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Parker hingegen war da wirklich das krasse Gegenteil. Abgesehen davon, dass er sich wirklich überall einmischt und gut das doppelte von Thompson auf die Wage brachte, ist er wirklich unfreundlich. Sobald hier auch nur im Ansatz etwas vor sich geht, weiß er es schon und hat es überall erzählt. Nunja, ob seine Geschichten stimmen bleibt allerdings fraglich. Vieles war nun wirklich weit hergeholt, total überspitzt oder schlicht und einfach erfunden. In seiner Gerüchteküche brodelte es immerzu gewaltig, doch irgendwann arrangiert man sich auch mit sowas.
Sein gezwirbelter Schnauzer war wie der Rest seiner Erscheinungsform, ungepflegt und fettig. Der dicke Stummel einer aufgerauchten Zigarre rundete sein komplettes Erscheinungsbild ab. Nicht gerade der angenehmste Kunde.
Leicht seufzend trat ich mit Nathan ein und sah mich etwas um. Die Luft war diesmal ein wenig angenehmer. Viel frischer als sonst, als hätte man gerade erst gelüftet. Sogar der Boden war sauber, nicht mehr so verklebt und schmutzig wie sonst. Die letzte Schicht musste nach Ladenschluss wohl noch gründlich sauber gemacht haben. Schon etwas erschreckend, wenn man bedenkt, dass die Alte sich hier auch ohne putzen pudelwohl fühlt. Schauber machen sah sie nie so wirklich gerne.
Leicht seufzend sah ich zu Nathan hoch, während sein Blick musternd zu den zwei getrennt sitzenden Männern glitt. Er musste nicht lange bleiben, nur ein klein wenig, das wusste er aber. "Hast du schon eine Idee was ich dir bringen kann? Geht auch auf mich", fragte ich leise und lehnte mich ein wenig gegen ihn. Parker wurde auf und aufmerksam und musterte uns beide recht grinsend. "Eines deiner hübschen Blaubeertörtchen und einen schwarzen Kaffee, Kleine."
Mit höchster Zärtlichkeit gab er mir einen Kuss und strich sanft meine schwarzen Haarsträhnen aus meinem Gesicht, ehe er sich an genau den Platz setzte, an welchem er saß, als ich ihn das erste Mal gesehen habe.
Glücklich lächelnd lief ich hinter den Tresen und zog mir meine Schürze über. Die Blicke der zwei Idioten waren mir völlig egal. Sollte Parker ruhig Gerüchte über uns verbreiten.
Mit extra viel Mühe und Sorgfalt bereitete ich seine Bestellung zu und brachte sie ihm glücklich an den Tisch. Sein Schmunzeln über meine Geste ließ meine Wangen leicht rot werden. So beugte er sich kurz darauf rüber zu meinem Ohr und hauchte mit seiner tiefen, rauen Stimme ein leises 'Danke' hinein. Mein Herz pochte wie wild und drohte fast stehen zu bleiben. Nathan wusste genau wie er mich völlig aus dem Konzept bringen konnte. Ich musste mich dringend wieder konzentrieren, denn nun mussten allerdings auch die anderen zwei Gäste bedient werden, danach konnten Nathan und ich endlich die Papiere durchgehen. Als die zwei jedoch zu ihrer Bestellung befragt wurden, lautete die Antwort bei beiden 'Alkohol', was mir eigentlich hätte klar sein müssen. Ihnen brachte ich allerdings nur ein einfaches Bier und setzte mich zu meinem Liebhaber. "Ich habe jetzt ein wenig Zeit. Wir sollten nachschauen was da alles dabei ist."
Er nickte und nahm einen Ordner mit den eingehefteten Blättern aus seinem Rucksack. Heute morgen beim Frühstück hatte er alles eingeheftet und die Blätter auch jeweils in durchsichtige Plastikhüllen gesteckt, so konnten die zwei idioten hier erstens nichts sehen und zweitens ging nichts verloren oder kaputt. Einige der Blätter waren vergilbt und porös, was sie ziemlich empfindlich für allerlei Umwelteinflüsse machte.
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