Eifersucht?
Kapitel 115
Lilyanna
Ich konnte unmöglich auf meinen Platz neben Ducan verweilen, als ich meinen Cousin erblickte, den ich seit so vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. An den ich jahrelang nicht einmal mehr gedacht hatte.
Die Verwandtschaft seitens meiner Mutter waren immer sehr dürftig gewesen, ich hatte den Bruder meiner Mutter nur ein einziges Mal gesehen, aber dessen Sohn Tristan war relativ oft am Hof meines Vaters gewesen. Nicht zuletzt, weil man sich von der erhobenen Position meiner Mutter einen Vorteil erhoffte.
Tristan hatte einige Monate im Palast verbracht und ich erinnerte mich noch gut daran, wie sehr ich ihn gemocht hatte.
Vollkommen überwältigt vom Glücksgefühl einen Verwandten wiederzusehen, und sei er auch noch so fern wie Tristan, raffte ich freudestrahlend meine Röcke, brachte die wenigen Stufen des Podestes hinter mich, auf den Ducan und ich gesessen hatten, und fiel Tristan regelrecht um den Hals.
Ich schlang meine Arme um seinen Hals und musste die Freudentränen herunterschlucken, die mir sein plötzliches Auftauchen in die Augen getrieben hatten. Tränen des Glücks, denn ich hatte nie daran gedacht ihn je wieder zu sehen. Selbst wenn wir uns zuletzt als Kinder gesehen hatten.
Ich spürte, dass er sich verspannte als ich ihn drückte und ließ ihn sofort wieder los um ihn breit anzulächeln. Er war groß geworden und ... gut aussehend. Er hatte nicht nur dieselbe Augenfarbe wie ich, sondern besaß auch das unverkennbar goldene Haar meiner Familie mütterlicherseits. Das typische Gold, das viele Herbstlandbewohner besaßen.
Obwohl ich zugeben musste, dass seines etwas heller war, genauso wie seine Haut dunkler war als meine, denn im Gegensatz zu mir hatte er die Jahre in einem Land verbracht, in dem die Sonne zwar nicht ständig hoch oben am Himmel stand wie bei den Sommerlanden, aber auch nicht nur am Horizont schwebte wie hier in den Winterlanden.
"Bei den Göttern, ich hätte nicht gedacht dich jemals wiederzusehen!", entfuhr es mir, als ich ihn losließ und er mich ebenfalls ungläubig ansah, bevor er sich wieder fing, sich verbeugt und dann erst wagte wieder den Mund zu öffnen. Bevor er es wieder schloss.
Ich lachte auf.
"Was? Sag bloß, du erkennst mein Schlammgesicht nicht?", fragte ich und bei der Erinnerung an diesen kindlichen Beinamen, mit dem er mich belegt hatte, als wir nach einem heftigen Wärmegewitter in den Pfützen bei den Pferdeställen gespielt hatten, entwich ihm endlich ein Lächeln.
Und was für ein Lächeln das war! Strahlend und hell, wie es nur ein Jüngling haben konnte, der keine Sorgen kannte. Die Monate mit ihm waren als pure Glückszeiten in meinem Gedächtnis geblieben und das, obwohl ich mich als Kind fast genauso oft über ihn geärgert hatte, wie er sich über mich.
Ich war zwar die Prinzessin gewesen, ihm damit um einige Titel höher gestellt, aber er war zwei Jahre älter als ich und damit das einzige Kind in meiner Nähe, mit dem ich hatte spielen können.
Tristan war mein Erster und damals einziger Freund gewesen, wo ich doch sonst nur von Erwachsenen umgeben gewesen war. Zumindest für die wenigen Monate, die er da gewesen war. Er hatte mir gezeigt, wie man durch die Dienstbotengänge schlich, um Kuchen noch nach dem Abendbrot zu stibitzen, mir gezeigt, wie aufregend diese dunklen Gänge sein könnten und wie man auf Bäume kletterte.
Aus der Sicht meines Vaters war er ein furchtbarer Einfluss auf mich gewesen, einer, der nach diesen paar Monaten nie wieder hatte kommen dürfen, um die Prinzessin der Sommerlande nicht von ihren Pflichten abzuhalten.
Meine Mutter hatte es dennoch erlaubt, dass er ab und an zu Besuch kam und ich habe die Tage mit ihm geliebt.
Nun aber stand kein Junge mehr vor mir, sondern ein junger Mann in einem offiziellen Gewand und einem Ausdruck auf dem Gesicht, der Ernsthaftigkeit versprach. Nur die schalkbesetzten Augen zeigten deutlich das wilde Temperament, dass man den Bewohnern der Herbstlande nachsagte.
