als unangenehm, also ergriff ich das Wort und verabschiedete mich. Ich schob einen Stapel Bücher als Grund vor um schnell wie möglich diesem verführerischen Geruch der von ihm ausging zu entkommen.
" Wir sehen uns später zum Abendessen? " fragte er plötzlich und wirkte nervös, entspannte sich dann aber als ich nickte und lächelte. Was auch immer er gerade dachte - ich hätte sehr vieles dafür gegeben es zu erfahren.
In meinem Zimmer atmete ich erst einmal aus. Das ganze forderte seinen Tribut nicht nur in meinen Träumen und ich erkannte das die Priesterin Recht hatte. Ich konnte dieser Sache nicht entgehen - niemals.
Also beschloss ich etwas zutun, etwas dagegen zu unternehmen, bevor der Wahnsinn mich komplett in seinen kalten Klauen hatte.
Nach einem ausgiebigem Bad durchforstete ich meine Kleidung um etwas passendes für das Abendessen zu finden. All meine Sachen waren Dank der Reife viel zu eng, besonders im oberen Bereich, doch für das was ich nun vorhatte war es womöglich sogar genau das richtige.
Am Ende entschied ich mich für ein Kleid das bis zu meinen Knien reichte. Der leicht sommerliche Stoff des roten Kleides schmiegte sich an meine Kurven und presste meine Brüste zusammen, sodass ich ein umwerfendes Dekolleté erhielt. Die Farbe erinnerte mich an Ciro's Augen kurz vor einer Verwandlung.
Ich war mir sicher er hatte bereits einige Frauen durch die Laken gejagt und genügend Erfahrung mit Verführungskünsten - ganz anders als ich - aber ich war mir auch sicher dass das was ich vorhatte auch für ihn etwas besonderes sein würde. Zumindest hoffte ich das.
Ich rief einen der Wachen und befahl das alle das Haus verließen, bat gleichzeitig darum das Ciro davon unbehelligt blieb...
Und dann, als es soweit war zum Abendessen zu erscheinen, atmete ich noch einmal tief durch und verließ mein Zimmer.
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