Cassidy/ 12. Kapitel
Meine Stimme verließ meinen Mund bevor ich es verhindern konnte. Ich habe diesen Jungen noch nie in meinem Leben gesehen, doch trotzdem wusste ich sofort wer er ist. Er war größer als ich ihn mir vorgestellt habe und seine braunen Haare vielen ihm durcheinander ins Gesicht. Er schien total aufgebracht zu sein.
Er drehte sich zu mir und wir starrten uns einige Sekunden einfach nur an, bevor ich instinktiv anfing zu lächeln. Als er das sah glitten auch seine Mundwinkel nach oben.
»Cassidy« hauchte er und ohne darüber nachzudenken lief ich auf ihn zu und zog ihn an mich. Sofort schloss er seine Arme fest um mich und ich ließ bei dem Gefühl zufrieden meine Augen zufallen.
Sicherheit.
Ich hatte das Gefühl, das mir in diesem Moment nichts passieren könnte und es nichts anderes auf der Welt gibt, bis auf uns beide.
Leider unterbrach uns ein ungeduldiges Räuspern der Empfangsdame Rebeka, welche ich in der letzten Stunde bereits kennengelernt habe. Ich zuckte von Nick zurück und er kratzte sich nervös am Hinterkopf.
»Ähm.. es ist okay Rebeka, er gehört zu mir.«
Aufeinmal fiel mir der Junge hinter ihm auf, welcher mich schüchtern anlächelte. Ich lächelte zurück und erkannte, dass er wohl zu Nick gehört.
»und er auch«fügte ich daher hinzu und nickte Rebeka zu, bevor ich die Jungs an ihr vorbei in mein ,erstmal, neues Zuhause führte.
»Meine Eltern sind Dinge mit dem Rat klären und haben meinen Bruder und seine Mate mitgenommen. Das heißt wir sind alleine hier.« erzählte ich ihnen, bevor ich die Tür zu unserem Appartment öffnete, dass die Sol Lupi uns zur Verfügung gestellt haben.
Nachdem ich den Ärzten hier versprochen habe, dass es mir gut geht, durfte ich den Krankenabteil des Hauses verlassen und sie haben mich zu meiner Familie in dieses Appartment gebracht. Sie stellen hier für außergewöhnliche Wölfe aus aller Welt einen Platz zur Verfügung, wenn sie diesen benötigen. So haben sie es mir jedenfalls erzählt.
Wir betraten die Eingangshalle, welche für meinen Geschmack viel zu modern eingerichtet ist. Die Sofas in der Mitte des Raumes bestanden aus weißem Leder und die Küche, welche am anderen Ende des großen Raumes lag war ganz aus weißem Marmor. Es sah schön aus, keine Frage, aber ich glaube ich bin einfach mehr an die Holz-Optik gewöhnt.
Einige Momente herrschte bedrückende Stille bevor sich der Junge neben Nick räusperte und mich anlächelte.
»Schön dich kennenzulernen, Cassidy. Ich bin Evan, Nicks Bester Freund.« sagte er und schaute dann zu Nick. Dieser war jedoch garnicht bei der Sache und sah gedankenverloren auf die Fliesen.
»Also.. ich müsste Mal auf die Toilette« sagte er schnell und stupste Nick dabei an.
»Die Treppe hoch und dann links.« sagte ich und zeigte auf die Treppe, welche zur Empore führte. Er nickte kurz und ließ uns dann alleine.
»Du warst vorgestern schon bei mir, oder? Warum bist du nicht da geblieben?« fragte ich ihn und setzte mich auf eines der weißen Ledersofas.
»Es tut mir leid. Ich.. habe einige Probleme und das letzte was ich will, ist dich damit zu belasten. Was ist passiert gestern? Ich habe euer Haus gesehen.« antwortete er und setzte sich neben mich. Er starrte mich intensiv mit seinen blauen Augen an und ich musste einfach zur Seite schauen.
»Glaub mir.. ich habe auch einige Probleme und sollte dir erst einige Dinge über mich erzählen, bevor du entscheidest ob du das hier wirklich willst.« sagte ich und er griff nach meiner Hand, bevor er sie überrascht wieder wegzog.
»Es tut mir leid.«murmelte er und richtete sich wieder etwas auf.
»Schon gut.« antwortete ich und griff nach seiner Hand, um sie mit meiner zu verschränken. Er lächelte zufrieden und sah mich dann an. Auf andere würde diese Situation vielleicht unangenehm wirken, doch ich fühlte mich seltsam geborgen bei ihm.
