Es endete nicht damit das er mich sanft nahm, nein. Ciro hatte eine ungemeine Ausdauer die so schnell nicht einknickte, doch war ich es nun die unbeholfen auf ihm saß und wieder musste er mich anleiten was zutun war. Anfänglich waren meine Bewegungen eher steif, doch mit der Zeit wurden sie besser.
Ich sah auf ihn herab, stützte mich auf seiner Brust ab und wog mich sanft auf und ab während er mich streichelte und es genoss.

Der Schmerz durch den Verlust meines Häutchens war bereits verflogen, doch noch immer musste ich mit seiner Größe zurecht kommen - was mir erstaunlicherweise sehr gut gelang. Es schien fast so als wären unsere Körper füreinander geschaffen, aufeinander abgestimmt.

Nachdem ich eine Weile auf der Welle der Extase geschwommen war verließen mich meine Kräfte. Ciro kam mir entgegen, setzte sich auf und zog meinen Oberkörper dicht an seinen. Er trieb sich in mich hinein, berührte einen Punkt in meinem inneren von dessen Existenz ich nichts gewusst hatte. Es war als wäre dieser Punkt nur für ihn erreichbar und jeden Stoß den er durch seine Hüften abgab nahm ich dankbar und keuchend entgegen.
Schließlich erreichten wir beide den höchsten Punkt und hielten einander. Unsere Herzen schlugen fest und stark im selben Takt und als er sich in mir ergoss ließ er ein jaulen aus seinem inneren ertönen und wir beide wurden von gleisend hellem Licht umschlossen, als wären wir in einem Konkon.

Das Ritual hatte seinen Abschluss gefunden und ließ uns müde zurück in die Laken fallen. Ich hatte nicht mal mehr die Kraft aus dem Bett zu steigen und zu gehen - aber das musste ich auch gar nicht. Ciro zog mich in seine Arme, bedeckte meinen wunden Körper mit einer Decke und hielt mich bis ich schlief.

——

Die Sonne weckte mich.
Der neue Tag brach viel zu früh an und zuerst musste ich mich sammeln um zu realisieren wo ich war. Dann sah ich neben mich und blickte direkt in schimmernde Jade.

" Guten Morgen. " hauchte Ciro und strich eine verirrte Haarsträhne aus meinem Gesicht. Er war schön, das konnte ich nicht abstreiten. Ich genoss seinen Anblick und fühlte mich allmählich wohler neben ihm als ich vielleicht sollte.

" Guten Morgen. " erwiderte ich und lächelte leicht. Ciro's Lippen legten sich sanft auf meine, dann stand er auf. Ich erhaschte einen Blick auf seinen nackten Körper und spürte die Lust, die durch mich hindurch schoss. Völlig ungeniert beobachtete ich den Mann, der mich gestern Abend und die gesamte Nacht geliebt hatte als wäre ich sein kostbarster Besitz...

Doch was hieß das nun? Das Ritual war abgeschlossen und auch ich spürte eine Veränderung. Aber was bedeutete all das für die Zukunft?
Für den Circle war es wichtig den Schutz sicherzustellen, was durch Beendigung des Rituals nun vollumfänglich zutraf... Doch was war innerhalb dieser Wände?

Ciro gab mir nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Er zerrte mich spielerisch aus dem Bett und trug mich ins Badezimmer, wo wir ausgiebig gemeinsam duschten und einander näher waren. Die sanften Berührungen von ihm hinterließen eine Gänsehaut auf meinem Körper und ich genoss es sehr, daß er mich wusch. Gleiches tat ich dann auch umgekehrt, wie es sich in diesem Moment gehörte. Es war erotisch und verheißungsvoll, doch mehr geschah nicht.

" Komm. Ich habe etwas mit dir vor. " murmelte er dicht an meinem Ohr und zog mich mit sich aus der Dusche.

——

Wir standen auf sicherem Gelände. Ringsherum gab es nichts als Bäume, weit und breit war keine Menschen - oder Wolfsseele, außer uns.
Ciro erklärte mir einige Dinge die meinen inneren Wolf betrafen und zeigte mir, wie ich ihn kontrollieren aber auch herauf beschwören konnte.

