Die Straße der Einkaufspassage ist an diesen verkaufsoffenem Sonntag gut gefüllt. Meine Finger sind fest mit Katjas Hand verschränkt. Ihre Wangen glühen vor Vorfreude. Sie zeigt auf einen weiteren Klamottenladen. Ihre Sonnenbrille verhindert, dass ich ihr direkt in ihre grasgrünen Augen schauen kann. Ihr Lächeln streift meine Seele und so lasse ich mich bereitwillig hinter ihr herziehen und durch die Menschenmassen geleiten.

Mein Blick streift über unterschiedliche Gesichter, jedem erdenklichen Alters. Frauen, die ihren Kinderwagen sanft schunkeln. Ein Mann, der seine Großeltern zu einem nahegelegenem Café begleitet. Kinder, die um den Springbrunnen herum rennen und einander fangen, bis ihre Eltern sie ermahnten, nicht so nah am Wasser entlang zu laufen. Was sie wohl von uns denken wenn sie uns, als frisch verliebtes Pärchen, betrachten? Es erfüllt mich mit stolz neben einer so wunderschönen Frau, wie Katja es ist, entlang der Gassen zu spazieren.

Ihr braunes Haar glänzt rötlich, während die Sonnenstrahlen des späten Herbstes darauf fallen. Als sie an einem Kleiderständer die Bügel weiterschob, umarme ich sie von hinten und betrachte unser Spiegelbild in dem gegenüberliegenden Schaufenster. Ich sehe einen dunkelhaarigen Mann der seine Freundin um gut anderthalb kopflängen überragt und wende den Blick von seinen unnatürlich blau hervorstechenden Augen ab. Sie sind der Grund für die Hänseleien in der Schule und dem Hass meiner Expartnerin. In ihnen spiegelt sich die Kälte wieder, die mein Inneres fest im Griff hat. Jenachdem wie tief ich meiner Depression verfallen bin, kann man darin laut meiner Ex den Tod wieder finden. Ein Umstand der sie krank gemacht hat. Ich habe sie zerstört. Nicht umgekehrt. Auch wenn mein Therapeut mir in unzähligen Sitzungen etwas anderes weis zu machen versucht, ist es offensichtlich. Das ich allein Schuld an dem Scheitern unserer Beziehung war.

Ich hauche eine Kuss auf den rotbraunen Haarschopf vor mir, woraufhin sich ein warmes Gefühl in meiner Brust ausbreitet. Es fühlt sich gut an jemanden zu halten. Sie gluckst zufrieden in meinen Armen und verrenkt ihren Kopf, um mir einen Kuss auf die Wange zu pressen.
Dabei stellt sie sich auf ihre Zehenspitzen und presst im Anschluss darauf, ihre Lippen fordernd auf meine. Da ist es wieder. Dieses Gefühl in meinem Burstkorb, als könnte ich jeden Moment vor Glückseligkeit platzen. Ich bin durch und durch vernarrt in Katja. Jedes Mal wenn ich sie ansehe, beginne ich mich still und heimlich zu fragen, ob sie sich meiner Warren Gefühle wirklich bewusst ist. Ob ich ihr ausreichend zeige, wie sehr ich sie liebe.

Augenblicklich zücke ich mein Handy hervor, um den Moment festzuhalten. Ich wollte das die Menschen um mich herum sehen, wie glücklich sie mich macht und aktualisierte meinen Whatsappstatus.

„Wie findest du das?" Sie hält sich ein rotes Kleid vor die Brust. Ich will ihr gerade erwidern, dass rot meine Lieblingsfarbe ist, da entgegnet sie mir bereits, dass sie es anprobieren möchte. Ich folge ihr in das Geschäft und lasse mich auf das Sofa, das zwischen der Herren und Damenumkleide aufgestellt wurde, nieder sinken. Nach gut zweieinhalb Stunden Fußmarsch, verspüre ich eine zunehmende Erschöpfung in meinen Gliedern und bin sichtlich froh über die Möglichekit mich auszuruhen. Ich strecke meine langen Beine aus, die durch das langsamme gehen begonnen haben zu schmerzen. Die Tüten, vollgepackt mit unseren vorherigen Einkäufen, stelle ich vorsorglich neben mir auf den freien Platz ab.

Sie reist den Vorhang beiseite und präsentierte mir voller Stolz das purpurrote Kleid. „Ist es nicht Zauberhaft. Es ist sogar reduziert worden auf 289.99 Euro." Sie dreht sich einmal im Kreis und strahlte dabei heller als die Sonne.

Geblendet von ihrem Enthusiasmus ließ ich meine Kreditkarte für das Kleid und gegen den Rat der Verkäuferin sprechen. Dann saß es um ihren Oberkörper eben etwas lockerer. Sie war immerhin früh Mutter eines zauberhaften Jungen geworden. Nach dem Stillen war es vollkommen normal, dass man an Körperfett verlor. Auch an unliebsamen Stellen wie dem Brustumfang. Noch heute nagte es an ihrem Selbstwertgefühl. Wenn dieses Kleid also dafür Sorge trug, dass sie sich selbst endlich aus meinen Augen betrachtet und sie sah wie schön sie in Wirklichkeit ist. -Warum versuchte die Verkäuferin es uns dann auszureden?