Frustration - Teil 1
Kapitel 49
Lilyanna
„Du willst mich heiraten", hauchte ich leise und war mir nicht einmal sicher, dass diese Worte bis zu ihm gelangten und ich wusste auch nicht, ob ich wollte, dass sie das taten. Die Vorstellung in zu heiraten, seine Frau zu sein, machte mir Angst, verwirrte mich und gestattete mir gleichzeitig ein zartes, hoffnungsvolles Gefühl.
Seine Frau sein. Bei den Göttern, als Kind hatte ich nichts anderes gewollt. Ich hatte eine romantische Vorstellung davon, wie eine Ehe aussah. Genährt aus alten Märchen und dem, was meine Eltern füreinander bedeutet hatten, doch eine Garantie für Liebe war eine Ehe nicht. Das hatte ich später erfahren. Liebe war keine relevante Größe für eine Ehe, auch wenn alle im Zusammenhang damit, von Liebe redeten. Konnte ich Ducan lieben?
Er war unleugbar ein Mann, der mir gefiel, auch wenn mich seine steife Haltung und die mangelnde Offenlegung seiner Gefühle frustrierte. Er war mir so unähnlich. Ich könnte nie einfach so dastehen, wie er es gerade tat.
Wie eine Statue. Groß und machtvoll, wie ein Berg im Sturm.
„Ich werde dich heiraten, Lilyanna. Und du wirst es akzeptieren, darüber solltest du eigentlich froh sein", stellte er klar. Seine Tonlage hatte dabei diesen Befehlston angenommen, der wie ein jucken über meine Haut glitt, sodass ich das Gefühl hatte mich dort kratzen zu müssen. Unangenehm und provokant. Ich mochte diese Tonlage nicht, das hab ich nie und ich hasste es noch mehr, dass er recht damit hatte. Ich sollte glücklich sein und war es auch irgendwie.
Ich hatte eine Zukunft und ein Weg hatte sich vor mir aufgetan, den ich beschreiten konnte. Diese Verlobung gab mir Halt. Aber das wollte ich nicht zugeben, nicht einmal vor mir selbst.
„Wieso? Woher der Sinneswandel? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du noch vor ein paar Tagen sehr viel lieber Owellya geheiratet hättest. Was also ist geschehen?", fragte ich, weil ich glaubte, den Fehler finden zu müssen, der diese Situation so günstig für mich verlaufen ließ. Die Götter haben mir nie gut zugespielt, warum sollten sie es jetzt tun?
„Ist das wichtig?"
„Natürlich ist das wichtig. An meinen Charme kann es schlecht liegen", gab ich patzig zurück und für einen kurzen Moment brach Ducans Stauen-Blick auf und ein hauchfeines Zucken in seinen Mundwinkeln verriet, dass er doch zu etwas wie Freude in der Lage war. Hatte ich ihn je richtig lächeln sehen? Er hatte mich bis jetzt immer nur einfach niedergestarrt, war wütend auf mich gewesen oder hatte besorgt zu mir hinuntergeblickt. Aber Freude? Nein.
„Wohl war", gab er zu und dann zuckte er mit den breiten Schultern, sodass ein leises Klimpern ertönte und mein Blick kurz auf die Ringe in seinen Ohren lenkten.
„Vielleicht gefällt mir dein Gesicht nur lieber als Owellyas, das sollte dich nicht scheren" Ich prustete undamenhaft und wandte mein Blick kurz ab, weil ich seinen Blick nicht weiter standhalten konnte. Wenn das seine Art von Humor war, würde ich an diesem Mann verzweifeln.
„Ich glaube nicht, dass du an mir oder Owellya je genug Interesse gezeigt hättest, um überhaupt festzustellen, dass wir unterschiedlichere Gesichter haben. Ich soll dich heiraten, also will ich eine Antwort", verlangte ich strickt und sah ihn nach einigen Sekunden wieder an. Sein Blick war verengt. Wut. Weil ich mich nicht so verhielt, wie er es wollte. Aber warum sollte es ihm anders gehen, als mir? Er trieb mich mit seiner Krämerei doch auch in den Wahnsinn. Er redete kaum mit mir, entschied Dinge einfach über meinen Kopf hinweg und erklärte mir auch nichts.
