Shai'tee der Goa'uld
Sie schloss die Augen, als auf den Trommeln die ersten Takte geschlagen wurden.
Ihr Mentor legte ihr die schwarze Robe über die Schultern und ließ eine Hand etwas länger auf ihrer Schulter verharren, als wolle er ihr Mut spenden.
Die Hand des Mannes verschwand und sie stieß die Flügeltüren des Tempels auf, in dem sie sich befand.
Als sie aus dem prunkvollen Gebäude trat, das seit zwei Jahren ihr zu Hause war, teilte die Menge sich und gab einen Weg frei der mit bunten, alten symbolen bemalt war.
Langsam setzte sie sich im Takt der Trommeln in Bewegung.
Der dünne, schwarze Umhang wehte ihr nach und rutschte beinahe von ihren schmalen Schultern.
Sie war die jüngste Shai'tee der Goa'uld, die jemals von den alten Göttern erwählt worden war.
Mit acht Jahren war sie im Ritual, welches alle zehn Jahre stattfand, als Kind der Goa'uld erwählt worden.
Zwei Jahre lang hatte sie sich auf die drei letzten Tage ihres Lebens im Tempel der falschen Götter vorbereiten können.
Heute trat sie den zweiten Tag des dreitägen Ritus an.
Langsam setzte sie im Takt der Trommeln einen Fuß vor den anderen und ignorierte ihren rasenden Herzschlag.
Als sie vor dem Kreis der Vorfahren kniete schwollen die Klänge der Trommeln an, als wollten sie einen unsichtbaren Feind vertreiben.
Kurz verharrte sie einen Moment, bevor sie sich langsam erhob, die alten Worte der Götter anstimmte und ihren Umhang von den Schultern streifte.
Ihre Stimme zitterte ein wenig während sie die fremdartigen Wörter sang, die wohl nur ihre Götter verstehen konnten.
Ihr Mentor trat hinter sie und sang, gemäß dem Ritus, die letzten Zeilen des Eides gemeinsam mit ihr.
Als ihr Gesang verklungen war, waren nur mehr die rythmischen Klänge der Trommeln zu hören.
Ihr Mentor schob ihre langen Haare zur Seite und sie senkte den Kopf als sie seine Finger in ihrem Nacken spürte.
Die Kälte der schwarzen Farbe, mit der der Mann die alten Symbole auf ihre Haut zeichnete, jagte ihre eine Gänsehaut über den Körper.
Die alten Symbole, für Leid, Schmerz, Hoffnungslosigkeit und Verlust, würden am Ende des Ritus ihren Nacken, ihren Rücken, der von dem knappen Kleid entblößt wurde, ihre Arme, Beine und ihr Gesicht schmücken und die bunten Zeichen von Frieden, Freude und Unbekümmertheit vom vergangenen Ritus überdecken.
Als ihr Mentor das Ritual beendet hatte neigte sie den Kopf vor ihm und er küsste ihren Scheitel, genauso wie es der Ritus vorschrieb.
Plötzlich erwachte der Ring der Vorfahren zum Leben und ihr Mentor zog sie vom Podest auf dem das Geschenk ihrer Vorfahren stand, damit sie nicht von dem Strudel, der aus dem Ring hervorschoss, verschluckt wurde.
Die Krieger ihres Stammes bildeten schützend einen Kreis um sie, die Menschen die dem Ritual begewohnt hatten knieten sich in einer unterwürfigen Geste hin.
Doch kein Goa'uld trat, dank ihrer Opfer, durch den Kreis, sondern vier Fremde.
Sie rief die Krieger zurück, die vor der Auserwählten den Kopf neigten und zurück zu ihren Plätzen gingen.
Langsam trat sie vor die Fremden, ihr Mentor wich nicht von ihrer Seite.
Höflich neigte sie den Kopf vor den Fremden und breitete die Arme aus.
"Willkommen", sie sah einem der Männer direkt in die Augen.
"Nette Begrüßung", meinte der Mann.
"Kommt", ihr Mentor legte ihr eine Hand auf die Schulter," Ihr könnt dem Ritus beiwohnen. Bitte habt etwas Geduld es dauert nicht mehr lange. Danach haben wir Zeit zu reden."
"Ok", der Mann zuckte mit den Schultern und deutete den anderen ihm zu folgen.
Die Klänge der Trommeln setzten wieder ein, während die Fremden sich an den Rand der Menge stellten.
Eine junge Frau kam langsam zu ihnen auf das Podest und trug das glänzende Ritusmesser auf einem Samtpolster.
Das Blut wich aus ihren Wangen, während sie beobachtete wie ihr Mentor der Frau dankte und das Messer erfürchtig an sich nahm.
Sie schluckte schwer, als er sie sanft umdrehte und ihr abermals die Haare aus den Nacken strich.
Während er wieder den fremden Sing Sang anstimmte neigte sie den Kopf.
Zwei Jahre lang hatte sie sich auf den Schmerz vorbereiten können, doch sie fühlte sich alles andere als bereit dafür.
Sie presste die Lippen fest zusammen als sie die Klinge im Nacken spürte.
Doch es half nichts gegen den Schmerz der sich in ihrem Körper ausbreitete. Leise schrie sie auf und kniff die Augen zusammen.
Zitternd keuchte sie auf als ihr Mentor die Klinge von ihrer Haut nahm und ein schwarzes Tuch auf ihre Wunde presste, die die Brandmarke der falschen Götter darstellen sollte.
