
Beendet
Kapitel 146
Lilyanna
Mir rauschte das Blut im Kopf. Ich konnte es hören und auch spüren. Dieser zwischen Zustand von Leben und Tod fühlte sich bedauerlicherweise so unfassbar real an, dass ich mir für eine Sekunde tatsächlich wünschte, es würde einfach nur aufhören.
Doch dieser Gedanke des Aufgebens wurde noch in der Sekunde, in dem er entstand, im flammenden Zorn meines Temperaments in Asche verwandelt. So fein, dass nichts davon übrig blieb.
Kain hatte mich schon einmal getötet. Mich einen Turm heruntergeworfen und ich würde nicht zulassen, dass es ihm ein weiteres Mal gelang, ungeschoren davonzukommen. Ich spürte das Trommeln in meiner Brust. Mein Herzschlag.
Als eine der Schatten so dicht an meinen Körper kam, als wolle er überprüfen, ob ich schon bereit war von ihm verschlungen zu werden, reagierte noch etwas unter meinen Rippen. Hitze, Licht und Macht.
Eine Macht, die sich fremd und dennoch so unendlich vertraut anfühlte.
Es war das Knistern zwischen meinen Fingern, die Funken auf meiner Haut, die mich in einer Erinnerung mit Ducan mitrissen. Ich erinnerte mich daran, wie es sich anfühlte, wenn er mich berührte, wenn er meinen Körper mit seiner Magie überflutete und damit den Rausch der Lust verstärkte.
Ich hörte sein Flüstern in meinem Ohr, sein Stöhnen, seine heißen Versprechungen. Er hatte es nie gesagt, aber ich wusste das Ducan mich liebte - weigerte mich etwas anderes zu glauben. Wenn ich jetzt wirklich diese Welt verließ, würde ich diese Liebe mit mir nehmen!
Doch ich hatte einen Schwur geleistet.
"Ich komme zurück!", wisperte ich so hauchzart, dass ich überrascht war, dass Kain es überhaupt hörte. Und missinterpretieren.
"Natürlich wirst du das, mein Liebling. Ich werde dich an meine Seite zurückholen. Immer wieder. Solange bis du dir nicht vorstellen kannst, ohne mich zu leben, solange bis du mich liebst."
Seine Finger strichen zärtlich über meine Wange, bildeten einen kalten, zum Erbrechen widerlichen Kontrast zu der Gewalt, die er gerade über mich hatte einbrechen lassen.
Ich hasste ihn so sehr.
Ich hätte nicht geglaubt, dass ich das jemals wirklich so empfinden würde. Dafür war unsere gemeinsame Vergangenheit zu einprägsam gewesen. Doch jetzt tat ich es.
Der Junge, den ich mal kannte - sofern er je wirklich existiert hatte - war verschwunden. Es gab ihn nicht mehr.
Kain war in diesem verließ gestorben. Mein bester Freund war tot und das hier: Dieses Ding trug sein Gesicht wie eine Verhöhnung. Diese Maske...
Ich hob die Hand zu seinem Gesicht. Zitternd, schwach. Reflektierte seine Geste und sah noch, wie er lächelte, bevor ich meine Fingernägel in seine Haut bohrte, um ihm dieses Gesicht herunter zu ziehen.
Der Schrei den er ausstieß ließ die Schatten um uns herum flackern, als würden sie aufhören zu existieren. Er war der Ursprung dieser Dinger und ich hatte ihm seiner Konzentration beraubt.
Wenn er begann die Kontrolle über die Situation zu verlieren....
Ja. Ich grinste.
Wenn ich in einem gut war, dann Menschen in den Wahnsinn zu treiben, ihnen das Gefühl zu entreißen, sie hätten mich unter Kontrolle. Ich war eigensinnig und sturköpfig und alles andere als das, was eine Prinzessin sein sollte. Wagemutig, mit einer eindeutigen Tendenz sich selbst damit Probleme zu machen und geradezu naiv in Gefahren hineinlaufen. Ja.
Ab und an brachen mir diese Eigenschaften das Genick.
Aber jetzt waren sie genau das, was ich brauchte!
Kain versuchte zurückzuschrecken, doch ich weigerte mich, die Haut seiner Wange loszulassen und zu meinem Entsetzen sah ich ... wie sie riss. Bei den Göttern, sie riss wie Pudding.
Kain versuchte meine Hand wegzuschlagen, doch meine Finger leuchteten und waren wie verschmolzen mit seiner Haut. Duncans Magie in mir, machte Kain machtlos und auch wenn es nur ein Bruchteil von dem zu sein schien, war wohl der Winterkönig zustande brachte und es nur geliehen war, reichte es.
Es war genug, um einen Streifen Haut aus Kains Gesicht zu ziehen, sodass sein schmerzerfüllter Schrei den zerstörten Turm Erdbeben ließ und wahrscheinlich auch den gesamten Berghang.
Genugtuung brach in meiner Brust aus.
Dieses Arschloch hatte sich mit der falschen Frau angelegt!
Für einen Moment verschwanden die Schatten und als Kain sich losreißen konnte, sah ich wie Ducans Funken auf Kains Haut tanzten, sich in ihn gruben.
Mein ehemaliger bester Freund schrie weiter als es sich langsam ausbreiten und der Gestank von verbranntem Fleisch durchdrang das Gewölbe.
Ich nutzte die Chance, rappelte mich zumindest so weit auf, dass ich die Klinke zur Tür erreichte, hinter der Fünkchen randalierte und ihre mächtigen Pranken gegen das Holz schlug.
Jetzt ,ohne Schatten, die mich daran hinderten, war es geradezu absurd einfach sie zu befreien und mit einem riesigen Satz stand mein Klagewolf plötzlich zwischen mir und Kain. Ihr Fell gesträubt, die Zähne gefletscht und mit triefenden, geifernden Maul riss sie Kain um, als dieser gerade wieder dabei war sich zu fangen.
Er versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen. Schatten sammelten sich Fadenweise um seine Hand, doch als er sie in Fünkchens Fell drückte, erstickten diese und plötzlich war seine Hand zwischen ihren großen Kiefern. Er schrie erneut.
Ich wandte mich von der brutalen Szenerie ab und robbte schwerfällig durch die Tür, die mein Klagewolf aufgerissen hatte, bis ich die Phiole mit dem Wasser erkannte.
Mit letzter Konzentration ergriff ich sie und verlor sie aber sofort wieder, als ein elendiges Jaulen meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Ich sah wie Blut, rotes Blut, Fünkchens Blut ihr Fell benässte und dass ein Schattenwesen sich in ihr verbissen hatte. In ihrer Kehle.
"NEIN! FÜNKCHEN!"
komplett vergessend was ich hier wirklich brauchte, stieg trauer in mir auf und ich schrie vor trauer und entsetzen, während das Gläschen über den Boden aus dem Raum kullerte und dann gegen einen Stiefel stieß.
Dunkles Leder. Feine Verarbeitung und darüber eine silberne Hose. Das Schattenwesen wurde von Fünkchen abgerissen und ein weiterer, größerer Wolf wollte Kain gerade mitten ins Gesicht beißen, als dieser sich auflöste.
Schatten. Ducans Klagewolf.
Es waren seine Hände, die die Phiole aufhoben und dann in meine Richtung blickten. Direkt in mein Gesicht. Ich wusste nicht, was er sah, alles, was ich fühlte, war, dass ich meine letzte Kraft aufgebraucht hatte und ich selbst Tod nicht mehr dazu in der Lage war, wach zu bleiben.
"Lass es mich trinken", hauchte ich noch bevor Dunkelheit mich umfasste.
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