„Das hier ist keine Verhandlung, Prinzessin! Ich muss dir keine Zugeständnisse machen, damit du meine Bänder in deinem Haar trägst", gab er kompromisslos von sich und ich berührte ganz automatisch eine der Haarsträhnen, die sich aus meiner lockeren Hochsteckfrisur gelöst hatten. Ja, wenn ich ihn heiratete, würde ich seidige Bänder im Haar tragen, die mich als verheiratete Frau demonstrieren. Offene Haare trugen nur Männer oder unvermählte Mädchen. Ich würde es vermissen.
„Vielleicht. Aber wie heißt es doch so schön: Fürchte deine Feinde nicht mehr, als deine erzürnte Ehefrau, wenn sie erfährt, dass du dir welche gemacht hast." Cedrics Worte. Sie hatten mich damals zum Lächeln gebracht, weil diese Meinung wohl viele Männer waren. Frauen hatten kaum Macht inne, aber in der Ehe galt es, sie glücklich zu machen, weil sie sonst dazu in der Lage waren, ihren Männern ziemlich viele Probleme zu berieten.
Das schien dann wohl auch Ducan zu überzeugen, den er schwieg wieder bevor er eher zögerlich antwortete.
„Unsere Kinder wurden bereits durch die Zitadelle legitimiert", sagte er und ich öffnete den Mund wieder, schloss ihn, um darüber nachzudenken, was ich sagen wollte und öffnete ihn dann wieder.
„Ich wusste nicht, dass so etwas geht", gestand ich. Hieß das wirklich, was ich dachte? Dass nur Kinder, die er mit mir hatte, den Thron besteigen konnten? Warum sollte man so etwas vorneweg bestimmen? War das nicht sehr gefährlich, wenn es nicht zu dieser Ehe kam oder ich kinderlos blieb, oder vorzeitig verstarb? Es war ein großes Risiko für den Thron und damit für die gesamten Winterlande, das kam mir sehr gewagt vor.
„Wie du siehst, geht es. Wenn du dich je gefragt hast, wem du an meisten in meinen Hofstaat zu fürchten hast, dann lass dir sagen: Es ist Eugen, dessen Empfehlungen die Zitadelle befolgt, als würden die Götter persönlich, sie ihnen zitieren." fügte Ducan an und ich war erneut erstaunt. Eugen hatte das getan? Und nur weil er das empfiehl, tat die Zitadelle so etwas? Das war doch verrückt.
„Eugen ist dafür verantwortlich? Wieso? Ist das nicht sehr riskant?"
„Er hat erreicht, was er wollte. Jede andere Frage stellst du lieber ihm, als mir. Mir ist es egal wen ich heirate, ich brauche eine Frau, die mir Kinder schenk, nichts weiter." Oh. Das war eine klare Aussage und eine, die mich dazu brachte mich wieder von ihm abzuwenden. Das ist also der Mann, den ich heiraten sollte? Das konnte nicht wahr sein!
Ich ignorierte den schmerzvollen Stich in meiner Brust und redete mir ein, dass ich deswegen nicht beleidigt war.
„Romantisch", entfloh es mir ähnlich sarkastisch, wie Ducan selbst zuvor.
„Sei nicht so naiv, Lilyanna. Das hier ist keine abendliche Kindergeschichte. In der Ehe geht es nicht um Romantik oder Liebe, es geht um die Ausübung Macht und dessen Erhalt. Du wirst meine Frau werden, ob es dir gefällt oder nicht und ich werde dich zu meiner Königin machen, ob es mir gefällt oder nicht. So einfach ist das." Ja. So einfach und gleichzeitig so hoffnungslos.
Ich sollte wirklich aufhören, irgendwie auch nur zu hoffen, es könnte mehr als das alles sein. Er liebte mich nicht und würde mich wahrscheinlich auch nie lieben und ich würde nur eine von vielen Frauen sein, die in einer lieblosen Ehe gefangen waren. Daran gab es absolut gar nichts auszusetzen. Bis vielleicht auf den Klos, der sich in meiner Kehle bildete und drohte mich ersticken zu lassen. Es wäre doch nie anders gewesen, oder? Warum also tat es so verflucht weh, dass alles aus seinem Mund zu hören?
Beta: noch nicht
Zum reinlesen:
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