Die Villa
Kapitel 2
———
" Kaya, warte! Um Himmels Willen! Warte! "
Mum hechtete mir hinterher aber sie war schneller. Jeder hier im Circle war schneller als ich, denn alle hatten ihre Transformation zum Wolf schon hinter sich. Ich hingegen war immer noch der erbärmliche Mensch, nach außen hin nichts wert und innen bereits tot.
Die Zeremonie endete damit das Ciro und ich uns aufeinander geprägt hatten. Dieser Verbindung konnte niemand entfliehen, es war wie ein Versprechen auf Lebzeiten. Ich war mir fast sicher Ciro's knurren gehört zu haben als ich ihm ins Gesicht gespuckt und davon gelaufen war, weil ich ganz sicher nicht mit diesem arroganten Mistkerl mitgehen würde... Doch mir blieb keine andere Wahl.
Ich war noch nicht mal richtig zuhause angekommen, da kamen mir schon die Wachen des Alphas entgegen. Sie sagten nichts - und das mussten sie auch nicht - aber sie warteten. Warteten darauf, daß ich ihnen folgte... Das würde nicht geschehen.
" Ich will alleine sein. JETZT! " knurrte Ich und schlug die Tür meines Zimmers zu. In diesem Moment wünschte ich mir tatsächlich meinen inneren Wolf auferstehen zu lassen, damit ich fliehen konnte. " Verdammt! Was mache ich denn nur jetzt... "
——
Die Wachen waren unangenehm geduldig. Einige Stunden hatte Ich sie und meine Eltern vor der Türe warten lassen, doch ich wusste dass das nicht mehr lange gut ging. Und ich sollte recht behalten.
Ein seltsamer Geruch ergriff Mich und ich spürte das sich etwas unheilvolles näherte... Aber wieso? Wieso vernahm ich jetzt auf einmal solche Dinge, die mir vorher nicht einmal aufgefallen waren?
Diese Frage wurde fast umgehend beantwortet. Schritte schwerer Stiefel waren deutlich auf dem Fußboden zu hören. Sie näherten sich mir und die Wachen, genauso wie meine Eltern, verfielen in leises Gemurmel. Ich schlich zur Tür und lauschte, konnte aber nichts mehr hören.
Plötzlich sprang die Tür auf und vor mir stand Ciro. Seine Augen waren noch immer blutrot, doch er verwandelte sich nicht. Er war wütend, daß konnte ich anhand seiner schnellen Atmung, aber vor allem an dem leichten knurren vernehmen.
" Du kommst mit mir. " knurrte er und starrte mich nieder. Hinter ihm bauten sich meine Eltern auf die wenig hilfreich waren und nur zusahen. " Ich bin dein Alpha, ich befehle es dir! "
Jeder im Circle der an seinem Leben hing verneigte sich automatisch wenn der Alpha einen Raum betrat. Jeder - außer ich. Auch jetzt noch hielt ich den Kopf oben, hielt Blickkontakt und trotzte ihm. Ich wollte mich meinem Schicksal nicht fügen.
Er bemerkte meine Haltung und trat näher um mich ein zu schüchtern.
" Ich würde vorschlagen du tust was ich sage. Das ganze kann nämlich noch unangenehmer für dich werden wenn du dich weiter sträubst. "
Allmählich überzog eine Gänsehaut meinen Körper. Ich konnte das Blut in meinen Adern hören, spürte wie es pulsierte. Ich verstand was genau dieses Gefühl und vor allem den Geruch vorhin ausgelöst hatten. Jetzt, da wir aufeinander geprägt waren spürte ich den Alpha bereits lange bevor er überhaupt in Sichtweite kam. Ihm musste es genauso gehen.
" Tut mir leid,... " begann ich, " aber hier liegt ein Missverständnis vor. Ich bin nicht deine Beta und will es ehrlich gesagt auch nicht sein. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, aber ich werde nicht mit dir kommen. "
Das leise weinen meiner Mum erregte kurz meine Aufmerksamkeit - genau in diesem Moment griff Ciro nach meinem Handgelenk. Grob zerrte er an mir herum. Er war wesentlich stärker als ich. Er ließ mir keine Zeit mehr, zog mich mit sich und wies meine Eltern an, meine Sachen zu packen.