" Es ist wichtig das du konzentriert bleibst, immer. Das Ritual ist abgeschlossen und dein Wolf ist jetzt mit dir verbunden. Ich bin sicher du spürst es. Den männlichen Wölfen unseres Rudels ist es wesentlich früher möglich sich mit ihrem Wolf zu verbinden wie du weißt, deswegen kann ich mich jederzeit verwandeln. Aber du... Du musst es noch lernen. Du musst lernen es zu beherrschen. Also konzentrier dich. Lass dich von deinem Gefühl dem Wolf gegenüber leiten. "

Ciro war ein guter Lehrer. Er erklärte alles haargenau sodass ich mich sicher und wohl fühlte und es gelang mir bereits beim ersten Versuch meinen Wolf zu zügeln. Meine Augen färbten sich genauso rot wie die von Ciro und ehe ich mich versah stand ich auf allen vieren auf dem Waldboden. Die Kommunikation fand nur Mithilfe unserer Gedanken statt und so folgte ich dem schwarzen Wolf durch den Wald, rannte hinter ihm her. Wir drehten mehrere Runden, bis wir zu unserem ursprünglichen Punkt zurück kehrten. Mittlerweile standen einige der Wachen bereit und mein Spiegelbild zeichnete sich in einem der Speere ab. Verdutzt blieb ich stehen, hatte ich bisher noch nie einen weißen Wolf gesehen. Ciro's kalte Nase stupste mich an und meine Irritation endete.
Bevor wir uns zurück verwandelten, sorgten die Wachen mit riesigen Tüchern dafür, daß unsere Körper bedeckt waren - besonders meiner.

——

Ich hatte so viele Fragen.
Aufgeregt wie ein kleines Kind am Weihnachtsmorgen lief ich neben Ciro und löcherte ihn. Auch er hatte nie zuvor einen weißen Wolf gesehen und ich machte mir Sorgen das dies etwas schlechtes war, doch er konnte mich sofort beruhigen. Offenbar stand ich im direkten Kontrast zu seinem Wolf und deshalb war es für ihn nicht weiter verwunderlich.

" Wir müssen trainieren. Du hast dich mit deinem Wolf verbunden und du weißt wie du dich verwandeln kannst. Aber du weißt noch nicht wie stark du wirklich bist und genau das werden wir morgen gemeinsam herausfinden. Du musst für den Ernstfall vorbereitet sein, verstanden? " murrte er und strich mit seinem Daumen über meine Wange. Die Geste löste eine Gänsehaut aus, die mich leicht frösteln ließ. Nach einem kurzen Kuss verschwand Ciro dann aber. Er hatte noch einige Dinge zu erledigen wie es schien und ich konnte eine Pause von all den neuen Eindrücken gebrauchen.

Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer und blieb verdutzt stehen. All meine Sachen waren verschwunden, die Schränke standen offen. Das Bett war komplett frisch bezogen worden und all die Bücher die ich in der Zwischenzeit gelesen hatte lagen wieder sorgfältig in den Regalen.

" Unser Alpha hat veranlasst deine Sachen in sein Schlafzimmer zu verlagern. " erklärte die Stimme hinter mir. Es war einer der Wachen. Anders als vorher war er nicht mehr so stocksteif mir gegenüber, sondern verhielt sich ganz normal und plauderte sogar mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich folgte ihm zu Ciro's - unserem - Schlafzimmer und bevor ich eintrat hielt die Wache mich auf. " Willkommen Zuhause, Beta. "
Dann ging er und ließ mich alleine zurück.

——

Nach einem langen Bad stand ich in der Küche. Ich wollte Ciro etwas gutes tun, also kochte ich ein traditionelles Essen meiner Familie, das Mum mir bereits als ich sehr klein war beigebracht hatte. Schon immer war ich neugierig was sie dort in der Küche trieb, also half ich ihr und je älter ich wurde desto mehr Aufgaben durfte ich unter ihren wachsamen Augen erledigen.
Es war eine Art Gemüse Auflauf, doch Dank der Kräuter stärkte es den Geist, beruhigte falls nötig die Nerven und schenkte Wärme.

Ich war so vertieft in die letzten Schritte, das ich Ciro gar nicht bemerkte. Den ganzen Tag über hatte ich ihn gespürt und wusste das er da war, doch nun spürte ich seine Berührungen sogar auf meiner Haut.

" Das riecht gut. " flüsterte er und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Diese Vertrautheit war mir noch vollkommen neu, doch nicht mehr länger unangenehm. Es war als hätte die Vereinigung zwischen uns all die Zweifel die ich ihm gegenüber hatte beiseite geschoben.
Schweigend aßen wir, warfen uns aber immer wieder Blicke zu.

Ich für meinen Teil war im Begriff mich in den Alpha zu verlieben der er für mich war. Nicht das kalte, egoistische Monster das er nach außen hin zeigte... Sondern der rücksichtsvolle Beschützer, der meine Seele und meinen Körper auf eine Weise berührt hatte, die ich nicht für möglich hielt.