Von Rivalen und B-Elfe-R
Meine erste Woche zurück in Hogwarts verging wie im Flug. Im Zauberkunst-Unterricht war unsere Klasse letztes Jahr so gut vorangekommen, dass Professor Flitwick der Meinung war, uns zum Wiedereinstieg mit der fortgeschrittenen Kunst der Aufrufezauber belohnen zu können.
Einige der Slytherins, mit denen wir diesen Kurs belegten, hatten jede freie Sekunde der Stunde damit verbracht, zu stöhnen, wie schwer dieser Zauber doch sei, dass das mindestens Stoff für Viertklässler war und dass so etwas hoffentlich nicht in den Abschlussprüfungen drankommen würde. Ich hingegen, und auch Emily und Dan wie ich feststellte, hatten einen Heidenspaß daran, unsere Begabung für Zauberkunst auf die Probe zu stellen und an den Grenzen unserer Fähigkeiten zu kitzeln.
Am Ende der Stunde hatte Emily ihren persönlichen Vorrat an Schreibfedern um Zweihundertfünfundsechzig Prozent erhöht und Daniel und ich hatten ein paar Slytherins unbemerkt etliche Gummischnecken, Zucker-Federhalter und Säuredrops aus den Taschen stibitzt. Während Emily also nach dem Läuten am Ausgang des Klassenzimmers dutzenden Leuten mit knallrotem Gesicht und genuschelten Entschuldigungen ihre Schreibutensilien zurückgab, begann für mich und die anderen eine zuckerlastige Zeit.
In den folgenden Tagen kämpften Alfie, Joshua und ich in Kräuterkunde mit den gefräßigen Mäulern einiger Fleischfressender Pflanzen, langweilte ich mich während meiner ersten Alte Runen Stunde neben einer begeisterten Jessica Taylor beinahe zu Tode und rackerte mich in Verwandlung mit meiner dortigen Sitznachbarin Lauren Harris durch einen Berg in Käfer zu verwandelnder Knöpfe hindurch.
Trotz dieser Herausforderungen überwog bis Freitagmorgen mein Frohsinn, endlich zurück in Hogwarts zu sein. Nach dem Frühstück jedoch, begann sich das langsam zu ändern.
Auf dem Weg hinaus aus der Großen Halle, kreuzte zum x-ten Mal dieser Siebtklässler-Schönling und Kapitän der Quidditch-Mannschaft von Hufflepuff, Cedric Diggory, meinen Weg. Ich schnaubte verärgert und ließ ihn mit seinen großen Füßen an mir vorbeilatschen. Irgendwie schien dieser elende Wichtigtuer dauernd in meiner Nähe aufzukreuzen. Am Ravenclaw-Tisch, vor unserem Gemeinschaftsraum – überall wirkte er nur so auf mich zu lauern.
Neben mir lachte Fred Weasley, den ich bis dato noch gar nicht bemerkt hatte und klopfte mir verständnisvoll auf die Schulter. „Mach dir nichts draus, Luke.", lächelte er wissend, „Überall wachsen einem hier diese wohlduftenden und gutaussehenden Hindernisse aus dem Boden entgegen. Zum Glück arbeiten George und ich schon an einer federfreudigen Überraschung für diesen Diggory und seinesgleichen. Die Kanarienkremschnitten, die wir gerade entwickeln, werden echt ein Hit. Ich gebe dir Bescheid, wenn sie bereit für die Marktforschung sind.".
Er zwinkerte diabolisch, dann folgte er dem Strom der Menge aus der Großen Halle hinaus, zum Unterricht. Ich schwenkte in die andere Richtung davon und eilte mit etwas Verspätung hinter meinen Freunden durch das Tor und die Ländereien von Hogwarts hinab. Heute würde unsere erste Stunde Pflege Magischer Geschöpfe stattfinden und ich war wegen Fred und diesem Diggory jetzt spät dran.
Da fällt mir ein: Während ich hastig versuchte zur Gruppe meiner Klassenkameraden aufzuschließen, könnte ich euch schnell erzählen, warum Fred Weasley – ein Gryffindor aus der sechsten Klasse und ich – ein Drittklässler aus Ravenclaw, so vertraut miteinander sind. Nun ja, das Ganze ist tatsächlich eine sehr lustige Geschichte, also:
Fred, George und ich waren gerade zufälligerweise gemeinsam in Professor Dumbledores Büro bestellt worden, als mit einem Mal - ...
"Hey Luke!", ein gutes Stück vor mir hatte Lauren sich umgedreht und mich in der Ferne erspäht. Jetzt winkte sie mir freudig zu. Sie, Grace (die seit Dienstag wieder zum Unterricht erschien), Alfie und Daniel blieben stehen und warteten auf halbem Weg auf mich.
Scheint, als müsse meine Weasley-Geschichte wohl noch etwas warten. Grinsend joggte ich auf die anderen zu.
Ein paar Minuten darauf, vor der Hütte unseres Lehrers angekommen, machte ich erstmals Bekanntschaft mit Rubeus Hagrid. Eben Jener erklärte uns (selber sichtlich enttäuscht), dass er im vergangenen Jahr einige schlechte Erfahrungen mit Drittklässlern und fortgeschrittenen magischen Geschöpfen gemacht habe und wir deshalb langsam starten würden. Die versammelten Gryffindors und Ravenclaws nickten verständnisvoll – jeder in Hogwarts hatte letztes Jahr von dem Vorfall zwischen dem Hippogreif Seidenschnabel und diesem widerwärtigen Schleim-Kopf Draco Malfoy gehört.