»Erzähl es mir. Ich werde zuhören.« schlug er vor und ich nickte.
»Meine Mutter beherrscht drei Elemente und mein Vater auch eins. Damit sind alle vier vereint. Meine ganze Kindheit dachte ich, dass ich kein Wolf bin, genauso wie mein Bruder, da wir keine Anzeichen hatten, doch letzte Woche hat er seine Mate gefunden. Eigentlich sind wir nur deshalb hierhergefahren, aber dann kam das mit mir dazu. Ich habe nur weil ich Angst um meinen besten Freund hatte ein Erdbeben ausgelöst und heute aufgrund von Trauer ein Zimmer überschwemmt. Ich kann die Elemente kontrolieren ohne ein Wolf zu sein. Das glauben sie zumindest.« erklärte ich ihm und er schaute mich irritiert an.
»Du kontrollierst vier Elemente?« fragte er mich überrascht.
»Naja.. nicht bewusst und bisher auch nur Erde und Wasser. Sie denken das es mit meinen Emotionen zusammenhängt. Wahrscheinlich ist Luft Freude und Feuer Wut. Das ist aber noch nicht klar. Was ist mit dir? Was macht dich besonders Nick Roberts?« fragte ich ihn provozierend und spielte dabei auf sein Gespräch mit Rebeka an.
Er lächelte kurz, bevor er zu einer Antwort ansetzte: »Meine Mum und mein Dad sind Alpha und Luna von ganz Lupi. Und ich bin ihr ältester Sohn, dessen Geburt sie wohl am liebsten rückgängig machen wollen würden. Doch auch wenn sie es nicht wollen muss ich wohl eines Tages Alpha werden.« sagte er bedrückt und mich überraschte, wie offen er bereits mit mir redete, obwohl wir uns garnicht kannten. Doch er vertraute mir wohl genauso sehr wie ich ihm.
»Willst du es denn nicht?«fragte ich ihn, doch ein Kopfschütteln war seine einzige Antwort.
»Hast du jemandem von mir erzählt?« fragte er mich und ein Kopfschütteln war nun auch die einzige Antwort die ich ihm gab. Ich meine, meine Mum war dabei als ich seinen Namen sagte, also ahnt sie es vielleicht, da sie weiß wie Luke und Kenzie es erfahren haben, doch erzählt habe ich es ihr nicht.
»Gut, denn es darf auch niemand erfahren.« sagte er leise und ich zuckte bei seinen Worten zusammen. So schön das Gefühl war bei ihm zu sein, desto schlimmer war das Gefühl welches ich jetzt bekam.
»Wieso denn nicht?« fragte ich verwirrt und zog meine Hand aus seiner.
»Vertrau mir, bitte. Es ist wichtig, dass es niemand weiß. Du darfst es keinem erzählen« sagte er und ich bin mir nicht sicher wieso, doch seine Worte verletzten mich. War ich ihm etwa peinlich? Hat er vielleicht eine Freundin und will mich deshalb verheimlichen? Oder hat er einfach keine Lust auf mich und es ist ihm doch zu anstrengend.
Er schien wohl meinen gekränkten Gesichtsausdruck zu bemerken, weshalb er wieder nach meiner Hand greifen wollte, doch ich zog sie weg und stand auf.
»Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst.« sagte ich und mit war in dem Moment klar, dass ich gerade überreagiere, doch alleine die Vorstellung, dass er nicht will, dass die Leute von mir wissen, verletzte mich. Ich will nicht sein kleines Geheimnis sein.
»Cass.. bitte.« sagte er, stand auf und ging auf mich zu, doch ich wich zurück.
»Ich möchte, dass du jetzt gehst.« sagte ich daher erneut, obwohl mein Herz genau das Gegenteil wollte.
»Was hab ich denn hier verpasst?« hörte ich die Stimme von Evan hinter mir, weshalb ich mich zu ihm drehte und er verwundert in mein Gesicht sah.
»Tut mir leid, aber könnt ihr bitte gehen?« sagte ich und schniefte einmal.
Oh Gott, du kannst doch jetzt nicht anfangen zu heulen, Cassidy. Ich schaffte es zum Glück meine Tränen zurückzuhalten, während Evan nickte und mit Nick den Raum verließ. Ich drehte mich nicht um, sodass ich Nick nichtmehr ins Gesicht sah, doch er sagte kein Wort mehr.
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