Fahrt in die Vergangenheit - Teil 2
Kapitel 139
Lilyanna
"Du solltest nicht hier sein, Lil. Das alles ist Vergangenheit, es ist geschehen und nichts spielt mehr eine Rolle. Nicht für dich", meinte er und ich sah erneut kurz zu den beiden Reitern, die sich weiter entfernten. Sie unterhielten sich, ich hörte noch lange das Lachen meiner Mutter.
"Was soll das alles? Warum ist das alles falsch? Was hat das zu bedeuten?" fragte ich ungestüm und wollte nichts davon wissen, warum ich hier war und dass ich nicht hier sein sollte. Es war mir egal, was aber nicht egal war, dass es nicht richtig war. Das alles hier, dieser Traum, er ergab keinen Sinn.
Ich war nicht tot auf die Welt gekommen und den Reiter in diesem Wald war nicht Oswald, sondern mein Vater gewesen. Ich verstand es nicht.
Cedrik schwieg, betrachtete mich nur traurig und ich wusste, dass er mir nicht antworten wollte.
Doch ich wollte es wissen! Musste es wissen!
"Der Mann auf dem Pferd sollte mein Vater sein!", meinte ich und Cedrik blinzelte nur wieder.
"Und ich bin nicht bei meiner Geburt gestorben! ich..."
"Deine Mutter hat deinen Vater sehr geliebt. Genauso wie dein Onkel sie fast vom ersten Moment an geliebt hat. Das war die Eigenart von ihr: Sie betrat einen Raum und jeder war augenblicklich von ihrer Freundlichkeit, ihrem Lachen und ihrem Humor verzaubert. In diesem Wald traf sie nicht deinen Vater, sondern Oswald. Und dass sie sich letztendlich für Juri entschieden hatte, war ein Dolch in das Herz deines Onkels. Er glaubte, einen Anspruch auf sie zu haben, weil er sie als Erstes kennenlernte. Vielleicht hätte sie ihn sogar geheiratet, wenn sie nicht noch am selben Abend deinen Vater kennengelernt hätte. Denn sie übrigens nur angesprochen hatte, weil sie ihn für Oswald hielt."
ich runzelte die Stirn. Also stimmte es doch?
"Verrückt, oder? Eine Adlige ihres geringen Standes wäre einem König sonst niemals so nahe gekommen und hätte keine Chance gehabt, Juri zu verzaubern, wenn Oswald sie nicht zu diesem Empfang eingeladen hätte. Und ein König ist nie ohne seine gesamte Entourage unterwegs. Die Begegnung mit deinem Onkel war notwendig und besiegelte gleichzeitig ihr Schicksal. Glück und Unglück in einem", meinte Cedrik und ich schwankte , als sich die Szene ein weiteres Mal endete.
Ich sah einen festlich geschmückten Schlosshof. Blättergirlanden hingen zwischen den Bäumen, die prächtig geschnitzte Gartenpavillon aus hellem Holz war das Zentrum des Geschehens. Fackeln erleuchteten ihn, als am Rand eine Adlige mit offenem goldenen Haar sich vorsichtig einem Mann näherte.
Sie lächelte breit, der Schalk glitzerte ihr in den Augen, als sie plötzlich vor ihm schoss und dem Mann einen kurzen Schreck einjagte.
"Gut, dass Ihr nicht wieder auf einem Pferd sitzt. Sonst hättet ihr abgeworfen werden können", meinte sie lächelnd und der Mann wich einen Schritt zurück. Wirkte kühler, distanzierter, aber ebenfalls sofort fasziniert. Diesmal war es mein Vater. Ich war mir diesmal sicher.
"Verzeihung?", fragte er und das Lächeln meiner Mutter verblasste, als sie ihren Fehler bemerkte. Sie wurde blass, blasser als sie sowieso schon schien und sank schnell in eine untertänige Verbeugung.
"Bei den Göttern! Es tut mir leid, ich habe Euch..."
"Verwechselt. Mit Oswald nehme ich an. Das passiert uns häufig", unterbrach mein Vater, der nun ebenfalls lächelte. Meine Mutter hob vorsichtig den Blick, entschuldigte sich ein weiteres Mal und wollte sich schnell davon machen, doch mein Vater hielt sie auf. Berührte ihren Arm.
