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So stand der plan also. Sobald meine Schicht vorbei wäre, würde ich los gehen um mit Thompson zu sprechen. Abends hielt er sich immer unten am Hafen auf und rauchte auf seinem geliebten Kutter eine Zigarre. Sein kleines Fischerboot war wirklich sein ein und alles, quasi ein richtiger Familienersatz und dieses kleine Ritual, zum Abschluss eines jeden Tages, macht er schon so lange ich denken kann. Den Moment der Sentimentalität könnte ich also gut nutzen um mit ihm zu reden, doch zuerst musste ich die Schicht hier hinter mich bringen und wenn möglich auch überleben. Die Zeit verging heute glücklicherweise allerdings recht schnell. Am Nachmittag kamen doch tatsächlich viele Leute, auch teilweise neue Gesichter, was auf Touristen hinwies. Durch die ganze Rennerei und die Bedienungen verging die Zeit tatsächlich wie im Flug. wenigstens fand ich in meiner Mittagspause ein klein wenig Zeit für Nathan. Über meinen Plan schwieg ich allerdings. Es fiel mir zwar ein wenig schwer ihm nichts zu erzählen, aber so war es wohl besser.
Am Abend ließ ich ihn in dem Glauben Nachhause zu gehen und verabschiedete mich kurz von ihm. Da er in eine komplett andere Richtung als ich musste, musste ich auch nicht befürchten ihm später über die Füße zu laufen. Zumindest nicht, wenn er Zuhause bleiben würde, aber das konnte ich ja leider nicht wissen. Zwar war es schon ein wenig gemein ihm nichts zu sagen, aber irgendwie gefiel es mir so auch eindeutig besser. Zwar war ich unglaublich froh mich wieder mit ihm vertragen zu haben, aber irgendetwas stinkt da doch zum Himmel! Auch, was Nathaniel angeht. In meinem Kopf surrten tausende Gedanken hin und her, prallten aufeinander und ließen mich einfach keine Ruhe finden. Es ist wirklich schrecklich anstrengend und ermüdend ohne Pause, durchgehend an alles mögliche denken zu müssen und dann auch noch keinen dieser verdammten Puzzlesteine mit einem anderen zusammenfügen zu können. Dieses merkwürdige Verhalten der Leute, diese seltsamen Wahnvorstellungen und der mysteriöse Mord mussten doch irgendeine logische und rationale Erklärung haben. Legenden sind ja nichts weiter als Gruselgeschichten, die sich die Leute früher ausgedacht haben um ihren Kindern angst zu machen. Mehr steckt da sicher nicht dahinter, denn womit bringt man sein Kind denn am besten zum Gehorchen, als mit gruseligen Monstern, die einen ausweiden, von innen nach außen verflüssigen oder gleich mit Haut und Haaren am Stück fressen? Richtig, mit guter Erziehung, aber darauf braucht hier wirklich kein Kind zu hoffen.
Mit einem leichten Seufzer schloss ich das Café ab und überließ es nun sich selbst. Über Nacht sollte hier sicherlich nichts passieren, falls doch ist es jedenfalls nicht meine Schuld. Gähnend und mit Augenringen über die man hätte stolpern können machte ich mich auf den Weg zu dem kleinen Hafen am anderen Ende des Dorfes. Der Weg dort hin war ein klein wenig verwinkelt. Als Tourist hätte man ihn ohne genaue Wegbeschreibung wohl nicht direkt gefunden, dafür lag er viel zu versteckt. Vorbei an dem 'kleinen' Friedhof musste man durch ein kleines Waldstück laufen, nicht sonderlich groß, aber als Fremder dennoch ideal dafür geeignet sich einfach zu verlaufen. Nirgendwo befanden sich Straßenschilder, Wegweiser oder andere Anhaltspunkte. Nur ein kleiner Trampelpfad mit den Spuren mager durchgelaufener Pferdekutschen erweckte wenigstens den Anschein einem Weg zu folgen. Zuzüglich kam hinzu, dass der kleine Abschnitt nicht ausgeleuchtet war und das dichte Nadeldach der Bäume kein Mondlicht hindurch ließen. So musste ich altmodisch auf eine Taschenlampe zurückgreifen.
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