keine Stille
Kapitel 53
Ducan
Lilyanna war einnehmend. Soviel stand fest und da sie aufgrund ihrer Erfahrungen als niedere Person, keinerlei Berührungsängste mit flegelhaften Männern hatte, war es wohl auch nicht erstaunlich, dass Fremon und Gibs bereits kurz nachdem wir meine Hauptstadt verlassen hatten, begannen, ihr fröhlich alle Geheimnisse zu offenbaren.
„Schmuggler?", rief Lilyanna überrascht aus, als die Brüder ihr erzählten, wie ich sie vor dem Galgen bewahrte, weil ich überrascht gewesen war, dass sie beim Schmuggeln von Güter es bis in die Frühlingslande unentdeckt geblieben waren. Dass man sie erwischt hatte, war reiner Zufall gewesen.
„Ja, Hoheit. Ihr befindet euch in fröhlicher Gesellschaft von ganz niederen Gesindel. Ich bin immer wieder verwundert, dass wir mit so bezaubernden edlen Leuten, wie euch, zu tun haben", sagte Gibs mit einer Schippe Sarkasmus in der Stimme, die Lilyanna zum Lachen brachte und dazu führte, dass die Männer begannen, vor ihr mit ihren großartigen Schmugglerruten zu prahlen, die ich nun selbst nutzte, um Lilyannas Onkel etwas mehr Lebensmittel als ausgemacht, abzunehmen. Ich war auf illegale Aktivitäten angewiesen, um mein Volk zu ernähren.
„Ein Gutes hat der Bruch mit den Sommerlanden gebracht, MyLady. Wir hatten nie so hübsche Flüchtlinge wie Euch, in unserem Reich. Welche der hübschen Sommerlandfrauenzimmer würde auch je einen Fuß in unser eisiges Land setzen", schmeichelte Fremon meiner Verlobten ganz ungeniert und wieder lachte Lilyanna. In ihren Erzählungen hatte meine Verlobte mich fast vergessen. Mich und die Tatsache, dass ich noch immer ihre Zügel hielt, weil Lilyanna sie nicht zurückgefordert hatte und ich das Gefühl mochte, sie so quasi an der Leine zu haben. Das gab mir das trügerische Gefühl von Kontrolle über diese Frau, die launischer zu sein schien als die Eiswinde, die ich gewohnt war.
„Ich bin mir sicher, das ist Euer gewöhnlicher Anmachspruch, bei den Damen", sagte sie gescheit und Gibs lachte.
„Erwischt, Bruder!"
„Ich versichere Euch, dass es ein gut erprobter ist. Für unsere zukünftige Königin, nur das Beste. Zudem seid ihr wirklich ein ungewöhnlicher Anblick in Burschen-Kleidung. Ihr könnt mir nicht verübel, von Eurer Anwesenheit so eingenommen zu sein, Hoheit."
„Ihr Männer habt Glück, dass ihr nicht in diese Mieder und in Röcke gedrängt werdet, ich mag Hosen", gab Lilyanna unbedacht zu und die Männer lachten über ihr ungewöhnliches Auftreten.
„Hoheit, ihr raubt mir mein Herz!" Fremon fasste sich theatralisch an die Brust.
„Oh, nennt mich Lil, ich hab mich an das 'Hoheit' noch nicht wirklich wieder gewöhnt", bot sie an und die Männer wurden auf einen Schlag wieder sehr höflich. Was Lilyanna ihnen da anbot, war eine Ehre, und zwar eine, die mir eher zugestanden hätte, als diese beiden Flegel!
„Es wäre uns ein Vergnügen, Lil", hauchte Gibs und machte wirklich den Eindruck, als wäre er gerührt. Die plötzliche Eifersucht, die mich überkam, sorgte dafür, dass ich etwas zu straff an den Zügeln, von Lilyannas Pferd zog und es kurz trotzig aufwiehrte. Ein Trotzkopf, wie seine Reiterin, als ob ich das gebraucht hätte. Aber ich ließ sofort wieder locker, als ich die Aufmerksamkeit von meinen beiden Leibwächtern und meiner zukünftigen Frau hatte.
„Ihr werdet sie nicht Lil nennen! Keiner von euch", fuhr ich die Männer an, worauf mich der böse Blick meiner Verlobten traf.