Noch etwas zittrig verbeugte sie sich vor dem Ring der Vorfahren während ihr Mentor ihr den Umhang wieder auf die Schultern legte.
Die Klänge der Trommel erstarben und die Menge murmelte die üblichen Worte, bevor sie gingen.
Erst als sich die Menge zerstreut hatte, trat sie von dem Podest und führte die Fremden in den Tempel.
"Was hat es mit diesem Ritual auf sich?", der Mann mit den längeren Haaren sah fragend auf sie hinab.
"Es ist ein Ritual das alle Zwölf Jahre stattfindet. Eine Opfergabe an unsere Götter, damit sie uns vor den Goa'uld schützen", fing sie an zu erklären während ihr Mentor, ihre Wunde säuberte,"Alle zehn Jahre wird eine Shai'tee Goa'uld von unseren Göttern erwählt..."
"Ein Kind der Goa'uld?", unterbrach der Fremde sie.
"Ja. Nachdem man erwählt wird tritt man in das religiöse Leben der falschen Götter ein. Man setzt sich mit deren Sitten auseinander und bereitet sich auf den dreitägigen Ritus vor", nahm sie den Faden wieder auf und war froh dadurch Ablenkung von den Schmerz zu finden," Während dieser Zeit ist man vollkommen abgeschirmt von der Welt. Für meine Familie bin ich vor zwei Jahren gestorben und verweile schon bei den Göttern. Mein Mentor wird zu meiner Familie und zu meinem engsten Vertrauten, da er mich auf meinem letzten Weg begleitet."
"Auf deinem letzten Weg?", der Anführer der Fremden schien geschockt," Das heißt du stirbst?"
"Ja", sie nickte,"Das Ritual dauert drei Tage. Am ersten Tag, werde ich mit den alten Rune für Freude gezeichnet. Am zweiten, das ist heute, durchlebe ich das Leiden, das die Goa'uld über unser Volk gebracht hat, werde mit den Runen für Leid und mit der Narbe der falschen Götter gezeichnet. Der letzte Tag ist auch mein letzter. Ich werde mit den Runen für Hoffnung gezeichnet und opfere meinen Körper und mein Blut dem Ring der Vorfahren in dem mich dessen Welle in den Schoß der Götter holt."
"Und ihr macht das als Schutz vor den Goa'uld?", fragte der Anführer.
"Ja und es hat uns Jahrhunderte von Frieden beschert", antwortete ihr Mentor an ihrer Stelle.
"Das ist doch Irrsinn", sagte der Fremde," Solche Opfer schützen euch nicht vor den Goa'uld."
"Dieser Ritus ist fest in unserem Glauben verankert", entgegnete ihr Mentor scharf," Er hilft uns serwohl."
"Nein das tut er nicht", der Mann schien seine Meinung nicht ändern zu wollen,"Wie alt ist sie? Neun oder Zehn Jahre? Ihr verurteilt sie zum Tode."
"Es ist eine Ehre für zwei Jahre den Titel der Shai'tee zu tragen", erwiderte sie ruhig.
"Wenn ihr dem Ritual beiwohnen wollt seid ihr herzlich willkommen", ihr Mentor klang wütend," Aber ihr könnt uns unseren Glauben nicht nehmen."
"Wir können euch helfen", entgegnete der eine Mann mit den langen Haaren,"Wir können Freunde sein, dann wären eure Opfer nicht mehr nötig."
Wortlos deutete ihr Mentor zur Tür, doch der Fremde senkte nur den Kopf.
***
Ihr Herz schlug wie wild als sie abermals vor dem Ring stand um ihre letzte Reise anzutreten.
Die Runen für Hoffnung und Erlösung kühlten ihre Haut und ihr Mentor stimmte den alten Sing Sang an während er abermals das Messer entgegen nahm.
Seine letzten Worte schrie er laut, als er ihre rechte Hand in die seine nahm und mit dem Messer über ihre Handfläche fuhr sodass sie sich einen leisen Aufschrei kaum unterdrücken konnte.
Trotzdem nahm sie das Messer entgegen und stimme selbst den Sing Sang an.
Zitternd schnitt sie sich in die andere Handfläche um führ die schlimmen Taten zu büßen, die sie unter der Herrschaft der Goa'uld begangen hatten.
Während sie das Messer zu Boden gleiten ließ, erweckte ihr Mentor den Ring zum Leben.
"Ihr müsst das nicht tun!", rief plötzlich einer der Fremden und sie hielt im singen inne.
Der Mann mit den langen Haaren wurde von seinen Kollegen zurückgehalten.
Sie ignorierte die Worte des Fremden und drehte sich mit klopfenden Herzen zum Ring um.
Fest ballte sie die Hände zu Fäusten, damit ihr Blut sich mit dem unzähliger Shai'tee vor ihr auf dem Podest vermischen konnte.
Kurz bevor der Ring vollkommen zum Leben erwachte schrie sie die letzten Worte mit brüchiger Stimme in den Himmel.
Doch ihr Schrei vermischte sich noch mit dem eines anderen.
"Nein!", wieder der Fremde, doch es war sowieso zu spät.
Der Ring erwachte zum Leben und sie trat dicht vor ihm.
Der Strudel schoss hervor und würde sie in den Schoss ihrer wahren Götter geleiten.
Alle Ängste und Zweifel, die sie jemals gehabt hatte waren fort.
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