Cassidy/ 20. Kapitel
»Nick. Du musst jetzt gehen.« sagte ich lachend, während ich probierte mich aus seinen Armen zu winden. Er hatte hier geschlafen und ich habe mir extra einen Wecker auf 8.30 Uhr gestellt. Mein Vater kommt jeden Morgen um 9 in mein Zimmer um mich zu wecken, weshalb es höchste Zeit wird, dass er verschwindet.
»Ich bin aber noch müde.« jammerte er mit geschlossenen Augen und drückte meinen Rücken weiterhin fest an meine Brust.
»Ach komm schon.« sagte ich, bevor ich es entgültig schaffte mich zu befreien und mich aufsetzte.
Sofort griff er wieder nach mir, doch ich schaffte es, ihm auszuweichen. Er öffnete seine Augen und stützte sich auf seinen Unterarmen auf. Er legte seinen Kopf schräg und lächelte leicht.
»Aber nur weil du es bist.« sagte er und stand auf. Wir hatten uns nicht umgezogen, weshalb er genau die gleichen Sachen trug wie gestern, doch seine Haare waren noch verwuschelter, als sie es normalerweise eh schon sind.
Ich stand auch auf und stellte mich vor ihn. Er sah entspannt aus. Glücklich. Ich freute mich, dass er wohl genauso gut drauf ist wie ich.
»Pass auf dich auf, ja? Du bist mir echt wichtig.« sagte ich und legte meine Arme um seinen Nacken.
»Ich habe dich nicht verdient.« antwortete er und küsste mich sanft, während er seine Arme um meine Taille schlang.
»Wir sehen uns heute Abend.« sagte ich und bis mir auf die Lippe, während ich zusah wie er durch mein Fenster herauskletterte. Ich schloss es hinter ihm und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, während ich die Augen schloss und über die letzten Stunden nachdachte. Gott, ich bin ihm echt verfallen.
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»Ich bin kurz Brötchen holen!« rief ich meiner Mutter zu und verließ unsere Wohnung.
»Guten Morgen, Rebeka.« grüßte ich glücklich die Frau an der Rezeption, welche mir leicht zulächelte, bevor ich auch das Gebäuder verließ.
Die Sonne war schon aufgegangen und strahlte hell auf die Straße vor mir. Ich habe ein Lächeln auf den Lippen, das ich irgendwie nichtmehr loswerde. Leise summend lief ich auf dem Gehweg und strahlte vor mich hin. Nick hat mich geküsst, ich esse gleich leckere Brötchen und die Sonne scheint auch noch. Es war perfekt. Ein leichter Wind wehte um meine Beine und ließ meinen weißen Rock um meine Oberschenkel flattern. Ich holte mir meine Kopfhörer aus der Tasche und begann Musik zu hören. Ich seufzte zufrieden, als die Töne in meine Ohren strömten. Der Wind wurde immer stärker und ich begann glücklich mich im Kreis zu drehen.
Ich vergaß alles um mich herum. Es war mir egal, dass mich Leute beobachten. Es war mir egal, dass sie mich für verrückt erklären könnten. Von der schüchternen Cassidy aus dem kleinen Dorf in Michigan war in den Moment nichtmehr viel übrig. Das hier ist die selbstbewusste, glückliche Cassidy aus Lupi. Die Cassidy, die sich nicht herunterkriegen und das Wort verbieten lässt. Die Cassidy, die sich nicht darum schert, was andere über sie denken könnten. Die Cassidy, die dazu steht dass sie anders ist und es sogar anfängt zu mögen.
Ich mag diese Cassidy. Sie weiß, dass es langsam Zeit wird wirklich zu leben. Natürlich war ich auch glücklich in Michigan, doch tief im Inneren habe ich mich dafür gehasst wie ich bin. Jetzt weiß ich, dass ich stark bin. Diese Erkenntnis traf mich genau in diesem Moment, doch eigentlich hat es schon in dem Moment angefangen, als ich unser Auto verlassen und Sol gesehen habe. Hier gehöre ich hin. Und ich weiß, dass ich das kleine Dorf und besonders meine Freunde vermissen werde, doch ich werde dafür kämpfen hier zu bleiben.
Ein Poltern neben mir ließ mich aus meinen Gedanken schrecken. Ich sah zur Seite und erkannte einen jungen Mann, wahrscheinlich Mitte 20, der fluchend Dinge, die über seine ganze Veranda verteilt lagen, wieder zurück in einen Karton packte. Ich zog mir die Kopfhörer aus den Ohren und blieb stehen.
»Brauchen sie Hilfe?« fragte ich und lief ohne auf eine Antwort zu warten auf ihn zu. Er lächelte leicht als er mich sah und ließ zu, dass ich ihm Half die Sachen aufzuheben.
Er sah gut aus, keine Frage, doch ich konnte garnicht darüber nachdenken wie mein Leben mit einem anderen wäre. Wenn ich an meine Zukunft denke, dann sehe ich nur Nick.
»Danke dir. Ich ziehe gerade neu hier her und bin heute irgendwie nicht ganz bei der Sache. Ich bin Dan.« sagte er und hielt mir die Hand hin.
»Cassidy.« sagte ich und ergriff seine Hand.
»Schön dich kennenzulernen. Könntest du mir vielleicht einmal helfen die restlichen Kartons reinzubringen?« fragte er mich und ich lächelte als Antwort.
»Natürlich.« Ich griff einen der Kartons, die auf seinem Rasen standen und trug sie in den Flur des Hauses. Mir ist das Haus hier noch nie vorher aufgefallen, doch mit seiner langen weißen Veranda und der roten Fassade war es eigentlich ziemlich auffallend. Ich stellte den Karton ab und sah wieder hoch.
Plötzlich spürte ich einen Lappen auf meinen Lippen und meiner Nase und eine Person, die meinen Rücken fest an sich drückte. Ich probierte wegziehen laufen, doch sein Griff war viel zu fest, um mich irgendwie zu wehren.
Der Lappen war nass und stank scheußlich, sodass ich nur den Schmerz in meiner Nase spürte, bevor mir langsam die Augen zufielen. Ohne noch irgendeine Kontrolle über meinen Körper zu haben sackte ich in den Armen der Person hinter mir zusammen.
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