"Wie könnte ich nicht? Ich dachte kurz deine Mutter stände vor mir", meinte er und Trauer legte sich in seinen Blick.
Mitleid und dann wieder Verwirrung. Ich konnte es nicht richtig einordnen, wollte ihn danach fragen, aber dann war da plötzlich eine Hand in meinem Rücken und ein Klagewolf an meiner Seite.
Ducan und Schatten hatten sich ebenfalls zu mir begeben und erst jetzt verstand ich, dass ich unmöglich so mit einem Vertreter der Herbstlande umgehen konnte. Ihn um den Hals fallen oder ihn unförmlich mit mir umgehen lassen. Selbst wenn er mein Cousin war. Es war nicht in Ordnung.
Sofort richtete ich meine Schulter und versuchte von meinem Fehltritt abzulenken, indem ich auch den anderen Männern zunickte und Eugen ignorierte, der ein Lachen hinter einer Handfläche verbarg. Der Magier hatte ein Herz für meine unkonventionelle Art, aber ich wusste, dass Ducan ganz und gar nicht begeistert war.
Ich musste ihn dafür nicht ansehen. Die Hand, die meine Hüfte umschloss, war etwas zu fest und schob mich unmissverständlich etwas beiseite. Weg von Tristan und an Ducan heran, während die anderen Abgesanten der Herbstlanden sich tief verneigten. Inklusive Tristan.
"Hoheit, ihr habt nach uns schicken lassen", entfuhr es einem der älteren Männer und versuchte, mein ungebührliches Verhalten zu ignorieren, während er auch sonst versuchte, den Blick auf mir zu vermeiden.
"Ich wusste nicht, dass ihr einen Verwandten der Prinzessin mitbringt, oder dass er sich in meinem Land aufhält", knurrte Ducan kalt und die Männer, die die Robe der Botschafter trugen, zuckten leicht zusammen. Ja, die klirrende Kälte in Ducan hatte mich zu Beginn auch ständig erschreckt.
"Nun, es war nicht geplant. Aber der junge Lord war zufällig im Land und wir dachten, dass es doch nett wäre. Die Prinzessin freut sich nun sichtlich", meinte er und ich sah wieder zu Tristan, dessen Blick zwischen Ducan und seinen Begleiter hin und her schwappte.
Und wie ich mich freute ihn wiederzusehen, auch wenn ich kurz nicht verstand, warum die Stimmung gerade so unfassbar kalt war, wenn es doch eigentlich gefeiert gehörte, dass ich lebende Verwandte hier begrüßen durfte.
"Ihr habt ihn mitgebracht, um festzustellen, ob sie tatsächlich Lilyanna ist. Ist das nun ein Zeichen dafür, dass ihr meinem Wort nicht vertraut, oder dem der Zitadelle?", fragte Ducan ungerührt und bei all der Aufregung, brauchte ich eine Sekunde um Ducans Worte zu begreifen, dann aber betrachtete ich Tristan.
Ducan hatte Recht. Mein Cousin hatte mich geradezu entsetzt angesehen und war vollkommen perplex gewesen, als ich ihn auch meinerseits erkannte und so offenkundig begrüßt hatte.
Ihm mit meinen Erinnerungen bewies, wer ich war. Der Tag, an dem ich in einer Pfütze ausgerutscht bin und mit dem Gesicht voran in den Schlamm fiel. Was ihn so laut zum Lachen gebracht hatte, dass er davon Bauchschmerzen bekommen hatte.
Er war hierher gebracht worden, um zu sehen, ob die Frau, von der Ducan behauptet hatte, sie sei noch am Leben, tatsächlich ich war und es war offenkundig, dass niemand wirklich daran geglaubt hatte.
"Kontrolle ist besser als Vertrauen, aber nun haben wir natürlich keinen Zweifel mehr an dem Wort der Zitadelle ... oder Eurem", meinte der Botschafter selbstbewusst und ich sah genau wie Eugens Lachen ebenfalls verstummt war.
Die Tatsache, dass er offen zugab, der Zitadelle nicht zu vertrauen, war eine offene Beleidigung für den Magier, doch er sagte nichts dazu. Er ließ es diesen Männern der Herbstlande durchgehen.
"Hoheit, bitte empfangt unser tiefes Mitgefühl und unser Beileid zu dem Schicksal Eurer Eltern und natürlich unsere Glückwünsche zu der bevorstehenden Vermählung", meinte der Gesandte und ich nickte leicht. Das Lachen war mir im Hals stecken geblieben, denn die Stimmung wollte sich nicht lösen. Keine Sekunde lang. Ich wusste nur nicht, woran das lag.
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Heute Abend!
Verlosung zu Saddest!
Mehr Infos auf Instagram bei @MrsJacquelyneMiller (link in meiner Bio)
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