Unbekannt/ 18. Kapitel
»Du weißt was du zu tun hast, oder?« fragte mich die vertraute Stimme meines Vaters und ich nickte. Auch wenn ich mich anfangs dagegen gesträubt habe weiß ich, dass wir ihnen ja nichts schlimmes antun wollen. Wir brauchen nur ihre Hilfe, nichts weiter.
Ich lief aus seinem Büro heraus und die Atmosphäre wechselte Mal wieder von der gemütlichen Stimmung, die seine Holzeinrichtung ausstrahlte zu dem bedrückenden Gefühl, welches man immer hat wenn man durch die dunklen eisernen Flure geht. Die Wände sind aus grauem Metall, es gibt kein Tageslicht und im Abstand von ca. 5 Metern sind auf beiden Seiten Türen welche zu etlichen Laboren führten. Durch kleine Fenster konnte ich sogar in die Labore reinsehen.
Ich lief an einem Labor vorbei, welches beleuchtet war. Eine Frau stand an einem Tisch und sah durch ein Mikroskop. In einem anderen Raum konnte man kaum noch durchs Fenster sehen, da es so mit Pflanzen zugewachsen war. Der nächste Raum war zwar dunkel, doch bei genauerem hinsehen erkannte man, dass einige Flüssigkeiten in Gefäßen leuchteten.
Ich weiß nichtmal genau was wir hier tun, mir bleibt jedoch nichts anderes übrig als hier zu bleiben. So war es schon immer und so wird es vermutlich auch immer bleiben.
Der Alltag hier, gerade als ich noch ein Kind war, war schrecklich. Leute tauchen auf, manchmal freunde ich mich sogar mit ihnen an, doch wenige Tage später sind sie meist wieder verschwunden. Ich hatte nie das Previleg von Freunden. Außer meinen Eltern, meiner Schwester und manchen Angestellten bleibt niemand hier lange. Warum sollte man das auch wollen? Nachdem ich mein ganzen Leben hier verbracht habe kann ich nämlich sagen, dass es ziemlich langweilig ist.
Ich habe die Welt da draußen nie sehen können, jedoch muss sie einfach schöner sein als das hier. Ich lief weiter und stoppte vor dem Zimmer meiner kleinen Schwester Eve.
Ich öffnete leise die Tür und trat hinein. Sofort kam mir der Duft von Blumen entgegen. Ihr ganzes Zimmer war mit Blumen und Sträuchern bewachsen. Ihr Boden bestand aus Gras und hier und da flogen ein paar Schmetterlinge herum. Eve war verschieden im Gegensatz zu mir. Sie war das fast gelungene Experiment, während ich ein Unfall war.
»Was willst du?« fragte Eve mich, als sie um die Ecke lief. Bei jedem ihrer Schritte neigten sich die Gänseblümchen, die auf dem Boden wuchsen in ihre Richtung und ein Schmetterling landete sanft auf ihrer ausgestreckten Hand.
»Ich brauche deine Hilfe.« sagte ich und sie sah verwirrt zu mir auf.
»Wobei?« Es geschieht selten, dass ich sie um einen Gefallen bitte, doch sie schien sich auf eine seltsame Art und Weise darüber zu freuen.
»Innerhalb der nächsten Tage sollen ein Junge und ein Mädchen hierher kommen. Dad hat gesagt, dass sie sehr wichtig sind. Wir sollen alles vorbereiten, damit sie nicht so schnell verschwinden wie alle anderen und sich hier wohlfühlen.« erzählte ich ihr und ihre Mundwinkel glitten nach unten.
»Du weißt, dass ich keinen Kontakt mehr zu den Leuten haben will, die hierher gebracht werden. Nach der Sache mit.. du weißt schon wem.. solltest du dich alleine um sie kümmern. Ich will sie nicht kennenlernen. Das weißt du.« sagte sie und drehte sich gekränkt um.
»Eve bitte. So wie Dad geredet hat.. er hat erzählt das sich durch die beiden alles verändern könnte. Wir wollen nur ein paar Tests durchführen und dann sollen sie uns weiterhelfen können.
»Bist du echt so naiv? Wir werden ihr Leben zerstören. Wir werden ihnen wehtun. Sie werden uns nicht helfen und das will ich auch garnicht. « Zum Ende ihres Satzes sprach sie immer leiser. Der Schmetterling flog von ihrer Hand und sie sah ihm nach. »Mach was du willst, aber erwarte nicht von mir, dass ich dich irgendwie unterstütze«
»Eve, bitte..«
»Geh. Verschwinde jetzt!« unterbrach sie mich gereizt und ich sah sie noch einmal intensiv an, bevor ich mich umdrehte und aus ihrem Zimmer ging.
Ich lief ein paar Zimmer weiter und öffnete die Tür zu unserem Gewächshaus. Wie ich es mir gedacht habe:
Die Blumen ließen schlapp ihre Köpfe hängen und die Pflanzen waren zum größten Teil braun und nicht grün.
Eve weinte.
Ich wünschte ich könnte die Person finden, die ihr das angetan hat, doch ich kann es nicht. Vielleicht sind dieser Junge und das Mädchen meine einzige Chance von hier zu verschwinden und die Person dafür umzubringen.
Tief in meinem Inneren weiß ich das Eve Recht hat: Wir könnten ihr Leben damit zerstören. Ich will es nicht, nein, doch wenn ich mich dafür, oder dafür niemals den Himmel sehen zu können entscheiden müsste weiß ich, dass ich was das angeht egoistisch bin.
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