„Leute, die ich mag, dürfen mich so nennen. Ihr dagegen bleibt lieber bei Prinzessin Lilyanna, Sire", warf sie mir entgegen und mir gelang es, die Fassung wiederzuerlangen, weil ich genau wusste, womit ich sie ebenfalls ärgern konnte.
„Selbstverständlich, Eheweib." ich betonte das letzte Wort und sah wie ihre Augen begannen mich bei lebendigem Leibe verbrennen zu wollen. Sie hasste es daran erinnert zu werden, dass sie meine Frau sein würde. Lilyanna verfluchte mich leise und Gibs und Fremon versuchten ihr lachen hinter einen Husten zu verbergen.
„Genauso unterhaltsam wie es Eugen versprochen hat", kommentierte Gibs gegenüber seinen Bruder und ich wusste jetzt schon, dass ich in Zukunft mehr darauf bedacht sein musste, dass die Brüder weniger mit Eugen zu tun hatten. Doch weil er mein Stellvertreter war und der Magier damit der Einzige, der von der Gegenspionage wusste, die ich über Fremon und Gibs betrieb, würde das schwer zu kontrollieren sein. Außer mir erstatteten sie nur Eugen bericht, weil ich meist zu eingebunden von meinen Pflichten als König war.
„Nein. Besser, Bruder. Viel besser." gab Fremon hinterher und diesmal war es nicht nötig, dass ich die Männer zur Ordnung rief, Lilyanna mochte den Gedanken wohl auch nicht, dass unser Verhalten auf andere amüsant wirken sollte.
„Ja, lacht nur. Ihr müsst ihn ja auch nicht heiraten", gab sie zurück und ich sah sie wieder mit verengten Augen an. Die Brüder lachten wieder.
„Euch stehen Krone und Kleid besser, Hoheit. Viel besser."
Sie wollte etwas darauf erwidern, als wir in einen Waldweg einbogen, der aus Winterbäumen bestand, die jetzt ihre schneeweißen, ungenießbaren Früchte trugen. Lilyanna war sichtlich sprachlos über den Anblick und auch ich genoss das Rascheln der Bäume, die ein heilsamen Singsang mit sich trugen, den man in der Stadt nie hörte.
„Ich hab sie noch nie selber singen hören" freute sie sich und schloss genießerisch die Augen, als wir so tief in den Wald eindrangen, dass außen dem Knirschen des Schnees unter den Hufen unserer Pferde und das liebliche Singen der Libellen-Vögel nichts mehr wahrnahmen.
Auf einen Ast in der Nähe landete einer der gefiederten, kleinen Vögel und putzte seine vier Flügel, während ein Artgenosse die für Menschen unverdaulichen Beeren aßen. Als eines der Pferde schnaufte, wurden sie aufgeschreckt und sie verzogen sich in das dicke Geäst der Bäume zurück.
Doch das Singen ging unverändert weiter, solange bis sich darunter ein Jammern mischte, dass selbst mir durch Mark und Bein ging.
Ich zügelte die Pferde, damit sie stehen blieben und Gibs und Fremon legten die Hände auf ihre Waffen, um vorbereitet zu sein, sollte das Jammern, dass sein, was sie vermuteten: Klagewölfe. Sie jagten das wenige Bodenwild, dass sich in diesen Wäldern versteckte und waren aggressiv genug, um auch in Pferden und Menschen Beute zu sehen. Normalerweise hielten sie sich von Dörfern und kleineren Menschenniederlassungen fern, solange es genügend einfachere beute, zu erlegen galt und ihnen Menschenansammlungen zu laut waren, aber wir waren längst nicht mehr in der Nähe der Stadt.
„Klingt wie ein Jungtier", meinte Fremon und ich nickte zustimmend, als das Jammern wieder ertönte und damit in Lilyanna genau das hervorrief, was sie in den meisten Frauen hervorriefen und was ihnen ihren Namen eingebracht hatten: Sie klangen wie ein verletztes Kleinkind.
Aber auf dieses Klagen sollte man nicht hereinfallen, denn sie waren gefährlich, selbst für mich, weil sie absolut immun gegen Magie waren und damit brandgefährlich. Sie galten dennoch als besonders, heilige Tiere und meine Gesetze schützten die Wälder, in denen sie sich bevorzugt aufhielten. Aber dass sie natürlich nicht davon ab auch hier zu jagen, man konnte nur hoffen, nicht selbst beute zu werden.
Beta: noch nicht
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