"Mein Bruder tanzt gerade mit einer anderen Lady. Aber wenn es Euch nicht so forsch ist... dürfte ich Sie um diesen Tanz bitten?", fragte er und meine Mutter blinzelte erst verwirrt, bevor sie nickte und dann tanzten sie.
"Sie waren so verliebt. Es hätte fast einen Krieg ausgelöst, aber das war Juri egal. Alles, was er je für sich bis zu diesem Augenblick gewollt hatte, war deine Mutter. Doch damit wandten sie sich gegen die Götter und diese bestraften sie", meinte Cedrik und während ich noch stundenlang hätte zusehen können, wie meine Eltern miteinander tanzten und man die Spannung zwischen ihnen schon fast hätte greifen können, berührte Cedrik meinen Arm und wieder änderte sich allem um mich herum.
Ich hielt die Luft an, als der abendliche Himmel und Bäumen sich verdüsterte.
Ich sah eine Höhle mit schimmernden Wasser und altmodischen Gravierungen im Felsen. Ich sah meinen Vater, ich achtete diesmal darauf, dass ich ihn nicht mit Oswald verwechselte und trat näher. Er kniete auf dem Boden, untertänig wie ein Diener. Aufgelöst. Weinend. Flehend.
"Bringt sie mir zurück. Ich flehe Euch an, bringt mir meine Tochter zurück", hauchte er in diese Höhle und plötzlich wusste ich, dass dies die Höhle war, von der ich glaubte, dass ich in ihr auf Magie getestet worden war. Doch so war es nicht. Es war falsch. Das hier war keine Höhle für Magie Tests, das hier war ein alter Tempel der Götter.
"An diesem Tag erhörten die Götter deinen Vater nicht. Er hatte seine Liebe gewählt, aber die Götter straften deine Mutter mit Unfruchtbarkeit. Nach ihrem Willen, sollten sie kinderlos bleiben", meinte Cedrik hinter mir.
"Aber... ich bin doch da", flüsterte ich eher zu mir selbst und dann sah ich, wie ein zweiter Cedric die Szenerie betrat, sich neben meinen Vater kniete.
"Die Götter sind grausam", hauchte er und mein Vater hob den Kopf. Erschrocken, erschöpft und dennoch hoffnungsvoll.
"Ich flehe Euch an, gebt' sie mir zurück. Bitte.", er glaubte, er redete mit einem Gott und ... vielleicht lag er damit gar nicht so falsch.
"Du hast dich den Anweisungen der Götter widersetzt", meinte der vergangene Cedrik und mein das Weinen meines Vaters wurde herzzerreißender.
"Es tut mir leid. Ich tue alles. Bitte bestraft mich! Mich! Nicht mein Volk, nicht die Winterlande. Bestraft mich! Lasst mein Kind leben!", meinte er und erst jetzt sah ich, dass er ein Bündel an seine Brust drückte, ein Kind. Ein Neugeborenes. Mich.
Der vergangene Cedrik zögerte und ich sah Mitleid in seinem Gesicht schwimmen und so viele Emotionen, dass ich sie nicht erfassen konnte.
"Überlege dir gut, was du dir wünscht. Sie gewinnen immer. Dein Glück wird nur temporär sein und am Ende wirst du dir wünschen, nie gegen sie rebelliert zu haben", meinte dieser Cedrik und mein Vater schniefte und sah auf das Neugeborene herab.
"Das ist mir egal. Ich will, dass sie lebt. Ich will meinen Vertrag mit den Winterlanden erfüllen, für Frieden sorgen. Selbst wenn sie mein einziges Kind bleibt", meinte mein Vater und Cedrik streckte die Hand nach dem Säugling aus.
"Sie wird so schön wie ihre Mutter, doch weder du noch deine Frau werden Zeuge davon werden. Euch bleiben nur wenige Jahre mit ihr und euer Ende wird schmerzerfüllt sein. Wenn du dir das wünschst, dann soll es geschehen."
"Ja!", verkündete mein Vater ohne zu zögern. Der vergangene Cedrik aber haderte immer noch, nickte dann aber schließlich.
Schloss einen Deal mit ihm, um mich im leben zurück zu hohlen.
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