Wir arbeiteten die Stunde hindurch also wenig spektakulär, aber zum Glück auch sicher, in kleinen Gruppen an verschiedensten Kästen, gefüllt mit Erde und Flubberwürmern. Es gab wenig zu tun und so quatschten Alfie, Ginny Weasley, Colin Creevey und ich an unserem gemeinsamen Kasten angeregt über das bevorstehende Trimagische Turnier, während wir alibi-mäßig ein wenig Salat zurechtschnitten und den Flubberwürmern in ihren kleinen Hals stopften.
Wie ich sehr schnell feststellen konnte, waren sich die Gryffindors relativ sicher, dass jemand aus ihren Reihen als Hogwarts Champion ins Rennen gehen würde. Ginny und Collin sprachen viel von Angelina Johnson, einer Jägerin des Gryffindor-Teams. Angelina war zwar erst in der 6. Klasse, allerdings würde sie rechtzeitig zum Turnierstart volljährig werden. Was weitere Kandidaten betraf, schien Ginny sich höchstens für Cedric Diggory (Alfie und ich wechselten einen vielsagenden Blick) zu erwärmen. Collin seinerseits bedauerte, dass der berühmte Harry Potter nicht am Turnier würde teilnehmen können.
Der Kreis der Favoriten schien aus Sicht meiner rot-goldenen Freunde sehr begrenzt. Alfie auf der anderen Seite sprach sich entschieden für Ravenclaws Quidditch-Kapitän Roger Davies aus. Ich dagegen war mir nicht so sicher, wer das Rennen machen würde. Es musste ja nicht unbedingt ein Flieger-Ass sein, oder?
An diesem Vormittag gingen wir uneinig auseinander. Bald schon sollten wir wissen, wer Hogwarts beim Trimagischen Turnier vertreten würde. Doch erst standen uns noch einige stürmische Wochen ins Haus.
Die ersten Wolken, Vorboten des Sturms, erreichten mich in unserem Klassenzimmer für Zaubertränke.
"Kannst du dir vorstellen, dass dieser verblendete Creevy tatsächlich meinte, Potter wäre ein besserer Hogwarts-Champion als Roger Davies?", frotzelte Alfie, während er Emily vor der Klassenzimmertür auf den neuesten Stand zum allgemeinen Turnier-Gossip brachte.
Em nickte nur geistesabwesend, die Nase tief in ihr neues Buch für Muggelkunde gesteckt.
Alfie sah hilfesuchend zu mir hinüber und ich schwöre, ich wäre ihm auch zur Seite gesprungen, wenn nicht genau in diesem Augenblick Professor Snape seine Hakennase aus dem Kerkerzimmer gestreckt hätte.
So begnügte ich mich mit einem knappen Kopfnicken in Snapes Richtung und raffte eilig meine Sachen zusammen. Im letzten Schuljahr hatte Professor Severus Snape das Spiel "Wer zu spät im Klassenzimmer ist, verliert 10 Punkte für Ravenclaw" erfunden (ein Spiel, dessen Regeln und Spaßfaktor allein ihm zugänglich zu sein schienen) und ich hatte keine Lust ihm gleich beim ersten Mal ins Netz zu gehen.
Zaubertränke entpuppte sich (wie erwartet) in die schlimmsten zwei Stunden der Woche. Gemeinsam mit den Hufflepuffs schwitzten wir über siedend heißen Kesseln und schnitten uns beim Zubereiten von Wurzeln und Knollen schmerzhaft in die Finger.
Auch die letzten Zuckerfederkiele, die wir den Slytherins in Zauberkunst abgeluchst hatten, konnten unsere Stimmung kaum heben. Die Dunkelheit des Kerkers verschluckte jeglichen Frohsinn und Snape erstickte jeden Funken von Spaß im Keim. Mit finsterer Miene huschte er durch die Gänge, bemängelte die Form von Jessica's Schlangenhaut-Schnipseln und Alfie's zerknitterte Buch-Seiten. Nur an Emily ließ er ein gutes Haar - sie arbeitete allerdings auch mit solcher Präzision, dass ihm seine Bosheit vermutlich vor Ekel im Halse stecken blieb.
Als der Professor sich gerade am anderen Ende des Kerkerzimmers über die Hufflepuffs hermachte, tippte Alfie mir auf die Schulter.
"Guck Mal, was ich im Pult gefunden habe.", flüsterte er hinter vorgehaltener Hand, während ihm seine lockigen Strähnen verschwitzt an der Stirn klebten.
Er öffnete seine andere Hand und offenbarte mir ein zerknittertes Stück Papier. BElfeR, prangte in schnörkeligen Lettern darauf.
"Mr. Price!", schnitt eine aalglatte Stimme durch den Raum, "Wenn sie so freundlich wären, Ihre Zettelchen auf meinem Pult abzulegen und sich anschließend wieder auf den Unterricht zu konzentrieren, wären wir Ihnen alle sehr verbunden. 20 Punkte Abzug für Ravenclaw. Und nocheinmal fünf Punkte Abzug für ihre Nachrichten-Eule Mr. Thomsen.".
Ich ließ resigniert die Schultern hängen und trottete nach vorne zum Pult.
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