" Meine Wachen werden ihre Sachen in die Villa bringen. " erklärte er beiläufig und ignorierte dabei wie ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen. Ich war hilflos, sah flehend zu meinem Dad, doch der hatte den Kopf bereits gesenkt als Ciro und ich an ihm vorbei liefen. Egal wie sehr ich versuchte mich los zu reißen, ich schaffte es nicht. Er war zu grob, zu stark und jedesmal wenn ich es erneut versuchte, schloss sich seine Hand etwas mehr.
Ich war verloren...
——
Durch dichtes Geäst vorbei an Steinmauern und Wachen schleifte er mich in Richtung Villa.
Keno und Runa, unsere bisherigen Anführer und die Eltern von Ciro, standen auf einer kleinen Terrasse mit gepackten Taschen. Es war üblich das die ehemaligen Anführer sich zur Ruhe setzten - sie waren die einzigsten, die das Rudel dadurch verlassen durften.
Runa sah mich mitleidig an. Sie spürte den Kampf in mir, aber sie schwieg. Keno hingegen sah genauso arrogant aus wie sein Sohn, doch auch bei ihm hatte sich eine Furche der Sorge gebildet.
Die Villa gehörte seit mehreren Jahrhunderten den Anführern unseres Rudels. Von der Terrasse aus, so erzählte man sich, konnte man das gesamte Dorf überblicken. Es war groß und bot eine Menge Platz.
Er riss mich mit sich, vorbei an seinen Eltern. Meine Beine wurden bleiern, meine Füße schmerzten - ich brauchte dringend eine Pause.
Aber Ciro sah keinen Grund anzuhalten.
Irgendwann erreichten wir in der dunklen Villa eine Holztür, die er krachend aufschlug. Dahinter befand sich ein Schlafzimmer. Goldene Ornamente zierten die dunklen Bordüren an den cremefarbenen Wänden, ebenso wie das Gestell des Himmelbettes aus Gold war. Ein kleiner Tisch mit einem Stuhl thronte in der Ecke und diente den Vorbesitzern als Ruheplatz zum lesen. Direkt daneben begann eine wandlang die riesige Ansammlung an Büchern.
Endlich ließ Ciro mich los. Mein Handgelenk schmerzte und ich hatte bereits rote Flecken von seiner groben Gangart.
" Dein Zimmer. " knurrte Ciro. " Die Wachen werden dein Gepäck bringen und dich herum führen. Du bleibst hier drin, bis ich etwas anderes sage. Nutze die Zeit um dir eine Entschuldigung zu überlegen. "
In meinem Kopf formten sich Worte, die ich nicht bereit war zu sagen und ehe ich mich versah platzte eines davon heraus.
" Idiot. "
Diesmal waren wir alleine. Diesmal waren weder Wachen noch Gäste anwesend... Und diesmal ignorierte er die Beleidigung nicht einfach so. Wütend stapfte er auf mich zu, packte mich am Hals und warf mich gegen die Wand. Mehrere Bücher fielen laut polternd aus den Regalen.
" Du wirst... Wenn nötig auf die schmerzhafteste Art... Lernen, mir Respekt zu zollen. Ich bin dein Alpha und du hast mir zu gehorchen, verstanden! " brüllte er. Seine Atmung ging so schnell als wäre er einen Marathon gerannt. " Ich will keine Widerworte mehr von dir hören. Du wirst tun was ich dir sage! Von nun an wirst du lernen dich der Offenbarung zu fügen! "
Langsam rappelte ich mich vom Boden auf.
Ich war wütend weil er so herablassend mit mir redete, aber noch wütender war ich weil er mich attackiert hatte.
Ich dachte zurück an meine Eltern und was all das für die bedeutete. Plötzlich ergriff mich eine Panik, die ich noch nie zuvor gespürt hatte. Ich hatte Angst, daß sie meine Rebellion ausbaden mussten, also... Tat ich das, was er wollte.
" Ja Alpha... " flüsterte ich. Die Worte gingen nur schwer über meine Lippen. Mein Körper schmerzte aufgrund der Niederlage, aber womöglich auch deshalb, weil ich unsanft gegen die Wand befördert wurde.
Ciro wartete noch einen Augenblick. Er sah mich nicht an. Sein Blick lag auf den Büchern die bei seiner Attacke aus dem Regal gefallen waren.
" Räum das auf... Und dann warte hier. Sobald die Wachen deine Sachen bringen kannst du die Schränke damit befüllen. Ich weise sie an dir das Badezimmer zu zeigen - ansonsten verlässt du das Zimmer nicht. Du wartest, bis ich es dir erlaube. "
Diesmal gab ich keine Widerworte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro